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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 71 - No. 80 (13. März - 22. März)
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' Heid







No. 77.


1842.









Stuttgart, vom 16ten März. In der heutigen Zi—
tzung der Kammer der Abgeordueten wurde auf den An⸗
trag des Herrn Biſchofs voͤn Rottenburg, welcher lautet:
„Die Kaminer moͤge ihre Wirkſamkeit dahin eintreten laſſen,
daß der, die Religions- und Gewiſſensfreiheit der katholiſchen
Geiſtlichen verletzende, Zwang zu Einſegnung gemiſchter Ehen
gufgehoben, ſomit Ziffer 6 und 7 Des Neligiong⸗Edikis vom
Jabre 1806 im Sinne der Verfaſſung interpretirt oder auf
gerfaſſungsmäßige Weiſe aufgehoben werde,“ — mit 76 gegen
Stimunlen beſchloſſen, diefem Antrage keine Folge zu geben.
Berſelbe Beſchluß wurde auf die in gleicher Richtung geſtellten
dier Petittonen mehrerer Geiſtlichen gefaßt. Endlich wurde
beſchloſſen, der Beſchwerde des Kaplans Henle zu Eberhaxdezell
gegen den K. Geheimerath, wegen verfügter Zurückverſetzung
keine Folge zu geben. H9908 ON ]

Aus dem Großherzogthum Heſſen, im März. Wie
man aus guter Quelie vernimint, hat der Profeſſor der katho—
tiſchen Theologie, A. Staudemager zu Freiburg, den Ruf an
die durch des Profeſſors Reiffel Abgang in Gießen vakante
Profeſſur zu Gießen erhalten und angenommen. (O. PeA.⸗39

Berlin, 9. März. Die lang verhaͤndelte Beſetzung der
Oberbibliothekarſtelle iſt nun entſchieden, und (nach einer amt—
lichen Mittheilung in der Staatszeitung) der K. Hannoverſche
Archivrath Dr. Pertz, mit dem Titel als Geh. Regierungsrath,
an die Stelle des derſtorbenen Geheimenraths Wilken ernannt
worden. Daß man den bisherigen Fweiten Bibliothekar, Ur.
Spieker, nicht gewählt, ſcheint in rein perſonlichen Gründen
zu liegen, denen ſein bekannter Freimuth und die Energie
ſeines Charakters wohl nicht ganz fremd ſeyn dürften.
(Hamb. Erſp.)

Fraukfurt, 17. März. Sicherem Vernehmen nach hat
ſich die Kölner Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft mit dem Taunus—
Eiſenbahn⸗Comitè dahin verſtändiget, daß dieſes den Dienſt
nach den Vorſchlaͤgen erſterer einrichtet, dagegen die Fahrten
der Dampfſchiffe auf dem Main unterbleiben.

Aus Baiern. Ich ſtand auf der Spitze des vollendeten
Doms in Eöln Um meiner Verwunderung über die Pracht
des Bauwerks und meines Schwindels auf hoher Zinne Herr
zu werden, ſchaute ich in die weiten Länder hinaus. Von
Oſten, Süden, Weſten und Norden ſah ich Bölkerſchaaren
herbeiziehen. Ein deutſcher Fürſt Primas leitete im Dome den
Gottesdienſt. Die ganze Verſammlung fang: Allein Gott in
der Höh' ſey Ehr. Der Primas predigte „Hier,“ ſo ver—
nahm ich auf meinem hohen Standpunkt, „hier in dieſer Ka—
thedrale hört die Zwietracht auf, die von Rom und Witten—
berg ausgegangen iſt.“ „Die Fürſten ſind frei, wie ihre
Volker es lange erfleht haben und glauben mit ihnen an Einen
Gott, Vater, Sohn u. h. Geiſt.“ Der Fürſt Primas ſagte
viel über Rom, Coͤlibat, Dispenſen und dergleichen, was ich
deutlich vernahm, denn die Menge hörte in ganz ſtiller Andacht


