Mannheimer Zeitung — 1824
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#1055
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No. 243 - No. 272 (1. September - 30. September)
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- Einband
-
No. 1 - No. 31 (1. Januar - 31. Januar)
-
No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
-
No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
-
No. 92 - No. 120 (1. April - 30. April)
-
No. 121 - No. 151 (1. May - 31. May)
-
No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
-
No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
-
No. 212 - No. 242 (1. August - 31. August)
-
No. 243 - No. 272 (1. September - 30. September)
-
No. 273 - No. 303 (1. October - 31. October)
-
No. 304 - No. 332 (2. November - 30. November)
-
No. 333 - No. 362 (1. December - 31. December)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
Meltern aus Hochheim und dem ehemaligen Schnel-
der , jchigen Gutsbesitzer Kr a f t eniſponnene Streit,
wegen der in der 245. Rr. der Mainzer Zeitung ent-
haltenen Beſchuldigung eines ſchändlichen Wudchers,
deſſen ſich der Ex- Schneider gegen den Matthes ſ.yul-
dig gemacht haben ſoll, erregt hier lebhafte Theil-
nahme, und die dffentliche Meinung spricht ſich gänzs-
lich für den Ackersmann und gegen den Ritter der
Madel aus , obgleich jener, wenn er ſeine Aussagen
nicht gehörig beweiſen kann, den Kürzern ziehen dürf-
te, indeſſen behauptet der Bauer, er habe es durch-
aus nur mit einem Schnee ider Kraft, und keinem
Gutsbesitzer zu than gehabt, und da derjenige,
welcher in der 150 Nr. der Mainzer Zeitung aufge-
treten ſey, ſich einen Gutsbesitzer nenne, so müuſſe
dies ein Irrthum seyn der ihn nicht anfechten tdönnez
ob der ehrliche Mann damit durchkommen wird, ſteht
dahin. Man begreift freylich nicht mehr recht , wie
ein Schneider Kr a f t ſeiner Nadel, in Worms zu
einem Gutsbeſitzer werden und zu einem Vermdgen
bon z50rb0000 Gulden gelangen kann, ohne ſich da-
bey Betrügereyen und anderer Schurckereyen ſchuldig
zu machen, und es iſt leider hier und in der ganzen
Gegend nur eine Stimme über den ſchändlichen Wu-
<er, den ſich mehrere Individuen zu Schuld kom-
men laſſen , um dem armen Handwerksmann , Bür-
ger und Bauer, den letzten Tropfen Blut aus den
Adern zu ſaugen, und die es immer ſo einzurichten
wiſſen, daß man ihnen von Rechrswegen nichts au-
haben kannz denn obgleich dieſe gewiſſenloſe Vampyre
in der Regel faſt eben ſo dumm als unwiſſend ſind,
ſo haben sie doch in ihrem ehrloſen Metier eine sol:
che Schlauyeit erworben, daß ſie der gerechten Strafe
der Geſetze faſt immer entgehen, und es sehr ſchwer
hâlt, ſie auf der That zu ertappen.
Deswegen mag es wohl ein Verdienſt ſeyn, wenn
man ſich die Mühe gibt dergleichen ſchlechte Burſche,
die eine wahre Landgeiſel und die Peſt der Gesell-
schaft ſind, in öffentlichen Blättern an den Pranger
. zu ſtellen, und zwar muß man mit eben der Schlaus-
heit verfahrcn, die ſie bey ihren armen Schlachtopfern
anwenden, das heißt die Sache so ſtellen, daß sie we-
der der Redaction noch des Einsender etwas anhaben
können, und dabey doch mit Händen zu greifen ſind.
