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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

DOI Heft:
Heft 13
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Kirchner, Joachim: Franz Heckendorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0421

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Franz Seckendorf


Franz Seckendorf. Stadt im Gebirge. Bef.: Prof. G. B., Bannover.
zeigt fein im Jahre 1917 zuerft in den Räumen der Berliner Sezeffion ausgeftelltes
Gemälde „Geftrandet“ außergewöhnlich) gefteigerte Ausdruckselemente, die indes durch)
den ümfang des Bildes ihren Äusgleid} erfahren. Bemerkenswert ift die Ifolierung
der von links auf die Gruppe der Geftrandeten zueilende Figur, deren lebhafte,
rßytßmifcl) ftilifierte Gebärde bei linearer Betonung des Konturs Cräger einer eigenen
Melodie ift, und die kompofitionell das Gegenfpiel zu der mehr zu einer Einheit ge-
rundeten Gruppe recßts übernimmt. Das Koloffalgemälde der „Auferftehjung Cßrifti“,
mit dem Seckendorf im Serbft 1918 vor die Berliner Öffentlichkeit trat, weift Spuren
auf, die auf Greco hindeuten; es dürfte als Altarbild im Rahmen einer barocken
Architektur die ihm gemäße Umgebung finden. In der Gruppe der Grabeshüter ift
durch die wirbelnde Führung der Linie die Vehemenz der Bewegung gut herausgearbeitet,
als Kontraftfigur dient die in faft byzantinifchjer Starrheit wiedergegebene Geftalt des auf-
fchwebenden Geilandes, die von einem magifchjen Licht umleuchtet wird. Das Cranszendente
des Vorganges ift damit kräftig unterftrichen, allein faft fdßeint es, als ob die Spannung der
Gegenfä^e hier bis auf die Spitze getrieben fei, als ob fich) der notwendige Ausgleich von
vibrierendem Rhythmus und linearer Ruhe erft mit einem gewiffen 3wange eingeftellt habe.

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