zu. Aber der O3. fehlt es an Lettern, zu veroͤffentlichen,
was ich Artiſtiſches, Politiſches, Kirchliches und Welthiſto—
viſches geſehen und gehört habe. Zuletzt ſprach noch der Primas
einen ganz eigenen Segen über die Völker. Beim einſtimmigen
Amen der großen Verſammlung erwachte ich aus meinem
Traume, und faßte den Entſchluß, Mitglied des Muͤnchner
Vereins zum Ausbau des Doms in Köln zu werden. (Dorfz.)
Köln, 15. März. Eine in der geſtrigen Sitzung des
Dombauvereinsvorſtandes gewählte Deputation iſt heute Mor—
gens von dem hochwürdigſten Biſchofe und Koadjutor Hin. v.
Geiſſel empfangen worden und hat den erfreulichen Beſcheid
entgegengenommen, daß Hochderſelbe der Einladung des Vor⸗
ſtandes entſprechen und gleich in der morgigen Sitzung den
Ehrenvorſitz im Vorſtande einnehmen werde. (K. 3.)
Berlin, 13. März. Wie wir vernehmen, reist der Koͤnig
mit dem Prinzen des Hauſes den 17. nach Schwerin, um
dort der Leichenfeier ſeines Schwagers, welcher erſt den 18. in
die Familiengruft feierlichſt beigeſetzt werden ſoll, in höchſteig-
ner Perſon beizuwohnen. Nach der Rückkehr Sr. M. in Ber⸗
kin erwartet man dann an unſerm Hoflager den Großherzog
von Mecklenburg⸗Strelitz mit dem Kronpriuzen von Dänemark
und deſſen Gemahlin. ! (Düſſld. 3.)
— Se. k. H. der Kronprinz von Baiern verlaͤßt moͤrgen
früh ſchon unſere Hauptſtadt, um zu Ende der Boche in
München einzutreffen. — Waͤhrend hier das Gerücht von einem
in Petersburg gedämpften Aufſtand eines Garderegiments all—
gemein verbreitet iſt, ignorirt die hieſige ruſſiſche Geſandtſchaft
dies ganz und hält es für gänzlich ungegründet. (Würzb. 39
Celle, 10. März. Au 24. Febr. wurde hier der Ge—
burtstog des Herzogs von Cambridge, ehemaligen Vice—
königs von Hannover, in verſchiedenen Kreiſen feſtlich begangen.
Seit der Herzog das Land verließ, pflegt dieſe kleine Bemon—
ſtration alljährlich hier wiederzukehren. Bei dem Feſtmahle,
welches diesmal in einem höhern Kreiſe gegeben ward, drachte
ein anweſender Adoocat den Toaſt aus: „Die Deputirten, die
es mit dem Wohle des Landes ehrlich meinen!“ Ein hoch—
geſtellter Militär erwiderte darauf: „Meine Herren, wo folche
Toaſte ausgebracht werden, darf ich nicht bleiben“, und 15
Oberappellationsräthe folgten ſeinem Beiſpiele, den Saal ver—
laſſend. Der Chef der hieſigen Juſtizkanzlei, Graf K., war
jedoch anderer Meinung; er ſah nichis Verfängliches in dem
Toaſt und glaubte, daß ein Jeder es mit dein Wohle des
Er blieb bei der Geſellſchaft.
CO 35
Hamburg, 12 März. Am heutigen Tage ſollten die
Ratifikationen der Namens der neuſeeländiſchen und einer deut—
ſchen Koloniſalionsgeſellſchaft über den Ankauf der Ehatamin—
ſeln abgeſchloſſenen Uebereinkunft ausgewechſelt werden. Man
hat ſich indeß über einen Aufſchub dieſer Auswechfelung ver—
ſtaͤndigt, um die dadurch gewonnene Friſt zu einer Erledigung
 
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