Mannheimer Zeitung — 1824
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#1166
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No. 273 - No. 303 (1. October - 31. October)
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- Einband
-
No. 1 - No. 31 (1. Januar - 31. Januar)
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No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
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No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
-
No. 92 - No. 120 (1. April - 30. April)
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No. 121 - No. 151 (1. May - 31. May)
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No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
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No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
-
No. 212 - No. 242 (1. August - 31. August)
-
No. 243 - No. 272 (1. September - 30. September)
-
No. 273 - No. 303 (1. October - 31. October)
-
No. 304 - No. 332 (2. November - 30. November)
-
No. 333 - No. 362 (1. December - 31. December)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
Wochen überſandten Vorſchläge. Sie ſind bloß das
Reſultat der zwiſchen den Commiſsarien beider Reiche,
des portugiesiſchen und braſilianiſchen, gehaltenen
Berathſchlagungen. So viel ſcheint gewiß zu ſeyn,
daß jene Vorſchläge nicht gänzlich unbeachtet gelaſsſen
rvurden, weil die Sitzungen der braſilianifchen Com-
miſſärs noch fortdauerten, und das Peoſtſchiff von
Braſilien deßhalb noch um einige Tage aufgehalten
wurde.
Briefe aus Sevilla vom 18. Sept. melden , die
ſpaniſche Regierung habe 6 Transportſchiffe gemie-
thet, welche 3000 Mann Truppen von Ferrol nach
Havannah führen ſollen. '
So ſtark noch immer von einer Expedition der
Franzosen nach St. Domingo die Rede iſt, ſo feſt
beharren wir auf dem Glauben , daß gegenwärtig der
Zeitpunct nicht ſey, ein solches Project auszuführen.
Im Gegentheil vernehmen wir von Havre, daß von
dort Schiffe mit erkauſtem Kriegsbedarf und Militär-
Kleidung nach St. Domingo gehen, welches Frank-
reich nicht zulaſſen würde, wenn es ſelbſt feindliche
Absichten auf die Insel hegte. Zudem iſt bekannt,
daß die Unterhandlungen für die Unabhängigkeit der
Haytier ſchon so writ vorgeſchritten, daß letztere
bereins Anſtalten machen, die ndihigen Gelder für
die Bezahlung ihrer Frevheit in England zu suchen.
Die franzöſiſchen Handelsleute ſehen mit Ungeduld
dem erwünſchien Ausgange dieſes Vergleichs entgegen.
(Times.)
Die Niederländer haben noch immer ein Linienſchiff
und eine Fregaite in der Nähe von Algier kreuzen,
da ſie diesem Barbareskenſtaat in Hinſicht ihrer Flagge
uicht trauen.
Die Otficiere der Garniſon von Gibraltar , welche
nach Spanien reiſen wollen, haben Befehl erhalten,
allenihalben in Uniform zu erſcheincn, um ieder Un-
annehmlichkeit vorzubeugen.
Zu Mancheſter ſind mehrere franzdsiſche Seidefa-
bricanten angekommen , die ſich daſelbſt nieder laſſen
wollen. ;
Der Courier räâth der franzdſiſchen Regierung alle
Münzen mit Napoleons Bruſtbild einſchmelzen zu
laſſen. ,
Aus Van Diemensland gehen sehr erfreuliche Nachs
richten uon dem beyſpiellos ſchnell ſteigenden Wohls
ſtaude jener Colonieen. Die dortige Regierung ha! eine
Land- und cine Seecexpedition ausgerüſtet, um den
Lauf der Flüſſe im Innern und die noch unbeſuchte
Nordweſtſente der Insel zu unteirſuchen. Eine Bank
und ein oberſter Gerichtshof ſivd im Entstehen. Im
März. kamen die königl. Frepheitsbriefe dafür zu Hars
rowiown an.
Barcelona, den 2. Ock. ;
Dle Policcep enmſernt noch täglich eine Menge Aus-
gewaudiricn , ldie hier Zuflucht ſuchten , wobey die
z uwahl auch oft auf Perſonen fällt, die ihren roya ß
ſtiſchen Grilt ein wenig zu hoch ſpannten. ze
wHüuſchen liber eingilerkert zu ſeyn , als in ihre ſttÂ
nia zurück zu ikehren, wo ſie ihren gewiſſcn To
finden würden. Ihre Furcht iſt auch mehr als zugk-
gründet : denn es iſt die reine Wahrheit, daß Famis
lien - Väter x und Mü.ter , die ſich nach ihrem Wohns-
orte Manreſa zurück begeben hatten, des Morgens
in Ihren Betten ermordet gefunden wurden. Ein glei»
<es wiederfuhe dem Diener eines Bürgers von Bas
tea, dem ſein Herr in seinem Zimmer zu ſchlafen been
[!! indeſſen dieser ſich auf dem Speicher verſteckt
alte.
Ich kann die Zahl der hieſizen Ausgewanderten
nicht genau angeben; aber ich weiß, daß ſich deren
600 zu Reus befinden, welche Stadt von viel gerins
gerem Umfange iſt als Barcelona, auch viel mehr
Liberalismus in derselben herrſcht.
