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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

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Nr. 1 - 30 (2. Januar 1923 - 31. Januar 1923)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15611#0129

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?>'-!ch:n ^ en:schrofsen, den französischen und bel-

kn rianenische Le'.zugesellen, um Jtalicns Anieil

iiestri ° lN dem Ausmasje zu sichern, in dem es viese ge-
letzt häite hatte, wcnn Franlrelch Lus Nutzrgebiet nicht üe-

^lcken^n^^ ^irmeni kommt zu Lem Schluß: „Ein Schritt dcr italic-
Kvifch-n kann also nur e'.n Augelot der Vermittlung

!^'a. rnd Teutschland unter Zustimmuug Englands

u'-i?n Konfereni',en der Alliierlen tzat Ztalien bisher
Melj ,.^'5'ch^" Vcrmittler zwischen Frankre'ch unü England ge-
^rrLieni» um die langs Dauer Ler Entrnte nicht gerlnge

k'^t ii r s^ ?''"^roen. Es ist aiso nicht überraschend, sonüern eanz
diesss näwliche Italien sich Lereit erMrt.

en 'tai.en >cy:n r6ot>lr:aster m Wash ng'.o:

^gierung emen Vermittlungsplän zroecks EIn-
^kat!n„„-'U^ Weltkon-erenz zu unteroreiteu, weiche dio Re-
b>rags enrgültig lösen soll.

Dsr Km?nkMjschs Iiischgner.

° EinAischuug

D

^» ^Er . Rewrork Herald" meldet aus Washington, die

in Lcr Ruhrfrage 'jeglicher Ein-

^is^.^'-n würdcn
»^ . > » n a

osr cincm drutsch-sranzt.'sischru Kompromiz.

Paris, 22. Januar.

Vereinig-

^acht ->°rb, enthalten, solange es nicht einrr euro:a:schen
i-N's ch"'ngen wurLe, Kranlreich und Deutschland zum Aüschlug
Me xgr^promisses zu kewegen. Staaissrlretär Hughes
^Llr §-'»?!».' I^uiel Kritil LLer siine auswärtige Politik zu HLren.
'I-uren Moses, Lrandegee und Mc Tormick, welchs die
^Ukhes brshcr steis nnterftützt halen, üehar.nten, wcnn
?!'dr h''!U,'Sdexartemcnt fich Lem weiteren 'Vorrücken sranzdsttcher
NbNa 'n'.ichrr Trupxen widersetzt hätte, HStte die Ruhrbe-
'fNtieLcn wcrLen können. Es sche'nt auch, Laß sich im
§»»stx„ broße Wendung volizogen hat: während noch vor
d°lit'ix^ ZA.onaten im Lanf« Ler Wahllamraane

- ' >N


'iNp""nen »roge Wenoung vouzogen yat; wayrens nocy
^ ^-onaien im Lanfe Ler Wahllamraane unversohnliche

. reiver Par'e'en sich Lem EeLarcken widcrsetzisn, Laß Amcri'a
--^ie. -fE euro: Sischen oLer andere auswSrtige Angelegenlrskten
-'tt k»-.- bn Lie gleichen ALgeor'.nelen jetzt Las Siaatsdsj arle-
Nre^l'ü - ----------- - -

«,°>N

d> 'Regierung sie hätte annetzmen können.

i>er

Der fra 'zMche Mralonmnspr n.

^E-sluß Musfolinis. — Der euglische Reparationsplan.
Von unserrm Il-Korrespondenten.

