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Mannheimer Zeitung — 1824

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No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0774

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len laſſen. Portugal hat ſeine alte repräſentatſve
Conſtitution wieder hergeſtellt. Spanien das anfangs
die Revolution für Freyheit hielt, wird dieſe über

kurz oder lang wieder in ſeinen alten Cortes finden.

Spanien geht nie ſchnell zu Werke: es macht mor-
gen, was es heute nicht thut, und ſeine chriſtliche
Ergebung gleicht in etwas der Geduld Gottes, von
dem es Befehle erwartet.

Solche Anzeichen können über eine allgemeine
Geiſtesaufre zung keinen Zweifel übrig laſſen.

Frankreich hat seine öffentlichen Freyheiten theuer
bezahlt; Glücklich ſind die übrigen Völker zu nen-
nen, welche, durch ſein Beyſpiel belehrt, zum näm-
lichen Glück mit weniger Unglück gelangen !

Man bilde ſich nicht ein, daß wir wieder zurück-
ſchreiten köunen: wir finden unſer Heil nur in der
Charte. Was haben wir ſeit den 10 Jahren gethan,
in denen wir gegen den Geiſt unsrer Inſtitutionen
kämpften? Es iſt uns bloß gelungen Frankreich auf
einen unerträglichen Zuſtand zu steigern; wir wollen
es aufrichtig unterſuchen, als wäre es_nur ein neues
Verwaltungsmittel..

Wir hoffen daß das antinationale, antifranzösſiſche
Syſltem, welches man bisher befolgte, mit dem ge-
genwärtigen Miniſterium aufhören wird. Alle Leute
von Bedeutung, ſo vieler Hintergehungen müde, und
abgenrigt ſich nur zu ihrem Nachtheile zu bekriegen,
werden sich gerne in aufrichtiger Liebe zur Geſetzuä-
Higkeit und zu den öffentlichen Freyheiten vereinba-
ren.

aus einem geſchriebenen Syſlcuuxr hervorgegangen,
obſchon ſie einen gedrukten Codex hatte: ſie iſt die
Tochter der Zeit und Begebenheiten, wie die alte Mo-
narchie unſrer Väter. Durch unsre Sitten gehdren
wir nicht mehr den Zeiten der Republik an, und we-
„gen unsern Einsichten. ſind wir nicht für eine abſolute
Regierung geeign:t.; so oft man uns zur Democtatie

oder zum Despolismus führen wollte, wird man auf
. einen antionalen Widerſtand ſtoßen, der zu einer ge-

miſchten Regierung rückkehren wird, weil wir in der
gesellſchafiliczen Ordnung auf den gemilderten Stand
g:kommen ſind, der uns das Volksjoch und die wills

kührliche Macht eines Einzigen gleich unerträglich macht..

Dle Charte widerſtrebt keinem monarchiſcherm Prin-
cip, was auch beſchränkte Geiſter oder leidenſchaftli-
<e Gemüther davon ſagen mdg.n;z. die Religion muß
dercn Basis ausmachen, die Geiſtlichkeit muß dadurch
Achiung erhallen, und die königl. Gewalt daraus
neue Kraft ſchopfen Wenn man die repräſentative
Monarchie mi1 Aufrichtigkeit umfaßte, keine ihrer Fol-
gen zurückdiängte, und in dem Sinne unſrer Inſti-
tutionen ohne verdeckte Abſicht, ohne geheimen Vor-.
bchalt regierte; ſo würde ſich unſer theures ſchdnes
VPat'erland bald auf die höchſte Stuſe der Wohlfahrt
ſchwingen.

Andere fürchten für die Freyheit, und zweifeln, daß
unter uns mitten in den zweyfachen Ruinen der Re-

vubl k und des Reiches ſelbige nie recht emporkome

m. n könne. Dieſe Leute legen zu viel Gewicht auf

Dle conſtitutionelle Monarchie iſt bey uns nicht

auf den Anſchein; ſie halten die Fehler unsres Gou-
vernements für unſrer Lage anklebende Hinderniſſe
Warum erhält fich die Freyheit nicht in einem vom
Despotismus errichteten Gebäude, oder wo er ſonſt
Spuren hinterlaſfen hat? ;

Der Sieg, noch ſo zu ſagen mit den drey Farben
geziert, hat seine Zuflucht in das Zelt des Herzogs v.
Angouleme genommen; die Geſetzmäßigkeit bewohnt
das Louvre, obgleich man noch die Adler und andere
Inſignien der Uſurpation daran bemerkt.

M a dr i d, den 1. Juli.
CBeſchluß.)
Dieſe authentiſche Nach ‘tea ſind über Curacao ein-
gegangen: Die FolgenG1, welche ebenfalls für offi-
ciell anzuſehen ſind, trafen auf directem Weege aus
Terrafirma ein.

„„Santa-Fe iſt von dem royaliſtiſchen General be-
ſetzé. Bolivar, der unter seinem Commando. 14,000
Mann verſammelt hatte, wurde von einem, minder-
zahlreichen Corps der königlichen Armee total geſchla-
gen und gänzlich in Unordnung gebracht. Man vers
dankt dieſen Triumph der gerechten Sache hauptſäch-
lich der ſpaniſchen Reiterey.

Das Reſultat dieſes Sieges beſtand noch ferner :
In dem Uebergange von 4000 Inſurgenten, welche
die Fahnen des Aufruhrs verließen, um unter iene
des Königs ſich zu begeben ; in der Flucht des Boli-
var bis nach Carihagena , die ſo eilig geſchah, daß
ſeine ganze Ehrengarde theils zu Grunde gegangen
iſt, theils ihn verlaſſen hat. Sein Lieutenant, Sucre,
irrt mit einer ſchwachen Abtheilung umher, und vers
langt vergeblich von feiner Regierung Vreſtärkung ;
allein weit entfernt, dieſen Unfällen abzuhelfen, woll-
ten die revolutionären Autoritäten nicht einmal da-
von reden hören. Es iſt bey Todesſtrafe verboten,
die von der Armee gekommenen Natchrichten zu ver-
breiten " :

Die Anarchie herrſcht überall. Cisneros durchzieht
das Land mit einer Bande, welche bald aus 300,
bald aus 100 Mann beſtehtz. er plündert und ver-
roûſtet. Die Einwohner des Diſtrieis von Zulia ha:
ben auf seinen Kopf einen Preis von 3900 Piaſtern ge-
ſelzt.

Zu Blano hatten die Gefärbten die Niedermeßtze-
Tung der Weißen beabſichiigt. Paez ließ 7 in dieser
Verschwörung verflochtene Hauptlleute erſchießen. j

Der Capitän Don Juan Amenguel bringt die wich:
tige Nachricht mit, daß der royaliſtiſche General Ur-
dancta die Stadt Maracaibo wicder in Besitz genom-
men hat. Ueberdem bemächtigte er sich zu Lagung
ſicben, den Rebellen zugehdbrige Schifſe.

Die: wenigcn, ſich in dieſem Ehrile befindenden,
revolutionären Truppen, ſind nach Coro zurückgewi-
chen 6 6..

Unabhängig bon oben ertwähnten Thatsachen, ent-
halten die Zeitungen von UArequipo und Cusco fol-
gende D.tails über die in Oberperu ſtatt gehabten
Ercigniſſe: Es |1ſt bemerkenswerth, daß dieſe ver-
Jus Artikel die Aufſchrifi: „D,fici,üe Correſyone
denz, “ führen:
 
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