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No. 3.
Unterthäniges Pro Memoria nebſt Bitte oiler
Zug-Ochſen und Kühe des Bezirkes an die Herren
Schſen- und Kühbauern; betreffend den großen
Nutzen der Einzeljoche.
Wenn es ſchon in der Welt vielerlei Arten von Jochen
gibt, an denen ſo Mancher ſchwer genug du tragen hat; ſo
wird Ihnen, Hochzuverehrende Herren, dennoch bekannt ſeyn—
wie wir wohl unter allen den uns aufgelegten Jochen das
druͤckendſte zu verſpuͤren haben. Denn von Morgens bis an
den. Abend tragen wir ſolche gewoͤhnlich auf den Koͤpfen.
Iiber überzeugt, daß ein Jeder, groß oder gexing, ſeine Laſt
im Leben auf fich nehmen muß, mwollen wir uns durchaus
nicht uͤber die Arbeit felbſt beſchweren, ſondern wir wagen
e& nur, unferen Hochzuverehrenden Herren in Betreff der
Art derſelben Folgendes vorzutragen.
zur Arbeit gebraucht werden, ſo erfreuen ſich im Gegentheil
unfere SOchfen- und Kuͤheherzen noch recht ſehr, wenn wir
hedenken, mwie viel beſſer und vernuͤnftiger unſere Herren Kuͤhe⸗
und Ochſenbauern handeln, daß ſie uns einſpannen, als
wenn fie'ſich mit Pferden plagen wuͤrden⸗ die ſie weit mehr
koſten, ohne ihnen gerade mehr zu leiſten. Wir ſind ſtolz
darauf, daß wir unſer Futter nicht umſonſt freſſen, und
wenn wir auch hier und da einmal uns ein wenig ſtoͤrriſch
anſtellen, ſo bitten wir, dies gar nicht ſo anſehen zu wollen,
Als fperrten wir uns gegen die Arbeitz aber wie diefe manch—
mal von und geleiftet werden foll, dieß iſt der Punkt, uͤber
welchen wir wagen, unſere demüthigen Vorſtellungen einzu—
reichen.
Wie es unſeren Herren Ochſen- und Kuͤhbaueßn wohl
befannt ift, werden ung nämlich große, faſt uͤberall in hie—
ſiger Gegend gebraͤuchliche, ſchwere Doppeljoche aufgelegt, in
denen von uns armen Thieren immer zwei auf einmahzu
ſammengekoppelt werden, ſo daß ſich, einmal an das Ioch
zehaͤugt! keines mehr frei bewegen kann und, auch bei der
angeftrengteften Kopfarbeit, eines genau nach dem Kopf und
Sinn des andern bewegen , muß. Die nächfte Folge daxon
ift, daß ſich alle unſexe Gedanken durcheinander mengen, daß
hierdurch alle unſere Bewegungen beſchwerlich und daher ganz
langſam von ſtatten gehen, und daß wir, ſtatt frei zu lau—
fen/ fowohl bei dem Pfluͤgen als Fahren mit Wagen, wie
die Schnecken am Boden hinkriehen müffen. Daß hierdurch
trotz unſerer groͤßeren Muͤhe und Beſchwerde viel weniger
gearbeitet wird, als, ohne mehr Anſtrengung, ſonſt geſchehen
konnte, wenn wir nicht durch dieſe unzweckmaͤßige Vorrich⸗
inng ſo ſehr eingezwängt waͤren, wird Loder einſehen, der
einmal die Arbeit iines Geſpannes mit Doppeljochen gegen
eines mit einfachen zu vergleichen Gelegenheit hatte. In un-
ſeren Zeiten, der Foͤrtſchreitung wagen wir aͤber noch auf
Anen Hauptuͤbelſtand aufmerkſam zu machen, der zwar leider
dekannt genug iſt, den wir aber hier dennoch kurz —
1842.