Paris, 22- Ianuar.

französischen Moratoriumsplan, der Dienstag dcr

meldet der „Peiit
nrue Projekt unterscheidet sich in einigen welent-

Lcn

S'Z ?)) ^ .--—

^ ii-'-'lien'-. ''""'.mission rorgclegt wcvden soll.
! Tas nrue Projekt unterscheidet

..ZSu'

Rk-^'e ^^"^r soll vorläufig noch d-e Herstellung einer Zull-
peg Rheines und rings um Las Ruhrgebiet
V r,;" Ai- Dje Fixierung Ler Psandforderunqcn ist sehr stark üurch
' ' ^ ussolinis üeeinslußt. Auch die Vorschläge über

^tey ron Lem srüheren Plane: Jn der Liste der gelo

L


Z

»n

s«n Zahlnngen während Ler Dauer Les Moratorinms
-wne Mussolinis geänLert. Der nene Plan schlägt uor,
^ u,iand während dsr Dauer Les Moratoriums inrgcsamt
^ von Lrei MilliarLcn Eoldmark durch cine von den
ffB L>»-'ÜÜ,^"'Krieüen garantierle Anlcihe aufbringe. Von
Milliarden sollcn 500 Mill. cntsorschend den Vorschläg->n
ßZ q", "'ierten -------------

'r> der Note vom 10. Dezember.

Finan.zsachverständigen für die Stabilisi-r-
>? ... ^ Mark, der Rest für Reparationen verwendet
ltierT. as cn'spreche im übrigen Lem Anerbieten der deutschsn
- der Note vom 10. Dezember.

Var-?»> tische Reparationsplan, dessen Annahme währeud
Konferenz von Frankreich strikt abgelehnt wurür, soil
!oll^ Len französischen Sachverständigen überprüft werven.
tk-L^äs>» dsem Plan jetzt viel wen-aer abl'ehnend gegenübersteh-.-n.
a »T^>'!tändi'gen sollen erllärt baben, Laß der Plan für Frank-
^» Z»-,Vf>tnbar sei, wenn Ler französische Anteil an den dsut-
Otungen von 52 auf 70 Mill- erhöht wevde.


Die Säuberung Verlins.

sEig, Drahtm,) Der nachahmenswsrte Veschlnß der
^-.-.^otelbssitzcr, keine Franzosen und Belgier aufzunchmen, hat
ijÄie',""rrt."Latz am Samstag Ler größte Teil der Franzosen und
Berlin abgereist ist Ein kleiner Tsil suchte in
Unterkunft, wurde aüer auch dort zum Teil abge-
»> »i,fst^>e Vewegung der Verliner Hotelbesitzcr hat fich nnnmehr
^ ^»s ganze Reich ausgedehnt.

^»ästdium und Ler Dorstand des Zentralverüandes des
lo' » o ß h a n d e l s haben nachstehende Entschließung ge-

>» > "»lalsler und rohester Eewalt sind Belgisr und Fran
Herz Deutschlands eingedrungcn. Das Präsidium und
^^>ii 'cht Zentralverbandes sorLern. dnrchdrnngen oon der

»„sttieds,- Erostl-anLcls, hierdurch die Fachveroände und Eivzel-
^ Ii - !vs' »>»en Les ZeniralverlanLcs Les deutschcn Eroßhandsls
a Geschäftsverbindungen mit franzo-

rr,z^»»d belgischen Fi'rmen abzubrechen und solange
aufzunebmen, als die vertraas- vnd völkerrechtswidrige
I » oe-» Rubräebietes nicht amaeboben ist.

ü>

^ K FranzVfische Sisgerlaune.

??. Ian. (Vig. Drahtm.) In Köln hat stch ein Ülutiger
-wischen eincm Leutschen Zivilisten und einem fran-
>e>t L-»" Dsfizier zugetragen. Ein Deutscher, der mit ieiner
, Domplatz rassierte, gcriet mit einem französtschen Offi-
Is^ne Braut belästigt hatte, in Streit. Der 'Ofsizier zog



Ä»

I>r

s

K
s

'^» I,'!"-ne Braut belästigt tzatte, in

und schoß^^traf aber e: n^ u n b e t e i l i g t e s

Es gelang Lem Offizier, zu entfliehen.

D!e öffermchUe SparpsM.

Weiterer Abbau dcr Bundesangestellte».

^vn unserem X.-K o r r e sp o n d e n t e

, Wie», 22. Ianunr.

