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Mannheimer Zeitung — 1824

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No. 92 - No. 120 (1. April - 30. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0454

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Melne Herren,

Der uns vorgelegte Gesetzentwurf umfaßt eine Fi-
nanzoperation von der grdßten Ausdehnung, Diese
Operation iſt kühn mit dem Staatsintereſſe verwebt,
berührt und verändert eine MengeParticularintereſſen,
beſonders in der Hauptiſtadt.

Daher eniſpringt die Gährung dcr Gemüther, die
ſich durch alle Z.irungen, Brochüren und in der Un-
terhallung in Klagen ausſpricht, Der dbffentliche Cre-
dit iſt dadurch nicht erſchüttert worden, weil er ſich
jetzt auf eine Baſis ſtützt, welche die jüngſten Ereig-
niſſe noch mehr befeſtigt haben. Allein der Schwung
des Credits wird durch die Ungewißheit gelähmt, wel-:
c<e noch über das Schicksal des Ihnen gemachten Vors
ſchlags herrſcht; unſre 5procentigen Renten , welche
durch die Wohlfahrt Frankreichs und den Frieden in
Europa viellcicht auf den Curs von 120 Fr. ſteigen
würden , werden in dem engen Kreiſe einer Schwins

ung von 3 biz 4 Fr. über Pari erhalten. Ein neuer
S. off von Üngewißheit iſt in den ohnehin ſchon so zu-
fälligen, ausgedehnten Ergebniſſen der Börſe cntſtans
den, und zwar durch einen Contraſt, der ſich nur
durch sein schnelles Vorübergehen erklären läßt, näm-
lich, die Darleiher auf Renten ziehen für ihre Fonds
1 und ſogar 1:2 pCt. monatlich, während ſie ſonſt
kaum durch Umſchlag auf sicherem Wege 4 pCt. jähr-
lich machien.

u! eie, mci 1e Herren, werden dieſe Bana
gigk it der Gemüther , diese Unterdrückung des dffents
lichen Credits und die gefährlichen Speculationen in
dem Augenblick aufhbren, als die Geſ:.tzgebung über
dieſe große Maßregel der Umwandlung der Renten
entſchieden haben wird. Wir halten es daher für

unſre erſte Pflicht, den Zeitpunct, wo Sie darüber

heliberiren können, ſo viel möglich zu beschleunigen,
was unſre Unterſuchung ſo abgckürzt hat, und welches
Sie in Betracht der Wichiigkeit der Sache viclleicht
nicht von uns gefordert hä ten.

Nichisdeſtowentger hat Jyre C. mwisſsion unter Be-
achtung dieſer Pflicht nichts unterlassen, um die Frage
ründlich in allen Theilen zu erwägen, ſie unter ver-
ſchiednen Auſichren zu würdigen, und alle, gegen
das Projeet des Gouvernements gemachien ſcheinbaren
Einwürfe volllommen zu beseitigen. j
Der wedner ſochte hierauf zu beweiſen, daß der
Siaat das Recht habe, die Schuld heimzuzahlen; er
berief sich dabey auf die, im April 1763 und im Uu-

guſt 1793 erſchienenen (Heſetze, ſo wie auf die Arti- -

fel 259 und 1911 des jetzt beſtchenden Civilgeſetzbu-
ches, die, ſeiner Behauptung nach, ienes Recht unbes
dingt begründen.

Er begrgnei ferner dem Einwande, daß die Heim-
gahlung in Hinsicht auf jene Gläubiger, die zwey
Driitheile ihres Capitals vrrloren haben, un „erecht
ſey, und führt Gründe an, aus welchen es der Com-
m:iſſion nichi erlaubt geschienen habe , mit jenen Per-
ſonen, die vor 1797 ſchon Gläubiger gewesen ſeyen,
eine Ausnahme zu machen.
tiers betriſft1, so geſteht der Berichterſtatler zwar, daß
die Reduction ein:s Füuftheils auf ein an ſich ſchon

Was die kleinen Rene .

beschränktes Einkommen allerdings etwas läſtig ſey,
indeſſen habe die Commiſſion ſich nicht eniſchlleßen
können, um deßwill:n 1ine Modification des Geſetz:
entwurfes vorzuſchlagen. ;

Ueber die Frage, fährt der Redner fort, ob die
neue Operation Vortheil gewähre, iſt die Commiſſioen.
keinen Augenblick im Zweifel gewesen.

Die jährliche Verminderung der öffentlichen Laſten

. um 2$8 bis Zo Millionen wird nicht die cinzige wohl-

thätige Folge derſclben ſenn. Die Reduction wird
den zinsfuß herunterbringen, indem der Privatmann,
deſſen Unternehmungen Capitalien erfordern, die vers.
derbliche Concurrenz des Siaates nicht mehr zu bes
fürchten haben wird. |

(Beſchluß folgt.)
Brüſſel, den 20. April. :
Das Decret des Königs der Niederlande durch welches
eine belgiſche Handelsgesellſchaft gebildet wird , wurde
auf die günſtigſte Weiſe aufgenommen. Am 12. April
wurden die Subſcriptionsliſten der Handelskammern
der durch das Decrer bezeichneten 10 Siädte eröffnet
und man weiß , daß die Subſcriptionen zu Brüſſel
am erſten Tage schon die Summe von 7 Millionen
Gulden überſtiegen und zu Antwerpen ſogar 13 Mill.
betrugen, mehr als verlangt wurde, indem man nur
auf 24 Mill. im Ganzen gerechnet hatte, und der
König ſelbſt mit 4 Mill. an der Spitze ſtand. Man
erwartet ſich deßhalb eine Modification des Decretes.
Zu Amſterdam ſchätzt man die dort angebotenen Cas

pitalien auf mehr als 30 Millionen. Zur Vertiheilung

der Actien unter die Unterzeichner wird man anfangs
jenen den Vorzug bewilligen, die für die kleinſten
Summen unterzeichneten. Belgien wird einen unere
ſchöpſlichen Schaß in ſciner neuen Handelsgeſellſchaft
erhalien. . §

Conſtantin opel, d n 21. M 'rz.
( Aus dem ödſtr. Beobachter. )
Eintge hundert Mann Griechen hatten das Projeet,
die Feſtung Coron zu überrumpeln, und es waren zi
dem Ende geheime Verſtändniſſe im Innern des Pla»
tes eingeleitet. Dieſe wurden aber, und zwar, wie
die Anſtifter derſclben behaupten, durch die Treuloe
ſigkrit der Mainotten, verraihen, und das Projecr
mußte aufgegeben werden. Obriſt Stanhope ſcheint
die Cinnahme des Schloſſes von Lepanto nicht ſo
leicht gesunden zu habc.n , als er gehoft hatte; er hat
ſich daher nach Salona degeben, um von dort über
Voſtizza nach Tripolizza zu reiſen, woſelbſt er dle
Abſichi hat, einen regelmäßigen militärischen Poſtens
curs für das innere der Halbinsel zu organiſiren.
Maurocordato hatie einige Tage nach der Entfernung
der idriotiſchen Fahrzeuge von Misſolunghi ndibig ger
funden, auch die fünf ſpeziotiſchen in ihre Heimath
zurück zu senden Er ſoll dicsen Entſchluß gefaßt ha-
bin, weil der Senat von Spezia die Koſten der Ex-
pedition nur auf Einen Monat übernommen hatte,
er [.Ubſt aber nicht im Siande war, ſic aufzubringen.
 
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