wollen, zum Zeichen, wie nachtheilig die Doppelioche auch
noͤch auf die allgemeine Volksbildung einwirken. Wenn man
nämlich einen nody jungen KXüh= und Ochſenbauern betrach—
tet, dee noch wenig Doppelioche aufgelegt hat, wie flink und
ſchnell geht ihm dann noch alle® von der Hand, ja wir ar-
meg Biehy muͤffen auch noch mandmal von ſeiner Ungeduld
leiden , wenn wir, durch das Joch zuſammengekoppelt, une
kaum ſelbſt bewegen koͤnnen und doch noch ſchwere Laſten
fortſchaffen ſollen, weil er ſich noch gar nicht in den rechten
Schlendrian hineinfugen kann.
Gaͤnz anders ſieht es aber aus, weyn der Kuͤhebauer
einige Jahre im Geſchaͤfte iſt. Sind wir ſelbſt durch die
emige Langfamfeit am Ende ganz dumum und ſchneckenaͤhn—
lich geworden, ſo hat ſich dieſe Eigenſchaft auch auf unſeren
Fuͤhrer fortgepflanzt, und ſo wie wir dann nur immer et—
wmas anderes als das Gewoͤhnliche ſehen, ſo bleibt uns allen
dreien gar leicht der Berſtand ſtille ſtehen, und daraud ent
ſteht, namentlich auf belebteren Straßen, gar manches Un—
heil. Wir ſind dadurch ſchon in vielerlei Gerede gekommen,
und- daß die Kuͤh⸗ und Ochſenbauern deßhalb bereits eine
gewiſſe Beruͤhmtheit erlangt haben, daran ſind eigentlich nur
allein die Doppeljoche ſchuld.
Wie arg es uns aber ſeyn muß, wenn wir ſo im hoͤhen
Sommer unfere. Köpfe unbeweglidh der Sonne hinſtrecken
Nuͤffen, damit dieſe unſer weniges Hirn nod) ganz verbrenne,
weiß nur Der, welcher. ſchon einmal mit dabei war. Ja, gar
mandmal ift auch ſchon einer unſerer Bruͤder oder Schweſtern
ſchnelt verſchieden, und haben ſie ihren Eigenthuͤmern bedeu⸗
tenden Schaͤden gebracht, obſchon ihn dieſe eigentlich nur den
Doppelſochen zuzuſchreiben haben., Auch denken wir ſchon
jetzt mit Schaudern daran, daß bald wieder eine Zeit kom—
men wird, in der wir im Felde, dei {Hwülem Wetter, allen
Mücken» und Fliegenftihen preisgegeben ſtehen oder pflügen
müffen, ohne uns aucdh nur im Geringften dagegen helfen zu
weil unfere Koͤpfe zwiſchen den Hoͤlzern eingeklemmt
ind.
Aber all dieſes Ungemach koͤnnten Sie, Hochverehrteſte
Herren, von uns abwenden, wenn Sie ſich entfchließen woll—
ten, ‚ung® ſtatt der Doppeljoche einfache aufzulegen, um ung
dadurch in den Stand zu ſetzen, unſere Kraͤfte ſo ungenirt
wie die Pferde die ihrigen, gebrauchen zu koͤnnen. Wenn
dieſe Einzeljoche vielleicht nicht ganz ſo woͤhlfeil als die doͤp—
pelten kommen ſollten, weil ſie Straͤnge 1, erfordern, ſo
bitten. wir unterthänigft, zu bedenken, daß Ddiefe kleine Aus⸗
gabe reichlich durch die ſchnellere und beſſere Arbeit belohnt
wird, ſowie wir noch zu bemerken wagen, wie ſchoͤn es iſt,
wenn ſich ein frominer Chriſt ſeines Viehes erbermt. und
dieſem, welchem er doch ſo viel zu verdanken hat, die von
ihm. geforderte Leiftung nicht muthwillig oder aus Vorurtheil
beſonders erſchwert.
JBenn wir an Einzeljoche gefpannt würden, fo woll⸗
ten wir den Pferden an Schnelligkeit im Schritte faſt gar
No. 3.