^ l»i-^'>sterorLentl-chen Kaüineitsrate der am 25. d, zusammsn-
^».f.'Ne Novelle zum Dundesangestslltenabbaugesetze zur Be-

>>-


Il^ ^ /iUM 00. jino ruluveii^us -persvueu

A^<I°t --»ndesdienste neu auszuscheiden, Auf die Richter
K »nv 8 -0 dc-s -Abbaugesetzes Anwenduug. Auf die ordent-
außerordentlichen Hochschulprosessoren, au! dir

,-S

^»b'°»!i-gen.
Len- 2

Der Eniwurf bestimmt u, a: Vom 1. bzanuar
30. Juni 1924 siud mindestens 75000 Personen

^°l^°-5.Ner

°>»i,!4ejb»,'^terosfiziere findct das Äbbaugesetz keine Nnwcndung.

BunLesangestellten, die längstens innerhalb von ein-
, »»kn jhren Äohnsitz außerhalb des letztcn Wohnsttzes
» »5»,' l»nn ein anqemejiene: Beitrag der Ueberstedelunqskosten

c»:, _ o< iciss i»


unp die nicht aus dcm Stande der Berufs-
lere der ehcmaligeu bewaffneten Macht hervorge-


"54m


Ws zum 31- Dezember 1925 ist jeLe Neu- oder
e in den Vundesdienst, die Einstellung oon Ber-
en, sow-s Las Festanstellen von bisherigen vilfsbs-
--- ^

von

tvido^ur m'itHtimHinq'Lier Bundesregierunä ziilSssta.

5 bt d^°E'tliche Neu- oder W i e ü « r a n st e ! l u n g verfügt,

s!n °"Arc>rdsnLlichen Kaüinettsrate liegt außerdem der stnt-
Verordnung »or. die sich als wertvolle Ergänzung des

Vundesschatze persönlich fllr die Ladurch verursachten

' Abbaugesstzrs Larstellt. Die Verordnung geht davon aus, daß, wäh-
rend srüher nur die llnfühigkeit, weiter zu dienen, eine vorzsitigü
Pension'rcri-ng ermöglichte, nunmchr durch den Abbau eine Reihs
von Personsn in Len Ruhestand treten und Ruhegenüss« bezishen,
Lenen es bei unoermindcrter Arbeitsfähigkeir mög-
lich war. ein lohnendes N'eLeneinlommen zu finLen. Zweck der
neuen DerorLnung >st es nun, die Ergänzung solcher, aus anver-
weitiger Erwcrbsiätigkeit slammender Einlommen aus den Pen-
sirnsbezügen ,zu rcgeln. Nuhegeniisso von unlcr 6 Millionen werden
Lurch die VerorLnung nicht getrossen. Erst wcnn Las Erwerösein-
lommen 12 Millionen und Lie Pension 6 Millioncn üüerschrsitet,
trilt e.n ; rczentueller Abzug derNuhegenüsse ein. Bei
einem ErwerLseinlommen von 72 Millioneist entfällt der Ruhe-
genuß qonzlich, Lagegen erlischt die Stillegung bei Personcu, die
Las jechziasle Iahr iiberschritten haben. Bci unwahren Angaben in
Ler Anzeige Les Nebencinlommens, zu der jeder Pensioniit ver-
xflichtet ist, tritt Ler zeitweilige oder'-Lauernde Verlust der Ven-
sion cin. Diese VerorLnung erregt in Lcr Oeffentlichleit große Auf-
merlsamleit, itzre Eruudzüge sind aber durchaus geeignet, Len
Uebelstand zu befeltigen, Latz Penstonisten, die ihrr Arbeitsfähiqkeit
durch Anstellungen in Privalunternehmungen bekunden, ihre Ruhe-
gcnusse als BunLesangestellte voll beziehen-

Badische Politik.

rahm im ZeichHs«AMxlW 1923.

