Mannheimer Zeitung — 1824
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#1058
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No. 243 - No. 272 (1. September - 30. September)
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- Einband
-
No. 1 - No. 31 (1. Januar - 31. Januar)
-
No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
-
No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
-
No. 92 - No. 120 (1. April - 30. April)
-
No. 121 - No. 151 (1. May - 31. May)
-
No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
-
No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
-
No. 212 - No. 242 (1. August - 31. August)
-
No. 243 - No. 272 (1. September - 30. September)
-
No. 273 - No. 303 (1. October - 31. October)
-
No. 304 - No. 332 (2. November - 30. November)
-
No. 333 - No. 362 (1. December - 31. December)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
ſelbe Nummer gibt außerdem eine lange Erzählung
von einer durch hydrioliſche Kaper genommenen joni-
ſchen Brigg ( St. Georg , Capitän Pork ), welche be-
ſchuldigt ward, verſchiedene zu Kriegsrüſtungen die-
nende Artikel für türkiſche Rechnung nach Aegypten
zu transportireu, die aber der engliſche Capitän im
Hafen von Hydra mit Gewalt wieder bcfreyte. Fer-
ner enthält sie eine Proclamation der Regierung, des
Inhalts, daß, da einige Feige und Uebelgeſinnte auf
den Inſcln die dffentliche Meynung zu verderben,
und Furcht und Verzweiflung zu verbreiten ſuchten,
dergleichen Verläumder nach dem G-.setze verhaftet,
und nach Napoli abgeliefert werden ſollen. ( Dieſe
Proclamation iſt übrigens vom 19. (30.) datirt, mit-
hin bereits vor dem Angriff auf Ipſara erlaſſen.)'“
/ P ari s, den 17. Sept.
(Wir theilen hier unseren Lesern das Wichtlgſte mit,
was auf die letzten Augenblicke Sr. Maj. des Kdnigs
Ludwig X V1[]I. Bezug hat : )
; Neuntes Bulletin.
Auf die beunruhigende Ohnmacht, von welcher Se.
Maj. gegen Mittag befallen wurde , iſt eine Ruhe
erfolgt, die bis 6 Uhr dauerte. Dieſen Abend ſtellte
ſich das Fieber mit doppelter Heftigkeit ein und läßt
das Schlimmſte befürchten.
Ze hntes Bülletin, Mlttwoch am 15. Sept.
: 8 Uhr Morgens.
Die Nacht war eine der ſtürmiſchſten; das Fieber
hat dieſen Morgen doppelt zugenommen , mit wie-
derholter Bangigkeit und Schwäche ; das Aihmen wird
immer ſchwieriger. '
E ilftes Bülletîn, am 15. Sept. 8 Uhr
Morgens.
Die Schwäche aller Functionen nimmt immer zu.
Zwölftes Bülletin, am 15. Sept. um
2 Uhr.
Die Lage des Kbnigs hat ſich seit 8 Uhr heute
Morgen nicht gebessert. .
Es iſt 4 Uhr. Die Lage des Köbnigs iſt noch immer
dieſelbe. Man hofft, es wird um halb ſieben noch
ein neues Bülletin kommen,
Geſtern von 11 Uhr bis 4 ſind die Prinzen, die
Prinzeſſinnen der königl. Familie, der Herzog, die
Herzoginn von Orleans, und der Herzog von Bour-
bon bey Sr. Maj. geblieben. Der Erzbiſchoff von
Hermopolis , der Kanzler , der Fürſt Talleyrand , der
Marquis von Semonville, Großreferendair der Pairs-
Kammer , waren ebenfalls bey Sr. Mai. Die Mini-
ſter ſind im Schloß beyſammen geblieben.
Der Infant Don Miguel, der päbſtliche Nuntius
und der Für ſt Caſtelcicala, neapolit. Bolſchafter, ſind
ebenfalls daſelbſt erſchienen.
