Mannheimer Zeitung — 1824
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DOI Kapitel:
No. 273 - No. 303 (1. October - 31. October)
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- Einband
-
No. 1 - No. 31 (1. Januar - 31. Januar)
-
No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
-
No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
-
No. 92 - No. 120 (1. April - 30. April)
-
No. 121 - No. 151 (1. May - 31. May)
-
No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
-
No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
-
No. 212 - No. 242 (1. August - 31. August)
-
No. 243 - No. 272 (1. September - 30. September)
-
No. 273 - No. 303 (1. October - 31. October)
-
No. 304 - No. 332 (2. November - 30. November)
-
No. 333 - No. 362 (1. December - 31. December)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
gen an herabſtrdmenden Regens waren die eliſäiſchen |
Felder mit einer unermeßlichen Menge Menſchen an-
gefüllt, welche die Luft mit freudigem Zuruf erfüllten.
Die Wälle, Straßen und Zugänge waren nicht min-
der dicht voll Menſchen, und alle Häuſer und Fenſter
mit Blumen geziert; der König ging zu Fuße. Keine
Feder iſt im Stand die frohe Aufregung der Gemü-
ther bey dieſem herrlichen Vorgange zu beſchreiben.
Sr. Maj. war es ein herzliches Vergnügen , ihr Volk
ohne Unterlaß mit Gegengzrüßen zu beehren, auch
eine Menge Biltſchriften, die Ihnen auf dem Wege
gereicht wurden, anzunehmen. Es war etn Feſttag,
ein Tag allgemeiner Freude, der den Franzoſen ewig
unvergeßlich bleiben wird. Die Ankunft in der Dom-
kirche erfolgte 10 Minuten nach 2 Uhr. Der Erzbi-
ſchoff empfing Se. Mai. allda wit einer Unrede,
welche Höſtchdieselbe bündig beantworteten, und fodann
auf dem Ihnen angewieſenen kdniglichen Sitze Platz
nahmen. Nach geendigtem Lobgesang erhob ſich der
Zug nach dem Shhlosse der Tuillerien, wo er um 4
Uyr ankam. Se. Mai. grüßte im Vorbeygehen den
Gouverneur des Louvre Marquis d’'Uutichamp, der
Altershalben dem Gottesdienſt nicht beywohnen konn-
te, mit einem Händedruck. Se. Maj. kam um drey
Viertel auf vier Uhr im Schloſſe an und ſprach
beym Einziehen : „ich bia nicht müde, ich bin zufrie-
den.“ Deputationen der Forts, der Halle, der Koh-
lenträger und Handwerker folgten dem Zuge.
Oeffentliche Blätter enthalten Folgendes aus Spa-
nien!! „„Am 12. Sept. stürzten mehrere königl Frey-
willige zu Madrid unter dem Rufe a el! a el! auf
ein Individuum los, und ließen nicht eher mit Miß-
Handlungen nach, bis es unter ihren Händen seinen
Griſt aufgegeben hattez –~ es war ein Negro. ~
Capape ſolt ausgeſagt haben, der Kriegsminiſter St.
Cruz habe ihn beauftragt, den Infanten Don Car-
los zum Könige auszuruf.n; Graf d’Ofalia ſoll damit
einverſtanden gewesen ſeyn 2c. Das Publieum lächelt
über diese Geſtändniſſe. – Herr Colowarde der ſich
allein um den Ködyig befindet, kann jetzt als Premiere
miniſter betrachtet werden. Er iſt ein eniſchiedener
Freund der apoſtoliſchen Junta. Die Enlifernung
der gemäßigten Royaliſten von ihren Aemtern iſt an
ber Tagesordnung. Die Policeymaßregeln werden
immev strenger. Die auswärtigen Geſandten ſollen
ſich neuerdings wieder für die Afranceſados vers
wendet haben. – JIn der Provinz Barcelona circuli-
ren viele liberale Proclamationen, die zu Gibraltar
gedruckt, ſind. © Zu Ende dieſes Monats ſoll der
Uufbruch der neuerdings nach Spanien beſtimmten
Truppen erfolgen.
