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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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Landwirthschaftliche Berichte
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No. 1 - No. 10 (15. Januar - 31. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42549#0727

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Einige Bemerkungen über das Hinken der—
Pferde.
(Scchhuß)

Die Pulsſchlaͤge an den Feſſelarterien ſind nur dann


genommen, oder wenn das Pferd ſo eben erſt angeſtrengt
Vorden war. Sonſt ſchlagen die Arterien nicht ſtaͤrker und


mankaber auch ein ſtaͤrkeres Pulſiren der Feſſelarterie, bei
ganz ſchmerzloſem kaltem Hufe und freier Schenkelbewegung,
beobachtet, fo kann dies mit der Hufgelenklaͤhmung zuſammen—
haͤngen; die Arterien ſchlagen aber niemals ſo ſtark als bei
audern Hufuͤbeln. Bei Unterſuchung des Pulſes muß man
den Schenkel aber in eine tragende Stellung bringen, weil
man ſich ſonſt leicht taͤuſchen kann.

Hufgelenklahme Pferde gehen auf Steinen und hartem
Boden, der Droͤhnung wegen, ziel ſchmerzhafter als auf
mweichem; Dagegen gehen wirklich Buglahme im tiefen Sande
am ſchliminſten, weil ſie hier ſo wie guch bergauf die Schul—
n mehr gebrauchen ſolien. Es iſt bei ihnen umgekehrt


gehen

Wenn ein hinkendes Pferd unterſucht, und in keinem
Theile des Schenkels die Urſache des Hinkens gefunden wurde,
fo ift e& melr als wahrſcheinlich, daß die Urſache deſſelben in
einer Huͤfgelenklaͤhmung zu ſuchen iſt.


Heftigteit des Schmerzes, wenn man den Huf an den Ballen
zufammendrückt, den Unterſchied dieſes Zufalls und der Huf⸗
zelenklaͤhmung deutlich genug zeigen,

Nageltritte, welche die Beugeſehne oder deren Scheide
beruͤhrt haben, ſind ſelten ohne aͤuͤßerlichen Schmerz, der ſich
ſogleich zu erkennen gibt.

Wiur wollen die Behandlungsarten einiger der Huffehler,
wie foͤlche beſchrieben wurden, aus dem gehannten Aufſatze
* kur mit einigen Bemerkungen von uͤnſerer Seite bei—
uͤgen. *

ad a. (Hufentzündung im Allgemeinen.) Hier
muß die Behaͤndlung wegen etwaiger ſonſt eintretenden nads
theiligen Foͤlgen ſogieich imit Ernft begonnen werden. Einen
Langgewachfenen Hornfhut ſchneidet man daher maͤßig zuruͤck,
und fchlägt ihn, aͤm beſten mit friſchem warmem Kuhdunger,
oder fonft warmen Umſchlaͤgen von Lehm, uyd Effig *) und dgl.
ein, um ihn zu erweichen. Das Feſſelgelenk aufwaͤrts bis
an das Knie kann man mit Cantharidenſalbe einreiben, um
durch eine Entzuͤndung auf die Haut eine Ableitung zu geben.
Die Einreibuns felbſt darf aber vor der Hand nicht ſo weit
getrieben werden, daß die Haare herunter gehen. Auch darf

* Die Wärme der Umſchlaͤge befördert die Erweichung des gufes


keine Einreibung mit Terpentinoͤhl geſchehen, weil dann das
Pferd unruhig wird, und die Umſchlaͤge ruinirt. Das Feſſel⸗
bein und die Krone dürfen nicht eingerieben werden, weil
dieſe dem Sitz der Krankheit zu nahe liegen. Die Einreibung
der Krone Fann nur bei chroniſcher Entzuͤndung einen Nutzen
bringen, weil ſich ſolche üderhaupt nicht ſo weit ausdehnt.

Foͤntanelle auf die Bruſt, Aderlaſſen und Abfuͤhrungen
44 bei großer Heftigleit der Entzuͤndung ihre paſſende
Stelle.

Man muß die Sohle oͤfters viſitiren, um einer etwa
entſtandenen Materie einen Ausgang verſchaffen zu koͤnnen.

Um'das Loͤlecken der Salbe zu verhindern, ſteckt man
den Fuß in einen Beutel von Leinwand.

Bel gewoͤhnlicher ſogenannter Rehe hilft oft folgendes
Hausmitrel: Die Fuͤße werden mit Kornſtroh dick umſtellt,
nd diefes mit Stkohbaͤndern, gleich wie bei den Baͤumen
feſtgebunden. Dann wird lauwarmes Waſſer oben einge⸗
zöffen und dies oͤfters wiederholt. Außer der Erweichung
des Hufes entſteht wahrſcheinlich durch den Reitz des Waſſers
ein flarker Schweiß, der die Fußrehe in einigen Tagen hebt.
Merkwuͤrdig iſt, daß Pferde, die ſtark mit Gelbruͤben gefuͤttert
werden, und algdann fchnell aus einem warmen Stalle an
rauhe Luft kommen, zum Rehewerden ſehr geneigt ſind.

ad b und c. (Nageltritte und Bernageln.)
Hier muß baldmoͤglichſt, außex der Beruͤckſichtigung einer all—


damit etwaiger Eiter abfließen kann.“

Beim Vernageln iſt ein Ausſchneiden des ganzen Nagel⸗
lochs nebſt der darum liegenden Hornwand, oft fehr gut,
damnit das Eiſen in dieſer Gegend gaͤr nicht tragen und reitzend
wirken kann.

Nageltritte wenn ſie friſch find, werden oft durch bloſes


Hierdurch die Entzundung nicht bis zur Eiterung ſteigt. Hat
ıman Gelegenheit,. fo laffe man ein ſolches Pferd ſogleich in
fließendes Waſſer ſtellen.

ad d. (Steingallen.) Bei Pferden, welche zufaͤllig
einmal Steingallen bekommen und hinken, braucht man, nur
die Hornwand und die Sohle, bis an die Eckſtreben, auf die
Fleiſchſohle wegzuſchneiden, und das gewoͤhnliche Eiſen, welches
hinten aber {o {tart fein muß, daß es ſich nicht einbiegen
kann, wieder aufzulegen.

Bei Pferden, weiche oft damit geplagt find, muß man
die Trachtenmand etwas hoͤher hinauf wegſchneiden und ein
rundes Eiſen auflegen, worauf ſich Urſache und Diſpoſition
verliert. Ermeichende Umfehläge find dabei ſehr dienſich.

ad e. (Zwanghuf.) Hier müſſen die umgebogenen
Trachtwaͤnde Weggeſchuitten und runde Eiſen aufgelegt werden.

ad f. (Em pfin dliche Hufe.) Bei Vollhuf, Platthuf ee.
ſind die dafür angezeigten Eiſen aufzulegen.Es gibt aber
audy Hufe, bei denen das Pferd, wenn das Eifen auch nur
ein waͤnig zu feſt aufliegt zu hinken anfaͤngt. Bei ſolchen
muß das Eiſen mit groͤßter Vorſicht aufgelegt werden. Oft
 
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