Mannheimer Zeitung — 1824
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DOI Kapitel:
No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
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- Einband
-
No. 1 - No. 31 (1. Januar - 31. Januar)
-
No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
-
No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
-
No. 92 - No. 120 (1. April - 30. April)
-
No. 121 - No. 151 (1. May - 31. May)
-
No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
-
No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
-
No. 212 - No. 242 (1. August - 31. August)
-
No. 243 - No. 272 (1. September - 30. September)
-
No. 273 - No. 303 (1. October - 31. October)
-
No. 304 - No. 332 (2. November - 30. November)
-
No. 333 - No. 362 (1. December - 31. December)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
Maheimer
Mit Großherzoglich badischen S
- p. gnädigſt. ausschl. Privilegium.
N° 59.
Samſtag, den 28. Februar
18241.
Politiſche Zeitge schichte.
f
München, den 22. Febr. ;
Obgleich der Herzog von Leuchtenberg sich seit 5 Ta-
gen sehr krank befand, so hielt doch Niemand sein
Ende für ſo nahe. Am Tage vor ſeinem Tode hat-
ten sich einige beruhigende Symptome gezeigt, und in
allen Herzen die Hoffnung wieder erweckt. Jeder ging
nach Hause, mir der Zuveriſicht, ihn morgen noch beſ-
ser zu finden. Welches fürchterliche Erwachen für
unsern guten Kdnig und die ganze königliche Familie,
wclche alle den Prinzen Eugen so zärtlich liebten!
Aber wer würde es wagen, den Schmerz der erlauch-
ten Wirtwe ſchildern zu wollen? Wer könnte von je-
ner frommen Hingebung, jenem bewundernswerihen
Muth, von jener re'n menſchlichen Tugend einen
Begriff geben wollen, welche in diesen ſchredlichen
Augenblicken die erhabene Tochter unsers Monarchen
eniwickelte. Die Beſtürzung und die Trauer sind all-
gemein, nie wurde ein Mann aufrichtiger betrauert,
nie verdiente es Einer mehr. Sein ganzes Leben
ging unter Wohlthun hin. Seine edle Seele neigte
ſich ſtets Alem zu, was groß und nützlich war. Zu-
gänglich, menschlich, großmüthig, nachsichtig, Einer
der ausgezeichneteſten Feldherrn des Jahrhunderts,
1rat ſein Ruf rein und uubefleckt aus den politiſchen
Stürmen hervor, und ſein Rame wird neben den
Namen der Männer, welche Zierden der Menſchheit
waren, mit unvergänglichen Strahlen glänzen.
Ro m, den z. Febr.
Der Papſt befindet sich um vieles beſſer, und man
hegt die größten Hoffnungen für ſeine Genesung. ~
Die Abtey Grotta Ferrata die dem Cardinal Confalvi
jährlich 10,000 Scudi einbrachte, iſt, wie man sagt,
dem Cardinal Zurla übertragen worden. Man vers
ſichert, daß der Papſt den Jeſuiten jährlich 12,000
Scudi anweiſen laſſen wird, damit ſie die Koſten
des Collegio Romano beſtreiten können, wovon ihnen
die Direction fur das Schuljahr anvertraut worden
1
Wir leiden viel von der Kälte. Die Gebirge der
Umgebung von, 'Rom ſind mit einer auſserordentllichen
Menge Schnee bedeckt. G
Die Penſionärs der franzöſiſchen Akodemie zu
Rom machen auf ihre eigenen Koſten Nachſuchun-
gen beym Forum Trajani. Man hat ſchon zwey
ſchhne Säulen und einen ¡Theil des Pavimento dh
Giatto aufgefunden. ~ |
M a dri d, den IL. Zebr.
Es iſt hier ziemlich ruhig, einige kleine Scenen abges
rechnet, worin sich von Zeit zu Zeit der gegenscitige
Haß der Franzoſen und Spanier ausspricht. Vorge-
ſtern z. B. gingen 2 franzdfiſche Soldaten und ein
ſpaniſcher Soldat, die mit einander aus dem Wein-
hauſe kamen, und ziemlich erhitzt ſchienen , über den
Platz Cebada. Plötzlich zieht der Spanier ſeinen Sâs
bel und bringt von hinten einem der Franzoſen einen
Hieb ins Geſicht bey, der ihm faſt den ganzen Bas
>den wegnahm. Pldglich war der ganze Platz in Bes
wegung, ein ſpaniſcher Reiterpoſten, der hier aufgern
ſtellt iſt, wolte zu den Waffen greifen , man ließ
ihn aber in die Wachiſtube zurücktreten. Eine fran-
zöſiſche Wache, von dem Vorfall unterrichtet, eilte her-
bey, handhabte die Ordnung und brachte den Vers
wundeten in das Hoſpital. Am s8. Febr. war eins
Stiergefecht, das ſich durch einige unglückliche Zufäls-
le auszeichnete. Um diesem den Spaniern so ange-
nehmen Schauſpicl mehr anziehende Kraft zu geben
ſolien dießmal zwey Weiber zu Pferd und mit Lan-
zen bewaffnet gegen die witden Sliere kämpfen; eine
derſelben, der es an der nhihigen Gewandtheit oder
Siärke fehlte, wurde vom Pferde geworfen und ers
hielt von dem Stier einen Hornſtoß in die Bruſt.