Unterthäniges Pro Memoria nebſt Bitte oiler
Zug-Ochſen und Kühe des Bezirkes an die Herren
Schſen- und Kühbauern; betreffend den großen
Nutzen der Einzeljoche.
Wenn es ſchon in der Welt vielerlei Arten von Jochen
gibt, an denen ſo Mancher ſchwer genug du tragen hat; ſo
wird Ihnen, Hochzuverehrende Herren, dennoch bekannt ſeyn—
wie wir wohl unter allen den uns aufgelegten Jochen das
druͤckendſte zu verſpuͤren haben. Denn von Morgens bis an
den. Abend tragen wir ſolche gewoͤhnlich auf den Koͤpfen.
Iiber überzeugt, daß ein Jeder, groß oder gexing, ſeine Laſt
im Leben auf fich nehmen muß, mwollen wir uns durchaus
nicht uͤber die Arbeit felbſt beſchweren, ſondern wir wagen
e& nur, unferen Hochzuverehrenden Herren in Betreff der
Art derſelben Folgendes vorzutragen.
zur Arbeit gebraucht werden, ſo erfreuen ſich im Gegentheil
unfere SOchfen- und Kuͤheherzen noch recht ſehr, wenn wir
hedenken, mwie viel beſſer und vernuͤnftiger unſere Herren Kuͤhe⸗
und Ochſenbauern handeln, daß ſie uns einſpannen, als
wenn fie'ſich mit Pferden plagen wuͤrden⸗ die ſie weit mehr
koſten, ohne ihnen gerade mehr zu leiſten. Wir ſind ſtolz
darauf, daß wir unſer Futter nicht umſonſt freſſen, und
wenn wir auch hier und da einmal uns ein wenig ſtoͤrriſch
anſtellen, ſo bitten wir, dies gar nicht ſo anſehen zu wollen,
Als fperrten wir uns gegen die Arbeitz aber wie diefe manch—
mal von und geleiftet werden foll, dieß iſt der Punkt, uͤber
welchen wir wagen, unſere demüthigen Vorſtellungen einzu—
reichen.
Wie es unſeren Herren Ochſen- und Kuͤhbaueßn wohl
befannt ift, werden ung nämlich große, faſt uͤberall in hie—
ſiger Gegend gebraͤuchliche, ſchwere Doppeljoche aufgelegt, in
denen von uns armen Thieren immer zwei auf einmahzu
ſammengekoppelt werden, ſo daß ſich, einmal an das Ioch
zehaͤugt! keines mehr frei bewegen kann und, auch bei der
angeftrengteften Kopfarbeit, eines genau nach dem Kopf und
Sinn des andern bewegen , muß. Die nächfte Folge daxon
ift, daß ſich alle unſexe Gedanken durcheinander mengen, daß
hierdurch alle unſere Bewegungen beſchwerlich und daher ganz
langſam von ſtatten gehen, und daß wir, ſtatt frei zu lau—
fen/ fowohl bei dem Pfluͤgen als Fahren mit Wagen, wie
die Schnecken am Boden hinkriehen müffen. Daß hierdurch
trotz unſerer groͤßeren Muͤhe und Beſchwerde viel weniger
gearbeitet wird, als, ohne mehr Anſtrengung, ſonſt geſchehen
konnte, wenn wir nicht durch dieſe unzweckmaͤßige Vorrich⸗
inng ſo ſehr eingezwängt waͤren, wird Loder einſehen, der
einmal die Arbeit iines Geſpannes mit Doppeljochen gegen
eines mit einfachen zu vergleichen Gelegenheit hatte. In un-
ſeren Zeiten, der Foͤrtſchreitung wagen wir aͤber noch auf
Anen Hauptuͤbelſtand aufmerkſam zu machen, der zwar leider
dekannt genug iſt, den wir aber hier dennoch kurz —
1842.
