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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

DOI Kapitel:
No. 31 - No. 40 (1. Februar - 10. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42549#0153

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— —

Karlsruhe, 5. Febr. Die von der Abgeordnetenkammer
in ihrer geſtrigen Sitzung beſchloſſene Glückwunſchadreſſe, in
Erwiederung der ihr gewordenen Botſchaft über die Verlobung
Ihrer Hoh. der Prinzeſſin Alexandrine, lautet wie ſolgt:

Durchlauchtigſter Großherzog!
Gnädigſter Fürſt und Herr!

Mit der innigſten Freude hat die zweite Kammer höchſt⸗
Ihrer getreuen Stände die Eröffnung Ew. k. H. über die be—
vorſtehende Verbindung der durchlauchtigſten Prinzeſſin Alexan—
drine mit Sr. Durchl. dem Erbprinzen Ernſt von Sachſen, Ko—
burg⸗Gotha vernommen.

In den ausgezeichneten Eigenſchaften dieſes Sprößlings
einer in Europa hochgeachteten Kegentenfamilie erblicken wir
die ſichere Bürgſchaft für die feſte Begründung des Glückes
der hohen Braut.

Das Vaterland, das in der geliebten Fürſtentochter die
Erbin der Tugenden ihrer Eltern verehrt, begruͤßt mit Jubel
das frohe Ereigniß; — es theilt die Gefühle, welche im gegen—
wärtigen Augenblick das edle Materherz Ew. k. H. bewegen; es
freut ſich des ſchönen Lohnes, den der Mutter zarte Sorgfalt
im Glücke der Tochter empfängt.

Die Vorſehung, welche die Geſchicke der Fürſten, wie der
Voͤlker, lenkt, möge ſchuͤtzend das erhabene Brautpaar einer
glücklichen Zukunft entgegenführen, und aus ſeiner Verbindung
auch für Ew. t. H. und für Ihr allverehrtes Fürſtenhaus die
ungetrübteſten Freuden erblühen laſſen!

Genehmigen Ew. k. H., daß wir als Vertreter höchſt Ihres
getreuen Volkes und als Dolmetſcher ſeiner Geſinnungen dieſen
Ausdruck unſerer heißeſten Wünſche mit der Verſicherung unſerer
unwandelbaxen Treue und Ergebenheit zu den Stufen des Thro—
nes ehrfurchtsvollſt niederlegen.

Karlsruhe, den 4. Februar t842.

Im Namen der unterthänigſt treu-gehorſamſten Zweiten Kammer
der Ständeverſammlung.
Der Präſident: Bekk.
Die Sekretäre: Schinzinger. Schrickel. Fingado.

Heute Mittag um halb 1 Uhr verfügte fidh eine Depus-
tation der Abgeordnetenkammer, beſtehend aus dem Präſiden—
En, den Vizepräſidenten, den Sekretaͤren, und den zwei durch
das Loos, beſtimmten Abgeordneten Schaaff und Mordes, in
das großherzogliche Schloß, um dieſe Adreſſe zu überreichen,
und wurde, da Se. kön. Hoh. der Großherzoͤg duͤrch Unwoͤhl!
fegn verhindert war, von Ihrer kön. Hoh. der Großherzegin
empfangen, welche den Abgeordneten in den huldvollſten und


füx den ſchönen Anklang, welchen ihre mütterlichen Gefühle
gefunden, ihren Dank aͤusdrückte.

Aus der baieriſchen Pfalz, 29. Jan. Das Loos un—
ſerer Landwirthſchafts? und Gewerbſchulen iſt entſchieden. Das
Anerbieten der Staͤdte, den vorhandenen Ausfall aus ihren


—2

*

Gemeindemitteln zu decken, wurde zurückgewieſen und es bleibt
bei der Auflöſung jener Schulen. CR

München, 2. Febr. Der unglückliche Hofmuſiker, der
von einem wüthenden Hunde gebiſſen ward, iſt geſtorben.

Aus dem Herzogthum Naſſau, 2 Febr. Was be—
reits in Baden, Würtemberg, Heſſen ꝛc. geſchehen, ſoll auch
bei uns eingeführt werden, nämlich die Abſchaffung des Zehn—
tens. Bekanntlich iſt bei uns der Zehnte nicht Eigenihum des
Staats, ſondern er iſt Domänengut. Deßhalb kann er auch
nicht auf einmal im ganzen Lande abgelöst werden, ſandern
die Ablöſung geſchieht auf dem Wege freier Uebereinkunft zwi—
ſchen der Domänendirektion und den einzelnen Gemeinden, weß—
halb jene Bevollmächtigte in die Gemeinden ſchickt, welche ihre
Bereitwilligkeit zur Ablöſung erklärt haben, um an Ort und
Stelle zu unterhandeln. — Da es auf beiden Seiten Ernſt iſt,
dieſe dem Ackerbau alle Kraft entziehende Abgabe zu vernich—
ten, und es unſern Bauern ſehr darum zu thun iſt, dieſelbe
los zu werden, ſo beſteht kein Zweifel, daß in dieſem heilſa—
men und zeitgemäßen Werke ſchnelle Fortſchritte ſtattfinden.

Berlin, 29. Jan. Ueber die Frage des Ertrags urſerer
Eiſenbahnen werden in öffentlichen Blättern lebhaͤfte Streitig—
keiten geführt, indeſſen iſt ſchwerlich zu glauben, daß ſelbſt
die beſten vorläufig mehr als 4 pEt. geben.

— Man erfährt von guter Hand, daß eben jetzt in Wien
die Schlußberathungen wegen des Anbaus der Befeſtigungen
am deutſchen Oberrhein, namentlich von Ulm und Raſtaͤdt,
gemeinſchaftlich von öſtreichiſchen und preußiſchen Offizieren ge—
pflogen werden. Bereits ſollen nahnhaſte Summen zur Deckung
der Baukoſten auf die Bundeskaſſe angewieſen ſehn und der
Angriff wird im bevorſtehenden Frühling beginnen. Wie Hr.
v. Radowitz ſeinen Wohnſitz künftig in Karlsruhe, alſo bei
Naſtadt, nimmt, ſo werden auch oͤſtreichiſche Genteofftziere bei—
Ulm ſeyn, um in größter Nähe zu wirken. — Mit dem Be—
finden der erkrankten Prinzen Waldemar und Adalbert geht es
ſehr gut, ebenſo mit der Prinzeſſin Marie. Die Prinzeſfin
Albrecht ſieht ſtündlich ihrer Niederkunft entgegen. (K. 3.)

Michelbach, 29. Jan. Zu den vielen traurigen Beiſpie—
len, welche warnend die ſchlimmen Folgen des übermäßigen
Genuſſes des Branntweins darſtellen, haben wir hier leider ein
neues zu geben. Am 17. Jan. hatte ſich der Schmied Lynker
von hier, wie gewöhnlich, ſtark in Branntwein berauſcht. In
dieſem Zuſtande begibt er fich zu ſeinem Nachbar, einem Wirthe,
und verlangt nach Branntwein, der ihm mit Recht verweigert—
und wobei er wegen ſeines ungebührlichen Betragens, vor Tdie
Thür transportirt wird, die er nun einzuſchlagen verſucht. In—
dieſem Augenblicke kommt der Vater des Witths, ein Mann:
von 60 Jahren, noch rüſtiger Veteran, der erſt am 22. Sept.
v. J. zu Nidda mit dem Felddienſtzeichen geſchmückt worden
war, hinzu und will den Trunkenen an dieſem Exzeſſe verhin—
dern. Dieſer aber beginnt eine Nauferei mit dem alten Mannz:
 
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