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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

DOI Kapitel:
No. 61 - No. 70 (3. März - 12. März )
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No. 68.








Stuttgart, ?. März. Die ſeit ſechs Jahren in Anregung
gebliebene Frage würtembergiſcher Eiſenbahnen iſt ans Ziel
gelangt: der Staat wird den Bau über ſich nehmen. In der
heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer, wurde in dieſer Be⸗
ziehung folgender Geſetzentwurf eingebracht: „Wilhelm, von
Gettes Gnaͤden König den Würtemberg. In Betreff der Mit—
tel zu einem in der Finanzperiode 18a2 bis zu 15 auszufuͤh—
renden Eiſenbahnbau verordnen und verfügen Wir, nach An—
hoͤrung unferes Geheimenraths und unter Zuſtimmung Unſerer
zetreukn Stände, wie folgt: Art. 1. Zur Beſtreitung des Auf⸗
wandes für die auf Koſten des Staates zu bauenden Eiſenbah—
nen, ſoweit derſelbe in die Finanzperiode vom 1. Juli 1842 bis
30. Juni 1845 fallen wird, wird ein Staatsanlehen von drei
Millionen zweimalhunderttauſend Gulden aufgenommen, wie
es im Laufe dieſer Periode das wirkliche Bedürfniß erheiſcht.
Art. 2. Die Verzinſung dieſes Anlehens iſt möglichſt billig zu
bedingen, und ſoll den geſetzlichen Zinsfuß der Staatsſchuld
von vier vom Hundert nicht überſteigen. Art. 3. Für die zu
dieſem Anlehen gehörigen Kapitalten iſt dreimonatliche Aufkün—
digung von Seiten des Staates auf den Fall vorzubehalten,
daß durch anderwärtige Aufnahme eine Zinserſparniß von we—


In allem Andern iſt das neue Anlehen der übrigen Staats⸗
ſchuld ganz gleich zu halten und zu behandeln. Mit der Voll—
ziehung dieſes Geſetzes ſind unſere Miniſter des Innern und
der Finanzen beauftragt.“ Ueber die Richtung der Bahnlinie
iſt inſofern noch nichts Näheres beſtimmt, als die Entſcheidung
im Allgemeinen noch offen gelaſſen wird; doch iſt einſtweilen
vorgeſehen, daß die Ausführung am zweckmäßigſten auf den
Linien zwiſchen Stutigart und Ludwigsburg und zwiſchen Kann—
ſtatt und Plochingen zu beginnen haben werde. Ver Entſchluß
der Negierung kommt wohlbedachten Intereſſen und Wünſchen
entgegen, und es kann kein Zweifel darüber obwalten, daß ſich
Alles vereinigen wird, um die erfreulichſten Erfolge ſicher—
zuſtellen. (Obd. 3.)
— Während die Eiſenbahnfrage Alles bewegt, macht ein
Mechanikus Maier aus Schw. Gmünd die wichtige Anzeige,
daß er einen „deutſchen Schnellwagen“ erfunden habe, der,
obwohl blos mechaniſche Kräfte dabei angewendet ſegen, und
alles Brennmaterial erſpart werde, beinahe ſo viel leiſte, als
eine Dampflocomotive, dabei nur den ſechsten Theil einer
ſolchen koſte,, und alle mit letzterer verknüpften Gefahren be—
ſeitige. Hr. Maier ſchlägt die Koſten der Ausführung eines
Schnellwagens im Großen (im Kleinen hat er bereits einen
fertig) auf 1000 fl an, und es wäre ſehr zu wundern, wenn
man der Sache nicht höhern Orts oder von Seite der Indu—
ſtriellen volle Aufmerkſamkeit angedeihen ließe. (M. J.)
Darmſtadt, 6. März. Des Konigs von Preußen Majeſtät
haben dem berühmten Freiligrath eine jährliche Penſion von
3600 preuß. Thalern zu verleihen geruht und hierdurch auch

hier die vielen Freunde und Verehrer dieſes intereſſanten
Mannes zu ehrfurchtsvollem Dank verpflichtet. (M. 3.)
Frankfurt a. M., 1. März. Nach Mittheilungen aus
Mainz wird der Rheinkai bei dieſer Stadt und Bundesfeſtung
in der nächſten Zeit bedeutende Veränderungen und Verſchoͤne—
rungen erhalten. Alle Schupfen, Butiken, Holz- und Stein-
kohlenmagaziene, ſelbſt der proviſoriſch aufgeführte Bau der
Steinmetzen und Zimmermeiſter — alles wahre Unzierden des
herrlichen Ufers des mächtigen Stroms — alle müſſen der
fortificatoriſchen Wiederherſtellung der Feſtungsmauer an der
Stromſeite weichen. Die Vollendung des Steinkaies längs des
Ufers, die Errichtung einer Art Bazar in der Nähe des
„rheiniſchen Hofs“; der Bau einer länglichen Caſerne (der
freilich noch nicht ganz entſchieden iſt) ſind damit verbunden.
Dieſe umfaſfenden Veränderungen und Berſchönerungen, die
anfangs viel Gereiztheit in Mainz erzeugten, jetzt aber in dem,
was wie ein Zauber an die Stelle kommt und große Vortheile
für Stadt und Bürgerſchaft herbeiführt, mehr gewürdigt
werden, verdankt man nur und allein der durchgreifenden


ningen Weſterburg, von dem der erſte Gedanke und die dieß—
fahligen Anträge ausgingen.
Frankfurt, 5. März. Was in einem benachbarten Blatte
geſagt worden, es ſeh von Seiten der großh. heſſiſchen Re—
gierung, wegen des Baues der kaſſel-frankfurter und der
frankfurt darmſtadt-mannheimer Bahn, an unſern Senat ein
Antrag erfolgt und unſere geſetzgebende Verſammlung über
dieſen Antrag vom Senat aufgeklärt worden, beſtaͤtigt ſich.
Darmſtadt will die kaſſel-frankfurter Bahn über Marburg,
Gießen, Friedberg, Hanau und Offenbach geführt und in die—
nach Darmſtadt ꝛc. weiter zu bauende Bahn eingemündet haben,
ein Plan, der ganz den Intereſſen Frankfurts und denen der
Bahnen ſelbſt widerſpricht und der gewiß nicht zur Ausführung
kommt. — Die Beſorgniß, daß die Dividende der Taunus—
Eiſenbahn für 1841 der Erwartung nicht entſprechen werde,
verurſacht viele Verkäufe in den Taunuseiſenbahnaktien, die—
heute 385'% fl. blieben, während die Dividende zu 157 fl.
erkauft wurde. Im Allgemeinen bewahrt aber unſere Börſe
eine feſte Haltung.

öln, 5. März. Unſer neuer Koadjutor, Biſchof von
Geiſſel, welcher geſtern die Verwaltung der Erzdiözeſe angetre—
ten hat, wird dieſer Tage einen Hirtenbrief an die Geiſtlichkeit
und die Diözeſanen des Erzſprengels erlaſſen, der in dieſem
Augendlicke gedruckt wird, und nicht weniger als acht Quart-
ſeiten einnimmt. Wie ich verſichern kann, wird dies Aktenſtück
nicht blos in unſerer Provinz, ſondern im gonzen übrigen
Deutſchland mit der größten Theilnahme geleſen werden, un&
die günſtigſte Meinung für die künftige Amtsführung des
Prälaten erwecken.

Berlin, 4. März. Der König von Hannover, den man
 
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