Mannheimer Zeitung — 1824
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DOI Kapitel:
No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
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- Einband
-
No. 1 - No. 31 (1. Januar - 31. Januar)
-
No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
-
No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
-
No. 92 - No. 120 (1. April - 30. April)
-
No. 121 - No. 151 (1. May - 31. May)
-
No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
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No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
-
No. 212 - No. 242 (1. August - 31. August)
-
No. 243 - No. 272 (1. September - 30. September)
-
No. 273 - No. 303 (1. October - 31. October)
-
No. 304 - No. 332 (2. November - 30. November)
-
No. 333 - No. 362 (1. December - 31. December)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
burg vorgelegt, der um die Befähigung für die Ad-
vocaten bittet, ihre Clienten unentgeldlich zu verthei-
digen, im Falle dieſe arm ſind. Die Petition ſelbſt
wurde auf den Antrag des Juſtizminiſters zwar bee
ſeitigt, Über den Advocatenunfung kam während
der Discussion aber doch manches zur Sprache, was
nicht gerade in den Wind geſprochen ſeyn wird. So
ſagte z, B. Hr. v. Puymaurin : „„ wenn eine Rechts-
ſache einmal beym Appellationsgericht anhängig ges-
macht werde, dann sey von dem Fond nicht mehr
die Rede, der gehe für lauter Accidenzien der Avoués
auf. Der Scandal, der damit getrieben wird, ſey ſo
groß, daß man ſogar einen Avoué nenne, der in eine
eingereichte Schrift ohne weitern Veranlaß, mehr als
fünfzehn Sei'en von der rdmiſchen Geſchichte aufge-
nommen. Ueber die Vorwürfe, die man ihm darüber
machte, bemerkte er: habe doch ſein College in der
Gegenſchrift das Leben Alexanders citirt!!
Aus dem ſüùüdlichen Frankrelch,
den 1. Julf.
Nachdem manzu Madrid und Cadix eine Zeitlang lauter
Siegesnachrichten aus Peru bekannt gemacht, und die
Wiedereroberung dieſes Landes als cine unzweifelhafte
Sache betrachtet hatte, iſt man jetzt gendthigt, einen
Theil dieſer Nachrichten zurückzunehmen und einzu-
giſtehen , daß die Lage der Angelegenheiten für Spa-
nien nicht so günſtig iſt, als man verbreitet hatte.
Zwar behauptet man noch immer , daß im Laufe des
verfloſſenen Winters die ſpaniſchen Truppen in Peru
ausgezeichnete Vortheile erkämpft hätten, allein man
ſcheint einzugeſtehn, daß sie noch nicht im Beſitz von
Lima ſich befinden. Was hingegen die ſpaniſche Re-
gierung in nicht geringe Verlegenheit ſetzt, iſt die
Nachricht von verdächtigen Unterhandlungen, die zwi-
ſchen dem Vicekduig Laſerna und dem General Bolt-
var angeknüpft und offenbar gegen das Intereſſe des
Mutterlandes gerichter ſind. Der Vicekdnig Laſerna
und General Canterac, der uuter ihm die Truppen
befehligt , ſind Anhänger der Cortes gewesen, und
haben den Vorschlägen Bolivar's Gehör zu geben an-
gefangen, ſobald sie von dem Einrücken der franzde
ſiſhen Truppen in Spanien, und von der gefährli-
<en Lage der Cortes die erſte Kunde erhielten. „Man
fürchtet nunmehr , ſie werden ſelbſt die Unabhängig-
keit von Peru befördern und durch ihren Einfluß den
größten Thiil der Truppen vom Murlterlande abs
trünnig machen. Es verlautet sogar, Laſerna habe
die Proclamation des Königs, aus Puerto Maria
datirt , nicht bekannt machen wollen, ob ſie ihm gleich
officisll zugeſch>t worden. Wenn ſich dies beſtäiigt,
ſo kann man seinen Abſall als zuverläſſsig anſsehn..