wollen, zum Zeichen, wie nachtheilig die Doppelioche auch
noͤch auf die allgemeine Volksbildung einwirken. Wenn man
nämlich einen nody jungen KXüh= und Ochſenbauern betrach—
tet, dee noch wenig Doppelioche aufgelegt hat, wie flink und
ſchnell geht ihm dann noch alle® von der Hand, ja wir ar-
meg Biehy muͤffen auch noch mandmal von ſeiner Ungeduld
leiden , wenn wir, durch das Joch zuſammengekoppelt, une
kaum ſelbſt bewegen koͤnnen und doch noch ſchwere Laſten
fortſchaffen ſollen, weil er ſich noch gar nicht in den rechten
Schlendrian hineinfugen kann.
Gaͤnz anders ſieht es aber aus, weyn der Kuͤhebauer
einige Jahre im Geſchaͤfte iſt. Sind wir ſelbſt durch die
emige Langfamfeit am Ende ganz dumum und ſchneckenaͤhn—
lich geworden, ſo hat ſich dieſe Eigenſchaft auch auf unſeren
Fuͤhrer fortgepflanzt, und ſo wie wir dann nur immer et—
wmas anderes als das Gewoͤhnliche ſehen, ſo bleibt uns allen
dreien gar leicht der Berſtand ſtille ſtehen, und daraud ent
ſteht, namentlich auf belebteren Straßen, gar manches Un—
heil. Wir ſind dadurch ſchon in vielerlei Gerede gekommen,
und- daß die Kuͤh⸗ und Ochſenbauern deßhalb bereits eine
gewiſſe Beruͤhmtheit erlangt haben, daran ſind eigentlich nur
allein die Doppeljoche ſchuld.
Wie arg es uns aber ſeyn muß, wenn wir ſo im hoͤhen
Sommer unfere. Köpfe unbeweglidh der Sonne hinſtrecken
Nuͤffen, damit dieſe unſer weniges Hirn nod) ganz verbrenne,
weiß nur Der, welcher. ſchon einmal mit dabei war. Ja, gar
mandmal ift auch ſchon einer unſerer Bruͤder oder Schweſtern
ſchnelt verſchieden, und haben ſie ihren Eigenthuͤmern bedeu⸗
tenden Schaͤden gebracht, obſchon ihn dieſe eigentlich nur den
Doppelſochen zuzuſchreiben haben., Auch denken wir ſchon
jetzt mit Schaudern daran, daß bald wieder eine Zeit kom—
men wird, in der wir im Felde, dei {Hwülem Wetter, allen
Mücken» und Fliegenftihen preisgegeben ſtehen oder pflügen
müffen, ohne uns aucdh nur im Geringften dagegen helfen zu
weil unfere Koͤpfe zwiſchen den Hoͤlzern eingeklemmt
ind.
Aber all dieſes Ungemach koͤnnten Sie, Hochverehrteſte
Herren, von uns abwenden, wenn Sie ſich entfchließen woll—
ten, ‚ung® ſtatt der Doppeljoche einfache aufzulegen, um ung
dadurch in den Stand zu ſetzen, unſere Kraͤfte ſo ungenirt
wie die Pferde die ihrigen, gebrauchen zu koͤnnen. Wenn
dieſe Einzeljoche vielleicht nicht ganz ſo woͤhlfeil als die doͤp—
pelten kommen ſollten, weil ſie Straͤnge 1, erfordern, ſo
bitten. wir unterthänigft, zu bedenken, daß Ddiefe kleine Aus⸗
gabe reichlich durch die ſchnellere und beſſere Arbeit belohnt
wird, ſowie wir noch zu bemerken wagen, wie ſchoͤn es iſt,
wenn ſich ein frominer Chriſt ſeines Viehes erbermt. und
dieſem, welchem er doch ſo viel zu verdanken hat, die von
ihm. geforderte Leiftung nicht muthwillig oder aus Vorurtheil
beſonders erſchwert.
JBenn wir an Einzeljoche gefpannt würden, fo woll⸗
ten wir den Pferden an Schnelligkeit im Schritte faſt gar