Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Zeitung — 1824

DOI chapter:
No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0754

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Zuſammenküunfte; die allgemeinen waren mit den ſo-
genannten allgemeinen Burſchentagen verbunden.
Unter der „ehceimen Leitung dieser Vereine ſtand
auf jcder der gedachten Universitäten die Burſchen-
ſ.h)afi oder ſogenannte Allgemeinheit. Von den Mit-
gliedern der grcheimen Vereine, welche letztere die
unbekannten nächſten Obern der Burſchenſchaft wa-
ren, befanden ſich allemal einige im Vorſtande , des-

ſen übrigen Miigliedern die Vereine nicht bekannt .

' waren; die Vereine ſtanden zur Burſchenſchaft in
eben dem Verhältniſſe, in welchem der geheime Bund
ſich zu dem Vereine befand ; die Burſchenſchaft diente
den leizteren zu eben den Zwecken, zu welchen dieſe
dem Bunde beſtimmt waren. Die erſten Grundzüge
der Zwecke, welche in bekfonderer Beziehung auf
Deuiſchland, in den geheimen HYereinen theorer
tih behandelt wurden, : und zu deren peracti-
ſcher Behandlung der geheime Bund geſchlofe-
ſen war: Gleichheit, Freyheit und Einheit, wur-

den in ihrer unbeſtimmten und daher gefährlichen

Algemeinheit, in der Burſchenſchaft entwick.lt, und
die einzelnen Mitglieder dafür empfänglich gemacht.

Actenmäßig haben die ſogenannten Leſezirkel in die-

ſer Beziehung besonders nachtheilig gewirkt. Sie

wurden von drn einzelnen Mitgliedern des Bundes

und der Vercine, zum Theil auch der Burſchenſchaft
gemeinſchaſ1lich mit einer kleinen Anzahl von Mit-
gliedern der letzieren gehallen, und in denſelben
Schriften, welche zur Verbreitung der Bundesgrund-
sätze brſonders geeignet waren, vorzügli.h die berüch-
tigten Ludenſchen Vorlesungen über Politik, gelcſen
und commenlirt, und dabey Abſtufungen unter den
Studirendcen, nach Maßgabe ihrer Vorſchritte in die-
ſen Grundſätzen, beobachte. So ſind z. B. im vo-
rigen Jahre in Halle im erſten Leſe - Curſe Fries,

Ludens, Jahns und dergleichen Schriften, im zweho

ten aber die ſpaniſche Cortes- Conſtitution und deren
Commentarien geleſen woeden.

Es liegt hiernach von ſclbſt vor, daß die ganze
deutiſche academiſche Jugend in Beziehung auf poli-
tiſche Grsinnungen und Anhänglichkeit an Fürſt, Va-
terland und Verfaſlung, und in Rückſicht auf Haß
gegen allcs Beſtehende und auf den thörichten Irr-
wahn, zu deſſen Verbeſſerung und Umſturz berufen
zu ſcyn, unter dem unmittelbaren Einsluß eines, den
vollen Thatbeſtand des Hochverraths in ſich vereini-
genden und die gewaltſamſten Mittel zulaſſenden ge-
heimen revolutionären Bundes ſtand. Dieſer Einfluß
war um ſo ſichererer , als dieſer geheime Bund nicht

allein auf allen Stufen der obgedachten revolutionnä-

ren Hierarchie Mügiicder hatte, ſondern auch einige
Zeit uzr den allg meinen Burſchentagen ſich verſam-
wmete, um diejenigen Beſchltſſe vorzubereiten, welche
auf den Burſchenſagen genommen werden ſollten und

pon demſclben allen Vurſchenſchaſten als Gescte pur

bliclrt wurden.
Oùicgß war aecienmäßig der Zuſtand des geheimen
Bundréweſins von Anfang des Jahres 1g821 bis
zum Schluſſe des vorigen Jahres, und werde ich Ew.
Ty aug wol lgeboren darüber gerne diejenigen nähern

Mittheilungen machen, welche für Sie ein besonde-
res Intereſſe haben können.

Schweizer Gränze, den 30. Juni.

Der preußiſche Geſaudie hat der Regierung von Ba-
ſel den königlichen Befehl mitgetheilt, welcher den
preußiſchen Angehörigen verbietet auf der dortigen
Universität zu ſtudiren. Was die Regierung von Ba-
sel geantwortet habe, weiß man nicht, aber ſo viel,
zr mu kein preußiſcher Angehdriger zu Ba-
el ſtudirt.
j Die Eniſchädigungen der ehemaligen Hauptleute im
neapolitaniſchen Dienſt ſind mit 73,992 Dueaten
( raäir vermuthen aber, es mochten wohl ſtatt Duca-
ten Ducati zu lefen sſeyu, was einen nitht kleinen
Unterſchied macht, jene ſind 3 fl. dieſernur. 2 fl.)
anerkannt. – Der groß. Rath des Kantons Frey-
burg ſoll dieſe Unterhandlung für ein ganzes Bauail-
lon in den neapolitaniſchen Dienſt beſchloſſen haben.

Nachdem dem großen Rath von Si. Gallen einige
Brdenklichkeiten in Bezug auf die Bisthumsbulle ge-

hoben worden, hat derſeibe einmüthig beſchloſſen, ,der

kleine Rath sey beauftragt, die päbſtliche Bulle fur
jezt und ſür alle Zukunſt cinzig für den katholischen
Thell des Landes und dergeſtalten in Vollziehung und
Anwaundung ſetzcn zu laſſen, daß der erſte Artikel der
Kantionsverfaſſung ungefährdet gehandhabt, und die
daherigen Rechte und Freyhciten der evangeliſchen
Canfeſſſon und ihrer Bekenner, so wie die Ausübung
ihres Goltesdienſtes unter dem geſetzlichen Schutze
des Siaats ſtets unverlctzt erhalten werden.. Auch
wurde der kleine Rath ermächtigt, etwelche Kanio-
nalgebäude iu den Umgebungen der Domtirche an
die katholiſche Admiuiſtrat on zum Beheſfe der biſchdf:

lichen und Capitalar Wohnungen zu veräuſſirn.

; "iP ar i.êt, den 12. Juli. ;
Das Glück w ndet ſich 1ägiich mehr von Herrn von
Villele weg ; er ſtdÿt allerwäris in der ödffenilichen
Meinung, in der Magziſtratur, in den Kammern
auf jene edle Unabhängigkeit, die man in den Her-
zen der Franzosen nie erſtikt und drr die Schwingen
wachſen, wenn ſie Widerſtand findet. Will er herr-
ſchen, ſo muß es mit ihr, nicht gegen ſte geſchehen.

( Journal des Debats. )

Eines unserer Blätter theilte unlängst eine Neero-
lozie über den kürzlich verſtorbenen Cardinal Bauſſet
mit. Horute ſchreibt ihm einer seiner Abonnenten:
.„E. lauben Sie mir zu Ihrem biographiſchen Artikel
Über dun Cardinal Bauſſct noch hinzuſügen zu dür-
fen , daß er als Biſchoſf von Ulais in fciner Didceſe
eine große Zahl von Proteſtanten zählte, und ihnen,

.

wie den Katholiken Gefühle von Achiuug und Liebe

vinzufldßcn wußte, und von beiden gleich sehr: bewri-
net wird. Ein Prot eſtant au s d em Gar ddes-
pa rice men t. '

Lon do n, den 28. Juni.

Cin offi iell:s Schreiben aus Washington von Herrn
Joſeph Silv' ster Rcbello meldet, daß am 26. May
 
Annotationen