9Mehnliche Nachrichten waren bereits früher aus Eng-
laud gemeldet worden, hatten aber damals in Spa-
nien keinen Glauben gefunden; man betrachtete ſie
als eine Erfindung der Independenten in America
und der Radikalen in England. Jetzt werden sie wohl
mehr Eindruck machen, da sie durch Cadixer Berichte
beſtätigt sind. Die Regierung hat sich daher beeilt,
einen neuen Vicekdnig für Peru zu ernennen. Dieſe
wichtige Stelle wurde , auf Vorſchlag des Miniſte-
ſteriums , vom König dem Baron d'’Eroles verlie-
hen, der zwar keine besondere Neigung zeigt, die-
ſelbe anzunehmen, ſich aber dieſer Verpflichtung nicht
wird entziehen können. Dadurch bewirken die Mini-
ſter zugleich die Entfernung des Barons, den ſie be-
argwohnen, daß er mit der Parthey der apoſtoli-
schen Junta im Einverſtändniß ſtehe, und eine Stelle
im Conſeil zu erhalten trachte. Baron d’Eroles ſoll
allein abreiſen, bevor die ſchon lange angekündigte,
aber noch immer nicht organiſirte Erpediiion unter
Segel gehen kann. Er dürfte bey seiner Ankunft in
Südamerica die Sachen in einem kritiſchen Stande
finden. Inzwiſchen ſind es die Kolonialangelegenhei-
ien nicht allein, welche das ſpaniſche Miniſterium in
Verlegenheit ſeßen ; die apoſtoliſche Junta macht ihm
neuerdings zu ſchaffen, und geht noch mit mehr
Kühnheit zu Werke, ſeitdem die Regierung ihre be-
deutendſten Chefs, welche allerley Rücksichten beob-
achten mußten, von Mabrid und aus deſſen Nähe
entfernt hat. Man behauptet, daß da Ihre Intriguen
fruchtlos geblieben sind, sie nunmehr eine revolutio-
näre Bewegung eingeleitet habe , die aber glücklicher-
iweiſe entdeckt worden ſey.
Lo ndon, den 6. Juli.
Man liest Folgendes in der Morning- Chronicle:
Der Ködnig von Portugal, nach allem was vorgefal-
len war, überzeugt, daß er nicht auf seine Truppen
zählen könnte, hat natürlich einen fremden Beiſtand
in Anspruch nehmen müſſen. Er wendete ſich an-
fangs an den franzöſiſchen Boiſchafter, den er ein-
lud; von dem, den portuglesiſchen Gränzen zu nächſt
liegenden Puncte Spaniens aus ,, Truppen einrücken
zu laſſen. Unsere Leſer erinnern sich, daß eine Divi-
ſion von Badajoz ausmarſchiren , und eine von Cas
dix absegeln solte, um im Tajo zu landen. Der
Gedanke, unsern alten Alliirten unter den Schutz der
franzdſiſchen Bajoneite geſtellt zu sehen, muß ohne
allen Zweifel das Cabinet von St. James erſchüttert
haben, und es iſt natürlich, zu glauben , daß Untere
handlungen angeknüpft worden ſind, wo nicht, um
dieſe Begebenheit zu verhindern, doch wenigſtens,
um ſie zu verzdgern. Seit dieſem Augenblicke iſt die
Gefahr des Kdnigs unaufhörlich geſtiegen. Dieser
Fürſt hat keine Parthey weder in der Armee noch in
der Nation, In seinem Betragen. gegen den Infan-
ten und die Kdniginn hat er eine Schwäche verra-
then , die ſeine Feinde nur noch verwegener gemacht
hat. Weil seine Regierung es nicht wagte, die Par-
they des Infanten noch einen seiner Rathgeber und
Helfer anzugreifen, hat sie den unklugen Plan ein-