Auch den Regierungen, welchen durch dieſe Blutſau-
ger in jeder Hinſicht nur der größte Nachtheil entſteht,
iſt es gewiß angenehm, sie genauer kennen zu lernen,.
und ſomit eher die Mittel zu finden, dieß Ungeziefer
der ſchlechteſten Gattung, dieses giftige wuchernde Un-
kraut nach Verdienſt zu bestrafen, und ſammt Wurzel
und Keim auszurotten. |
Man ist übrigens ſchon mehrern auf der Spur, be-
ſonders einen ſehr bedeutenden Galgenſtrike, von
dem es allgemein bekannt iſt, daß er ſich schon zweyer
falſchen Eide schuldig gemacht hat. Ein anderer ſitzt,
des ſchändlichſten Wuchers angeklagt, ſchon seit langer
Zeit in Mainz feſt, und wird seiner Sirafe nicht ent-
gehen. Nächſtens eine Gemäldeſammlung von meh-
rern ſolcher Ungeheuern, dieSle und Ihre Leser ſchaus
dern machen wird; ~ man ſollte kaum glauben, daß.
es dergleichen Scheuſale in menſchlicher Hülle geben
Fonnte. Zwar iſt ihr Aeußeres meiſtens ſchon abſchres
end genug, und ihr verzerrtes, hdöhniſch grinzendes
und ſchadenfroh lächelndes Antlitz, so wie ihre Spit-
buben-, die Beſtialität verrathende, Phyſionomien und
die ſtieren blißenden Augen, machen den ausgeddrrs
ten, herz - und geiſtloſen Wucherer gleich bemerklich;
aber flüchtet ſich die geängſtigte Maus nicht ſelbſt in
den Rachen der Klapperſchlange, und der ſich in Noth
befindende Menſch würde ſich auch wohl dem Teufel
ſelbſt in dle Arme werfen, und vielleicht beſſer dabey
fahren als zu dieſen eingefleiſchten Wucher- Seelen
ſeine Zuflucht nehmen. ;
Vom 12. auf den 13. ſpürte man zu S. Pietro in
Bagno ( Italien) 20 Erdſtöße. Die Glocken ſchlugen
an, und einige Kamine ſtürzien ein. Die Sidße
dauerten auch an den folgenden Tagen und Nächten
fort, waren aber nicht mehr so hefiig. Vor dem
Erdbeben war es ſehr finſter; die Sonne ſchien wie
umſchleiert, und ſah mehr dem Monde ähnlich. In
der Nacht des erſten Erdbebens sah ein Reiſender dis
Aimosphäre von einer Feuerkugel einige Zeit lang
mit blendendem Lichte beſtrcahlt.
K u r z e s All e r l e y.
Eine Pariser Zeitſchrifſt erzählts J„.Ein Nacht-
wandler von Laon, welcher gewdhnlich des Nachts
auf dem Dache ſeiner Wohnung herumſtieg , sey her-
unter gefallen. Durch einen beſondern glücklichen Zu-
fall sey gerade ein Eilwagen unter seinem Fenſter
vorbeygefahren, und er ſey auf die Imperiale (Dach-
platz) derselben gefallen, ohne wach zu werden. Des
andern Morgens ſey derselbe sehr erſtaunt geweſen,.
ſich im Hemde zu Paris, in der Straße Notre Dame
des Victoires, zu befinden. Doch Alles habe ſich
bald aufgeklärt, und dieser zufällige Reiſende sey am
nämlichen Tage nach Hause zurückgekehrt , nachdem
er sich vorher mit Kleidungsstücken verſchen hatie.©~
In den vereinigten Staaten hat ein Phiſiker cin Waſ-
ſerfernrohr erfunden, wodurch man bis auf den Grund
des Meeres sehen kann. – Vor einiger Zeit ſetzte ein
Schiff an der engliſchen Küſte eine Ladung Kreide
ans Land. Ein Zollbeamter bemerkte , daß die Mas.