Dieſen Morgen um halb sechs, haben sich der Her-
zog von Bourbon , der Herzog von Orleans, die Mi-
niſter, der Erzbiſchoff von Paris , der Policeypräfekt,
und eine große Anzahl Würdenträger ins Schloß der
Lullerien begeben.
Die so ſtarke Conſtitution des Kbnigs hat noch die-
ſen Morgen über eine der geſtrigen ähnliche Criſis ges
ſiegt. Dieſelben Spmtome haben dieſelben Beſorgniſſe
veranlaßt. Der Kdnig hat verlangt, daß man das
Gebert der Sterbenden wieder anfange, und da er
nicht jede An1wort aussprechen konnte, so ſagte ey
blos, er folge allen und antwortete innerlich darauf.
Er hat sich ein Crucifip geben laſſen und hat es
mehreremalen geküßt. Bey der zweyten Criſis war
die Bruſt des Kdnigs beſchwert, und die Gesinnungen,
welche seine Stimme nicht ausdrücken konnte, las man
noch auf ſetnem Geſichtee Nichts könnte eine Jdes
von dem Schmerze der kön. Familie geben, wenn dis
Trauer, die die Pariſer empfinden, nicht jedem die uno
ſerer Prinzen begreiflich machen.
Am 15. war der Andrang der Volksmaſſe am
Schloſſe noch weit größer als am vorigen Tage. Im
Schloſſe ſelvbſt war die ganze Nacht Alles auf den
Beinen. M on ſi eur brachte dieſelbe bey dem Here
zog von Angouleme zu, jedoch nicht im Bette, ſondern
ganz angekleidet auf einem Sopha.
Der Miniſter- Rath tar lange in geheimer Sitzung
verſammelt; keine Perſonalveränderung im Miniſteri-
um hat ſtatt gefanden. ~ Der König Karl X. hat
ſich mit dem Herzoge uud der Frau Herzogin von
UAngoulemr, nunmehr D a up hin und Da uphine
genannt, und der Frau Herzogin von Berry, nun-
mehr Ma dame, nach dem Schioſſe St. Cloud be-
geben. Am 17. wolllen Se. Mai. die feierliche Hul
digung der königl. Familie empfangen. – In Paris
Lutecit ſich fortwährend die aufrichtigſte und tiesſts
etrübniß. j j
L o nd o u, den 1k. Septbr.
F on d s : Z PEk. conſol. 94:.
In der heut angekommenen Zeitung von Bahia vorm
4. Juli liest man eine an den Präſidenten dieser Pros
vinz von dem Minister des Innern, Manuel da Cos
ſta, erlaſſene Verordnung, wodurch ihm befohlen wird,
alle erforderliche Maßregeln zu ergreifen, um dieſen
Theil des Reichs gegen jeden ihm drohenden Angriff
von Seite Portugals zu ſchitzen. Es dürfte schwer
ſeyn, den Herrn Miniſter hierin zu befriedigen, weil ;
ſeinem elgenen Geſtändniſſe nach, der Kaiſer die ganze
Macht zu Land und zur See zu Deckung der Haupt-
ſtadt ſelbſt gebrauchen will.
Nach der Liſſaboner Zeitung vom r1. Sept. iſt ein
ſcharfes kön. Verbot ergangen, Leichen, die an dem
epidemiſchen Fieber ihr Leben endigen, in die Kirch-
hdfe der Stadt zu beerdigen; es ſind ferne Diſtricte
dazu angewiesen. ;
Sechs Unterofficiere und 46 Soldaten von der Garde
ſind unter verſchicedene Linienregimenter gcſteckt wor-
den, weil ſie ſich bey den Begebenheiten v. 39. April
und g. Map ſchlecht benommen haben.