geſchlagen, dieſer Parthey zu ſchmeicheln, indem ſie
ihren Chef mit ſeiner Jugend und Unerfahrenheit
entſchuldigte. Dieſes feige Betragen konnte nicht
verfehlen, den Muth der Meuterer und der Mißpver-
gnügten aufs neue zu beleben. Die portugieſiſchen
Soldaten haben zwey Revoluttonen bewcrkſtelligt und
haben ihre Dienſte zu einer dritten angeboten ; man
kann alſo unmdglich mehr auf ſie zählen , und folg-
vocaten bittet, ihre Clienten unentgeldlich zu verthei-
digen, im Falle dieſe arm ſind. Die Petition ſelbſt
wurde auf den Antrag des Juſtizminiſters zwar bee
ſeitigt, Über den Advocatenunfung kam während
der Discussion aber doch manches zur Sprache, was
nicht gerade in den Wind geſprochen ſeyn wird. So
ſagte z, B. Hr. v. Puymaurin : „„ wenn eine Rechts-
ſache einmal beym Appellationsgericht anhängig ges-
macht werde, dann sey von dem Fond nicht mehr
die Rede, der gehe für lauter Accidenzien der Avoués
auf. Der Scandal, der damit getrieben wird, ſey ſo
groß, daß man ſogar einen Avoué nenne, der in eine
eingereichte Schrift ohne weitern Veranlaß, mehr als
fünfzehn Sei'en von der rdmiſchen Geſchichte aufge-
nommen. Ueber die Vorwürfe, die man ihm darüber
machte, bemerkte er: habe doch ſein College in der
Gegenſchrift das Leben Alexanders citirt!!
Aus dem ſüùüdlichen Frankrelch,
den 1. Julf.
Nachdem manzu Madrid und Cadix eine Zeitlang lauter
Siegesnachrichten aus Peru bekannt gemacht, und die
Wiedereroberung dieſes Landes als cine unzweifelhafte
Sache betrachtet hatte, iſt man jetzt gendthigt, einen
Theil dieſer Nachrichten zurückzunehmen und einzu-
giſtehen , daß die Lage der Angelegenheiten für Spa-
nien nicht so günſtig iſt, als man verbreitet hatte.
Zwar behauptet man noch immer , daß im Laufe des
verfloſſenen Winters die ſpaniſchen Truppen in Peru
ausgezeichnete Vortheile erkämpft hätten, allein man
ſcheint einzugeſtehn, daß sie noch nicht im Beſitz von
Lima ſich befinden. Was hingegen die ſpaniſche Re-
gierung in nicht geringe Verlegenheit ſetzt, iſt die
Nachricht von verdächtigen Unterhandlungen, die zwi-
ſchen dem Vicekduig Laſerna und dem General Bolt-
var angeknüpft und offenbar gegen das Intereſſe des
Mutterlandes gerichter ſind. Der Vicekdnig Laſerna
und General Canterac, der uuter ihm die Truppen
befehligt , ſind Anhänger der Cortes gewesen, und
haben den Vorschlägen Bolivar's Gehör zu geben an-
gefangen, ſobald sie von dem Einrücken der franzde
ſiſhen Truppen in Spanien, und von der gefährli-
<en Lage der Cortes die erſte Kunde erhielten. „Man
fürchtet nunmehr , ſie werden ſelbſt die Unabhängig-
keit von Peru befördern und durch ihren Einfluß den
größten Thiil der Truppen vom Murlterlande abs
trünnig machen. Es verlautet sogar, Laſerna habe
die Proclamation des Königs, aus Puerto Maria
datirt , nicht bekannt machen wollen, ob ſie ihm gleich
officisll zugeſch>t worden. Wenn ſich dies beſtäiigt,
ſo kann man seinen Abſall als zuverläſſsig anſsehn..