Diese Ausgewanderten sind größtentheils Manufae-
turiſten und wohlhabende Gutsbesitzer, welche ſeit
3 Jahren keinen Heller eingenommen , indem die Pros
vinzialverwaltungen ihre Einkünfle an ſich zogen. Ein
ſehr reicher Einwohner von Puebla, der ſich gleichs
falls zu Reus aufhält, begab ſich mit 50 Bewaffneten
die er gedungen , nach ſeinem Wohnſitze, um eine
Unterſuchung anzustellen; allein eine überlegene Zahl
Provincialiſten empfieng ihn mit einem ſolchen Ku-
gelregen, daß er mit. ſcinen Begleitern wieder ume
tehrte. ; : |
Man ſucht hier ein Corps freywilliger Royaliſten
auf die Beine zu ſtellen, ein kühnes Unternehmen
bey gegenwärtiger Zeit. |
M a dr id, den 30. Sepk.
Wie das politiſche Syſtem beschaffen ſeyn dürfte, das
der neue Miniſter Hr. Zea, befolgen wird, läßt ſich
durchaus noch nicht beſtimmen. Vor der Hand ſcheint
eine Urt Schreckcnsſyſtem zu herrſchen; man begreift
aber leicht, daß dies nur eine Folge der Art mis
niſtericlen Interregnums iſt, das gegenwärtig ſtatt
hat, und das nothwendig über kurz oder lang enden
muß, Die Hinrichtungen gefangener Inſurgenten,
die beinahe täglich aus der Gegend von Tarancon
nach Madrid gebracht werden, laſſen ſich rechtfertio
gen z weniger hingegen die täglich überhand nehmen-
den Verbannungen, Einkerkerungeu und Hinrichtun-
gen von Personen, denen oft nichts zur Laſt fällt,
als einige dem Unmuth entquollene, ungeziemendſe
Ausdrücke. Als Vorwand der Verhaftung wird oft
auch eine angebliche Theilnahme an Vinueſa's Ermor-
dung angegeben, und noch kürzlich ſind mehrere Pers
ſonen, die ausgezeichneten Familien angehören, aus
dieſem Verdachte eingesperrt worden. Aus den Pros
vinzen erfährt man durch die Zeitungen nichts; um
ſo grbßeren Spielraum erhalten die Gerüchte. Valens
eia iſt gegenwärtig ihr Tummelplatz; dort läßt man
Lopez >-Bannos auftreten und verſchwinden, Landune
gen unternehmen und ſcheitern. Gleichwohl ergreift
man häufig Maßregeln, welche die Zahl der Unzu-
friedenen nur vecrnehren müſſen. So ſchließt ein kdo
niglichrs Decret alle Ex Unterofficiere der conſtitutio*
nellen Armee von dem Wiedereintritt in die neu or-
ganiſirten Corps aus , weil ſie, heißt es im Eingangs
des Decreles, Ideen und Grundſätze unter den Trupo
Reſultat der zwiſchen den Commiſsarien beider Reiche,
des portugiesiſchen und braſilianiſchen, gehaltenen
Berathſchlagungen. So viel ſcheint gewiß zu ſeyn,
daß jene Vorſchläge nicht gänzlich unbeachtet gelaſsſen
rvurden, weil die Sitzungen der braſilianifchen Com-
miſſärs noch fortdauerten, und das Peoſtſchiff von
Braſilien deßhalb noch um einige Tage aufgehalten
wurde.
Briefe aus Sevilla vom 18. Sept. melden , die
ſpaniſche Regierung habe 6 Transportſchiffe gemie-
thet, welche 3000 Mann Truppen von Ferrol nach
Havannah führen ſollen. '
So ſtark noch immer von einer Expedition der
Franzosen nach St. Domingo die Rede iſt, ſo feſt
beharren wir auf dem Glauben , daß gegenwärtig der
Zeitpunct nicht ſey, ein solches Project auszuführen.
Im Gegentheil vernehmen wir von Havre, daß von
dort Schiffe mit erkauſtem Kriegsbedarf und Militär-
Kleidung nach St. Domingo gehen, welches Frank-
reich nicht zulaſſen würde, wenn es ſelbſt feindliche
Absichten auf die Insel hegte. Zudem iſt bekannt,
daß die Unterhandlungen für die Unabhängigkeit der
Haytier ſchon so writ vorgeſchritten, daß letztere
bereins Anſtalten machen, die ndihigen Gelder für
die Bezahlung ihrer Frevheit in England zu suchen.
Die franzöſiſchen Handelsleute ſehen mit Ungeduld
dem erwünſchien Ausgange dieſes Vergleichs entgegen.
(Times.)
Die Niederländer haben noch immer ein Linienſchiff
und eine Fregaite in der Nähe von Algier kreuzen,
da ſie diesem Barbareskenſtaat in Hinſicht ihrer Flagge
uicht trauen.
Die Otficiere der Garniſon von Gibraltar , welche
nach Spanien reiſen wollen, haben Befehl erhalten,
allenihalben in Uniform zu erſcheincn, um ieder Un-
annehmlichkeit vorzubeugen.