Vorgeſtern ereignete ſich ab.rmals eine fürchterlichs
Gasexplosion in dem Bleichmagazine der HH. Uarts,
Hollborn und Hill. Ein Junge war cben im Begriff
die Lampen in Erleuchtung zu bringen, als der Schlag
geſchah, welcher der Stärke einer 24pfündigen Kas
none gleich war. Kein Fenſter in dem ganzen Biers
tel blieb unzerbrochen; aber das Bewundernswürdigſts
dabep war, daß der Junge, der dje unſchuldige Urſqgs
von einer durch hydrioliſche Kaper genommenen joni-
ſchen Brigg ( St. Georg , Capitän Pork ), welche be-
ſchuldigt ward, verſchiedene zu Kriegsrüſtungen die-
nende Artikel für türkiſche Rechnung nach Aegypten
zu transportireu, die aber der engliſche Capitän im
Hafen von Hydra mit Gewalt wieder bcfreyte. Fer-
ner enthält sie eine Proclamation der Regierung, des
Inhalts, daß, da einige Feige und Uebelgeſinnte auf
den Inſcln die dffentliche Meynung zu verderben,
und Furcht und Verzweiflung zu verbreiten ſuchten,
dergleichen Verläumder nach dem G-.setze verhaftet,
und nach Napoli abgeliefert werden ſollen. ( Dieſe
Proclamation iſt übrigens vom 19. (30.) datirt, mit-
hin bereits vor dem Angriff auf Ipſara erlaſſen.)'“
/ P ari s, den 17. Sept.
(Wir theilen hier unseren Lesern das Wichtlgſte mit,
was auf die letzten Augenblicke Sr. Maj. des Kdnigs
Ludwig X V1[]I. Bezug hat : )
; Neuntes Bulletin.
Auf die beunruhigende Ohnmacht, von welcher Se.
Maj. gegen Mittag befallen wurde , iſt eine Ruhe
erfolgt, die bis 6 Uhr dauerte. Dieſen Abend ſtellte
ſich das Fieber mit doppelter Heftigkeit ein und läßt
das Schlimmſte befürchten.
Ze hntes Bülletin, Mlttwoch am 15. Sept.
: 8 Uhr Morgens.
Die Nacht war eine der ſtürmiſchſten; das Fieber
hat dieſen Morgen doppelt zugenommen , mit wie-
derholter Bangigkeit und Schwäche ; das Aihmen wird
immer ſchwieriger. '
E ilftes Bülletîn, am 15. Sept. 8 Uhr
Morgens.
Die Schwäche aller Functionen nimmt immer zu.
Zwölftes Bülletin, am 15. Sept. um
2 Uhr.
Die Lage des Kbnigs hat ſich seit 8 Uhr heute
Morgen nicht gebessert. .
Es iſt 4 Uhr. Die Lage des Köbnigs iſt noch immer
dieſelbe. Man hofft, es wird um halb ſieben noch
ein neues Bülletin kommen,
Geſtern von 11 Uhr bis 4 ſind die Prinzen, die
Prinzeſſinnen der königl. Familie, der Herzog, die
Herzoginn von Orleans, und der Herzog von Bour-
bon bey Sr. Maj. geblieben. Der Erzbiſchoff von
Hermopolis , der Kanzler , der Fürſt Talleyrand , der
Marquis von Semonville, Großreferendair der Pairs-
Kammer , waren ebenfalls bey Sr. Mai. Die Mini-
ſter ſind im Schloß beyſammen geblieben.
Der Infant Don Miguel, der päbſtliche Nuntius
und der Für ſt Caſtelcicala, neapolit. Bolſchafter, ſind
ebenfalls daſelbſt erſchienen.
Dieſen Morgen um halb sechs, haben sich der Her-
zog von Bourbon , der Herzog von Orleans, die Mi-
niſter, der Erzbiſchoff von Paris , der Policeypräfekt,
und eine große Anzahl Würdenträger ins Schloß der
Lullerien begeben.
