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Mannheimer Zeitung — 1824

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No. 92 - No. 120 (1. April - 30. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0423

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‘ " . : /
hat die Funta jeden Monat dem Staatsminiſter die
richtig befundenen Reclamationen einzuſchien.

Der König hat zur Belohnung der Treue des Bri-
gadier ſeiner Armeen, Don Santos Ladron, denſel-
ben zum Militairgouverneur von Pampeluna ernannt.
Don Franz Vives, Generalcapitain der Insel Cuba,

macht dem Gouvernement durch seine Depeſchen vom

25. Febr. die Anzeige, daß von einem Ende bis zum
andern dieſer weitläuftigen Colonie, sich der Kbnig

auf ſeine getreuen ergebenen Unterthanen verlassen

könne.

reiſen. ,
Madrid, den za. März,
! _ (Privatcorreſpondenz.)

* Nor der Abreise des Königs nach Aranjuez, welche
an dem beſtimmten Tage des 27.. d. M. ſtatt fand,
hatte man allen Naliional.- Milizen , ſo wie allen des
Liberalismus verdächtigen Perſonen, d. h. derr gan-
zen Handelsſtande, befohlen, iene Reſidenz zu ver-
laſſen. Dieſe Maßregel erſchien, ſelbſt unter den ges

genwärtigen Umſtänden ,. von ſolcher Strenge, daß
man es wagte, einige Vorſtellungen dagegen zu machen..
Ullcin weit entsernt denselben Gehdr zu geben, ijſt:

die Rede davon, alle diejenigen zu verfolgen ,. welche
dieſe Geſinnungen von Menſchlichkeit geäuſſert haben.

Auch Araniuez iſt. in Beſtürzungz, alle Kaufbuden,

mit Ausnahme einer Einzigen, ſind geſchloſſen und

kein Fremder. darf, ohne ausdrückliche Erlaubniß der

Fegiertug. länger als 24 Siunden in dieser Stadt
ver weilen. cs
Briefe aus Cordova vom 2t1. melden , daß am 19,

als dem St. Joſephstage, die überſpannten Royalis

ſten den Plan geſchmicdet hatten, alle, wegen ihrer
Anhöänglichkeit an das conſstitniionnele Syſtem be-
kannte Personen, zu ermorden, allein daß, durch ein
glückliches Mißgeſchick. dieses gräßliche Vorhaben nur

zum Theil ausgeführt wurdez blos sieben Schlacht-

opfer fielen unter den Dolchen dieſcr angeblichen Ver-
theidiger des Throns und Altars. Die größie Unord-
nua g herrſcht ebenfalls zu S.villa; das Volk oder
vielmehr der Pdbel erlaubt ſich die Gewalisſainſten
Nusſchwrifuugen; Niemand findet Ruhe weder bey
Tag noch bey Nachi ; ſiebenzehn Bürger ſind daſelbſt
hingerichtet worden. Balencia iſt immer in Gährung
und alle auszeichneten Personen dieser Stadt ſchmach-
ten in den Gefängniſſen. Ein ſolcher Zuſtand der
Dinge kann nicht von langer Dauer ſeynz die Bevöl-
kerung eines Dorfs in Alikaſtilien hat ſich gegen die
Urheber dieſer s<hmählichen Bedrückungen empört; die
Thüren des. Gefäugniſſcs, worin ſich zwanzig Indi-
viduen von der ehemaligen Nationalmilitz eingeſperrt
befanden , ſind erbrochen worden und man hat, an
re (ese. eine gleiche Zahl königlicher Freywilligen
] Te Cl.

Die Versetzung der ſterblichen Ueberreſte des Pfar-
rers Vinueſa.aus der Kirche Monsaruveſa nach der
Kirche St. Isidoro iſt mit den größten Feierlichkei-
ten begleitet gewesen. Dieser Geiſtliche wrd als ein

. werden ,

General Bourmont ſoll demnächſt nach Paris ab-

Märtyrer; der Religion betrachtet und die Leute aus
dem Volke ſchreien Wunder, indem ſie behaupten,
daß sich sein Leichnam , seit den drey Jahren, wo er
des Lebens beraubt wurde, unversehrt erhalten habe.
Hellſehende Personen versichern, daß dieſe Ausgrabung
zum Zwecke habe, die Todesſtrafe zu rechtfertigen,

welche man über ein Dutzend Unglücklichen verhäne

gen will, welche der Ermordung Vinuesa’s beschuldigt
obwohl man weiß, daß die wahrhaft
Schuldigen von Madrid , ſelöſt noch vor dem Einrüe
cen der Franzoſen, entwiſchten. Auch geht die Re-
de davon , diejenigen Mitglieder des Kriegsraths mit
dem Tode zu beſtrafen, die über den General Elio
gesprochen, und ihn zur Hinrichtung verurtheilt han,
ben. ;
Die Finanzen befinden ſich in einem so kläglichen
Zuſtande, daß es ſich um die Frage handelt, eine
starke Contribution von der Stadt Madrid zu erhes
ben, um die Ausgaben der Reiſe des Hofes zu be-

ſtreiten, deſſen Anwesenheit mehrere Monate dauern

wird. In dirſen lettten Tagen war ſtark die Rede
davon, aus der Haupilſtadt alle ehemaligen Nation-
nal - Milizen, die sich etwa daſelbſt noch befinden
möchten, so wie alle diejenigen Perſonen zu verweire _
ſen, auf welche der mindeſte Argwohn, wegen ihrer
Anhänglichkeit an das conſtitutionnelle Syſtem, ruhen
möchte. f
: . Marquis de Caſano, ehemaliger Corregidor.
iſt ins Gefängniß geworfen worden, ſo daß nunmehr

sämmtliche Mitglieder unserer Municipalität: sich ein-
î gekerkert befinden; man ſpricht vorn ihrer Verbannung,

obwohl der Policey - Intendant, Hr. Arjona, ich
sörmlich gegen dieſes Proſcriptions - Syſtem eiklärt
und sogar den Mrth gehabt hat, dem Könige vorzus
ſtellen, daß ähnliche Maßregeln nur geeignet wären,
den Bürgerkrieg zu erregen. ":

Die Ködnigiun erklärte vor ihrer UAbreiſe von Ma-
drid,. daß ſie nur franzdſiſche Truppen zu ihrer Be-
gleitung haben wolle. Nich:s erweckt so viele Unruhe
als der bevorſtchende Ubmarſch dieſer Truppen aus
der Hauptſtadt, worin nur 109. Arbeiter zur Bewa-

t :

. <ung des Milnttairhoſpitals zurückbleiben werden.

Man hört die beſorgliche Vermuthung äuß rn, daß

irgend ein Staatsſtreich im Werke sey , wenn schon
jener Räumung als Beweggrund die Absicht unters

M\ellt wird, man wolle die gute Geſinnung der Bür-

ger erproben. – Geſtern wurden abermals zwey des
Liberalismus bezüchtigte Individuen gehängt. – Es

iſt ſchwer die Ercigniſſe vorauszusehen, weiche eintre-
ten können und die Umſtände, von denen sie begleis
tet ſepn dürfienz, Jederman iſt deshalb in geſpannter

Erwartung.

Br üſſel, den 3. April.
(Beſschluß.)

Zweck der Geſellſchaft iſt, Alles in Erwägung zu
ziehen, was von derselben zur Ermunterung des Hane
dels, der Schifffahrt. des Fiſchfanges, des Ackerbau-
es und der Manufactur - Induſtrie im Königreich ges
ſchehen könnte. Zu dem Ende wird die Geſelſchaft
 
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