Zu Mancheſter ſind mehrere franzdsiſche Seidefa-
bricanten angekommen , die ſich daſelbſt nieder laſſen
wollen. ;
Der Courier räâth der franzdſiſchen Regierung alle
Münzen mit Napoleons Bruſtbild einſchmelzen zu
laſſen. ,
Aus Van Diemensland gehen sehr erfreuliche Nachs
richten uon dem beyſpiellos ſchnell ſteigenden Wohls
ſtaude jener Colonieen. Die dortige Regierung ha! eine
Land- und cine Seecexpedition ausgerüſtet, um den
Lauf der Flüſſe im Innern und die noch unbeſuchte
Nordweſtſente der Insel zu unteirſuchen. Eine Bank
und ein oberſter Gerichtshof ſivd im Entstehen. Im
März. kamen die königl. Frepheitsbriefe dafür zu Hars
rowiown an.
Barcelona, den 2. Ock. ;
Dle Policcep enmſernt noch täglich eine Menge Aus-
gewaudiricn , ldie hier Zuflucht ſuchten , wobey die
z uwahl auch oft auf Perſonen fällt, die ihren roya ß
ſtiſchen Grilt ein wenig zu hoch ſpannten. ze
wHüuſchen liber eingilerkert zu ſeyn , als in ihre ſttÂ
nia zurück zu ikehren, wo ſie ihren gewiſſcn To
finden würden. Ihre Furcht iſt auch mehr als zugk-
gründet : denn es iſt die reine Wahrheit, daß Famis
lien - Väter x und Mü.ter , die ſich nach ihrem Wohns-
orte Manreſa zurück begeben hatten, des Morgens
in Ihren Betten ermordet gefunden wurden. Ein glei»
<es wiederfuhe dem Diener eines Bürgers von Bas
tea, dem ſein Herr in seinem Zimmer zu ſchlafen been
[!! indeſſen dieser ſich auf dem Speicher verſteckt
alte.
Ich kann die Zahl der hieſizen Ausgewanderten
nicht genau angeben; aber ich weiß, daß ſich deren
600 zu Reus befinden, welche Stadt von viel gerins
gerem Umfange iſt als Barcelona, auch viel mehr
Liberalismus in derselben herrſcht.
Diese Ausgewanderten sind größtentheils Manufae-
turiſten und wohlhabende Gutsbesitzer, welche ſeit
3 Jahren keinen Heller eingenommen , indem die Pros
vinzialverwaltungen ihre Einkünfle an ſich zogen. Ein
ſehr reicher Einwohner von Puebla, der ſich gleichs
falls zu Reus aufhält, begab ſich mit 50 Bewaffneten
die er gedungen , nach ſeinem Wohnſitze, um eine
Unterſuchung anzustellen; allein eine überlegene Zahl
Provincialiſten empfieng ihn mit einem ſolchen Ku-
gelregen, daß er mit. ſcinen Begleitern wieder ume
tehrte. ; : |
Man ſucht hier ein Corps freywilliger Royaliſten
auf die Beine zu ſtellen, ein kühnes Unternehmen
bey gegenwärtiger Zeit. |
M a dr id, den 30. Sepk.
Wie das politiſche Syſtem beschaffen ſeyn dürfte, das
der neue Miniſter Hr. Zea, befolgen wird, läßt ſich
durchaus noch nicht beſtimmen. Vor der Hand ſcheint
eine Urt Schreckcnsſyſtem zu herrſchen; man begreift
aber leicht, daß dies nur eine Folge der Art mis
niſtericlen Interregnums iſt, das gegenwärtig ſtatt
hat, und das nothwendig über kurz oder lang enden
muß, Die Hinrichtungen gefangener Inſurgenten,
die beinahe täglich aus der Gegend von Tarancon
nach Madrid gebracht werden, laſſen ſich rechtfertio
gen z weniger hingegen die täglich überhand nehmen-
den Verbannungen, Einkerkerungeu und Hinrichtun-
gen von Personen, denen oft nichts zur Laſt fällt,
als einige dem Unmuth entquollene, ungeziemendſe
Ausdrücke. Als Vorwand der Verhaftung wird oft
auch eine angebliche Theilnahme an Vinueſa's Ermor-
dung angegeben, und noch kürzlich ſind mehrere Pers
ſonen, die ausgezeichneten Familien angehören, aus
dieſem Verdachte eingesperrt worden. Aus den Pros
vinzen erfährt man durch die Zeitungen nichts; um
ſo grbßeren Spielraum erhalten die Gerüchte. Valens
eia iſt gegenwärtig ihr Tummelplatz; dort läßt man
Lopez >-Bannos auftreten und verſchwinden, Landune
gen unternehmen und ſcheitern. Gleichwohl ergreift
man häufig Maßregeln, welche die Zahl der Unzu-
friedenen nur vecrnehren müſſen. So ſchließt ein kdo
niglichrs Decret alle Ex Unterofficiere der conſtitutio*
nellen Armee von dem Wiedereintritt in die neu or-
ganiſirten Corps aus , weil ſie, heißt es im Eingangs
des Decreles, Ideen und Grundſätze unter den Trupo