Man verſichert König Ludwlg XVIII. habe ſeinem
Teſtament ein politiſch's Codicill beygefügt.
Die amilliche Liſſaboner Zeitung vom 6. iſt hler eins
getroffen. Sie enthält eine Widerlegung des Ges-
rüchtes , als ſey Se. allergctreueſte Maj. von den al-
liirien Mächten aufgefordert worden, mit Waffenge-
walt die inſurgirten Colonieen zu unterwerfen und
dadurch das gute Vernehmen zwiſchen der h. Allianz
und Großbiritiannien geſtört worden.
Nach Privatberlchten hat die ruſſiſche Südarmee,
die ins Innere aufbrechen ſollte, pldglich Gegenbes
fehl erhalten; wie verlautete, weil die Pforte neue
Schtierigkeiten gegen die Räumung der Moldau und
Wallachey mache. (S. unſern geſtrigen Art. Frankfurt.)
Zu Mailand ſind die deutſchen Proteſtanten ſehr
zahlreich, besitzen aber weder Kirchen noch Geiſtliche,
Unlängſt ſollen ſie die Regierung um Erlaubniß ge-
beten haben, ein Bethaus errichten und einen Geiſt-
lichen berufen zu dürfen, wozu ſich die Regierung
auch nicht abgeneigt zeigte. Der Erzbiſchoff aber, an
den die kirchlichen Angelegenheiten gehören , hat die
Bitte abgeſchlagen.
Lond on , den 23. Sept..
(Fortſetzung.)
Geſtern war auf der Börse das Gerücht verbreitet,
daß in dem Meerbuſen von Mexico eine beträchtliche
Flotte erſchienen ſey, worauf sich eine lebhafte Be-
wegung in den fremden Fonds äuſſserte. A1s man
dieser Nachricht bis zu ihrer Quelle nachſpürte, ſo er-
gab es ſich, daß der Palmer - Caſtle, welcher am 30.
Juli von Campeſche abgereiet war, am 4. Auguſt die-
ſer Flotte begegnet ſen. Sein Secejournal gibt dars
über Folgendes an 1 ,, Freytag den 4. Auguſt erblick-
ten wir ein Geſchwader von 7 oder 8 Segeln, wovon
2, Kriegsſchiffe zu ſeyn ſcheinen. “ Der Capitän dies
ſes Schiffes bemerkt ferner, daß er ſich dieſer Escas
dre mit aufgezogener Flagge genähert , dieselbe aber
fortgeſegelt sey, ohne ſich erkennen geben zu wollen.
Kleine,. ſich an der Küſte befindliche Fahrzeuge be-
ſchäftigten sich mit Sondiren , als wenn sie dieſe Ge-
wäſſer nicht kannten. Man har anfänglich vermu-
thet, daß dieſe Flotte, jene am 29. Juli von Havan-
nah abgeſegelte wäre, welche dem Schloß von St.
Juan d’Ulloa Verſtärkung zuführen sollte; allein man
hat seitdem erfahren. daß um diese Zeit nur 3 Cor-
vetten von Havannah abgefahren ſtind. Auch welß
man , daß zu derſelben Epoche 4 columbiſche Schiffe
in diesen Meeren kreuzten. Dem ſey wie ihm wolle,
dieſe Nachricht hat auf die americanichen Fonds groe
ßen Einfluß hervorgebracht. Die mepxicaniſchen Pa-
piere ſind von 59 auf 56.2, und das columbiſche An-
lehen auf 9+ pCt. Escompte gefallen.. ;
Der Major Car1wright iſt im 83 Jahre seines Alters
geſtorben.. ;
WMannigfaltigkeiten.
