Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Zeitung — 1824

DOI Kapitel:
No. 273 - No. 303 (1. October - 31. October)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44352#1178

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wir ſprechen hier nur von dem Präſidenten des
Rathes, weil der engl. Courier, das untleerrichteſte
Blatt des Hn. v. Villele, indem es den unwandelba-
ren Credit und die unermeßliche Macht dieſes Mini-
ſters anrühmt, nicht eines Wortes von deſſen Collegen
erwähnt. Die Beruhigung Spaniens war von dem
Prinz Generaliſſimus geſchickt angefangen worden.
Warum können unsre Staaismänner dieſe Staatsſas
che nicht zu Ende bringen, von der ſo wichtige Inte-
reſſen abhängen? Die europ. Cabinette beobachten
mit begierigem Auge den Präſidenten des Rathes in
dieſer ſchweren Probe, aus welcher er, wie es ſcheint,
nicht ſiegreich derausireten wird. Was hat er ges-
than, was macht er, was wird er thun ? Gar nichts.
Dieß verträgt ſich mit ſeiner Ruhe ſehr gut, er will
ſic) nichi der Gefahr aussetzen, anzuſtoßen, noch. be-
urtheilt zu werden. Allein kann dieß ſo fortbeſtehen ?

Würde dieß der Ehre des Thrones und dem Intereſſe .

Frankreichs genügen ? Es iſt eine, mit der Oceupa-
tion Spanicns zuſammenhängende Frage, deren Auf-
lößung nicht über die Art des Talents, welches wir
gerne an dem Herrn v. Villele wahrnehmen, hinaus-
geht. Was hat er ſür Vorkehrungen getroffen , um
Frankreich die von Spanien unſern Finanzen zu kei-
ſien habende gerechte Eniſchädigung zu sichern ? Der
Schatz von Madrid kann dazu nichts beytragen.

Wir glauben für heute uns nicht weiter in dieſe
wichtige Sireitfrage einlaſſen zu dürfen; indessen wer-
den wir wieder darauf zurückkommen, sobald wir die
uns über den beklagenswer1hen Zuſtand von Spa-
nien verſprochenen, beſtimmten Berichte erhalten ha-
ben werden. Indeſſen werden dieſe wenigen Worte
hinreichen, um die dffentliche Auſimerkſamkeit auf die-
„ſen wichtigen Gegenſtand zu lenken.

(Journal des Debats.)
Die Etoile enthält Folgendes: Wir ersuchen die Jour-
nale, welche beſtändig von den Deporiirien der Inſcl
Martinique ſprechen, nachſtehende Thatſachen mit ihren
Erklärungen zu vergleichen. Jen
erlannt , daß die britiiſche Regierung die Verwaliung
ihrer Colonieen mit Klugheit führt. Ja man w.iß, daß
es ihr überall glückt, sich die Einwohner der Gegenden,
wo ſie das Banner ihrer Herrſchafi aufyflanzie eigen ges
macht hat. England beſsitzz in Indien ein unermeßli-
<es Reich, von Delhi bis an das Vorgebirg Coma-
rinez vom Indus bis an die Gränzen des Königreichs
Uva : Alles leiſtct den engl. Machthabern Gehorsam.
Dreymalhunderct tauſcnd Krieger und 500 Millionen
Einkünfie ſind die mächiigen Pfeiler sciner absoluten
Gewalt. Urberall herrſcht Ruhe in dieſem ungeheu-
ren Lande und dennoch weiß man nichis von Preß-
freyheit. Würde ein Journaliſt es wagen , die Hand-
lungen der Regierung zu tadeln, er würde bald aus
Indien nach Curopa verwieſen werden. Seo liest
man z. B. in dem Globe und Traveller: Ein Indir
viduum , Namens Edward, ſey von dem Gouverneur
dis Vorgebirgs der guten Hoffnung auf 7 Jahre zur
Deportation nach Botany - Bay verurtheilt worden,
weil er dicſem einen verläumderiſchen Bricf geschries
ben, der nicht einmal zu bſsfentlichem Drucke gekoms-

Es wird allgemein an-

men. Hieraus iſt erſichtlih, daß die Bewohner des
claſſiſchen Bodens der Freyheit erkennen , daß die
Freyheit der Preſſe kein abſolutes Naturgesetz iſt. Auf
dem Cap z. B. hat der Gouverneur die Macht den
öffentlichen Scribenten die Zügel zu halten, ( Dort gel-
ten nämlich noch holländiſche Geſezte.2)9.

