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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 31 - No. 40 (1. Februar - 10. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42549#0157

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XO. 3S.


1842.









Kammerverhandlungen. ;

Karlsruhe, 4. Febr. Nach Eroffnuͤng der heutigen Si.
tzung der zweiten Kammer übergibt der Abg. Sander zwei
von den Fabrikinhabern des Landes unterzeichnete Petitionen,
die Leinenſpinnerei und Weberei betr., und ſtellt den Antrag,
dieſe ſo äußerſt wichtigen Vetitionen der Zollkommiſſion zu über—
weiſen. Sander beklagt dabei, daß die in den Petitionen
erwähnten, ſchon früher vorgebrachten Klagen hinausgeſchoben
worden ſeyen und hält jetzt eine baldige Verwendung der Kam—
mer dringend für nothwendig, denn man ſolle ſich darüber
nicht täuſchen, daß ſo wie die deutſche Baumwolleninduſtrie
dem Auslande gegenüber ſtehe, es ſich jetzt um Seyn oder
Nichtſeyn derſelben handle, und daß das Nichtſeyn, das heißt
der unmittelbare Sturz der Spinnerei, Weberei und ſelbſi der
Kattundruckerei ſchon durch die bloße Verzögerung der ſo drin—
gend noͤthigen Hülfe herbeigeführt werde. Auch werde die Be—
ſchleunigung durch die weitere Rückſicht geboten, weil dieſes
Frühjahr in Stuttgart der gewoͤhnliche Kongreß der Zollsereins—
ſtaaten abgehalten werde. Der Antrag von Sandet wird mit
ſehr großer Stimmenmehrheit angendmmen. Hierauf beſteigt
der Miniſter des Großh. Hauſes, v. Blittersdorf, die
Rednerbühne und zeigt der Kammer die Verlobung der Prin—
zeſſin Alexandrine mit Seiner Durchlaucht dem Erbprinzen
Ernſt von Sachſen-Koburg an. Im Uebrigen beſchäftigte ſich
die Lammer mit Petitionen, welche wenig allgemeines Inter—
eſſe darbieten. — Zur Bexathung der Glückwuͤnſchungsadreſſe
vurde eine Kommiſſion gewählt, beſtehend aub den Abg. Bader,
Vaumgärtner, Betk, Trefurt und Vogelmann. —




feſtgeſetzt.
Karlsruhe, 3. Febr. Da nun das Kenzinger Wahlkol—
legium an die Stelle des Oberhofgerichtsraths oder jetzigen

Obervogts Peter den (penſionirten) Hofgerichtsrath Wetzel
on Sreiburg, ein fchon früheres Mitglied der zweiten Stände—
kammer, erwählt hat, ſo werden ohne Zweifel in der nächſten
Sitzung, welche auf den tt. d. feſtgeſetzt iſt, die Wahlaͤkten
vorgelegt werden. Der Umſtand ader, daß die Regierung eine
Zeue Wahl anordnete, ehe Peter reſignirte, daß ſie alfo mit
der Urlaubsverweigerung auch zugleich die Qualität als Abge—
orDdneter für erloſchen augeſehen wiffen will, wird auf's neue
gewiſſe Punkte des Urlaͤubsſtreites zum Gegenſtande eifriger
Debatten machen. — Hofgerichtsrath Weßel hedarf, da er
pen]ionirt ift, fobald nur die Wahl als giltig anerkannt ſeyn
wird, nach dem bisherigen Gebrauche, keines Urlaube, der ihin
übrigens auch unter andern Verhäliniſſen nicht leicht verſagt
werden dürfte.