Fllr Lsn Umbau einss H-tuses in der Otto Veck-Straße in
L-launhoim anstatt Hersteüung eines neuen D.enstgebSudes aus
e>ncm ivrundstück >n cer Auguste-An-age werocn im Ne,chshaushalts-
pcan 1923 02 500 000 Mar. ange,or.ert. Bisyer war geplant auf
e,ncm städtischsn Erunostück an ter Augusta-ÄMags fur oas Tele-
grapyenamt mto Las Fernamt e,nsn Neuoau zu err.chien. Kurz vor
Erwero oes liirunvstülts uno Lem -Veginn Ler Bauaröeusn wurüs ein
eiwa 400 Meier en.zernles, Erundstück ,n Ler Otlo Bea-Strage von
runo 8300 Ftüchcn.noalt mit e.nrm außcrordenLlich geräumigen,
cm Iayre 1913 jert.ggesteuten EebäuLe bcster Art zum Kauf auge-
bolen. Da sch nach e.ngehen.er Prüfung ergao, lag stch Las Ha.-.s
naa, Vornayme von llmaroeiten sür die m.t dem Neubau beabsich-
tlstten Zwecke eigncn wurd-e, wurde es zu dem mägigen Preise von
53 000 OoO 8-iarc ini E.noerneymen mit Lem lsteichsz,nan,zministerium
erworben. Die Amüa-llosicn s.nd auf 66 000 000 Mark geschützt. Hier-
aus wcr.cn Lie üercits für dsu lÜeuLau bewilligten Mrttel von
8 500 000 Mart angerechnct, so Laß jetzt nur 52500 000 Marl anzu-
jordern siud. Der nunmehr mögliche Vcrzicht auf den Erwcrb eines
Vauxlatzss urrd Len Neubau ist sür La- Reich geldlrch außerordent-
lich vor.eilhast.

Zur Regulrerung Les Rheins zwischen Ler ladisch-baye-
rischcn Grcnze und SLraßdurg wiro im Rcichshaushaltsplan ein Er-
gänzungroetrag von 2 000 000 Mark anqesoroert: zur Instandsctzong
vcr Fernsxrechleitung am Rhein von Kehl nach Maxan 1,1 Mil-
lroncn.

Frerburg gegen Lerr EnLwrrrf der nsuen Krsisordnnng

Der dem Lan>.iag vorliegsnL-e Reg-erungsenlwurf eincr neuen
Kreisor-.nung sieht u. a. die Actrenni:nz Les Bezlrles Neustast
i. Schw. °voN Kreis Frriburg uno dcsseir Zuteiluug zum Krets
Vill.nqen vor.

Eegsn diesen Vorschlag hat sich bekanntlich, im Bezirk NsustaLt
eine lebhafte Eegen ewegung cntwickelt. Sowohl der Kreis Fre'.burg
als auch sämtliche EemeinLerüte Les Bez-r.s Neust-a„i und al e ge-
wsrAichen und Verkehrs-Organi-sationen h-a-Len in einmütigen Kund-
gebungen an Negierung uno Lanotag gegen Len Enlwnrf Stellunz
genommen und d:e politische Lostrennunq Neustä.ts von Freiburg
als in jöder Weise verfehit und ungerechtfertigt beze'.chnet.