9Mehnliche Nachrichten waren bereits früher aus Eng-
laud gemeldet worden, hatten aber damals in Spa-
nien keinen Glauben gefunden; man betrachtete ſie
als eine Erfindung der Independenten in America
und der Radikalen in England. Jetzt werden sie wohl
mehr Eindruck machen, da sie durch Cadixer Berichte
beſtätigt sind. Die Regierung hat sich daher beeilt,
einen neuen Vicekdnig für Peru zu ernennen. Dieſe
wichtige Stelle wurde , auf Vorſchlag des Miniſte-
ſteriums , vom König dem Baron d'’Eroles verlie-
hen, der zwar keine besondere Neigung zeigt, die-
ſelbe anzunehmen, ſich aber dieſer Verpflichtung nicht
wird entziehen können. Dadurch bewirken die Mini-
ſter zugleich die Entfernung des Barons, den ſie be-
argwohnen, daß er mit der Parthey der apoſtoli-
schen Junta im Einverſtändniß ſtehe, und eine Stelle
im Conſeil zu erhalten trachte. Baron d’Eroles ſoll
allein abreiſen, bevor die ſchon lange angekündigte,
aber noch immer nicht organiſirte Erpediiion unter
Segel gehen kann. Er dürfte bey seiner Ankunft in
Südamerica die Sachen in einem kritiſchen Stande
finden. Inzwiſchen ſind es die Kolonialangelegenhei-
ien nicht allein, welche das ſpaniſche Miniſterium in
Verlegenheit ſeßen ; die apoſtoliſche Junta macht ihm
neuerdings zu ſchaffen, und geht noch mit mehr
Kühnheit zu Werke, ſeitdem die Regierung ihre be-
deutendſten Chefs, welche allerley Rücksichten beob-
achten mußten, von Mabrid und aus deſſen Nähe
entfernt hat. Man behauptet, daß da Ihre Intriguen
fruchtlos geblieben sind, sie nunmehr eine revolutio-
näre Bewegung eingeleitet habe , die aber glücklicher-
iweiſe entdeckt worden ſey.
Lo ndon, den 6. Juli.
Man liest Folgendes in der Morning- Chronicle:
Der Ködnig von Portugal, nach allem was vorgefal-
len war, überzeugt, daß er nicht auf seine Truppen
zählen könnte, hat natürlich einen fremden Beiſtand
in Anspruch nehmen müſſen. Er wendete ſich an-
fangs an den franzöſiſchen Boiſchafter, den er ein-
lud; von dem, den portuglesiſchen Gränzen zu nächſt
liegenden Puncte Spaniens aus ,, Truppen einrücken
zu laſſen. Unsere Leſer erinnern sich, daß eine Divi-
ſion von Badajoz ausmarſchiren , und eine von Cas
dix absegeln solte, um im Tajo zu landen. Der
Gedanke, unsern alten Alliirten unter den Schutz der
franzdſiſchen Bajoneite geſtellt zu sehen, muß ohne
allen Zweifel das Cabinet von St. James erſchüttert
haben, und es iſt natürlich, zu glauben , daß Untere
handlungen angeknüpft worden ſind, wo nicht, um
dieſe Begebenheit zu verhindern, doch wenigſtens,
um ſie zu verzdgern. Seit dieſem Augenblicke iſt die
Gefahr des Kdnigs unaufhörlich geſtiegen. Dieser
Fürſt hat keine Parthey weder in der Armee noch in
der Nation, In seinem Betragen. gegen den Infan-
ten und die Kdniginn hat er eine Schwäche verra-
then , die ſeine Feinde nur noch verwegener gemacht
hat. Weil seine Regierung es nicht wagte, die Par-
they des Infanten noch einen seiner Rathgeber und
Helfer anzugreifen, hat sie den unklugen Plan ein-
geſchlagen, dieſer Parthey zu ſchmeicheln, indem ſie
ihren Chef mit ſeiner Jugend und Unerfahrenheit
entſchuldigte. Dieſes feige Betragen konnte nicht
verfehlen, den Muth der Meuterer und der Mißpver-
gnügten aufs neue zu beleben. Die portugieſiſchen
Soldaten haben zwey Revoluttonen bewcrkſtelligt und
haben ihre Dienſte zu einer dritten angeboten ; man
kann alſo unmdglich mehr auf ſie zählen , und folg-