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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 1 - No. 10 (1. Januar - 11. Januar)
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1842.











s* Heidelberg, 3. Dez. Wenn mehrere Urwähler zweier
Waoͤldifirikte unſerer Stadt darin einen SGiund zur Einſprache
gegen die Deputirtenwahl erkannten, daß man für die Herrn
Mager-Micolai und Engelhorn, weil ſie faktiſch ihren Wohnſitz
von hier nach Mannheim verlegt haben, keine andern Wahl—
naͤnner wählte, ſo muß es ihnen noch, mehr auffallen, daß
man ſogar die ſeitdem erfolgte ausdrückliche Verzichtleiſtung
des Hertn Mayer⸗Nicolai unberückfichtigt läßt und der neulich
ſchon ausgeſchriebenen Wahl eines neuen Wahlmannes keine
Folge gab. Es iſt zwar möglich, ja wahrſcheinlich, daß es
zuf die Wahl eines Abgeordneten keinen Einfluß hat, ob neue
Wahlen angeordnet werden, oder nicht, aber Niemand läßt
ſich gern in ſeinen gerechten Anſprüchen verkürzen. Es würde
daher zur Beruhigung auch anderer Büxger, welche ſich der
bekannten Proteſtation nicht angeſchloſſen haben, dienen, wenn
die betreffende Behörde die gewiß triftigen Gründe offen dar—
tegte, warum ſie auf die Einſprache keine Rückſicht nehmen
zu duͤrfen glaubt. Jedenfalls dürſte die Sache in der Kam⸗
mer ſeldſt bei Unterſuchung der Wahlakten zu Diskuſfionen
Veranlaſſung geben.

Muünchen, 30. Dez. Es ſollen dem Vernehmen nach
demnächſt nicht nur Proben mit dem von dem Profeſſor und
Konſervator Steinheil dahier erfundenen Selbſtbewegungswa⸗
gen auf unſerer Eiſenbahn gemacht, ſondern auch dem gehei—
men Nath v. Wiebeking die Mittel geboten werden, die Tüch⸗
tigkeit und allgemeine Anwendbarkeit ſeines eigenthümlichen
Eiſenbahnſyſtems in größerm Maßſtab, als dem eines bloßen
Modells zu bewähren. (N. C.)

Wien, 27. Dez. Die Einführung des Militärbrückenſy—
ſtems des Oberſten Birago, das auch vor auswaͤrtigen erlauch—
len Kennern ſich ſo vortheilhaft bewährt hat, in der Armee
iſt vom Kaiſer befohlen worden. — Es iſt faſt unzweifelhaft,
daß zu den Eiſenbahnbauten Militär mit verwendet werden
dürfte, und einem Gerüchte nach ſollten für die Strecke nach
Prag nicht weniger als 20,000 Mann verwendet werden, die
man wahrſcheinlich von den neuerlich Beurlaubten wieder ein—
zuberufen gedenkt. Es wäre auch gerade für dieſe Klaſſe, zu—
meiſt unbefchaͤftigter Individuen, ein derartiges Vorhaben eine
wahre Wohlthat. e 3

Berlin, 27. Dec. Der, zum Coadjutor des Erzbiſchofs
von Köin beſtimmte, Biſchof von Speger, Dr. Geiſſel, wird
am 31. Dez. hier eintreffen, um Sr. Maj dem Köntge den
Eid abzulegen. Für feine Aufnahme in Berlin iſt bereits im
Britiſh Hotel Wohnung beſtellt. — Die zwei Abgeordneten
aus Luxemburg ſind hier eingetroffen.
die von ihnen vorgefundene Stimmung dem Zweck ihrer Neiſe,
dem endlichen Btitritte, Luxemburgs zum Zollverein, günſtig
ſei — An die Reiſe unſers Königs nach England knüpfen ſich
viele Wünſche. Ich ſpecifizire hier einen, der für das ganze
Vaterland gewiß nicht ohne Intereſſe wäre: Zwiſchen England