Diesen KunLgebungen hat sich nun auch die Stadt Freiburg
angeschlossen. In einer Denkschrift an den Ladischen Landta'q
lvgt die SLadt Freiburg, verireten durch den Sta-Ltrat — zugleich in
Uebereinstimmung mit Len besonLers in Betracht lommenLen amt-
lichcn uno priva en betsiliaten Intsressenuertre'ungsn — gegen die
hinsichtlich Les Krcises Freiburg vorgeschlagene Eeüietsverringerung
entschiedene Verwahrung ein. Der Staotrat giüt einc aussührliche
Darstellung Ler Angele.qcnheit unter eingeheu'Ler Begründung fiir
die Unmöglichkeit Les Regierungsvorschlages, der eine nie wie'dsr
gut zu macherne Schädigung der materiellen und geistigen Znteressen
Les Vezirkes Neustadt und seiner Bewohner beLeuten würde. Es
hab-e in Freiburg e'-g^nartig Lerührt, daß'die Kreisgebiete von
Karlsruhe uud Mannhe.m Lurch den Rcg'.erungsentwurf elne nam-
hafte Ee'netsrrweitcrung erfahren sollen, während für Freiburg e ne
Verringerung rorgeschlagen wevde. Dies bedeuie offeniundig eine
völlige Verkennung der Ve^eutung Ler Stadt Freiburg als Vorort
des größten Teils des südlichen Schwarzwaldes und des badischen
Oberlandes in geistiger und materisller Hinsicht. Wenn Len Siädten
Karlsruhs und Marmheim von der Regierung eine Hauptstadt-
Stellunq fiir,die nähere und weitere Umgedung zuerkannt wiirde, !o
müßte Freiburq Lasselbe für sein Verhältnis zu einem nicht minder
großen Landgebiete in Anspruch nchmen. Aus diesem Erunde müsse
die vorgeschlagene Abtrennung Les Bezirkes Neustadt vom Krcis
Frei-bürq aufs Nachdrücklichsle a'gclehnt werLen. Der Landtag wird
in der Denkschrift geüetsn, in diesem Sinne leschließen zu woll-n, La
gegen Len einheitlichen Willen dcr ganzen in Betracht kommenLca
Devölkerung eins derartige, Lurch sachliche Gründe nicht gerechl-
ferti-gt-e Aenderung der Kreiseinteilung nicht durchgeführt wer-Len
sollte.

Wilhelrn Pfefferle.

Droüen im gesegneten Kaisorstuhl in Endingen vollendete am
Sonntaq ein ehemaligsr Parlamentarier sein 75. Lebensjahr: Wil-
helm Pfefferle. Ein volles VierteljahrhunLeri war er eine
Zierde der Lamaligen Zweiten Kammer der badischen Landstände.
Eeboren am 21. Januar 1848 in Endingen, besuchte er zunächst in
seiner Vaterstadt die Volksschule, später das Eymnasium in der
Breisgaumetropole Freibuvz -und studierie hierauf an den Unversi-
täten Fretöurg und Würzburg Pharmazie. Mitten in seine Stu-
Lentenzeit hinein platzte der Krieg und zlelch unzähligen auderen
Studenten meldete er sich belm 5. bad. Jnfanteris-Regiment Nr. 113
in Freiburg als Krlegssreiwilliger und -vg für sein Vaterian:, Las
er über alles liebte, ins Feld. Nach Beendigung Les Krieges setzte
er se-ine Studien in Würzburg fort und machle Lort im Iahre 1873
sein pharmazeutisches Staatsexamen. Im folgenden Iahre übernahm
er die En-dinger Aroihoke, die er über Lrei Dezcnnien, bis zum Jahre
1905, leitets. 1892 beriefen ihn die Endinger in den Eemeinderat,
nachdem er bereits vorher und zwar von 1880 bis 1885 Mitglied dss
Bezirksrates gewesen war. Damit war a-Ler seine parlamentarische
Arbeit noch lange nicht erschopft. Die Nati'onalliberale
Partei überirug ihm »m Iahre 1887 Len Lamaligen 19. La-dischen
LanLtagswahllreis Emmsndingen, den er bis zum Oltober 1913,
n-ach'Lem er mnmterbrochen 25 Jahre, dem Badischen Lanütag ay-
gehört hatte, beibehielt. Währeno dieser langen Zeit vertrat er die
Jnteressen des bad-ischen Volkes >m Karlsruher Rondell in hervor-
ragen'der Weise. D:e nationalliberale Fraktioa entsandte ihn, seine
reichen Kenn'nisse, scinen gesunden Mcnschenverstand und seine
großen Erfahrungen auf allsn Eebielen des politischen und wirtsch-a>t-
lichen Lebens richtig einschätzend, in die BuLgetkommission. Im
Plenum ergrifs er sshr sleißig Las Wort und seine iiberzeugenLrn
Ausführungen fanden nicht selten Beffall und Zustimmung, auch bej
den anderen Parteien. Auf dem Eebiete der Eisenbahnpolitik
galt er als Kaxazität. Lange Zeit hindurch war er Berichterstatter
des Sl-aatsvoranschlages fiir Eisenbahnbau. Seine Berichte zeich-
neien sich durch außerorLentlich großen Fleiß und hervorragende Sach-
lenntnis aus. Jm Iahrs 1913 sollte er abermals siir den Badischen
Landtag kandid'oren. Er wäre auch wieder gewählt worden, La er
sich in'seinem Wahllreise großer Bsliebtheit und'Wertschätzung er-
sreuts, allein er lehnte eine abermal'ge Kandiiatur ab. Sein Nach-
solger war der damalige Bürgermeisier Rehm von Emmcndingsn,
Lsn ssit einiaen Wochen auf dem Frciburger Friedhof der kiihle
Rafen deckt. 'Äuch die Stan'Lesgsnossen Pfeiserles leqten aus sein
Urteik und seinsn Nat großen Wert; von 1890 bis 1897 war er Mit-
glied des badischeu Apotheterausschusses. Aus Ansaß seines 75. Ee-