troſen ungewöhnlich vorſichtig mit dem Artikel ume
giengen und ſtach sſeincn Säbel in cin vorgebliches
Stück Kreide. Wunder ! eine Flüſſigkeit quoll hervor,,
die man als holl. Genevre erkannte. Nach dieser
Entdeckung dffnete man 250 S16k solcher Kreide
und fand in jedem derſelben 1: Gallon Branniwein.–
Vergangenen Freytag wurde ein Mannteimer Schif-
fer, von einem ſeiner Collegen, mit cinem Meese
erſtochen. Wie es heißt war der Zwiſt, der einen so
unglücklichen Ausgang nahm.,
uct lch blos For1ſetzung, von:
Streitigkeiten ihrer Weiber. i
der , jchigen Gutsbesitzer Kr a f t eniſponnene Streit,
wegen der in der 245. Rr. der Mainzer Zeitung ent-
haltenen Beſchuldigung eines ſchändlichen Wudchers,
deſſen ſich der Ex- Schneider gegen den Matthes ſ.yul-
dig gemacht haben ſoll, erregt hier lebhafte Theil-
nahme, und die dffentliche Meinung spricht ſich gänzs-
lich für den Ackersmann und gegen den Ritter der
Madel aus , obgleich jener, wenn er ſeine Aussagen
nicht gehörig beweiſen kann, den Kürzern ziehen dürf-
te, indeſſen behauptet der Bauer, er habe es durch-
aus nur mit einem Schnee ider Kraft, und keinem
Gutsbesitzer zu than gehabt, und da derjenige,
welcher in der 150 Nr. der Mainzer Zeitung aufge-
treten ſey, ſich einen Gutsbesitzer nenne, so müuſſe
dies ein Irrthum seyn der ihn nicht anfechten tdönnez
ob der ehrliche Mann damit durchkommen wird, ſteht
dahin. Man begreift freylich nicht mehr recht , wie
ein Schneider Kr a f t ſeiner Nadel, in Worms zu
einem Gutsbeſitzer werden und zu einem Vermdgen
bon z50rb0000 Gulden gelangen kann, ohne ſich da-
bey Betrügereyen und anderer Schurckereyen ſchuldig
zu machen, und es iſt leider hier und in der ganzen
Gegend nur eine Stimme über den ſchändlichen Wu-
<er, den ſich mehrere Individuen zu Schuld kom-
men laſſen , um dem armen Handwerksmann , Bür-
ger und Bauer, den letzten Tropfen Blut aus den
Adern zu ſaugen, und die es immer ſo einzurichten
wiſſen, daß man ihnen von Rechrswegen nichts au-
haben kannz denn obgleich dieſe gewiſſenloſe Vampyre
in der Regel faſt eben ſo dumm als unwiſſend ſind,
ſo haben sie doch in ihrem ehrloſen Metier eine sol:
che Schlauyeit erworben, daß ſie der gerechten Strafe
der Geſetze faſt immer entgehen, und es sehr ſchwer
hâlt, ſie auf der That zu ertappen.
Deswegen mag es wohl ein Verdienſt ſeyn, wenn
man ſich die Mühe gibt dergleichen ſchlechte Burſche,
die eine wahre Landgeiſel und die Peſt der Gesell-
schaft ſind, in öffentlichen Blättern an den Pranger
. zu ſtellen, und zwar muß man mit eben der Schlaus-
heit verfahrcn, die ſie bey ihren armen Schlachtopfern
anwenden, das heißt die Sache so ſtellen, daß sie we-
der der Redaction noch des Einsender etwas anhaben
können, und dabey doch mit Händen zu greifen ſind.
Auch den Regierungen, welchen durch dieſe Blutſau-
ger in jeder Hinſicht nur der größte Nachtheil entſteht,
iſt es gewiß angenehm, sie genauer kennen zu lernen,.
und ſomit eher die Mittel zu finden, dieß Ungeziefer
der ſchlechteſten Gattung, dieses giftige wuchernde Un-
kraut nach Verdienſt zu bestrafen, und ſammt Wurzel
und Keim auszurotten. |
Man ist übrigens ſchon mehrern auf der Spur, be-
ſonders einen ſehr bedeutenden Galgenſtrike, von
dem es allgemein bekannt iſt, daß er ſich schon zweyer
falſchen Eide schuldig gemacht hat. Ein anderer ſitzt,
des ſchändlichſten Wuchers angeklagt, ſchon seit langer
Zeit in Mainz feſt, und wird seiner Sirafe nicht ent-
gehen. Nächſtens eine Gemäldeſammlung von meh-
rern ſolcher Ungeheuern, dieSle und Ihre Leser ſchaus
dern machen wird; ~ man ſollte kaum glauben, daß.
