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Mannheimer Zeitung — 1824

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No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0759

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ligen Oberſten unter Joseph , und Hrn. Cacere , sei:
nem Vorgänger bey der Negotialion der Guebhard-
schen Anleihe, ſich vereint, und 1,600,000 Fr. von
dem Bankier gezogen, um ſîie selbſt in Zirkulation zu
setzen. Sie verkauften sie dann auf Paris , indem
ſie sür dieſe Summe lange laufendes Papier, auf
Ordre des General - Schatzmeiſters von Spanien aus-

stellten, das von Hrn Aguado allein indossirt wurde,

nachdem ſich das Haus Guebhard geweigert, an die-
ſer geſetzwidrigen Operation Theil zu nehmen. Der
General- Schatzmeiſter ſelbſt ſoll bey der Ankunft die-
ſer Valeurs so überraſcht worden ſeyti, daß oer ſie
nur als ein Unterpfand betrachtet, um zur Zahlungs-
zeit, den Befehlen des Finanzminiſters gemäß, davon
Gebrauch machen und Hrn. Burgos einen bloßen Em-
pfangsſchein darüber ausgeſtellt habe. Wenn sich die
Sache beſtätigte, würde sie dem Credit Spaniens aufs
Bedeutendſte ſchaden, ſo wie dem Miniſter ſelbſt, der
die Verletzung eines feyerlichen Tractats nicht be-

ſtrafte,
Lo nd on , den 1. Jali.
(Durch außerordentliche Gelegenheit.)

Fo n d s: Consol. zu 3 pCt. 96. Die auswärligen
Papiere waren gesucht, insbeſondere die ſuüdamerica-
niſchen : die Prämien auf das mexicanisſche Anlehen
ſtanden auf 3; auf das columbiſche 12; auf die ſpan.
Bons 213.

Der Courier gibt ein weitläufiges Actenſttüick, auf
welches er ein großes Gewicht legt, nämlich dic Ver-
handlungen der Geſellſchaft für das Wohl der Mensch-
heit, welche auf der Dreyeinigkeits - Inſel gehalten
wurden, und worin hauptſächlich die Behandlung
der Sclaven auf dieser Insel zur Sprache kam.

Eben daſſelbe Blatt enthält eine genaue Daerſt.llung
und Vergleichung der Siaatseinnahme und der Aus-
gaben Großbrittaniens im Jahr 1823, wonach er:
ſtere auf 57,672,999, und letzterenur auf 59.962,01 4
Pfund Sterl. sich beliefen, alſo ein Uciivüuberſchuß
von 6,7 10.983 Pſund Sterl. vorhanden war. Die
Zinsen von der Staatsſchuld figuriren in der Ausga-
berubrick mit 28 Mill. Pj. Sterl.

Conſta n t in o pe l, den 10. Jun.
Es wird ſehr beſtimmt versichert, daß der Ferman we-
gen Räumung der Fürſtenthümer heute abgehen wer-
de. – Aus dem Archipel ſind die Nachrichten sehr
widerſprechend. Die Griechen verbreiten eine Menge
für sie günstige Gerüchte, allein man schenkt ihnen
wenig Glauben. Soviel ſchcint aus Allem hervorzu-

gehen, daß auch für die Türken noch nichts beſonders

Günſtiges vorgefallen iſt.





Mannigfaltigkelten.



Auf dem königlichen Luſtſchloſſe Carditello im Ködnig-
r. iche Nrapel ward das gewöhnliche Himmelfahrisſeſst
ÖÑgefeyert. Es iſt, besonders für Fremde,. sehr unter-
haltend, es einmal gesehen zu haben, um ſich von

hieſigen Fryerlichkeiten der Art einen Begriff zu ma-
chen. Vor dem Schloſſe war eine Art Circus oder
Amphitheater, wo an dieſem Tage zwey Pferderen-
nen gehalten wurden ; tie beiden Gewinner erhielten
der erſte 50 Ducati und der zweyte 100 Duecaii.
An ſich sind dicſe Rennen ſehr unbedeutend, und ge-
ben von der Geſchicklichkeit der Rriter und der Pferde
keinen großen Begriff, denn die sieben oder acht Pfer-
de laufen kaum im geſtreckkem Gallopp dreymal um
die Bahn. Allein der Anblick tauſender von Zu-
ſchauern, das Drängen und Wogen derſclben , die
Gegenwart der ganzen könig ichen Familie, und vie-
ler hoher Gäſte, worunter dießmal auch die Herzo-
ginn von Parma war, gaben demselben einen ganz
eigenen R' i). Vom früheſten Morgen an iſt der
ganze Weg dahin von allen Richt ingen her mit Tau-
fenden von Fuhrwerken aller Ait , Reiter und Fuß-
gänger bedeckt Man lagert sich ſo nahe am Schlosse,
wie es nur erlaubt iſt, unter den ſchattigen Bäu-
men , wodurch der schönste abwechselnde Bivouac ent-
ſteht, der einem Siiuationszeichner oder Genremaler
die lieblichſten Bilder und Aufgaben darbictet. Eles
gante Wagen mit geschmückten Herren und Damen,
zw. ytädeiize Karren von Ochsen, Eſeln oder Pferden
gezogen, auf denen 14, 16 und mehrere Menſchen
ſizen, die, ſich gegen die Sonne zu ſchützen, mit

bunten Zelten oder Laubwerk gedeckt, und mit Fah-

nen und flatternden Bändern geziert ſind. Einſspäns-
nige Curricles, Reiter auf lahmen Pferden. Maul-
thieren oder Eſeln ſtrómen dahin, dem ländlichen
Feſte bepzuwohnen. Man giebt die Zahl der ſich

dort an dieſcem Tage versſammeluden Menſchenmaſſee

ich glaube ohne Uebertreibung auf mehr wie 20,000
an. Bey jedcm Baume bildet sich eine verſchieden-
artige Gruppe. Hier wird gekocht, dort gebraten ;
von jenem Eichenaſt hängt ein großer KcſMſ.1 mit Mae-
caroni herab. Dort lagert ſchon ein Trupp Men-
ſchen im Graſe, die Lieblingsſpeiſe zu verzehren.
Auf jenen andern Karren hat man einen Tiſch so
gut wie möglich gedeckk. Hier ſteht ein Obſthändler,
dort ein Weinsſchenke, welcher den leichten hiesigen
W in, Asprigno , in hohen Giäſtrn ausſchenkt. Vor-
nehwmere Gesellſchaften laſſen ſich Z.lie errichten, an-
dere dicken ihre Tiſche im Freyen unter dem ſchöuern
Obdache einer ſtämmigen Ciche, oder verzehren ihr
Mal im Wagen ſitzend, denn obgleich am SYloß:
plate mehrere Traiteurs und Sorbetterien , Kaffee-
und Speiſehäuſer anzutreffen ſind , ſcheint die
größere Zahl jenes vorzuziehen, welches auch an ei-
nem solchen Tage, und dem hi.ſigen Klima, welches
gerne erlaubt, den ganzen Tag im Freyen zuzubrin-
gen, b:y weitem angenehmer iſt, ais sich in vier
traurige Wände einzuſchließrn, und ſchlechtes Eſſen
theuer zu bezahlen. Von alicn Setten erſchallt Tam-
bourin, Tambour de basque und di. Kaſtagnetten,
und wohin man blickt, wiro die Taiantella getanzt,
welche, ob gleich die Myſik jener Inftrumente sehr
eintönig iſt, durch die na ürliche Grazie der Tänzer
und Tänzerinnen, doch eine so eigene angenchme
Unterhaltung gewährt, daß man Stunden lang zuſe:
 
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