Mannheimer Zeitung — 1824
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#1022
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No. 243 - No. 272 (1. September - 30. September)
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- Einband
-
No. 1 - No. 31 (1. Januar - 31. Januar)
-
No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
-
No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
-
No. 92 - No. 120 (1. April - 30. April)
-
No. 121 - No. 151 (1. May - 31. May)
-
No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
-
No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
-
No. 212 - No. 242 (1. August - 31. August)
-
No. 243 - No. 272 (1. September - 30. September)
-
No. 273 - No. 303 (1. October - 31. October)
-
No. 304 - No. 332 (2. November - 30. November)
-
No. 333 - No. 362 (1. December - 31. December)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
wo er, den letzten Zeitungen zufolge , einen Geiſis
lichen vermocht hat, in S1. Jago ſeibſt für das Kd-
nigthum zu predigen. Der Geiſtliche wurde aus der
Siadt verwiesen,, aber gegen den apoſtoliſchen Gene-
ralvikar traute man sich nicht Etwas zu thun. Mein
Freund erzählt mir ferner, daß die Regierung zu
Buenos - Ayres ſo arm ſey, daß ſie nicht einmal
Truppen genug zuſammernzubringen vermdge, um die
Pampas - Indier znrückzutreiben , welche immer
mit neuen Streitkräften zurückkehren, das flache
Land verheeren; alle Menſchen, die ihnen in die
Hände fallen, ermorden, und das Vieh, die Haupt-
quelle des Wohiſtandes von Buenos - Ayres , wegs-
treiben. Neuerlich. ſind ſie noch furchtbarer gewor-
des, nachdem sich die Araukaner in Chili mit ihnen
vereinigt. Diese Landplaze scheint für Buenos-Ayres
ſehr gefährlich zu seyn, und könnte am Ende den
Untergang der Republik nach ſich ziehn. Das ſicher-
ſte Mittel, der Indianer los zu werden, ſcheint die
Vereinigung aller am Platoſtrome gelegenen Provin-
zen in einen Föderativſtaat, und diese Nothwendig-
keit ſchcinen auch alle zu fühlen; denn Ale leiden
gleich ſiark von diesen Wilden. Aber Etgennutz und
Düùnkel haben bis jetzt 1mmer die Vereinigung vers
hindertz jede Stadt will die Hauptſtadt der neuen
Republik werden. Dabey ſollen die Soldaten unges
mein feig ſeyn, und nur dann einigen Muth zeigen,
wenn sie betrunten ſind. Von den Negern ſcheint
Buenos - Ayres nichts zu fürchten zu haben; ihre An-
zahi iſt verhä tnißmäßig klein, und ihre Behandlung
so gut und menschlich, daß ſie nie an einen Aufstand
denken werden.
Madrid, den 26. Auguſt.
( Privaicorr.:ſpondenz. )
Se. Maj. hat den neuen b:rcits angenommenen Fi-
nanzplan, der mit dem erſten nächſten Sepiember in
Mirksamkeit treten sollte, wieder zurückgenommen.
Dieſer Plan, der den Verkauf des Stocksiſchs, eines der
gewöhnlichſien Nahrungsmittel der ärmern Claſſcn,
verpachteie, und bedeutend den Preis des Tabacks
erhbhete, haite eine allgemeine Unzutriedenheit erregt,
und war das Werk des Hrn. Balleſteros, dermaligen
Finanzministers. :
Seine Maj. anullirt gleichfalls die Verfügung des
nämlichen Plans, welche mit der- Generaldirection
der Duanen , die Verwaltung verſchicdener zur Tils
gung der dffenllichen Schuld beſtimmten Staatsein-
nahmen verbindet.
U berhaupt iſt Alles, was Finanzsache war und
während dem Miniſterium der Balleſteros vorgieng,
von Sr. Maj. verw. rfen worden.
Ueber den neu anzunehmenden Plan kann noch
nichts geſazt werden z allcin ich verbürge Ihnen alles
was ich JFhnen über den Plan des dermaligen Mini-
ſters geſagi habe, welcher einem Brief von St. Ilde-
fonſo vom 24 zufolge, daſelbſt am 23. angekommen
tar, und gleich darauf ſeine Entloſſung in die Häns
de Sr. Maj. niederl.gte. Dieser Brief bemerkt nicht,
daß Se. ; dieſe Entlaſſang angenommen oder vers
weigert habe. , ; |
Die Nachricht dieses wichtigen Wechſels kam am 24.0)
hierher, und ſogleich verbreitete ich das Gerücht,
daß der Exminiſter Erro das Portefeuille der Finans
zen wieder bekommen ſollte; was nach der Zufriedene
heit, zu urtheilen, welche einige Geſellſchaften dar-
über ausdrückien , nicht ohne Wahrſcheiniichteit iſt.
Dem verſchiedenen Dienſtperſonal in dem Schloße
St. Ildefonso ſind wegen der bevorſtehenden am 7-
Sepiember erfolgenden Abreiſe des Hofes von dieser
königl. Reſidenz die nöthigen Befehle gegeben worden.
Die häufigen pidtlichen Lufiveränderungen zu St.