burtstages übersaudte ihm der Dadische Landiag die herzlichstei
Glückwünschs, densn sich ein großer Krsis vou Partöifeeunden, Ve
kannten und solchen, die mit ihm zu tun hatten, gerne anschließen

Aufhebung des Verdots des Jungdcubschen Ordens-

Das von Ministcr Remmele für Baden erlassens Vcrbot dsi
Junadeutschen Ordens ist von Lem Staatsgerichtshof iu Leipzig, ohm
in Verhandlungen einzutreten, aufgehoben worden. Die Ver-
handlung sollte' am 25. Ls. Mts. stattsinddn. Das Verbot stützte sich
besondcrs in Laden auf derart fadcnschcinigc Gründe, daß dei
Staatsgerichtshof anscheinend in einem Vorsntscheid die Aufhebunz
des Verbois verfllgte und so der Etaatskasse die unnötigen Koster
für das große Zeugenaufgevot ersxarte.

VsxbsL des Schutz- und Trrchbnndes.

Die Beschwerde gegen die Auflösung Les deutsch-völkischer
Schutz- und TrutzbunLes fiir Baden ist voni Slaatsgerichtshof i«
Leivzig vsrworfen worden.

So» Recht llich Rkdollltion.

Rcde

zur Feier des Eedächtnisses an die Ausrrchtung des Deutschen Reiches,

gehalten am 18. Ian. 1923 in der Aula dcr Nuxrechl-Carls-Univcrsität.
Von Dr.Älezander Gras zu Dohna, ord. Prof. d.Rcchte in Heidelberg.

II.

Denks >ch etwa an die Pflicht, ein gegcbenes Vcrsprechen eiw
zulösen, so werL-e ich an ihrer Eeltunq nicht zweifeln, wohl aLer
unter UmstänLcn in Verlegenhe't geratcn, wenn ich übcr ihre Zu-
-ehociqkeit zum Kreise der Rechtspflichteu LefiuLen soll. Wenn
a^er die Etaatsrcchtler heute Uäersuchung«n Larüber anstellen, ob
diö Normen des Privatfürsten':echts mit Wortlaut und Geist d-er
neuen Reichsverfassunq noch in Einklang stehen, so Lrehi es sich
umgelehrt um die Eeltung dieser Normcn, während nicht zweifelhast
sein witd, L-aß sie ihrer Art nach zur Eruppe dcr Rechtsnormen
gehören.