es dergleichen Scheuſale in menſchlicher Hülle geben
Fonnte. Zwar iſt ihr Aeußeres meiſtens ſchon abſchres
end genug, und ihr verzerrtes, hdöhniſch grinzendes
und ſchadenfroh lächelndes Antlitz, so wie ihre Spit-
buben-, die Beſtialität verrathende, Phyſionomien und
die ſtieren blißenden Augen, machen den ausgeddrrs
ten, herz - und geiſtloſen Wucherer gleich bemerklich;
aber flüchtet ſich die geängſtigte Maus nicht ſelbſt in
den Rachen der Klapperſchlange, und der ſich in Noth
befindende Menſch würde ſich auch wohl dem Teufel
ſelbſt in dle Arme werfen, und vielleicht beſſer dabey
fahren als zu dieſen eingefleiſchten Wucher- Seelen
ſeine Zuflucht nehmen. ;
Vom 12. auf den 13. ſpürte man zu S. Pietro in
Bagno ( Italien) 20 Erdſtöße. Die Glocken ſchlugen
an, und einige Kamine ſtürzien ein. Die Sidße
dauerten auch an den folgenden Tagen und Nächten
fort, waren aber nicht mehr so hefiig. Vor dem
Erdbeben war es ſehr finſter; die Sonne ſchien wie
umſchleiert, und ſah mehr dem Monde ähnlich. In
der Nacht des erſten Erdbebens sah ein Reiſender dis
Aimosphäre von einer Feuerkugel einige Zeit lang
mit blendendem Lichte beſtrcahlt.
K u r z e s All e r l e y.
Eine Pariser Zeitſchrifſt erzählts J„.Ein Nacht-
wandler von Laon, welcher gewdhnlich des Nachts
auf dem Dache ſeiner Wohnung herumſtieg , sey her-
unter gefallen. Durch einen beſondern glücklichen Zu-
fall sey gerade ein Eilwagen unter seinem Fenſter
vorbeygefahren, und er ſey auf die Imperiale (Dach-
platz) derselben gefallen, ohne wach zu werden. Des
andern Morgens ſey derselbe sehr erſtaunt geweſen,.
ſich im Hemde zu Paris, in der Straße Notre Dame
des Victoires, zu befinden. Doch Alles habe ſich
bald aufgeklärt, und dieser zufällige Reiſende sey am
nämlichen Tage nach Hause zurückgekehrt , nachdem
er sich vorher mit Kleidungsstücken verſchen hatie.©~
In den vereinigten Staaten hat ein Phiſiker cin Waſ-
ſerfernrohr erfunden, wodurch man bis auf den Grund
des Meeres sehen kann. – Vor einiger Zeit ſetzte ein
Schiff an der engliſchen Küſte eine Ladung Kreide
ans Land. Ein Zollbeamter bemerkte , daß die Mas.
troſen ungewöhnlich vorſichtig mit dem Artikel ume
giengen und ſtach sſeincn Säbel in cin vorgebliches
Stück Kreide. Wunder ! eine Flüſſigkeit quoll hervor,,
die man als holl. Genevre erkannte. Nach dieser
Entdeckung dffnete man 250 S16k solcher Kreide
und fand in jedem derſelben 1: Gallon Branniwein.–
Vergangenen Freytag wurde ein Mannteimer Schif-
fer, von einem ſeiner Collegen, mit cinem Meese
erſtochen. Wie es heißt war der Zwiſt, der einen so
unglücklichen Ausgang nahm.,
uct lch blos For1ſetzung, von:
Streitigkeiten ihrer Weiber. i