P ar i s. Der, in den Annalen der Causes céléhres
wohl eine der erſten Stellen einnehmende Proceß der
Wechſelagenten Chaulet und Banes gegen den hieſi-
Kaufmann Roumage den Ueltern, (wir theilten sel-
ner Zeit die näheren Umſtände welche dazu Veranlaß
gaben, mit );; iſt vom Stirafpolicey e Gericht
zum Vortheil der erſtern entschieden worden, Rous-
mage wurde in die Unkoſten verurtheiltl, muß
den Klägern Entſchädigung geben und 3000 Fr. Geldz
ſtrafe bezahlen, kommt auf fünf Jahre ins Gefänge
Felder mit einer unermeßlichen Menge Menſchen an-
gefüllt, welche die Luft mit freudigem Zuruf erfüllten.
Die Wälle, Straßen und Zugänge waren nicht min-
der dicht voll Menſchen, und alle Häuſer und Fenſter
mit Blumen geziert; der König ging zu Fuße. Keine
Feder iſt im Stand die frohe Aufregung der Gemü-
ther bey dieſem herrlichen Vorgange zu beſchreiben.
Sr. Maj. war es ein herzliches Vergnügen , ihr Volk
ohne Unterlaß mit Gegengzrüßen zu beehren, auch
eine Menge Biltſchriften, die Ihnen auf dem Wege
gereicht wurden, anzunehmen. Es war etn Feſttag,
ein Tag allgemeiner Freude, der den Franzoſen ewig
unvergeßlich bleiben wird. Die Ankunft in der Dom-
kirche erfolgte 10 Minuten nach 2 Uhr. Der Erzbi-
ſchoff empfing Se. Mai. allda wit einer Unrede,
welche Höſtchdieselbe bündig beantworteten, und fodann
auf dem Ihnen angewieſenen kdniglichen Sitze Platz
nahmen. Nach geendigtem Lobgesang erhob ſich der
Zug nach dem Shhlosse der Tuillerien, wo er um 4
Uyr ankam. Se. Mai. grüßte im Vorbeygehen den
Gouverneur des Louvre Marquis d’'Uutichamp, der
Altershalben dem Gottesdienſt nicht beywohnen konn-
te, mit einem Händedruck. Se. Maj. kam um drey
Viertel auf vier Uhr im Schloſſe an und ſprach
beym Einziehen : „ich bia nicht müde, ich bin zufrie-
den.“ Deputationen der Forts, der Halle, der Koh-
lenträger und Handwerker folgten dem Zuge.
Oeffentliche Blätter enthalten Folgendes aus Spa-
nien!! „„Am 12. Sept. stürzten mehrere königl Frey-
willige zu Madrid unter dem Rufe a el! a el! auf
ein Individuum los, und ließen nicht eher mit Miß-
Handlungen nach, bis es unter ihren Händen seinen
Griſt aufgegeben hattez –~ es war ein Negro. ~
Capape ſolt ausgeſagt haben, der Kriegsminiſter St.
Cruz habe ihn beauftragt, den Infanten Don Car-
los zum Könige auszuruf.n; Graf d’Ofalia ſoll damit
einverſtanden gewesen ſeyn 2c. Das Publieum lächelt
über diese Geſtändniſſe. – Herr Colowarde der ſich
allein um den Ködyig befindet, kann jetzt als Premiere
miniſter betrachtet werden. Er iſt ein eniſchiedener
Freund der apoſtoliſchen Junta. Die Enlifernung
der gemäßigten Royaliſten von ihren Aemtern iſt an
ber Tagesordnung. Die Policeymaßregeln werden
immev strenger. Die auswärtigen Geſandten ſollen
ſich neuerdings wieder für die Afranceſados vers
wendet haben. – JIn der Provinz Barcelona circuli-
ren viele liberale Proclamationen, die zu Gibraltar
gedruckt, ſind. © Zu Ende dieſes Monats ſoll der
Uufbruch der neuerdings nach Spanien beſtimmten
Truppen erfolgen.
Man verſichert König Ludwlg XVIII. habe ſeinem
Teſtament ein politiſch's Codicill beygefügt.
