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Mannheimer Zeitung — 1824

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No. 1 - No. 31 (1. Januar - 31. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0123

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verheirathen wird. Zu gleicher Zeit iſt der bisherige
Reis Effendi, Sadik - Effendi von seinem Poſten ent-
fernt, und der vormalige Kiaja - Beg ( Miniſter des
Innern ), Saida-Effendi, dazu ernannt worden z. eine

Wahl , die ebenfalls dem Publikum wie den auswäre

tigen Gesandtschaften, zum besondern Wohlgefallen ge-
reicht. Sadik-Effendi hat dagegen die Stelle des bis-
herigeu Kiaja - Beg, Suleiman Effendi, erhalten,

welcher letztere zum Iniendanten der Arrillerie er-

nannt iſt. Dſchanib-Effendi wird zwar von dem neu-
en Großweſſier mit vieler Achtung behandelt, scheint
ſich aber, seitdem das Friedensſyſtem im Divan vödls
lig die Oberhand gewonnen hat, von den Geſchäften
immer mehr zurüczuzichn. Die militäriſchen Ereig-
niſſe haben neuerlich die Reglerung lebhaft beschäfii-
get und beunruhiget. Die Uebergabe der Ci.adelle
von Korinth, deren Garniſon seit 6 Monaten mit
dem Hunger kämpfte, und faſt auf nichts reduzirt

war, wurde leicht verſchmerzt. Mehr Verdruß ers

regte die Nachricht, daß bie Insurgenten abermals
in Negroponte feſten Fuß gefaßt , und wahrſcheinlich -

Cariſto beſetzr hatten. Sie ſollen auch auf Mitylene
mit Erfolg gelandet haben Von größerer Wich.izkeit
aber. sind die Begebenhelten, die ſich auf dem weſtli-
chen Kriegsſchauplatz zutrugen. j

Ob man hleich hier von den neueſten Vorgängen

in Akarnanien nur ſehr vollſtäudig unterrichtet iſt , so.

weiß. man doch aus. einer vorläufigen Anzeige des

Paſcha von Seutari, daß die türkiſch-n Truppen sich

von Misſſolunghi und Anatoliko zurückgezogen haben.

Dieſen Ausgang hatten Sachkundige seit zwei Mo-
naten vermuthet. Der dicsjährige Operationsp.an
war nicht ohne Klugheit entworfen, und der Anjùh-
rer, welchem die Hauptrolle darin zugeiheilt war, ge-
wiß nicht ohne milicäriſches Verdienst; aber die wer-

ſentlichſten Mittel, deren er bedurjſie, wurden ihm >

versagt, und durch unvorhergesehene Unfälle, die nicht
er zu verantworten haite,, warden alle seine Anſtren-
gungen vereitelt. Die für den diesjährigen Feldzug
enſſcheidende Empdrung der t000 Albaneser unier
Juſſuf Pascha von Palras, die am 11. Nuguſt zu
Lutraki ausbrach, und binnen 24 Siunden das ganze

Corps zerſtreute, häue einen wenig untern h menden

Feldherrn, als der Paſcha von Sentari, zur Ver-
zichiieiſtung auf jede ernsthafte Offensiv - Operation
bewogen. Seine Lage wurde noch - ſchlimmer, als

Marco Bozzari, der einzig in der Abſicht, Miſsſolung:

hi zu retten, ſeine Mannſchaft auf diesem wichiigen
Punkte vereinigt hatte, auf die Nachricht von dem
Abfalle der Albaneſer, mit aller Kühnheit und Schnel-:

ligkeit eines Partheygängers vom erſten Range am

24. Auguſt den nôchilichen Ueberfall von Karpiniſſi
unternahm. Dieſer Ueberfall 1raf zwar nur die Avant-
garde des Paſcha von Scutari, verbreitete aber nichts-
deſtoweniger großen Schrecken unter ſeinen sämmtli-
cn Truppen. Bald darauf verlleß der Capudan
p E aus Gründen, die noch in Dunkel gehüllt
hu in jedem Falle aber aus freyer Bewegung, die

!ation vor Patras. Aller dieſer Widerwärtigk. Iten

ungeachtet eucſchlos sich Muſtapha Paſcha, seinen

Vrachori an.

