Mannheimer Zeitung — 1824
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0766
DOI Kapitel:
No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0766
- Einband
-
No. 1 - No. 31 (1. Januar - 31. Januar)
-
No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
-
No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
-
No. 92 - No. 120 (1. April - 30. April)
-
No. 121 - No. 151 (1. May - 31. May)
-
No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
-
No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
-
No. 212 - No. 242 (1. August - 31. August)
-
No. 243 - No. 272 (1. September - 30. September)
-
No. 273 - No. 303 (1. October - 31. October)
-
No. 304 - No. 332 (2. November - 30. November)
-
No. 333 - No. 362 (1. December - 31. December)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
ſich Antheil daran zu nehmen. Die franzöſiſchen und
ſpaniſchen Behörden waren von diesen Planen uns-
terrichtet, und es gelang ihnen bald, dieſelben uns
wirkſam zu machen. Einige der bekannteſten Chefs
der Unzufriedenen wurden verhaftet, und unter fran-
zöſiſcher Etcorte nach Barcellona transportirt, wo ſie
eiaſtweilen auf dem Montjouy in Verwahrung blei-
ben. Andere haben ſich geſlüchtet. Der früher ſchon
nach Madrid abgeführte General Capape war nur
ein Agent dieser Parthey, der nach dem Impuls des
Saragoſſer Uusſchuſſes handelte. Dieser iſt jetzt ge-
ſprengt, und da die Zahl der dortigen franzöſiſchen
Trupp.n verſtärkt worden, ſo hat man keine Beſsorg-
niß vor ferneren Unruhen in Arragonien, so lange
der Zuſtand der Dinge derselbe bleibt. Im ſüdlichen
Catalonien herrſcht gleichfalls noch einige Gährung,
deren Haupisitz Tarragona iſte. Es war wieder zu
unruhigen Auftritten daſelbſt gekommen, wobey meh-
rere vormalige Conſtitutionelle ermordet wurden. Der
Grneral- Capitän von Barcelona hat ſich cilig dahin
begeben. Auch ſollticen Truppen dahin aufbrechen.
So eben erfährt man , daß der bckannte Erminiſter
Victor Saez zu Tarragona angekommen iſt, wohin
er verwieſen wurde. Mehrere ſeiner eifrigſten An-
p su ger ſollen ſich gleichfalls daſelbſt cingefunden ha-
en.
Liſſſa bon, den 13. Juni.
(Beſchluß. )
Die Vergleichung zwiſchen dem 27. May 1823 und
dem 39.. April 1824 in der Proclamation iſt eine
Schande für die portugieſiſche Sprache. Seit wann
iſt es gleich, ob man eine lange beſtehende, aner-
kannie Regierung oder eine Faction über den Haus-
fen wirft ? Wie ganz verschieden benahm ſich das
diplomaiiſche Corps damals und ietzt ! In der Pro-
clama.ion hieß es, die Maßregel ſey genommen wor-
den, um die peſtilentialiſche Secte der Freymaurer
zu vernichten. Aber beſtand denn nicht das Gesetz
geger sie in voller Kraſt, und wurden nicht täglich
Personen „ die der Freymaurerey angeklagt waren, be-
ſiratt oder entlaſſen, wie Recht und ( Heſch es er-
heiſchte ? War jenes Verfahren nicht illegal, ein Ver-
gehn gegen die K. Rechte, ein Vorwurf gegen die
Richter. In dem Schreiben des Prinzen an den Kdr-
nig. heifßt es: Der Prinz habe die Armee zu den
Waſfen gerufen, nachdem er die aufrichtigen Wüne-
ſche guter Portugiesen angehört habe. Gute Portu-
gieſen! Hätte ich ſie gekannt , ſo würde er nicht die
weggeſchickt haben , die ihm unausgeſctzt den Rath
gaben, ſeinem crlauchten Vater zu gehorchen und ſich
gänzlich deſſen ſouverainem Willen gemäß zu betra-
yen. Konnten es gute Portugieſen seyn, welche die
Urmee, die das Schild des Reichs ſcyn ſoll, ge brau:
chen wollten, um. die Ruhe deſſeiben zu ſtdren, die,
ſtait ihrem Unterthanen Eid gikreu zu ſeyn, auf Re-
f.rm, Revolutionen und Verbrechen bedacht waren ?.
