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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

DOI Kapitel:
No. 141 - No. 150 (25. Mai - 3. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42549#0595

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No. 146.




— —



Abgeordnetenwahl. Vor Einberufung der Stände
waren zwar in den 63 Wahlbezitken die Wahlen zur zweiten
Kammer vorgenommen. Da aber 2 Wahlen abgelehnt wurden
und é Doppelwahlen vorkamen, ſo konnten damals nur 55 Wah⸗
en als vellendet betrachtet werden. Seitdem lehnte auch der
zu Loͤrrach erwählte Abgeordnete Schulz nachträglich die Wahl
ab, fo daß alſo 9 neue Wahlen vorzunehmen waren.
Von dleſen ſind nun 6 vorgenommen, nämlich:
Defür die Stadt Bruchſal an die Stelle von Geheimerath
kittermaier, der die Wabl abgelehnt: Gemeinderath und
Bierbrauer Joſ. Schmidt von Bruchſal.

2) für das Landamt Pforzbeim an Ddie EStelle des Hofges
richtsadvokaten Rindeſchwender, der die Wahl von Ueber—
lingen angenommen, Oekonomietath und Domaͤnenver—
walter Herrmann in Karlsruhe.

S) für die Stadt Pforzheim an die Stelle des Hofgerichts—


Domänenverwalter Hofmann zu Pfullendorf.
4)_in Lörrach an die Sielle von Fabrikinhaber Schulz, der

die Wahl ablehnte: der frühere Deputirte Grether
5 fuͤr die Stadt Konſtanz an die Stelle von Dr. Biſſing,

der die Wahl für das Landamt Bruchſal annahm: der
fruͤhere Redakteur der Nationalzeitung Mathh von

Karlsruhe.

6) zu Villingen an die Stelle des Hrn. 9. Itzſtein, der

die Wahl für Lahr annahm: Advokat Welte von Engen.

Im Ganzen ſind aiſo 60 Deputirte gewählt und 3 Wahlen
ſind noch vorzunehmen:

a) für Laͤdenburg und Weinheim,

d) fuͤr Landamt Raſtatt und Ettlingen,

ej für Blomberg, Stühlingen, Bonndorf, Löffingen und

Neuſtadt.

Auch moͤchte für den Wahlbezirk Stockach, Mößkirch und
Engen eine neue Vahl nöthig werden, da dem dort gewählten
Pfaͤrrer Kuenzer die erzbiſchoͤfliche Curie den Urlaub verſagt
hat, falls nicht etwa ſein Recurs an die Staatsregierung ein
anderes Reſultat erwirkt.

Stuttgart, 21 Mai. Was ich neulich von Ulm berich—
tete, iſt ganz wahr. Nicht nur ſind noch keine Offiziere dahin
beordert und abgegangen, wie ein anderer hieſigex Correſpen—
dent meldete, fonderuͤnihre Abreiſe iſt auch vom Mai auf den
Sommer oder Herbſt verſchoben worden Differenzen wegen Zer
leichtern Befeſtigung Raſtatts ſollen ſich erheben haden. Na—
türlich je ſchwächer die erſte Vertheidigungslinie am Rhein,
deſto ausgefetzter die zweite an der Donau. — Die katholi—
ſche Frage! weit entfernt, beſeitigt zu ſeyn, erregt jetzt er ſt
auf dem Lande die Gemüther. Faft der ganze katholiſcke
Klerus, der junge beſonders, nimmt lebhaft die Parue ſeines
Biſchefc. Häͤtteſman zu rechter Zeit Maͤnner wie Pflanz auf

die katholiſchen Lehrſtühle in Tübingen berufen, dann wäre
der Verlauf dieſer Krankheit im Staatskörper wenigſtens mil—
der geweſen. ( 33
Tübingen, 24. Moi. Geſtern Abend war ein Eſſen des
Hippophagen-Vereins (Pferdefleiſcheſſer-Vereins) im Saole des
Waldhorns, an dem mehrere Profeſſoren, Privatdocenten und
eine Menge Studenten Theil nahmen. Man erhielt Fleiſch⸗
ſuppe (von Pferdfleiſchbrühe Pferd⸗ (GRind) Fleiſch, ehe-


Leberklöſe, Leber und Zunge. Der Geſchmack des verſchieden⸗
artig zubereiteten Pferdefleiſches war wenig vom Ochſenfleiſch
verſchieden. °

Ravensburg, 25. Mai. Geſtern Abend entlud ſich ein
ſchweres Gewitterin Strömen, theilweiſe mit kleinen Schloßen
begleitet, über unſere Markung und verurſachte in den den
reichſten Segen verſprechenden Reben Schaden. Der Blitz ſchlug
in den ganz maſſiven Schellenberger Thurm, ohne jedoch den—
ſelben weſentlich zu deſchädigen. Zu gleicher Zeit ſchlug der
Blitz in dem eine Stunde von hier entfernten Pfarrderfe Schlier
in die untere Mühle, tödtete einen Sohn der Mülterin in der
Wohnſtube, zerſtörte einen großen Theil des Gebäudes und
der Mühl-Einrichtung und fuhr an dem von der Mühle in
den Stadel laufenden Glockenzug in jenen. Das Feuer wurde
zum Glück durch alsbaldige Hülfe ſogleich erſtickt. Dagegen
brannte in Blitzenhof, Gemeinde Pfärrich, in Folge des näm—
lichen Gewitters ein Stadel ab.

Frankfurt a. M. 25. