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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 14
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Ausstellungen
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Von Künstlern und Gelehrten
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Neue Graphik u. Liebhaberbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0488

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Von Künftlern und Gelehrten — Neue Graphik und Liebhaberbücher

Älbert Äereboe 3ur Ausheilung
[einer Bilder in Hamburg
Älbert Äereboe, ein junger Lübecker, tritt mit
etwa 25 Bildern in der Galerie Commeter wobl
zum erftenmal vor eine größere Öffentlichkeit.
Äus den Bildern fpricßt eine im ((lefentlichen
dekorative Begabung, die weniger eine feelifcße
Durchdringung als eine ornamentale Äusgeftal-
tung der Motive anftrebt. Dies zeigt [ich be-
fonders in den Landfchaften. Der Äusdruck
„Vorlage für Glasbilder“ war fo fehr die Ver-
legenheitsbezeichnung all jener, die die Kunft-
form unferer Seit nicht zu deuten verbanden
haben, daß man fich faßt fcheut, diefe (Horte
zu gebrauchen. Und doch find fie gerade hier
angebracht angefichts der dekorativen Verein-
fachung der Landfchaft und der fcharfen Kon-
turierung, die (Hellen und die als Maffe gefehenen
Laubkronen erfahren. Vermißt wird nicht eine
fentimentale Stimmung, fondern jenes ftarke
kosmifche Gefühl, das aus dem Einklang zwifchen
Menfch und Gmwelt geboren, das Geheimnis
hinter ((lald und Hecken jm Wolkenzug und
Sonnenuntergang erfpäht und zu offenbaren
weiß. — In den Lulpen von 1916, die gelb und
rot gegen einen bräunlichen Hintergrund ftehen,
herrfcht derfelbe 3ug zum Dekorativen, während
er in dem Kürbisftilleben von 1918 überwunden
ift; aus dem 3ufammenklang von grünen, gelben
und graugrünen Lönen entfteht eine Einheit, die
durch ein bläuliches Rofa eine pikante Note be-
kommt. Ohne naturaliftifch zu fein, wirkt dies
Bild naturhaft, es ift ebenfo wie die in ihrem
Schwarz-weiß mit einigen grünen Lupfen und
begrenzenden, formbildenden braunen Linien
faft farblos wirkende „Lefende Frau“ Äereboes
geiftreichfte und gefchloffenfte Löfung.
Einmal drängt es ihn zum religiöfen Motiv,
doch fpuken in feiner „Kreuzigung“ zuviel mittel-
alterliche Reminiszenzen, und er bleibt dem
großen Gegenftand viel fchuldig. Beeinflußt, aber
nicht gebunden durch van Gogh, wirken „das
Creppenhaus“ und die „Pianiftki“, Geficht und
Hände ftehen kalkigweiß gegen ein fcharfes
Blau. Der „Raucher“ und einige Frauenköpfe
find intereffante freie Bildnisinterpretationen. Im
„Streichquartett“ und im „Frühling“ verrät fich
eine Äuseinanderfeßung mitHodler, doch fcheint
dies eine im Entwicklungsgang des jungen
Künftlers überwundene Etappe.
Äereboe fucht farbig und technifch nach immer
neuen Löfungen; in feinem Schaffen, heute mehr
Verfprechen als Erfüllung, liegt ein in die 3u-
kunft weifendes Element. Rora Scbapire

Frankfurt a. M.
Der Kunftverein zeigt eine große Sammlung
Gemälde von Älbert Lang, dem Freunde
Chomas und Verehrer Marees, deffen (Hollen
und Empfinden in ftärkerem Pulsfchlag geht als
fein malerifchesKönnen. Äm höchften befriedigen
frühe Landfchaften; am wenigften ideale Figuren-
kompofitionen: worin er fich eng mit Lhoma
berührt. — Äußerdem bietet der Kunftverein
einige Gemälde aus dem Nachlaß des gefallenen
Hagener (Halter Boetticßer, der von Roßlfs
zu Nolde kam und in Begriff ftand, feine reiche
Phantafie und inniges Farbenempfinden felb-
ftändig zu organifieren, als ihn die tödliche Kugel
traf. Man hat ihn zu (Inrecht hinter den be-
rühmten Opfern des Krieges, (Heißgerber, Marc
und Macke, vergeffen; fein großes und höchft
liebenswürdiges Lalent verdient eine eingehende
(Hürdigung, wenn es fich auch noch nicht aus
dem übermächtigen Banne der Noldefchen Kunft
hat löfen können. Erging es doch ähnlich auch
Paula Moderfohn, als fie ftarb.
Schames bringt von dem Karlsruher Schüler
Blühers, R. Kleyer, mehr groß gedachte als
groß dargeftellte Köpfe und Kompofitionen, und
von dem Berliner Heinrich Heuf er eine Kollek-
tion (nicht mit (Hemer Henfer zu verwechfelnl).
Ein ganz dekoratives Calent; was er etwa Joffe
Gooffens Gefchmeidigkeit nachgibt, fucht er durch
vifionäres Gehaben zu erfeßen. Es fteht aber
nur ein gefchicktes Nachempfinden von expreffio-
niftifchen Ideen dahinter, ohne die Fähigkeit zu
verftehen, daß zu foldßen Dingen vor allem ein-
mal eine andere Formgefinnung gehört als de-
korativer Ceppichftil nach Münchener Mufter.
Dafür ift nun die 3eit nicht mehr. P. F. S cf) m i d t.
Von Künftlern und Gelehrten
Berlin
Im Älter von 58 Jahren verftarb der ordent-
liche Profeffor der Kunftgefchichte an der Cech-
nifchen Fjochfchule, Geheimrat Max Georg
3immermann. Der Verftorbene war feit 1911
ebenfalls Direktor des Beuth-Schinkel Mufeums
und hat neben zahlreichen Einzelbeiträgen eine
dreibändige Allgemeine Kunftgefchichte verfaßt.
Neue Graphik u.Liebtjaberbüdjer
N e u e r f d) e i n u n g e n
Einen originellen, überaus feffelnden Verfuch
mufikalifche Empfindungen in konkrete Bildvor-
ftellungen umzufeßen macht Hans Ä. Müller
in einer Folge von 6 Holzfchnitten, die er „Di-

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