Wenn die Uebel, von denen in der Proclamation
die Rede war, wirkich exiſtiren, wenn Se. Maieſtät
von ſchlechten Rathgebern umgeben warcn und ihren
freyen Willen nicht hatten; an wen hätte man ſich
denn beſſer wenden können, als an den edelherzigen
Monarchen ſelbſt, der Ales zum Beſten seines Lan.
des thut ? Mußte ein verſchiedenes Verfahren nicht
offenbar nachtheilige Folgen haben? Die Truppen
konnten nicht anders handeln , als sie gehandelt ha-
ben ; sie mußten ihrem Chef Folge leiſten und deß:
halb erklärten Se. Majeſtät auch in ihrer Procla-
mation vom g. May , daß sie ,, ihre Pflicht ‘“ geihan
hätten. Doch iſt andrerseits auch nicht der nachthci-
lige Einfluß einer Militärmacht auf politiſche Ber-
hältniſſe zu verkennen, wie er ſich zuerſt bey der Re-
volution von Oporto am 214. Auguſt kund that. Es
giebt im ſocialen Zuſtande zwey Arten von Gesetzen ;
das Gesetz der Gerechtigkeit und das der Gewalt;
allcin letzteres iſt nicht immer der Gehülfe der er-
ſteen NUrmeen müssen ſters als die zwingende Ge-
walt in den Händen der Regenten angesehen wer-
den. Geſstaitete man ihnen die Regierungen zu mo-
deln, ſo würde es mit der ſocialen Ordnung bald
aus ſeyn. In einer wohlorganiſirten Societät dür-
fen nur zwey Arten von Macht anerkannt werden;
die weseniliche , die allcin dem Souverain zuſteht,
und der man blindlings gehorchen muß, die delegirte,
der man relativ die Achtung ſchuldig iſt, welche dere
delegirenden gebührt. Die Portugieſen müſſen alſo
die große Achtung , der ſie allen und jedem Zweige
des Hauſes ſchuldig sind, nicht mit dem binden Ge-
hacorſam verwechseln, den allein, der Souverain vers
langen kann. War es nicht höchſt tadelnswerth, daß
in den von dem Prinzen unterzeichneten Documen-
ten dieſelben Dinge gegen die K Regierung ausge-
ſprochen waren, als 1n den Actenſtückea der Rebellen
vom 24. Auguſt? Kann man die Trennung Bra-
ſiliens dem Kdnige zur Laſt legen, der alles Mdgli-
<e gethan hat, um eine Ausgleichung, eine erneus
erte , feſte Verbindung zu Stande zu bringen? Und
wenn dieß nicht gelungen, glaubte man es durch Cin-
kerkerungen, Verbannungen und Morde, ohne ge-
ſetzliche und gerich.liche Formen zu erreichen? Wie
weit würde der Genius des Böſen gegangen ſecyn,
wie welt der Geiſt des Aufruhrs und der Anarchie
ſich verbreitet haben, wenn Se. Mai. nicht am g.