Die Art des Geltungsanstruchs also, und nicht -die talsächliche
Geltung, enischei-Let über die formale Rechtsqualität einer soz aten
Regeluug. Jhrer Bestimmung genüqen, sich als sittlichcr Fatior im
Volksleben b-währen lann sich freilich e ne OrLnung erst Lann, wenn
sie sich Eeliung zu verschaffen weiß. und in dem Maße, in Lem sie es
versteht, ihrc Hsrrsch-aft U!:-angesoch1en zu Lehaupten, D-nn so viel
wird aus Len bisher'gen Betrachtung-en ohne weitsres einleuchten,
Laß nicht um ihrer formalcn Qualität willen der RechtsorLn-'uz
e'n so bohes Maß rsn Achtung gezollt wird. Was ihr kulturellen
Wert verleiht, sind zwei Momenle, Lie ihrem Wefen nicht schlrchthin
anbaften, dis L-aher au.ch fehlen lönncn. ohne Laß diescs We-sen srch
rerünLert: die Tüle des Jnhalts und dis Llnverüriichlichkeit Ler
Geltung Ler rcchtl-chen Regeln, Ein inhaltl'ch schlechtes Recht hört
-Larum nicht auf, Recht zu sein: aler es wird seiner Aufgabe nicht
gerecht werden können, „die Bedinqungen zu schafsen, nnier denen
-dre Willkür des eincn mit der Will-iür des andern nach öinem all-
geme'nen Gcsstzs Ler Freiheit oereinigt werccn kann." Dann ist
sein Los, besierem Nechte zu welchen. Zu solcher oraanffch-sn Fort-
entwiSkunq sollt-e 'jeLes Recht L-e Mittel selber bieien' ::nd die Weg«
rorzeichuen. Es wäre eine Anwaf'una sonLergleichcn. wollte e:n
hfftor.sch erwachsenes. also Loch inhaltlich nur hedinqt qült'qcs Recht
sich ewigen Wert zuschreiben und jsLe Abän- erung un?er'.agen llnd
die Eriahrung lehrt, Laß derarliqe V-rsuche sicb nock' iedc'smal als
ohnmächt g erwicsen haden. Der Drang nack Vsrvollson'iinung
ist immer stark genug gewesen, solche papierue HiuLern sse zu übcr-
wirden.

Falsch, sehr falsch aber wäre es. sie deshalb unschädl-ch zu ncnncn.
dcnn sic treiben die Rechtsentwicklung uiiweioerlich auf die Bahn
des Rechtsbruchs, Ler Negatwn rechtlichen Wollens. Ilnd der Schü-
Len, -der Laraus erwüchst, ist, im ganzen genommeu, une.rdlich viel
größer, äls der Nutzen, der aus der erstrebten untz bei z'iastizem
Ausgang erreichien Verbesierung Les Rechtsinhalts gezoqe'n w.rden
lann. Auf dem Verlustkonto i'st >n seinem vollen Umfange stner
Wert zu Luchen, den wir als die zweit« »nverzichtbare Voraussctzunz
Lwfür erlanuten, daß Las Recht seins Kulturinisiion erfüllcn kanu:
Las Vertrauen in Len Bestand der rechtlichen Ordnung und Lie
Sicherheit, die Handel und Wan-del aus der Züversicht in deren Un-
verbrüchlick'keit schöp»en. Besst-r e'.ne manqelhaüe soz'ale Ordnung
als ein völliges Versagen derseiben, als jenes Drunter und Drüber,
das unvermeidlicherweise Vlatz greifi. wenn beim Fehlen autorita-
tiver Eewalten ein jsder sich bernfen fühlt, seine gcmeinnützigen oder
gar e'.gennütz'.zen Pläne ,zu verfolg-en und durchzu-setzen.

D-ese mehr unbewußt wirlsams als auf klarer Üeberlegunq be-
ruhende Einsicht ist es qewefen. die in dev. dunllen Rovemberlagsn
des Iahres 1918 die Burgerschast Deuischl-anLs stille haltcn und
selb-st jene revolutionärsn Gewalten erdulden ließ, weiche unmittel-
lar nach dem Umsturz die Leitung des S-aa!s in die Hünde nahmen,
Es war die Stimmung, der der Rundschauer der ,D, I. Ztg." im
Iwnuarheft des Iahrgangs 1919 Lahin kurzen aber jreffenden Aus-druck
lieh: „Usurpiert ist die Macht der Arbeiter und Soldatenräte.
Sie kann als vorübergehcnde eriragen werden."

