Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (11.1919)

PERSONALIEN ° VERMISCHTES o LITERATUR

in der Form einer prunkvoll ausgeftatteten Feft-
nummer der Zeitfdhrift „Wendingen“; diefe ent-
hält Beiträge von Berlage, Roland Holft, Verwey,
Jan Veth u. a. Gleichzeitig wurde im KUNST-
ZÄÄLKL EYKAMP eine Husftellung von einer
Reihe feiner Werke eröffnet, deren Mittelpunkt
Toorops letzte Schöpfung ift, die 14 Kreuzweg-
ftationen für die Kirche in Oosterbeek. O. H.
HAMBURG Als Nachfolger Juftus Brinck-
manns wurde Mufeumsdirektor Dr. Max Sauer-
landt-Halle an die Spiße des berühmten HAM-
BURGER MUSEUMS FÜR KUNST UND KUNST-
GEWERBE berufen. Damit ift das Erbe Brinck-
manns jüngeren, aber fehr bewährten Händen
anvertraut worden. Sauerlandt ift zwar gebür-
tiger Berliner, hat aber feine Jugend feit dem
4. Lebensjahre in Hamburg verbracht und dort
fpäter auch an Brinckmanns Seite zwei Jahre im
Mufeum gearbeitet. Er ift unter andern der Ver-
faffer des in den „Stätten der Kultur“ erfchienenen
Bandes „Halle“.
HANNOVER Dem Privatdozenten Dr. V. C.
Habicht wurde vomMinifterium für Wiffenfchaft,
Bildung und Kunft der Profeffortitel verliehen.
VERMISCHTES
ÄRBEITSRÄT FÜR KUNST in der
Überzeugung, daß die politifche Umwälzung be-
nutzt werden muß zur Befreiung der Kunft von
jahrzehntelanger Bevormundung, hat fich in
Berlin ein Kreis einheitlich gefinnter Künftler
und Kunftfreunde zufammengefunden. Er er-
ftrebt die Sammlung aller verftreuten und darum
fich zerfplitternden Kräfte, die über einfeitige
Berufsintereffen hinaus am Neuaufbau unferes
gefamten Kunftlebens entfchloffen mitwirken
wollen. In engfter Fühlung mit den Regierungs-
gewalten und Vereinigungen ähnlicher Tendenz
wie der Kunftkammer in München, Dresden ufw.
hofft der Ärbeitsrat für Kunft feine nächften
Ziele, die in folgendem Programmauszug an-
gedeutet find, in nicht zu ferner Zeit durchfeßen
zu können.
An der Spiße fteht der Leitfaß:
Kunft und Volk müffen eine Einheit
bilden. Die Kunft foll nicht mehr Ge-
nuß weniger, fondern Glück und Leben
der Maffe fein. Zufammenfehluß der
Künfte unter den Flügeln einer großen
Baukunft ift das Ziel. Fortan ift der
Künftler allein als Geftalter des Volks-
empfindens verantwortlich für das
fichtbare Gewand des neuen Staates.
Er muß dieFormgebung beftimmen vom
Stadtbild bis hinunter zur Münze und
Briefmarke.

Auf diefer Bafis werden zunäcbft fechs Forde-
rungen geftellt:
1. Anerkennung des öffentlichen Charakters
aller Bautätigkeit, der ftaatlichen und privaten.
Aufhebung aller Beamtenprivilegien. Einheitliche
Leitung ganzer Stadtteile, [Straßenzüge und
Siedlungen, ohne daß die Freiheit im einzelnen
beeinträchtigt wird. Neue Aufgaben: Volks-
häufer als Vermittlungsftätten aller Künfte an
das Volk. Ständige Experimentiergelände zur
Erprobung und Vervollkommnung baulicher
Wirkungen.
2. Äuflöfung der Kgl. Akademie der Künfte,
der Kgl. Akademie tfür das Bauwefen und der
Kgl. Preußifchen Landeskunftkommiffion in ihrer
bisherigen Geftalt. Erfaß diefer Körperfchaften
bei neuer Abgrenzung ihres Arbeitsfeldes durch
folche, die aus der produktiven Künftlerfchaft
felbft ohne ftaatliches Beeinfluffung gefchaffen
werden. Umwandlung der privilegierten Kunft-
ausftellungen in freie.
3. Befreiung des gefamten Unterrichts für
Architektur, Plaftik, Malerei und Handwerk von
ftaatlicher Bevormundung. Umwandlung des
künftlerifchen und handwerklichen Unterrichts
von Grund auf. Bereitftellung ftaatlicher Mittel
dafür und für Meiftererziehung in Lehrwerk-
ftätten.
4. Belebung der Mufeen als Bildungsftätten
für das Volk. Einrichtung ftändig wechfelnder,
durch Vorträge und Führungen dem ganzen
Volke dienftbar gemachter Ausheilungen. Aus-
fcheidung des wiffenföhaftlichen Materials in
Zweckbauten. Abfonderung technifch geordneter
Studienfammlungen für Kunfthandwerker. Ge-
rechte Verteilung der ftaatlichen Mittel zum Er-
werb alter und neuer Werke.
5. Befeitigung der künftlerifch wertlofen Denk-
mäler fowie aller Bauten, deren Kunftwert im
Mißverhältnis zu dem Wert ihres anders brauch-
baren Materials fteht. Verhinderung voreilig
geplanter Kriegsdenkmale und unverzügliche
Einteilung der Arbeiten für die in Berlin und
im Reich vorgefehenen Kriegsmufeen.
6. Bildung einer Reichsftelle zur Sicherung
der Kunftpflege im Rahmen der künftigen Ge-
feßgebung.
Zuftimmungserklärungen werden erbeten an
den Ärbeitsrat für Kunft, Berlin NW 40, In den
Zelten 19.
LITERÄTUR
Ludwig Hoff mann,'. BEBAUUNGSPLÄNE
FÜR DIE STADT ATHEN. Mappe von Tafeln
I—XL mit Erläuterungstext S. jl —13. Großes
Format. Ohne Datum [= 1914?].

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