Marſch durch Lavadien gegen den Meerbusen von Le-
panto fortzuſeßen, Am 11. Sept. griff er die Inſur-
genten, die ihn aufhalten wollten, zu Kalidonia zwi-
ſchen Karpiniſſi und Karavari, einer Poſition, die
ſtärker als ſelbſt die von Suli keyn soll, an, und
zwang ſie zum Weichen. Dies war das letzte Gefecht
von einiger Bedeutung, Durch unwegsame Gebirge,
von Streifpartheyen ohne Unterlaß beunruhigt, von
Lebensmitteln faſt ganz entbldst, verfolgte er. mit
einer Tapferkeit und Geſchicklichkeit, die ſelbſt von
ſcinen Feinden anerkannt ward, sein Ziel, und langte,.
während ſein Rückzug und ſselbſt seine Vernichtung
ſchon als entſchicden betrachtet, und allenthalben ver-
kündigt wurden,. in den letzten Tagen des Sept. zu

(Beſchluß folgt.)

Co rr fu,. den 29. Dee. §
„Heute ſind Se. Exc. Sir Thomas Maitland , Lord-
Obercommiſſär, nebſt ihrem Gefolge, am Bord der
Corvette Sr. Maj. the Martin, Kapitän Eden, hier
angekommen. Se. Exc. ſind vor 14 Tagen aus Malta
abgesegeit, und haden auf Ihrer Reiſe die Inseln
Zante uud Cefalonia besucht.“ –~ Heute iſt auch fol-
gende Proclamation erschienen: „Thomas Maitland,
Lord: Obercommiſſär Sr. großbritanniſchen Maieſtät für
die vercinigten Siaaten der joniſchen Inſeln. Es er-
gibt ſich, daß an den Tagen. des 10. und 12. Dec.
auf den Inſeln Santa - Maura und Ithaka eine der
offenbarſten Verletzungen des joniſchen Gebiets von
Seite ciuiger bewaffneten griechischen Fahrzeuge, wel-
che, wie es ſcheint, von einer Perſon, Namens Fürſt
Maurocordato , befehligt worden waren, dem aner-
kannten Grundsatz der Neutralität zum Trotze, mit
Brrletzung aller Sanitätsvorſchriften, und mit Hint-
anſetzung alls anerkannten Volkerrechtes ſtatt gefun-
den bat. Deßhalb ſteht sich Se. Exc. der Lord-Ober-
com niſſâsr Sr. Majeſtät in die ihm höchſt unange-
nehme Nothwrndigkeit verſetzt, den Befehl zu erlaſſen,
daß obenbenannte beyde Inſcln unverzüglich gegen
die übrigen Inseln der joniſchen Staaten unter eine
Quarantaine von 30 Tagen gesetzt werden; und dem

Geueraliuſpector des Sanitätsdepartements von Corfu
wird der Auftrag ertheilt, auf der Stelle die zu dien

fem Berhufe erforderlichen Anordnungen ergehen zu
laſſene. Se. Excell. empfinden ein wahres Leidwesen
über die Unannehmlichkeiten und Verluſte, welche aus
einer solchen Maßregel erwachſen müſſen : dieses Leid:
wesen iſt um so größer, als man sich von Leuten,
welche für ihre eigenen Freyheiten zu kämyfen vorge-
ben, am wenigfſten verſah, daß ſie ſich, nach allen
frühern Vorgängen, belgehen laſſen würden, die un-
ter den ausſchlichenden Schutz Sr. großbritanniſchen
Majeſtät geſtclie joniſche Regierung zu compromitti-
ren, und felbſt (wenn das Fakium mit Siillſchweigen
übergangen worden wäre) zur Theilnehmerinn an je-
nen gräßlichen Blutbädern und Grausamkeiten zu mas

chen, welche ieider bei mehrcren Gelegenheiten das

Benehmen der in den gegenwärtigen uns igen Krieg
verwickelten Partheyen begeichnet haben. Gegenwär-
 
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