Darin liegt das bestheidens Maß an Gcltung, Las dies> provi-
sorische Siaatsgcwalt sür sich ,zu qswinncn in die Lage versetzt
worden war. Dadurch nvn aber, daß der Rat dsr Volksbeauftravten
zur Einberufung einer Nationalversammlung sich entschloß, erhielt
d-ie nunmehr von dieser verabschiedste T-erfasiung ein« Eeltungs-
kraft von unoleich stärkcrem Gewicht. Recht stellt die neuc Ord-
nung nnseres Staatwesens fchon um deswillen dar, weil sie eben
als Orgaiiisation der deutschen Volksgemeinschaft gedacht ist und
mit dem Anspruch auftritt. von sich aus allgemeinverbindlich zu bs-
siimmen, in welchen Formen hinkünftig der deutsche Sta»t seine
Belange ordnen und regeln wird Eeltung aber behauptet Ns um
Leswillen. weil sie von ciner beträchtlichen Mchrheii der auf ürei-
tester Erundlage gewählten Nationalvsrsammlunq beschlofscn uno
d-äraufhin auch von der opponierenden Minderheit als sie gleicher-
maßen veixflichtend, se> es ausdrücklich, sei es tatsächlich, auerlannt
worden 'st Nber damit war der Makel, der sich an^die Entstebung
der neuen V-rfassung hestet, mit nichtsn getilgt. Seine verhäng-
nisvollen Wirtungen haben wir bis in die jüngsten Zciten hinein
schmerzlich öersvüren müsien.

Die Autorität des Staates hatte einen schweren Stoß er-
lltten, allenthalücn bildeten sich Orqanffationen. dic sich anmaßten,
staatliche Hoheitsrechts auszuüben vnd deren eigentliche Tr-.iqsr
auszusckaltsn. Dcr Kampf auf dsm Arbeitsmarkt nahm geführliü,«
Formen an und fiihrte zu zeitweiliger Stillegunq auch solcher Be-
ir-ebe, dcrsn unqehindcrte Fortnihrunq eine Daseinsbedingrmg d«r
soziaien Ecmsinschait bildet. Das Bsüpiel des Llusstandes fand
Nachsiferüng auch in der Eruppe derjenigcn Bürger. die ein be-
jonderes Trcueverhältnis dem Staat gegeniibcr verxflichtci. In
qenauer Verwirklichung Les Dichterwortes lösten sich alle Bande
frommer Schcn und. lcdig Ler aerhaßten Fesieln, schritt nackte Ee-
walt zu ernsten Störungen des öffentlichcn Friedens Vor allem
aber Eldete die eben erst wiedcr hnlbwegs befestigte Staatszewalt
scither das Angrifssobjekt seindlichcr Änschläge. Das unglückselige
Unternehmcn Kapps fuhr säh hinein in den Eesv.ndungsprozeg
unseres Nolkslörpers vnd ließ die Fieberkurvc wieder beoeiiklich
anschwellcn. Seithcr sind hochvcrräterischc Umtriebe an der staqes-
ordnung Echsime Verüindünqen jpannen stire Netze über unscr
armss Valerland, und fortwährend halten Eerüchte und Lerlaur-
larunqen über nene Puischplänc und zu erwartende Unruhcn dir
Volksseelc in Atem.. Bis in ihre Ticfcn aber ist ->». immer wieder
aufgewüylt worden durch jene beklagenswerten Ber-rrungeu phan-
tastiicher Hitzlöxfe. dencn politisthe Verhetzung, verbiirnen mit
Unn-.ut und Berzweiflung LLer geschwundene Lebensausstchren. d:e
Mordwakse in die Hand driicktc, Die Vsrsuche dcr ALwchr aller
dieser unscr Eemeinwesen bedrobenden Eciahrcn ha' uug wc-ter
einen Notstand, unserer Ncchispilege erzeugt, der strNe-ff- :g wioder
zu den ernstcsten Bcsorqnisstn Anlatz glbt. Er wird auch dem un-
geübten Auge erkcnnKar an zwci Eymvtomen: Lcr ras.chen Anf-

> einand'erkolqe von Amnesiien und der Hckusuna dcr Ausnabmege-
setze, „Meilensteine auf dem Wege der Revolution" har 'kustar»

> Radbruch, „Leichensteine aus Lem Grabe des Rcchts" hat Wilhclm
 
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