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Mannheimer Zeitung — 1824

DOI Kapitel:
No. 333 - No. 362 (1. December - 31. December)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#1346

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bare Umtriebe verwickelt zu ſeyn ; er ließ ſich in

Deutſchland betreten, und wird in Gemöäßheit der
Verfügung der Bundes - Central- Unterſuchungs-Com-
miſſion angehalten und zur Verantwortung und Un-
terſuchung wegen der gegen ihn vorliegenden Anzeise
gen grzogen. Dieß iſt die ganze Sache. Die fran-
zösiſchen Zeitungen haben derselben zwar bereits ſeyr
lange Artikel gewidmet, allein der Raum derſelben
würde nicht hinreichen, die Namen der Auswärtigen
mitizutheilen, welche wegen Verbrechen und Schulden
in Frankreich angehalten und zur Uniersuchung fge-
bracht worden. Das franzöſiſche Criminal - Recht be-
ſtimmt, so [wie der Codex des Criminalrechts aller
civiliſicten Völker, daKß Ausländer, welche einer Rechts-
Verlclzung gegen Feankreich ſich ſchuldig gemacht has
ben, von franzödsſiſchen Gerichten gerichtet werden
ſollen, wenn ſie entweder auf franzdſiſchem Territo-
rium ergriffen, oder von der Regierung, unter wele-
cher ſie ſtehen, an das franzdösiſche Gouvernement
ausgeliefert werden (Cole d’'instr. criminelle Art. 5
und 6). Und doch nennt der Verfaſſer des Artikels
im Conſstitutionnel Nro z314 das: aussi contraire an
droit des gens, qu’'aux habitudes des peuples civi-
lisés! Wenn darin den andern Zeitungen die Un-
ſchuld des Profeſſors Couſin dadurch bewieſen werden
ſoll, daß er den Plato übersetzt und den Kant ſtudirr
ha! ; ſo iſt di ß allerdings ein origineller Bey'rag zu
Deſenſionsſchrifien. Cr möchte indeſſen nicht allge-
mein anerkannt und auch hier nicht ganz zutreffend
ſeyn, Die franzöſiſchen Zritungen selbſk müſſen ein-
räumen, daß Couſia wegen Grundſätzen , die sie frei-
lich nur etwas zu liberal nennen, in Frankreich die
i Profeſſur verloren habe; er muß ſich daher doch wohl
mit eiwas anderem als mit Plato und Kant befaßt

haben. Ucberdem sind aber in Kdpenick und anderen

Orten Menſchen, dierecht gründlich den Plato und Kant
und selbſt den Vauban uud das corpus juris ſtudirt.
aber dennoch mit gewiſſen andern Gegenſtänden sich
beſchäftigt haben. Ob letzteres auch bey dem Expro-
feſſor Couſin der Fall sey, iſt Gergenſstand der Unter-
ſuchung, in deren. Verhängung die deu1ſche Bundes-
Central - Unterſuchungs-Commisſsion nach allgemein be-
kannten Grundſätzen des Völker- und Säiaatsrechts
und des franzdsiſch.n Crimiualrechts ſelbſt nicht bloß
berechtigt, ſondern verbunden war. Uud die Avord-
nung der Unterſuchung allein iſt es, warauf es ja
nur ankommt. Urbrigens wissen wir aus ſicherer
Quelle, daß die Behandlung Couſin’'s bey der Unter-
ſuchung so milde und ſchonend iſt, daß ein Gegen-
ſthick ſchwerlich zu finden ſeyn dürfte.

Königsberg, den 15. Nov. j
Geſtern wurde hier der erſte Provinzial Landtag des
Königreichs Preuſſen felerlich eröffnet.

Lon d on, den 25. Nov. . ,
Vom Obriſten Grant hat die Admiralität Nachrichs
ten bis zum 7. Sept. erhalten. Dte Ashantees wa-
ren gänzlich verſchwunden. Die engliſche Garniſon
hat aber viele Leute durch Krankhelten verloren. In

der letzten Zeit hatte sich der Geſundheitszuſtand der
Truppen im Allgemeinen gebessert,
Der Gla sg o w- Cour ier enthält ein Schreiben

aus St. Thomas vom 13. Öet., worin unter andern

das Gerücht erwähnt wird, die Ashantees hätten Cap-
Coaſt - Caſtle eingenommen. Auf welche Art diese
Nachricht nach St. Thomas kam, wird nicht erwähnt.

Herr Stratford Canning wird bis nächſten Freytag
auf ſeinen Geſandtſchaftspoſten nach St. Petersburg

gabgehen.

Das Freindsbury , ein Transportſchiff, welches zu
Portsmouth angelangt iſt und am 12. September
Acre verließ, bringt die Nachricht die Königinn von
Akin habe in einem blutigen Treffen die Ashantees
gänzlich beſiegt. Auch wollte man zu Acre wiſſen,
die Ashantees hätten ihren König Addo - Aſſia vom
Throne geſtürzt. Cin benachbarter Stamm ſoll diese
Staatsummwälzung zu einem Plünderungszuge in ds
Land der Ashantees benutzt haben. '

Madrid, den 16. Nos.

Herr v. Talaru, deſſen Miſſion man als ſehr wich-
tig betrachtet, iſt hier angekommen. Es geht die Res
de der Iufant Don Franz de Paula habe die Ers
laubniß erhalten mit ſeiner Gemahlinn eine Reiſs
nach Italien machen zu dürfen. Auch der Infank
Don Carlos ſoll im Sinne haben Spanien zu vero
laſſen und ſich einſtweilen nach Liſſabon zu begeben.
Da die Abreiſe beider königl. Perſonen mit dem Rück-
marſche der franzöſiſchen Truppen zuſammenfällt , ſo
ſieht man nun mit doppelter Beſorgniß, da ſich auch
die königl. Prinzen nicht ſicher zu wähnen ſcheinen,
letzterm entgegen. Der Absetzung des Políiceyintens
danten von Barcelona legt man die Urſache zu Grun-
de, daß er zu den Afranceſados gehört habe, was
um so wahrſcheinlicher iſt, da auch den Policeyinten-
danten von Avila und Santander, welche unter die
nämliche Caihegorie gehörten, die Weiſung zugieng,
ſich binnen vierzehn Tagen zu reinigen. Die Orga-
niſation der royaliſtiſcen Freywilligen von Madrid,
geht raſch von ſtatten , obgleich dieſes Corps nicht
eben zu den ausgewählteſten gerechnet werden darf.
Am 28 wicd der Prinz Maximilian von Sachſen,
der so lang er ſich in Spanien aufhält, die Ehren-
bezeugungen eines Jufanten erhalt, mit der kdnigli-
chen Familie zu St. Ildefonso zuſammenireffen.



Mannigfaltigkeiten.



Man hatte bis jetzt daran gezweifelt , daß Napoleon

bey ſciner erſten Abdankung zu Fontainebleau das |

Proiect eines Selbſtmordes gehabt hätte. Heutiges

î Tags iſt kein Zweifel hierüber mehr übrig; die Um-

ſtände der Thatsachen werden in der , Neuen Bio-
graphie der Zeitgenoſſen‘“’ auf folgende Art erzählt,
ſs t!er von Niemand als von Augenzeugen her-
 
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