Mannheimer Zeitung — 1824
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0135
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No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
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- Einband
-
No. 1 - No. 31 (1. Januar - 31. Januar)
-
No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
-
No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
-
No. 92 - No. 120 (1. April - 30. April)
-
No. 121 - No. 151 (1. May - 31. May)
-
No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
-
No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
-
No. 212 - No. 242 (1. August - 31. August)
-
No. 243 - No. 272 (1. September - 30. September)
-
No. 273 - No. 303 (1. October - 31. October)
-
No. 304 - No. 332 (2. November - 30. November)
-
No. 333 - No. 362 (1. December - 31. December)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
unser koloſſaliſches Reich untergraben könnte , so were
den wir mit solchen Grundlagen nichts zu fürchten
Dieſe Wahrheiten sind unbeſtreitbar, eure
haben.
geſunde Vernuuft weiß sie zu ſchätzen, und ihr wart
auf dem Puncte, ihre Kraft durch die angedrohte
Anarchie bewährt zu ſehen. '
Wäre die Verſammlung der Cortes nicht aufgeldst
worden, ſo würde eure heilige Religion in den Staub
getreten, und eure Kleider mit Blut gefärbt worden
seyn Eine neue Verſammlung iſt zuſammen berufen
worden ; ſſie wird unverzüglich zuſammentreten, um
ſich über ein. neues Constitutionsproject zu. berathſchla-
gen, welches ich euch in Kurzem vorlegen werde. Ich
schmeichle mir, daſſcelde werde mit der dffentlichen
Meinung ſo vollkommen übereinſtimmen , daß wir in
dieſer pr.o vi ſ ori s < en Conſtitution einen sichern
Leitſaden finden können. f
Seyd überzeugt, daß der einzige Chrgeiz das Herz
eures Kaiſers b.:lebt, einen Zuwachs von Ruhm zu
erwerben ,. doch nicht für ſich ſelbſt, ſondern für dies.
ſes große Reich,. das überall ſich. Achtung verschaffen
wird. Die Feinde des Reichs. werden die: ſtatigehabs
ren Verhafiungen, für einen Net. des. Deſpotismus.
halten. Doch.: ſind sie dieſes keineswegs.. Ihr werdet
nur policeyliche Maßregein. darin. erkennen, die noths-
wendig wurden, um der Anarchie zu entgehen, und
dic bellagenswerthe Perſonen ſeibſt-zu retten. Sie
werden ungeſtdrt ihr. Daſeun genießen, und die Ruhe
wird bey uns wieder heimiſch. werden.
Ihre Familien werden. bey. der îegierung Schutz.
finden. Da mir die Wehifahrt des Landes, als im-
merwährender Brſchützer Braſitiens anvertraut wurde,
ſo muß ich dem. höchſten Gelſetze gehorchen.
und ihr ſollt bald unsere auswäriigen und einhei-
miſchen Feinde. um Verzeihung flehend zu unsern
JZüßen sehrn. : : 1t:§s t
Mödge ein unzertrennliches Band alle Braſſilianer
umſchiingen! Der Manga , der eurer geheiligien Sa-
che sich angenommen, der die Unabhäagugkeit dieses
Reiches beschworen . hat,. iſt ja auch ein Braſiiia-
ner !.. ;
' Uüterz Der Kgiſer..
Der erſte Veranlaß zu der großen Umwälzung, die
bey uns ſtait gefunden, war an ſich äußerſt unbe-
deutend,
ten Es entiſtand daraus eine ſolche Unordnung in
der Stadt, daß der Congreß einen. Bericht. darüber
verlangte. Martin Francisco d’Andrade, der kurz
Fsuvor aus dem. Miniſterium entfernt worden war,
declamirte eben mit der größten Heftigkeit, als ein
ruropäiſcher Officier, der hinter ihm stand, ihm. pldtz-
lich zurief: „Hat's Maul Töd!pel!l‘“ ~ Dieſe Aeuße-
Lung war das Signal zu einem allgemeinen Tumulte.