In Cavalonien iſt ein Decret des Königs von Spar-
nien verkündet worden, nach welchem alle Univerſi-
täten des Königreichs so lange geschloſſen bleiben, bis
eine beſonders damit beauftragte Commiſſion Sr.
Mai. einen allgemeinen Unterrichisplan vorgelegt und
dieser ihre Billigung erhalten haven wird. L. H

Dae Memorial Bordelais meldet die Ankunft zweyer
ſygsilber. ry Vicekönig La Serna abgeſchickier Ofs

ciere zu Cadip if

Unser Gesandter zu London, Hr. von Polignac wird
Morgen hier erwarict. r ~§

Der YAriſtarch enthält eine heftige aber gerechte Dia-
tribe gegen die Etoile, welche ſich uicht geſcheut hatte,
zu sagen: Die Journale der Oppoſition beabſichtigten
nichts weniger als den König auf Blumcnwegen zum
Schaffot zu führen. ,@ Richtet ihr an uns ſolche Ab-
ſcheulichkeiten! . spricht der Ariſtarch ~ elende
Södldlinge, sucht euern Lohn zu verdienen indem ihr
durch die Lüge Menſchen vertheidigt , die ihre Fehs
ler anklagen ; bekämpft die dffentliche Meynungz
aber ft lee der Menſchheit, nennet ſie nichi königs-
mörderiſch ! ‘(“ §

Die Quotidienne überbietct die liberalen Blätter
an Declamaiionen gegen die jeizigen Miniſtee. So
ſagt sie: Wir verlangen einen Diplomaten zum Mi-
Hniſter der auswärtigen Angelegenheiten; einenjScemann
zum Miniſtec tes Seeweſens; einen franzöſiſchen Mar-
ſchall zum Kriegsminiſter; zum Finanzminiſter einen
Mann , deſſen Ansichten nicht von Frankreich und den
Kammern mißbilligt werden; zum Miniſter des In-
nern Jemand, der die Freymùüthigkeit der Zeiiſchrif-
ten zu ertragen weiß, der die Künſte duldet, der
Nachsicht mit den Wiſſenſchaften hat; zum Juſtitzmis
niſter endlich einen Maan, der die obrigkeitlichen Bes
amten beſchütet. ; f Y.

Die Etoile ſpricht von einem brdeutenden Erdbes-
ben in Syrien das einen großen Theil von Jtruſa-
lem ſchr beſchädigt, die Moſchree Omar's, den vors
maligen Tempel Salomons zerſtört und das h. Grad
zu Grunde gerichtet haben ſoll. : s 't

Das Journal du Commerce ſagt: in Spanien bee
zahlt Niemand mehr Abgaben. Die Einen weigern
ſich zu zahlen weil es ihnen an Mitteln fehlt, die
Undern, weil ſie ſich durch frühere Opfer und Bewelſe
von Ergebenheit davon dispenſirt glauben. Der
Schatz iſt auf den Ertrag der Douanen und des Oc-
troi's von Madrid beſchränkt. Die Militärmacht wor-
über die Regierung zu verfügen hat mag 3. bis 60090
Mann betragen. .*... w

Der König empfieng vorgeſtern eine Deputation
von St. Quentin, die ihm die Olückwünſche des Han-
delsſtandes jener Stadt überbrachte: „„Ihr ſeyd brave
Leute, ſagte S. M. Ihr beſchäfiigt viele Arme. Das
Glück der Staaten iſt mit jenem der Induſtrie und
 
Annotationen