May an Bord des Windſor- Caſtie gegangen waren,
der, wie es scheint, ausdrücklich zu dieſem Zwecke im
Tajo ſtationirt war. Da der König wahrnahm, daß
ſein Decret vom z. May nichts gefruchtet hatte und
einſah, wie ndihig milde und friedliche Maßregeln
bey dieſem unruhigen Zuſtande der Ration wären,
ſo verlor er keine Zeite Im Hafen lagen portugieſi-
ſche Schiſfe, wo er ohne Zweifel Loyalität und Er-
gebenheit gefunden haben würde; da aber die Facr
tion vieler braven portugi-ſiſchen Officiere Namen auf
der von ihr angefer1igten Liſte verzeichnet hatte, in-
dem sie denſclben Betrug anwandte, mittelſt deſſen
ſie am Z30 Upril Furcht in Betreff des geheiligten
Lebens des Kbnigs verbreitet, um einen Vorward
zu einem Bürgerkriege zu erhalten, so ſchifften si h
Se. Mai. in Begleituug aller fremden Geſand en,
von dernen Sie die ſchmeichelhafieſten B. weiſe dir
ſpaniſchen Behörden waren von diesen Planen uns-
terrichtet, und es gelang ihnen bald, dieſelben uns
wirkſam zu machen. Einige der bekannteſten Chefs
der Unzufriedenen wurden verhaftet, und unter fran-
zöſiſcher Etcorte nach Barcellona transportirt, wo ſie
eiaſtweilen auf dem Montjouy in Verwahrung blei-
ben. Andere haben ſich geſlüchtet. Der früher ſchon
nach Madrid abgeführte General Capape war nur
ein Agent dieser Parthey, der nach dem Impuls des
Saragoſſer Uusſchuſſes handelte. Dieser iſt jetzt ge-
ſprengt, und da die Zahl der dortigen franzöſiſchen
Trupp.n verſtärkt worden, ſo hat man keine Beſsorg-
niß vor ferneren Unruhen in Arragonien, so lange
der Zuſtand der Dinge derselbe bleibt. Im ſüdlichen
Catalonien herrſcht gleichfalls noch einige Gährung,
deren Haupisitz Tarragona iſte. Es war wieder zu
unruhigen Auftritten daſelbſt gekommen, wobey meh-
rere vormalige Conſtitutionelle ermordet wurden. Der
Grneral- Capitän von Barcelona hat ſich cilig dahin
begeben. Auch ſollticen Truppen dahin aufbrechen.
So eben erfährt man , daß der bckannte Erminiſter
Victor Saez zu Tarragona angekommen iſt, wohin
er verwieſen wurde. Mehrere ſeiner eifrigſten An-
p su ger ſollen ſich gleichfalls daſelbſt cingefunden ha-
en.
Liſſſa bon, den 13. Juni.
(Beſchluß. )
Die Vergleichung zwiſchen dem 27. May 1823 und
dem 39.. April 1824 in der Proclamation iſt eine
Schande für die portugieſiſche Sprache. Seit wann
iſt es gleich, ob man eine lange beſtehende, aner-
kannie Regierung oder eine Faction über den Haus-
fen wirft ? Wie ganz verschieden benahm ſich das
diplomaiiſche Corps damals und ietzt ! In der Pro-
clama.ion hieß es, die Maßregel ſey genommen wor-
den, um die peſtilentialiſche Secte der Freymaurer
zu vernichten. Aber beſtand denn nicht das Gesetz
geger sie in voller Kraſt, und wurden nicht täglich
Personen „ die der Freymaurerey angeklagt waren, be-
ſiratt oder entlaſſen, wie Recht und ( Heſch es er-
heiſchte ? War jenes Verfahren nicht illegal, ein Ver-
gehn gegen die K. Rechte, ein Vorwurf gegen die
Richter. In dem Schreiben des Prinzen an den Kdr-
nig. heifßt es: Der Prinz habe die Armee zu den
Waſfen gerufen, nachdem er die aufrichtigen Wüne-
ſche guter Portugiesen angehört habe. Gute Portu-
gieſen! Hätte ich ſie gekannt , ſo würde er nicht die
weggeſchickt haben , die ihm unausgeſctzt den Rath
gaben, ſeinem crlauchten Vater zu gehorchen und ſich
gänzlich deſſen ſouverainem Willen gemäß zu betra-
yen. Konnten es gute Portugieſen seyn, welche die
Urmee, die das Schild des Reichs ſcyn ſoll, ge brau:
chen wollten, um. die Ruhe deſſeiben zu ſtdren, die,
ſtait ihrem Unterthanen Eid gikreu zu ſeyn, auf Re-
f.rm, Revolutionen und Verbrechen bedacht waren ?.