Dem Präſidenten blieb nichts übrig, als die Sitzung
aufzuheben. Die am andern Morgen darauf folgende
war kaum erdffnet, ſo ſandte der Kaiſer eine Bots
Schentt
mir. euer Vertrauen, wie ich. euch. das meine zu
Es handelte sich anfangs nur von einigen
Ax ikein, die man in. zwey öffentlichen Blättern las,
und von der Rache,' die einige europätſche Officiere.
an dem Verfasser, cinem Apotheker genommen hat-
ſchaft, des Jnhalts, daß die Officiere seiner Armee
ſich in ſeiner Rcſidenz S. Criſtavao beſchwer! hätten,
und daß man ihnen, durch ſtrenge Beſtrafung der
Herausgeber jener denuncirten Journale, Genugthu-
ung geben müſſe. Antonio Carlos d’Andrade machte
den Vorjſchlag, die königliche Botschaft an eine Com-
miſſion von 5 Mitgliedern zu verweiſen. Er brachte
es ſogar dahin, daß der Miniſter des Innern vor
die Schranken der Verſammlung geladen wurde, und
erſchien. Er gab die befriedigendſten Antworten auf alle
an ihn gerichteten Fragen, als unverſehens Truppen
erſchienen und den Sitzungssaal der Cortes umzingel-
ten. Jhr Anführer ließ. durch einen Secreiâsr das
kaiſerliche Decret verlesen, welches die Auflöſung der
Cortes verordnete. Auf der. Stelle gingen alle Mit-
glieder auseinander, ohne ein Wort zu sagen. Uuf
dem Wege nach ihren Wohnungen wurden 8 dersel-
ben verhaftet, und. nach der,. am Eingange des Ha-
fens befindlichen Feſte Laga gebracht.
Der Kaiser,. von ſeinem Generalſtaabe umgeben ,
durch:ille unter allgemeinen Freudenbezeugungen die
Hauptſtraßen der Stadt, Den Abend war große
Oper bey vollem Hauſe,. und in derſelben so wie in
der darauf folgenden Nacht wurde die Stadt erlieuch-e
tet...
Lord Cochrane war am 3. zu Rios Janeiro ange-
kommen, vermied aber, wie man bemerkte, ſorgfäl-
tig ieden An1h.il an dem Treiben der Unzufricdencn.
~ Der Graf von Geſtas, franzöſiſcher. Generalcone -
ſul iſt am 13. Nov. ebenfalls daſelbſt gelandet; es
heißt, er überbringe dem Kaiser den Orden des heil.
G.iſtes nebſt einem eigenhändigen Schreiben S. M.
Ludwigs AVI].
Cin Privariſchreiben aus Rio Janeiro v. 24. Nov.
erzählte obige Vorfälle auf nachſtehende. Weise.
Am 109. d. M. verbreitete sich das. Gerücht, ein
Apoihckir sep von einem europäiſchen Officiere ge-
prügelt worden, weil er in einem dffentlichen Blat-
le sich über dic europäiſchen Najionen, und beſonders
über das Militär nachtheilig geäußert habe. Der Apoo
theker b:ſchw.erie ſich bey den Cortes; dieſe crklärten
ſich ür incomuctert uud verwiesen ihn. an die Ge-
richtshöfe. Einige Mitglieder beſchuldigten indeſſen
die Miniſter der Un:hätigkein. Die Debatten wurden
hitzig, nnd auteten so aus, daß die Zuhdrer sich sogar
in. die Diécuſſionen mischten, ur d der Präſident. ge-
ndthigt war , die Sitzung aufzuheben.
Die am. 11. ſtatigehabie. Sitzung war noch weit
ſtürmiſcher. Der Kaiser hatte alle Truppen um seine
Reſidenz verſammelt, die 3 Meilen von der Haupt-
ſtadt liegt; die Cortes erklärten sîch für permanent
bis man ihnen eine befriedigende Auskunft über diess
Maßrxegel geben würde.. Die bisherigen Miniſter wa-
ren abgedankt; die neuen erklärten, sie ſcyen nicht
im Stande, die verlangte Auskunft zu geben. Die
Cortes blieben alſo verſammelt Aber am 12. er-
ſchren gegen 1 Uhr eine Abtheilung. von 400. Mann.