Die so ſtarke Conſtitution des Kbnigs hat noch die-
ſen Morgen über eine der geſtrigen ähnliche Criſis ges
ſiegt. Dieſelben Spmtome haben dieſelben Beſorgniſſe
veranlaßt. Der Kdnig hat verlangt, daß man das
Gebert der Sterbenden wieder anfange, und da er
nicht jede An1wort aussprechen konnte, so ſagte ey
blos, er folge allen und antwortete innerlich darauf.
Er hat sich ein Crucifip geben laſſen und hat es
mehreremalen geküßt. Bey der zweyten Criſis war
die Bruſt des Kdnigs beſchwert, und die Gesinnungen,
welche seine Stimme nicht ausdrücken konnte, las man
noch auf ſetnem Geſichtee Nichts könnte eine Jdes
von dem Schmerze der kön. Familie geben, wenn dis
Trauer, die die Pariſer empfinden, nicht jedem die uno
ſerer Prinzen begreiflich machen.
Am 15. war der Andrang der Volksmaſſe am
Schloſſe noch weit größer als am vorigen Tage. Im
Schloſſe ſelvbſt war die ganze Nacht Alles auf den
Beinen. M on ſi eur brachte dieſelbe bey dem Here
zog von Angouleme zu, jedoch nicht im Bette, ſondern
ganz angekleidet auf einem Sopha.
Der Miniſter- Rath tar lange in geheimer Sitzung
verſammelt; keine Perſonalveränderung im Miniſteri-
um hat ſtatt gefanden. ~ Der König Karl X. hat
ſich mit dem Herzoge uud der Frau Herzogin von
UAngoulemr, nunmehr D a up hin und Da uphine
genannt, und der Frau Herzogin von Berry, nun-
mehr Ma dame, nach dem Schioſſe St. Cloud be-
geben. Am 17. wolllen Se. Mai. die feierliche Hul
digung der königl. Familie empfangen. – In Paris
Lutecit ſich fortwährend die aufrichtigſte und tiesſts
etrübniß. j j
L o nd o u, den 1k. Septbr.
F on d s : Z PEk. conſol. 94:.
In der heut angekommenen Zeitung von Bahia vorm
4. Juli liest man eine an den Präſidenten dieser Pros
vinz von dem Minister des Innern, Manuel da Cos
ſta, erlaſſene Verordnung, wodurch ihm befohlen wird,
alle erforderliche Maßregeln zu ergreifen, um dieſen
Theil des Reichs gegen jeden ihm drohenden Angriff
von Seite Portugals zu ſchitzen. Es dürfte schwer
ſeyn, den Herrn Miniſter hierin zu befriedigen, weil ;
ſeinem elgenen Geſtändniſſe nach, der Kaiſer die ganze
Macht zu Land und zur See zu Deckung der Haupt-
ſtadt ſelbſt gebrauchen will.
Nach der Liſſaboner Zeitung vom r1. Sept. iſt ein
ſcharfes kön. Verbot ergangen, Leichen, die an dem
epidemiſchen Fieber ihr Leben endigen, in die Kirch-
hdfe der Stadt zu beerdigen; es ſind ferne Diſtricte
dazu angewiesen. ;
Sechs Unterofficiere und 46 Soldaten von der Garde
ſind unter verſchicedene Linienregimenter gcſteckt wor-
den, weil ſie ſich bey den Begebenheiten v. 39. April
und g. Map ſchlecht benommen haben.
Vorgeſtern ereignete ſich ab.rmals eine fürchterlichs
Gasexplosion in dem Bleichmagazine der HH. Uarts,
Hollborn und Hill. Ein Junge war cben im Begriff
die Lampen in Erleuchtung zu bringen, als der Schlag
geſchah, welcher der Stärke einer 24pfündigen Kas
none gleich war. Kein Fenſter in dem ganzen Biers
tel blieb unzerbrochen; aber das Bewundernswürdigſts
dabep war, daß der Junge, der dje unſchuldige Urſqgs