Wenn die Uebel, von denen in der Proclamation
die Rede war, wirkich exiſtiren, wenn Se. Maieſtät
von ſchlechten Rathgebern umgeben warcn und ihren
freyen Willen nicht hatten; an wen hätte man ſich
denn beſſer wenden können, als an den edelherzigen
Monarchen ſelbſt, der Ales zum Beſten seines Lan.
des thut ? Mußte ein verſchiedenes Verfahren nicht
offenbar nachtheilige Folgen haben? Die Truppen
konnten nicht anders handeln , als sie gehandelt ha-
ben ; sie mußten ihrem Chef Folge leiſten und deß:
halb erklärten Se. Majeſtät auch in ihrer Procla-
mation vom g. May , daß sie ,, ihre Pflicht ‘“ geihan
hätten. Doch iſt andrerseits auch nicht der nachthci-
lige Einfluß einer Militärmacht auf politiſche Ber-
hältniſſe zu verkennen, wie er ſich zuerſt bey der Re-
volution von Oporto am 214. Auguſt kund that. Es
giebt im ſocialen Zuſtande zwey Arten von Gesetzen ;
das Gesetz der Gerechtigkeit und das der Gewalt;
allcin letzteres iſt nicht immer der Gehülfe der er-
ſteen NUrmeen müssen ſters als die zwingende Ge-
walt in den Händen der Regenten angesehen wer-
den. Geſstaitete man ihnen die Regierungen zu mo-
deln, ſo würde es mit der ſocialen Ordnung bald
aus ſeyn. In einer wohlorganiſirten Societät dür-
fen nur zwey Arten von Macht anerkannt werden;
die weseniliche , die allcin dem Souverain zuſteht,
und der man blindlings gehorchen muß, die delegirte,
der man relativ die Achtung ſchuldig iſt, welche dere
delegirenden gebührt. Die Portugieſen müſſen alſo
die große Achtung , der ſie allen und jedem Zweige
des Hauſes ſchuldig sind, nicht mit dem binden Ge-
hacorſam verwechseln, den allein, der Souverain vers
langen kann. War es nicht höchſt tadelnswerth, daß
in den von dem Prinzen unterzeichneten Documen-
ten dieſelben Dinge gegen die K Regierung ausge-
ſprochen waren, als 1n den Actenſtückea der Rebellen
vom 24. Auguſt? Kann man die Trennung Bra-
ſiliens dem Kdnige zur Laſt legen, der alles Mdgli-
<e gethan hat, um eine Ausgleichung, eine erneus
erte , feſte Verbindung zu Stande zu bringen? Und
wenn dieß nicht gelungen, glaubte man es durch Cin-
kerkerungen, Verbannungen und Morde, ohne ge-
ſetzliche und gerich.liche Formen zu erreichen? Wie
weit würde der Genius des Böſen gegangen ſecyn,
wie welt der Geiſt des Aufruhrs und der Anarchie
ſich verbreitet haben, wenn Se. Mai. nicht am g.
May an Bord des Windſor- Caſtie gegangen waren,
der, wie es scheint, ausdrücklich zu dieſem Zwecke im
Tajo ſtationirt war. Da der König wahrnahm, daß
ſein Decret vom z. May nichts gefruchtet hatte und
einſah, wie ndihig milde und friedliche Maßregeln
bey dieſem unruhigen Zuſtande der Ration wären,
ſo verlor er keine Zeite Im Hafen lagen portugieſi-
ſche Schiſfe, wo er ohne Zweifel Loyalität und Er-
gebenheit gefunden haben würde; da aber die Facr
tion vieler braven portugi-ſiſchen Officiere Namen auf
der von ihr angefer1igten Liſte verzeichnet hatte, in-
dem sie denſclben Betrug anwandte, mittelſt deſſen
ſie am Z30 Upril Furcht in Betreff des geheiligten
Lebens des Kbnigs verbreitet, um einen Vorward
zu einem Bürgerkriege zu erhalten, so ſchifften si h
Se. Mai. in Begleituug aller fremden Geſand en,
von dernen Sie die ſchmeichelhafieſten B. weiſe dir