*—

+ * *


und Preußen ſollte eine Uebereinkunft zur Erleichterung des
gegenfeitigen Briefverkehrs abgeſchloſſen, werden. Der Ge—
ſundheitszuſtand des Profeſſors Grimm hat ſich zum allgemet⸗
nen Leiduefen wieder ſehr verſchlimmert. Se. Maj. der Koͤnig
hat dem Leibarzt Profeſſor Schönlein den Auftrag gegeben, dem
Kranken, welcher bisher homoopathiſch behandelt worden war,
die größte Aufmerkſamkeit angedeihen zu laſſen. Prof. Schön—
tein?hat ſich in Folge dieſes konigl. Auftrags ſogleich zu dem
Kranken begeben und die Leitung der ärztlichen Behandlang
Ibernommmen! Von einem Aderlaß, der bisher nicht in An—
wendung gebracht worden war, hofft man gute Wirkung. Die
Theilnahule für den ſchwer Erkrankten iſt allgemein. Se. Maj.
laͤßt ſich täglich nach dem Befinden deſſelben erkundigen.
Bom Main, 30. Dez. Man dürfte glauben, daß, in
Folge der hier von der Generalberſammlung der Aktionaͤre für
den Donaumainkanal gepflogenen Verſammlungen und dem⸗
nächſt gefaßten Beſchlüſſe, die Ausbezahlung der am 1. . M.
fälligen Aktiencoupons keinen weiteren Aufſchub erfahren werde.
Indẽſſen ſcheinen die dießfallſigen Hinderniſſe noch nicht voll⸗
fändig beſeitigt zu ſegn, Da jene Ausbezahlung nicht erfolgt
iſt, vlelmehr die Nothſchildſche Kaſſe, von der ſolche früher ge—
leiſtet wurde, die ihr zu dem Behufe vorgelegten Zinscoupons
zurückwies. Die bei dieſen Aktien betheiligten Kapitaliſten ſind
dadurch aufs Neue in deſto größere Spaͤnnung verſetzt, als
ihnen die Beweggründe durchaus unbekannt ſind, welche die
Abweiſung hervorgerufen haben könnten, auch in dieſer Hin⸗
ſicht keine genügende Erklärung ertheilt worden ſeyn ſoll.
Weinlar, 29. Dec. Die hieſige Zeitung zeigt heute
(was eine offizielle Beſtätigung der früheren Privatnachricht
aus Kaſſel iſi) an: „Der Vertrag, welcher zwiſchen Preußen,
dem Kurfürſtenthum Heſſen, Sachſen-Weimar-Eiſenach und
Sachſen-Koburg-Gotha wegen einer Eiſenbahn von Halle in
der Richtung über Merſeburg, Weißenfels, Naumburg, Wei⸗
mar, Erfurt, Gotha, Eiſenach, Rothenburg und Kaſſel und
Fraukfurt a. M. eingeleitet war, iſt am 20. d. M. zu Berlin
uͤnterzeichnet worden. Der allſeitigen Ratifikation dieſes Staats—
vertraͤgs und dann den weitern Vorſchritten zum Bau ſelbſt darf
man fehr bald entgegenſehen.“
Frankfurt a. M., 28. Dez. Dem Vernehmen nach
wird die Commiſſion der hohen deutſchen Bundesverſammlung
ihren im Nov. 1837 erlaſſenen Beſchluß, den Schutz des Ei—
genthums an litterariſchen und artiſtiſchen Erzeugniſſen betref—
fend, mit Beginn des Jahres 1842 unter Zuziehung von Män-
nern vom Fach, worunter der bekannte Criminaldirector Dr,
Hitzitz in Berlin, früher ſelbſt Beſitzer einer Buchhandlung,
und die Buchhändlerl F. Perthes in Hamburg, Enslin in
Berlin und F. Campe in Nürnberg ſind, einer Reviſion unter—
werfen, und dem ausgeſprochenen Grundſatz treu, allen deut⸗
ſchen Bundesſtaaten ne noch groͤßere Schutzfriſt zugeſichert
werden. Auch ſoll ſo die Frage des litteraiſchen Eigenthums
 
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