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Mannheimer Zeitung — 1824

DOI Kapitel:
No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0771

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Herren gehen zu weit in ihrer Muthmaßung sagen
wir. Frankreich hat Spanien die rechtmäßige Re-
gierung aufs neue zugetheilt ohne ein Dorf für sich
zu behalten. JIturbide wird lange warten müſſen,
bis er auch nur einen Franzoſen unter ſciner Fahne
erblicken wird.
Lo nd o n, den 3. Juli. j
(Durch außerordentliche Gelegenheit.)

Das Sinken der Fonds dauert fort : Die Conſolidirte

zu 3 PCt. ſtehen heut 945
Der Courier ſchreibt dieſes Fallen den Nachrichten
aus Liſſabon zu, welche melden, der König von Por-
tugal verlange von England tractatenmäßig Trups-
pen.
f Der Globe und Traveller ſtimmen dieser Meinung
bey, Die portugiesiſche Regierung sagen ſie, über-
zeugt, daß ihre Armee Ihrer Unsitlichkeit halber nichts
mehr tauge , sey entſchloſſen , sie zu verabſchieden,
und elne neue aufzuſtellen, und so lange, bis dieſes
ins Werk gerichtet ſey, habe man bey unserer Ree
gierung um einige Truppen , zur Aufrechthaltung
der Ruhe, nachgeſucht. England werde daher zu die-
sem Behufe 6000 Mann Hanoveraner nach Portugal
ſenden, und zwar mit vdlligem Einverſtändniſſe sei-

ner Alliirten, die solches dem Zwecke der dſfentlichen

Ruhe angemeſſen fänden.

Gestern wurde bey dem Minister Canning eine

groſie Rathsverſammlung gehalten, die 3 Stunden
. dauerte.

Die Times enthält einen Brief vom Bruder des
angeblichen Sohns Ludwigs XVI. folgenden Inhalts ;
Derjenige, der in der Zeitung von Washington vom
19 May eine öſf.n1liche Proteſtation einrücken licß,
iſt mein leiblicher Bruder. (Vergl. M. Z Nr. 183.)
Victor iſt sein Taufname, das Jaÿr 1790 sein Ge-
burtsjahr und Ermezat, im Depariement Puy de-
Dome gelegen, ſein Geburtsort. Er trat im Jahre
1807 in Kriegsdienste, erhielt mehrere Wunden, von
denen die ſchwerſte am Kopfe ihm eine Verſtands-
Zerrüttung zuzog. Ich will lieber dieses bekannt

machen, als daß man ihn für einen Betrüger halte..

Fin I. 1816 erbte er nach dem Tode seines Vaters

ein beträchtliches Vermbgen, welches er in 3 Jahren

durchbrachte. Clnes Tags überſchritt er das Jagd-

gebot und wurde von Gensd’'armen, von denen er

einen verwundete, aufgefangen. Nach ausgeſtandenem.

3 monatlichen Gefängniſſe, wollte er mir nach Ame-

rica folgen,, wo ich bey den Independenten diente.

Zu Havannah aber erlitt er von Seite des Gouver-
neurs so viele Unannehmlichkeiten, daß er vollends
ſeinen Verſtand verlor. Er war übrigens der Mann
p dere qu: anderen Umſtänden ſeine Familie
gruen qs U t uz 1824:
M. Perſsat,
Ritter der Ehrenlegion und
Excapitän der Cavallerie.

Rom,, den 19. Juni.
Die Kräfte Sr. Heiligkeit des Pabſtes kommen ſci-

nem Eifer und Muthe nicht gleich.

Man hat wit
Besorgniß bemerkt, daß er während des Fronleich-
namsfeſtes ſchr angegriffen war. Er ſoll sogar auf
dem Puncte geweſcn seyn, der Selbſtverrichtung der

beschwerlichen Ceremonien dieſes Toges zu ents-

sagen. Um aber 20,000 Einwohnern vom Lande, die
zu dieſer Zeit nach Rom wollen, ihre Freude nicht
zu rauben , entschloß er sich doch dazu j
Obgleich ſich die Niederlage der Räuber beſtätiget,
ſo erfährt man doch jeden Tag einen neuen Zug von
ihrer Verdorbenheit und von der Schwäche der Mit-
tel, die man ihnen entgegenſtclke Sie hatten die
Kühnheit einen Kampf von zwey Stunden, mit et-
nem beträchilicheu Corps von Linicntruppen auszus
halten; wahr iſt es, daß nach einem zweyſtündigen
Kleingewehrfeuer kein Tropfen Blut vergoſſen und
kein einziger Gefangener gemacht wurde. Die Mit-
tel des Cardinals Pallota , gegen die Ränber, ſchei-
nen deßhalb unzulänglich zu seyn. Es iſt die Rede

von einer Abänderung und der Hr. Cardinal ſoll ber

reits eingeladen worden seyn darum anzuhalten.

Auf der Gränze des Kirchenſtaats gegen Neapel,
fingen die Räuber unlängst einen öſterrcich. Kriegs-
Commiſſär, Lieutenant und einen dſterr. Courier auf,
und bedeuteten ihnen ,. ſte würden nicht eher ihre
Freyheit wieder erhalten, bis sie 10,000 Scudi erlegt
hätten. Glücklicherweiſe kamen aber von mehreren
Seiten Truppen an, und die Räuber flohen, nach-
dem mehrere getddtet worden waren. Die Reisenden
erhielten ihre Freyheit wieder,

Zu Ravenna iſt es dem Cardinal Rivarola gelun-
gen, die Mörder des unglücklichen Grafen Matteucci
zu entdecken; man hat ſich bis jetzt aber nur eines
einzigen davon bemächtigen können, der nächstens ver-
urthcilt werden wird..

M a dr i d, den 1. Juli.

( Auf auſserordenlilichem Weege. )
Der Mitiſter der Gnade und Gerechtigkeit hat an
den Ober - Polizey- Director einen Befehl des Königs
erlaſſen, wodurch Se. Maj. b:kannt macht, daß die-
jenigen Individuen, welche, aus falſcher Auslegung
des Amneſtiedecrets, nach Madrid zurückgekehrt sind,
ſich hierzu mit. einer Spectalerlaubniß zu versehen
haben.. ?

Der Marineminiſter hat vom Generalcommandane
ten von Porioricco folgende officiele Nachrichlen,
dailirt vom 15. May erhalten.

„Ich überſchike Euer Excellenz die umſtändliche
Beſchreibung der durch die Waffen des Königs, un-
ſers Herrn, in dem Königreiche Santa - Fe errunge-
nen Vortheile, dcſsſen Truppen die Haupiſtadt, sowie
die Provinz Maracaibo besetzt haben. ;

Die nach und nach erlittenen Niederlagen des Vo-
livar in Peru waren uns ſchon zu Ohren gekommen.
Ein treuer Spanier, Namens Vincent Perra, ein
ſehr verſtändiger, allen Glauben verdienender Mann,
kam von Maraeaibo an, das er erſt. im vorigen
Monate verlassen hatte. Er hat mir die umſtändlich-
ſten Angaben. über die Schwäche der Macht und.
 
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