Einer der Fußlämpfer wurde von dem Sticr auf die
Hörner genommen und auf eine ziemliche Entfernung
weggeſchleudert; ein anderer iſt leichi verwundet wocs
den.
Madrid, den 14. Febre
.
* Die allgemeinen Erwartungen hinsichtlich der ends
Mit Großherzoglich badischen S
- p. gnädigſt. ausschl. Privilegium.
N° 59.
Samſtag, den 28. Februar
18241.
Politiſche Zeitge schichte.
f
München, den 22. Febr. ;
Obgleich der Herzog von Leuchtenberg sich seit 5 Ta-
gen sehr krank befand, so hielt doch Niemand sein
Ende für ſo nahe. Am Tage vor ſeinem Tode hat-
ten sich einige beruhigende Symptome gezeigt, und in
allen Herzen die Hoffnung wieder erweckt. Jeder ging
nach Hause, mir der Zuveriſicht, ihn morgen noch beſ-
ser zu finden. Welches fürchterliche Erwachen für
unsern guten Kdnig und die ganze königliche Familie,
wclche alle den Prinzen Eugen so zärtlich liebten!
Aber wer würde es wagen, den Schmerz der erlauch-
ten Wirtwe ſchildern zu wollen? Wer könnte von je-
ner frommen Hingebung, jenem bewundernswerihen
Muth, von jener re'n menſchlichen Tugend einen
Begriff geben wollen, welche in diesen ſchredlichen
Augenblicken die erhabene Tochter unsers Monarchen
eniwickelte. Die Beſtürzung und die Trauer sind all-
gemein, nie wurde ein Mann aufrichtiger betrauert,
nie verdiente es Einer mehr. Sein ganzes Leben
ging unter Wohlthun hin. Seine edle Seele neigte
ſich ſtets Alem zu, was groß und nützlich war. Zu-
gänglich, menschlich, großmüthig, nachsichtig, Einer
der ausgezeichneteſten Feldherrn des Jahrhunderts,
1rat ſein Ruf rein und uubefleckt aus den politiſchen
Stürmen hervor, und ſein Rame wird neben den
Namen der Männer, welche Zierden der Menſchheit
waren, mit unvergänglichen Strahlen glänzen.
Ro m, den z. Febr.
Der Papſt befindet sich um vieles beſſer, und man
hegt die größten Hoffnungen für ſeine Genesung. ~
Die Abtey Grotta Ferrata die dem Cardinal Confalvi
jährlich 10,000 Scudi einbrachte, iſt, wie man sagt,
dem Cardinal Zurla übertragen worden. Man vers
ſichert, daß der Papſt den Jeſuiten jährlich 12,000
Scudi anweiſen laſſen wird, damit ſie die Koſten
des Collegio Romano beſtreiten können, wovon ihnen
die Direction fur das Schuljahr anvertraut worden
1
Wir leiden viel von der Kälte. Die Gebirge der
Umgebung von, 'Rom ſind mit einer auſserordentllichen
Menge Schnee bedeckt. G
Die Penſionärs der franzöſiſchen Akodemie zu
Rom machen auf ihre eigenen Koſten Nachſuchun-
gen beym Forum Trajani. Man hat ſchon zwey
ſchhne Säulen und einen ¡Theil des Pavimento dh
Giatto aufgefunden. ~ |
M a dri d, den IL. Zebr.
Es iſt hier ziemlich ruhig, einige kleine Scenen abges
rechnet, worin sich von Zeit zu Zeit der gegenscitige
Haß der Franzoſen und Spanier ausspricht. Vorge-
ſtern z. B. gingen 2 franzdfiſche Soldaten und ein
ſpaniſcher Soldat, die mit einander aus dem Wein-
hauſe kamen, und ziemlich erhitzt ſchienen , über den
Platz Cebada. Plötzlich zieht der Spanier ſeinen Sâs
bel und bringt von hinten einem der Franzoſen einen
Hieb ins Geſicht bey, der ihm faſt den ganzen Bas
>den wegnahm. Pldglich war der ganze Platz in Bes
wegung, ein ſpaniſcher Reiterpoſten, der hier aufgern
ſtellt iſt, wolte zu den Waffen greifen , man ließ
ihn aber in die Wachiſtube zurücktreten. Eine fran-
zöſiſche Wache, von dem Vorfall unterrichtet, eilte her-
bey, handhabte die Ordnung und brachte den Vers
wundeten in das Hoſpital. Am s8. Febr. war eins
Stiergefecht, das ſich durch einige unglückliche Zufäls-
le auszeichnete. Um diesem den Spaniern so ange-
nehmen Schauſpicl mehr anziehende Kraft zu geben
ſolien dießmal zwey Weiber zu Pferd und mit Lan-
zen bewaffnet gegen die witden Sliere kämpfen; eine
derſelben, der es an der nhihigen Gewandtheit oder
Siärke fehlte, wurde vom Pferde geworfen und ers
hielt von dem Stier einen Hornſtoß in die Bruſt.
Einer der Fußlämpfer wurde von dem Sticr auf die
Hörner genommen und auf eine ziemliche Entfernung
weggeſchleudert; ein anderer iſt leichi verwundet wocs
den.
Madrid, den 14. Febre
.
* Die allgemeinen Erwartungen hinsichtlich der ends