Ildefonso ſind der Gesundheit Sr. Mai. nicht zu-
träglich, dieß ſind wenigstens die anſcheinenden Bes
weggründe der frührrn Abreise des Hofes. Da indeſ-
sen der Befehl zur Abreiſe nicht beſtimmt, wohin, so
ſpricht man neuerdings von einer Reiſe nach Burgos,
und verliert ſich in Vermuthungen über den Zweck,
den selbige haben könnte,
Das Capital der Cathedraikirche von Segovia, un-
ter welcher St. Ildefonso ſteht, hat Sr. Maj. eine
Million Reales baar (239,000 Fr.) zum Geſchenk ges
macht. t
Der Befehl, nach Ildefonso ohne Erlaubniß des
Königs nicht kommen zu dürfen , wird so ſirenge ges
handhabt, daß man guf dem Wege von Madrid zu
dieſer Stadt niemand ais einige Fuhren der Ange-
ſtelien oder irgend eines Miniſters, der wdchenllich
einen Tag mit Sr. Maj. arbeitet, antrifft..
Da die Nachricht von der Wiedereinnahme Tarifas
auf außerordentlichem Wege eingegangen iſt, ſo wußte
man Avufangs nichts Näheres über diesen Vorfall. An-
gekommene Handelsbriefe, die durch expreſſe Fußboe
ien eintrafen, und die faſt eben so ſchnell als die Cou-
riere ſ.Ibſt gehen, ſagen hierüber Folgendes :
Die Feſtang wurde 4mal berennt, die Conſtitutions
nellen haben ſich nebſt ihren Bleſſirien, den Kanonen
der Feſtung und ſagar ihren Lebensmitteln eingeſchifft.
VHBiriefe aus Grenada von früherem Datum verbreis
ten Unruhe über die Abſichten der Conſtitutionnellen
auf die Häfen der Küſte dieser Provinz, Vor welcher
ſie ſich auf Schiſfen mit columbiſcher Flagge gezeigt
haben z eines dieſer Schiffe hat zu Almeira Truppen
ausgeschiſft, von wo ſie der General Campana, Ge-
neral- Commandant des Ködnigsreichs Grenada vers
jagt und ſich einzuſchiffen gendihigt hat, ſo wie dieß
eine von diesem General in Händen habende Procla-
mation besagt.
M a dr id, den z. Sept.
(Durch außerordeniliche Poſtnachricht. )
Der König und die ganze königliche Familie bewohr
nen dermals das Schloß St. Ildefonso.
Se. Maj. hat das Ansuchen des Don Joseph de
Cruz in Berückſichtigung genommen und ihn der
Stclle als Kriegsminiſter enthoben, und einsweilen
das Portefeuille dieſes Departements dem Marechal
de Camp, Don Joſeph Aimerich, der indeſſen noch
die General Inspection der Infanterie bcybehält,
braun;; hat Don Pasqual Lignan zum Militär»
gouverneur der Stadt Madrid ernannt.
lichen vermocht hat, in S1. Jago ſeibſt für das Kd-
nigthum zu predigen. Der Geiſtliche wurde aus der
Siadt verwiesen,, aber gegen den apoſtoliſchen Gene-
ralvikar traute man sich nicht Etwas zu thun. Mein
Freund erzählt mir ferner, daß die Regierung zu
Buenos - Ayres ſo arm ſey, daß ſie nicht einmal
Truppen genug zuſammernzubringen vermdge, um die
Pampas - Indier znrückzutreiben , welche immer
mit neuen Streitkräften zurückkehren, das flache
Land verheeren; alle Menſchen, die ihnen in die
Hände fallen, ermorden, und das Vieh, die Haupt-
quelle des Wohiſtandes von Buenos - Ayres , wegs-
treiben. Neuerlich. ſind ſie noch furchtbarer gewor-
des, nachdem sich die Araukaner in Chili mit ihnen
vereinigt. Diese Landplaze scheint für Buenos-Ayres
ſehr gefährlich zu seyn, und könnte am Ende den
Untergang der Republik nach ſich ziehn. Das ſicher-
ſte Mittel, der Indianer los zu werden, ſcheint die
Vereinigung aller am Platoſtrome gelegenen Provin-
zen in einen Föderativſtaat, und diese Nothwendig-
keit ſchcinen auch alle zu fühlen; denn Ale leiden
gleich ſiark von diesen Wilden. Aber Etgennutz und
Düùnkel haben bis jetzt 1mmer die Vereinigung vers
hindertz jede Stadt will die Hauptſtadt der neuen
Republik werden. Dabey ſollen die Soldaten unges
mein feig ſeyn, und nur dann einigen Muth zeigen,
wenn sie betrunten ſind. Von den Negern ſcheint
Buenos - Ayres nichts zu fürchten zu haben; ihre An-
zahi iſt verhä tnißmäßig klein, und ihre Behandlung
so gut und menschlich, daß ſie nie an einen Aufstand
denken werden.
Madrid, den 26. Auguſt.
( Privaicorr.:ſpondenz. )
Se. Maj. hat den neuen b:rcits angenommenen Fi-
nanzplan, der mit dem erſten nächſten Sepiember in
Mirksamkeit treten sollte, wieder zurückgenommen.