Infanterie und Cavallerie nebſt 4 Kanonen., und-.
umzingelten die Verſammlung; der Commandirende
erklärte aus Auſtrag des Kaiſers, die Cortes seyen.
den wir mit solchen Grundlagen nichts zu fürchten
Dieſe Wahrheiten sind unbeſtreitbar, eure
haben.
geſunde Vernuuft weiß sie zu ſchätzen, und ihr wart
auf dem Puncte, ihre Kraft durch die angedrohte
Anarchie bewährt zu ſehen. '
Wäre die Verſammlung der Cortes nicht aufgeldst
worden, ſo würde eure heilige Religion in den Staub
getreten, und eure Kleider mit Blut gefärbt worden
seyn Eine neue Verſammlung iſt zuſammen berufen
worden ; ſſie wird unverzüglich zuſammentreten, um
ſich über ein. neues Constitutionsproject zu. berathſchla-
gen, welches ich euch in Kurzem vorlegen werde. Ich
schmeichle mir, daſſcelde werde mit der dffentlichen
Meinung ſo vollkommen übereinſtimmen , daß wir in
dieſer pr.o vi ſ ori s < en Conſtitution einen sichern
Leitſaden finden können. f
Seyd überzeugt, daß der einzige Chrgeiz das Herz
eures Kaiſers b.:lebt, einen Zuwachs von Ruhm zu
erwerben ,. doch nicht für ſich ſelbſt, ſondern für dies.
ſes große Reich,. das überall ſich. Achtung verschaffen
wird. Die Feinde des Reichs. werden die: ſtatigehabs
ren Verhafiungen, für einen Net. des. Deſpotismus.
halten. Doch.: ſind sie dieſes keineswegs.. Ihr werdet
nur policeyliche Maßregein. darin. erkennen, die noths-
wendig wurden, um der Anarchie zu entgehen, und
dic bellagenswerthe Perſonen ſeibſt-zu retten. Sie
werden ungeſtdrt ihr. Daſeun genießen, und die Ruhe
wird bey uns wieder heimiſch. werden.
Ihre Familien werden. bey. der îegierung Schutz.
finden. Da mir die Wehifahrt des Landes, als im-
merwährender Brſchützer Braſitiens anvertraut wurde,
ſo muß ich dem. höchſten Gelſetze gehorchen.
und ihr ſollt bald unsere auswäriigen und einhei-
miſchen Feinde. um Verzeihung flehend zu unsern
JZüßen sehrn. : : 1t:§s t
Mödge ein unzertrennliches Band alle Braſſilianer
umſchiingen! Der Manga , der eurer geheiligien Sa-
che sich angenommen, der die Unabhäagugkeit dieses
Reiches beschworen . hat,. iſt ja auch ein Braſiiia-
ner !.. ;
' Uüterz Der Kgiſer..
Der erſte Veranlaß zu der großen Umwälzung, die
bey uns ſtait gefunden, war an ſich äußerſt unbe-
deutend,
ten Es entiſtand daraus eine ſolche Unordnung in
der Stadt, daß der Congreß einen. Bericht. darüber
verlangte. Martin Francisco d’Andrade, der kurz
Fsuvor aus dem. Miniſterium entfernt worden war,
declamirte eben mit der größten Heftigkeit, als ein
ruropäiſcher Officier, der hinter ihm stand, ihm. pldtz-
lich zurief: „Hat's Maul Töd!pel!l‘“ ~ Dieſe Aeuße-
Lung war das Signal zu einem allgemeinen Tumulte.
