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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 16
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Kunstpolitik
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0552

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Kunftpolitik

lieben Bauwerkes. Ferner in Baden felbft das
Kaiferßaus von vorwiegendem Biedermeier-
ebarakter. Endlich die Refidenz in Salzburg
mit dem naben Luftfcßlößcben I^ellbrunn und
die Refidenz in Innsbruck mit dem Schlöffe Am-
bras des Erzherzogs Ferdinand von Eirol und
feiner Pbilippine Cüelfer.
Dazu kämen noch als Familien-Fideikommiß
in Verwaltung der F)absburg~Lotbringifcben
Güterdirektion die Scblöffer Eckartsau, der letzte
beimifebe Aufenthaltsort der exkaiferlicben Fa-
milie, der feböne Barockbau Scbloßbof, den
meiften nur aus Canalettos Veduten in der
Kaiserlichen Gemäldegalerie her bekannt, Nieder-
weiden, Ortb a. d. Donau, Eßling bei Äpern,
Mannersdorf amLeitbagebirge, Pöggftall.Mattig-
bofen und Vöfendorf bei Siebenbirten.
Soweit ficb die Öffentlichkeit mit dem damit
zufammenbängenden Fragenkomplex befcßäf-
tigte, war am bemerkenswerteren der Vortrags-
zyklus, den der Verein für Fjeimatfcbul} unter
dem Eitel „Die Krongüter und ihre 3ukunft“ in
der ürania halten ließ, wobei Dr. Fjans Eieße
bauptfäcblicb Scbönbrunn und Architekt Dr. Karl
Fjoley befonders die Hofburg, aber auch die
anderen Scblöffer und Refidenzen anfübrte, er-
läuterte und verfebiedene daran geknüpfte 3u-
kunftspläne befpracb, was man in der Siebenten
Flugfcßrift diefes Eliener Vereins nacblefen kann,
was aber hier detailliert auseinanderzufeßen zu
weitläufig wäre. Im befonderen mit der üm-
geftaltung der Kunftfammlungen feßt ficb eine
kleine Brofcbüre, bei Schroll unter dem Eitel
„Gnfcßäßbare Eierte“ erfebienen, nachdem fie
bereits am 12. und 13. Februar im „Neuen Eliener
Eagblatt“ publiziert worden war, mit dem
Pfeudonym „Viennenfis“ gezeichnet, in kluger
und kenntnisreicher Eleife auseinander. Aber
auch hier bandelt es ficb um Details, die zu
ausführlich find und eine zu genaue Einzel-
kenntnis der in Betracht kommenden Verßält-
niffe vorausfeßen, als daß fie in dem knappen
hier zur Verfügung ftebenden Raum dureß-
befproeben werden könnten. Einig find ficb
alle Einficbtigen darin, daß alle Kunftfcßäße
möglicbft ungeteilt erhalten und der Beficßtigung
und dem Studium zur Verfügung geftellt werden
müßten, und daß die wertvolleren der biftorifeben
Räume möglicbSt von Umbauten und 3utaten frei
als einzig daftebende kunft- und kulturgefcbicßt-
licbe Dokumente der Öffentlichkeit offen fteben
müßten. Gnwefentlicßere Räume werden bei
möglicbfter Erhaltung der Außenanficßten als
Mufeums-, Ausftellungs-, Atelierräume, ja felbft
als EJoßnungen angefprochjen und fo ihre Aus-
nüßung finden können.

Die größte Gefaßr bildet zur 3^it immer noch
das Streben der außerwienerifeßen Faktoren
nach Aufteilung und 3erreißung der biftorifcb
gewaeßfenen Sammlungen und Beftände und
es befteßt nach wie vor die ßoße Gefaßr, daß,
nachdem bereits die Italiener mit der, mit
Brachialgewalt dureßgefüßrten Erfüllung ißrer
Forderungen, oder vielmehr nur eines kleinen
Eeiles ißrer Gefamtforderungen, den Anfang
gemacht haben, die 3erfpl'Rerun9 und völlige
Auflöfung feßwer abwendbar fein wird. Neuer-
dings ßört man von einer Äktion, die die Neu-
tralifierung des gefamten Kunftgutes und fo ißr
3ufammenßalten zugunften des wefteuropäifeßen
wiffenfcßaftlicßen Betriebes zum 3iele bat, bei
der völligen ünfießerßeit aller Verßältniffe aber
ift es unkontrollierbar, wie groß oder wie ge-
ring hierin zur 3eit die Ausficßten find. Kaum
kann man es ja wagen, allzuviel von den di-
verfen Kunftforderungen zu fpreeßen oder zu
feßreiben, haben doeß feiner 3ßit die Italiener
die unvermutet rafeße Fortfcßaffung der zuerft
angeforderten Objekte gerade damit begründet,
daß fieß die Öffentlichkeit mit der Angelegen-
heit zu befcßäftigen begonnen habe und man,
um Eieiterungen zu vermeiden, ßabe fcßnell zu-
greifen müffen.
So kann man nur hoffen und wünfeßen, kaum
aber zur 3ßit felbft irgendwie nüßlicß eingreifen,
daß ficb die dunklen Elolken, die ficb um die
Kunftftadt Edien und ißre 3ukunft zufammen-
zogen, wieder glücklich zerftreuen mögen, um
einer feßönen 3ukunft, die die volle Äusnüßung
und Auswertung des vormals ßabsburgifeßen
Kunftbefißes zulaffe, Plaß zu machen. Inzwifcßen
gefeßießt anerkennenswert viel von feiten der
Leitungen, um durch günftig angefeßte Befucßs-
zeiten und volkstümliche Führungen unter be-
rufener Leitung das Verftändnis dafür in wei-
teste Kreife zu tragen.
Deutfdje Kunftgewerbe-Äusftellung
1922?
Für eine deutfeße und deutfeß-öfter-
reießifeße Kunftgewerbe-Ausftellung im
Jaßre 1922 maeßt der Herausgeber der „Deut-
feßen Kunft und Dekoration“, Hofrat Alexander
Kocß, im leßten Heft feiner verdienftvollen 3ed-
feßrift Propaganda, indem er darauf ßinweift,
daß in dem genannten Jaßre in Detroit (Ver-
einigte Staaten) eine Eleltausftellung ftattfindet
und daß für dasfelbe Jaßr die Stadt Paris
eine Kunftgewerbe-Ausftellung befcßloffen ßat,
die zwar internationalen Charakter tragen, je-
doch unter Ausfcßluß der Mittelmächte erfteben

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