Gotha, 3. Febr. Alles iſt hier ſeit einigen Tagen in
der heiterſten Bewegung. Am 3t. Jan. traf ant hieſigen Hofe
der großh. bad. außerordentliche Geſandte, Hr. Oberſtallmei—

ſter, Obriſt Frhr. v. Seldeneck mit der hocherfreulichen
Nachricht ein, daß unſer Durchl. Erbprinz Ernſt perſönlich
um die Hand der Prinzeſſin Alexandrine von Baden ange—
halten und das beglückende Jawort von den hohen Aeltern,
wie von der holden Braut erhalten habe. — Am 2. Februar
Nachmittags halb LUhr fand dann nach feierlicher Einholung
des großh. bad. Geſandten, auf dem Schloſſe vor den verfam-
melten Fürſtlichkeiten des Hauſes, den ſämmtlichen Hof-, Zi—
vil- und Militäͤrchargen, den weltlichen und geiſtlichen Behoͤr—
den und einer großen Anzahl eingeladener Pribaten die öffent—
liche Proklamation der Verlobung und Gratulationskour ſtatt.
Der Staatsminiſter Hr. v. Lepel hielt die kurze Anrede an
den Landesherrn, und ſprach ſich mit wenig aber erhebenden
Vorten über dies für unſer Vaterland ſo freudige Ereigniß aus.
Kanonendonner begleitete die Glückwünſche der Verſaminlung
und die bei der nachfolgenden Tafel ausgebrachten herzlichen
Toaſte. Abends war bei glänzend erleuchtetem Schauſpielhauſe
Feſtoper, (die Nachtwandlerin) welcher ein Prolog (von M.
Tenelli waͤhrſcheinlich) den Olle. Mügge ſprach, Lorherging.
Heute am 3. Febr. findet eine große Jagd, woran mehrere
Nachbarfärſten Antheil nehmen werden, Ratt, und Abends
wird im Hoftheater auf höchſten Befehl Hans Sachs, Oper d.
Lortzing gegeben. Dem Vernehien nach wird der regierende
Herzog in einigen Tagen nach Karlsruhe abteiſen. (Fr. M.)
Muünchen, 31. Zan. Nachrichten aus Nom zufolge hat
die auf Hrn. Riedel gefallene Wahl eines Biſchofs von Ke—
gensburg die Beſtätigung des Papſtes nicht erhalten. Für die
durch den Tod erledigte Stelle des Erzbiſchofs in Bamberg nennt
man hier als wahrſcheinlichen Kandidaten entweder den Biſchof
von Augshurg, welcher ſich durch ſein Benehmen bei den Trauer—
feierlichteiten für die verewigte Koͤnigin-Wittwe des Königs
Wohlgefallen erworben, oder Linen hochgeſtellten hieſigen Geiſt—
lichen, der ſich bei großer Glaubens ſtrenge durch edle Mäßigung
in Betreff Andersdenkender von jeher ausgezeichnet. Für den
durch den Abgang des Biſchofs v. Geiſſel erledigten Biſchofsſitz
in Speher iſt noch Niemand mit Zuverſicht in Rede geſtellt —
Unſere Stadt iſt in dieſem Winter ſehr heimgeſucht von bos—
artigen Kranfheiten., Zu dem verderblidhen nervöfen Schleim⸗
fieber ſind nun noch die ſchwarzen Blattern gekommen, die
viele Opfer fodern. Ein zweites Impfen wird wahrſcheinlich
allınählig angeordnet werden müffen. (A. 3.)
Speyer, 5. Febr. Se. D. der Herr Fürſt Karl Wrede
iſt geſtern wieder don hier abgereist. (Sp. 3}
Köln, 8 Febr. Vor kurzem wurde in einer unſerer lebhafteren
Straßen des Nachts ein Goͤldſchmiedsladen gänzlich ausgeſtoh—
len. Der Dieb hatte aus dem einen Ladenflügel ein Viereck
ausgeſchnitten, das Fenſter erbrochen und für 3000 Thaler
Gold- und Silberwaaren, die ganze Habe des Eigenthümers,
davongeſchleppt. Dieſer freche Einbruch erregte um ſo mehr
4 da der Beraubte erſt ſeit wenig Jahren ſein G4
 
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