Dem Präſidenten blieb nichts übrig, als die Sitzung
aufzuheben. Die am andern Morgen darauf folgende
war kaum erdffnet, ſo ſandte der Kaiſer eine Bots
Schentt
mir. euer Vertrauen, wie ich. euch. das meine zu
Es handelte sich anfangs nur von einigen
Ax ikein, die man in. zwey öffentlichen Blättern las,
und von der Rache,' die einige europätſche Officiere.
an dem Verfasser, cinem Apotheker genommen hat-
ſchaft, des Jnhalts, daß die Officiere seiner Armee
ſich in ſeiner Rcſidenz S. Criſtavao beſchwer! hätten,
und daß man ihnen, durch ſtrenge Beſtrafung der
Herausgeber jener denuncirten Journale, Genugthu-
ung geben müſſe. Antonio Carlos d’Andrade machte
den Vorjſchlag, die königliche Botschaft an eine Com-
miſſion von 5 Mitgliedern zu verweiſen. Er brachte
es ſogar dahin, daß der Miniſter des Innern vor
die Schranken der Verſammlung geladen wurde, und
erſchien. Er gab die befriedigendſten Antworten auf alle
an ihn gerichteten Fragen, als unverſehens Truppen
erſchienen und den Sitzungssaal der Cortes umzingel-
ten. Jhr Anführer ließ. durch einen Secreiâsr das
kaiſerliche Decret verlesen, welches die Auflöſung der
Cortes verordnete. Auf der. Stelle gingen alle Mit-
glieder auseinander, ohne ein Wort zu sagen. Uuf
dem Wege nach ihren Wohnungen wurden 8 dersel-
ben verhaftet, und. nach der,. am Eingange des Ha-
fens befindlichen Feſte Laga gebracht.
Der Kaiser,. von ſeinem Generalſtaabe umgeben ,
durch:ille unter allgemeinen Freudenbezeugungen die
Hauptſtraßen der Stadt, Den Abend war große
Oper bey vollem Hauſe,. und in derſelben so wie in
der darauf folgenden Nacht wurde die Stadt erlieuch-e
tet...
Lord Cochrane war am 3. zu Rios Janeiro ange-
kommen, vermied aber, wie man bemerkte, ſorgfäl-
tig ieden An1h.il an dem Treiben der Unzufricdencn.
~ Der Graf von Geſtas, franzöſiſcher. Generalcone -
ſul iſt am 13. Nov. ebenfalls daſelbſt gelandet; es
heißt, er überbringe dem Kaiser den Orden des heil.
G.iſtes nebſt einem eigenhändigen Schreiben S. M.
Ludwigs AVI].
Cin Privariſchreiben aus Rio Janeiro v. 24. Nov.
erzählte obige Vorfälle auf nachſtehende. Weise.
Am 109. d. M. verbreitete sich das. Gerücht, ein
Apoihckir sep von einem europäiſchen Officiere ge-
prügelt worden, weil er in einem dffentlichen Blat-
le sich über dic europäiſchen Najionen, und beſonders
über das Militär nachtheilig geäußert habe. Der Apoo
theker b:ſchw.erie ſich bey den Cortes; dieſe crklärten
ſich ür incomuctert uud verwiesen ihn. an die Ge-
richtshöfe. Einige Mitglieder beſchuldigten indeſſen
die Miniſter der Un:hätigkein. Die Debatten wurden
hitzig, nnd auteten so aus, daß die Zuhdrer sich sogar
in. die Diécuſſionen mischten, ur d der Präſident. ge-
ndthigt war , die Sitzung aufzuheben.
Die am. 11. ſtatigehabie. Sitzung war noch weit
ſtürmiſcher. Der Kaiser hatte alle Truppen um seine
Reſidenz verſammelt, die 3 Meilen von der Haupt-
ſtadt liegt; die Cortes erklärten sîch für permanent
bis man ihnen eine befriedigende Auskunft über diess
Maßrxegel geben würde.. Die bisherigen Miniſter wa-
ren abgedankt; die neuen erklärten, sie ſcyen nicht
im Stande, die verlangte Auskunft zu geben. Die
Cortes blieben alſo verſammelt Aber am 12. er-
ſchren gegen 1 Uhr eine Abtheilung. von 400. Mann.
Infanterie und Cavallerie nebſt 4 Kanonen., und-.
umzingelten die Verſammlung; der Commandirende
erklärte aus Auſtrag des Kaiſers, die Cortes seyen.