Dieſer Plan, der den Verkauf des Stocksiſchs, eines der
gewöhnlichſien Nahrungsmittel der ärmern Claſſcn,
verpachteie, und bedeutend den Preis des Tabacks
erhbhete, haite eine allgemeine Unzutriedenheit erregt,
und war das Werk des Hrn. Balleſteros, dermaligen
Finanzministers. :
Seine Maj. anullirt gleichfalls die Verfügung des
nämlichen Plans, welche mit der- Generaldirection
der Duanen , die Verwaltung verſchicdener zur Tils
gung der dffenllichen Schuld beſtimmten Staatsein-
nahmen verbindet.
U berhaupt iſt Alles, was Finanzsache war und
während dem Miniſterium der Balleſteros vorgieng,
von Sr. Maj. verw. rfen worden.
Ueber den neu anzunehmenden Plan kann noch
nichts geſazt werden z allcin ich verbürge Ihnen alles
was ich JFhnen über den Plan des dermaligen Mini-
ſters geſagi habe, welcher einem Brief von St. Ilde-
fonſo vom 24 zufolge, daſelbſt am 23. angekommen
tar, und gleich darauf ſeine Entloſſung in die Häns
de Sr. Maj. niederl.gte. Dieser Brief bemerkt nicht,
daß Se. ; dieſe Entlaſſang angenommen oder vers
weigert habe. , ; |
Die Nachricht dieses wichtigen Wechſels kam am 24.0)
hierher, und ſogleich verbreitete ich das Gerücht,
daß der Exminiſter Erro das Portefeuille der Finans
zen wieder bekommen ſollte; was nach der Zufriedene
heit, zu urtheilen, welche einige Geſellſchaften dar-
über ausdrückien , nicht ohne Wahrſcheiniichteit iſt.
Dem verſchiedenen Dienſtperſonal in dem Schloße
St. Ildefonso ſind wegen der bevorſtehenden am 7-
Sepiember erfolgenden Abreiſe des Hofes von dieser
königl. Reſidenz die nöthigen Befehle gegeben worden.
Die häufigen pidtlichen Lufiveränderungen zu St.
Ildefonso ſind der Gesundheit Sr. Mai. nicht zu-
träglich, dieß ſind wenigstens die anſcheinenden Bes
weggründe der frührrn Abreise des Hofes. Da indeſ-
sen der Befehl zur Abreiſe nicht beſtimmt, wohin, so
ſpricht man neuerdings von einer Reiſe nach Burgos,
und verliert ſich in Vermuthungen über den Zweck,
den selbige haben könnte,
Das Capital der Cathedraikirche von Segovia, un-
ter welcher St. Ildefonso ſteht, hat Sr. Maj. eine
Million Reales baar (239,000 Fr.) zum Geſchenk ges
macht. t
Der Befehl, nach Ildefonso ohne Erlaubniß des
Königs nicht kommen zu dürfen , wird so ſirenge ges
handhabt, daß man guf dem Wege von Madrid zu
dieſer Stadt niemand ais einige Fuhren der Ange-
ſtelien oder irgend eines Miniſters, der wdchenllich
einen Tag mit Sr. Maj. arbeitet, antrifft..
Da die Nachricht von der Wiedereinnahme Tarifas
auf außerordentlichem Wege eingegangen iſt, ſo wußte
man Avufangs nichts Näheres über diesen Vorfall. An-
gekommene Handelsbriefe, die durch expreſſe Fußboe
ien eintrafen, und die faſt eben so ſchnell als die Cou-
riere ſ.Ibſt gehen, ſagen hierüber Folgendes :
Die Feſtang wurde 4mal berennt, die Conſtitutions
nellen haben ſich nebſt ihren Bleſſirien, den Kanonen
der Feſtung und ſagar ihren Lebensmitteln eingeſchifft.
VHBiriefe aus Grenada von früherem Datum verbreis
ten Unruhe über die Abſichten der Conſtitutionnellen
auf die Häfen der Küſte dieser Provinz, Vor welcher
ſie ſich auf Schiſfen mit columbiſcher Flagge gezeigt
haben z eines dieſer Schiffe hat zu Almeira Truppen
ausgeschiſft, von wo ſie der General Campana, Ge-
neral- Commandant des Ködnigsreichs Grenada vers
jagt und ſich einzuſchiffen gendihigt hat, ſo wie dieß
eine von diesem General in Händen habende Procla-
mation besagt.
M a dr id, den z. Sept.
(Durch außerordeniliche Poſtnachricht. )
Der König und die ganze königliche Familie bewohr
nen dermals das Schloß St. Ildefonso.
Se. Maj. hat das Ansuchen des Don Joseph de
Cruz in Berückſichtigung genommen und ihn der
Stclle als Kriegsminiſter enthoben, und einsweilen
das Portefeuille dieſes Departements dem Marechal
de Camp, Don Joſeph Aimerich, der indeſſen noch
die General Inspection der Infanterie bcybehält,
braun;; hat Don Pasqual Lignan zum Militär»
gouverneur der Stadt Madrid ernannt.