Die amilliche Liſſaboner Zeitung vom 6. iſt hler eins
getroffen. Sie enthält eine Widerlegung des Ges-
rüchtes , als ſey Se. allergctreueſte Maj. von den al-
liirien Mächten aufgefordert worden, mit Waffenge-
walt die inſurgirten Colonieen zu unterwerfen und
dadurch das gute Vernehmen zwiſchen der h. Allianz
und Großbiritiannien geſtört worden.
Nach Privatberlchten hat die ruſſiſche Südarmee,
die ins Innere aufbrechen ſollte, pldglich Gegenbes
fehl erhalten; wie verlautete, weil die Pforte neue
Schtierigkeiten gegen die Räumung der Moldau und
Wallachey mache. (S. unſern geſtrigen Art. Frankfurt.)
Zu Mailand ſind die deutſchen Proteſtanten ſehr
zahlreich, besitzen aber weder Kirchen noch Geiſtliche,
Unlängſt ſollen ſie die Regierung um Erlaubniß ge-
beten haben, ein Bethaus errichten und einen Geiſt-
lichen berufen zu dürfen, wozu ſich die Regierung
auch nicht abgeneigt zeigte. Der Erzbiſchoff aber, an
den die kirchlichen Angelegenheiten gehören , hat die
Bitte abgeſchlagen.
Lond on , den 23. Sept..
(Fortſetzung.)
Geſtern war auf der Börse das Gerücht verbreitet,
daß in dem Meerbuſen von Mexico eine beträchtliche
Flotte erſchienen ſey, worauf sich eine lebhafte Be-
wegung in den fremden Fonds äuſſserte. A1s man
dieser Nachricht bis zu ihrer Quelle nachſpürte, ſo er-
gab es ſich, daß der Palmer - Caſtle, welcher am 30.
Juli von Campeſche abgereiet war, am 4. Auguſt die-
ſer Flotte begegnet ſen. Sein Secejournal gibt dars
über Folgendes an 1 ,, Freytag den 4. Auguſt erblick-
ten wir ein Geſchwader von 7 oder 8 Segeln, wovon
2, Kriegsſchiffe zu ſeyn ſcheinen. “ Der Capitän dies
ſes Schiffes bemerkt ferner, daß er ſich dieſer Escas
dre mit aufgezogener Flagge genähert , dieselbe aber
fortgeſegelt sey, ohne ſich erkennen geben zu wollen.
Kleine,. ſich an der Küſte befindliche Fahrzeuge be-
ſchäftigten sich mit Sondiren , als wenn sie dieſe Ge-
wäſſer nicht kannten. Man har anfänglich vermu-
thet, daß dieſe Flotte, jene am 29. Juli von Havan-
nah abgeſegelte wäre, welche dem Schloß von St.
Juan d’Ulloa Verſtärkung zuführen sollte; allein man
hat seitdem erfahren. daß um diese Zeit nur 3 Cor-
vetten von Havannah abgefahren ſtind. Auch welß
man , daß zu derſelben Epoche 4 columbiſche Schiffe
in diesen Meeren kreuzten. Dem ſey wie ihm wolle,
dieſe Nachricht hat auf die americanichen Fonds groe
ßen Einfluß hervorgebracht. Die mepxicaniſchen Pa-
piere ſind von 59 auf 56.2, und das columbiſche An-
lehen auf 9+ pCt. Escompte gefallen.. ;
Der Major Car1wright iſt im 83 Jahre seines Alters
geſtorben.. ;
WMannigfaltigkeiten.
P ar i s. Der, in den Annalen der Causes céléhres
wohl eine der erſten Stellen einnehmende Proceß der
Wechſelagenten Chaulet und Banes gegen den hieſi-
Kaufmann Roumage den Ueltern, (wir theilten sel-
ner Zeit die näheren Umſtände welche dazu Veranlaß
gaben, mit );; iſt vom Stirafpolicey e Gericht
zum Vortheil der erſtern entschieden worden, Rous-
mage wurde in die Unkoſten verurtheiltl, muß
den Klägern Entſchädigung geben und 3000 Fr. Geldz
ſtrafe bezahlen, kommt auf fünf Jahre ins Gefänge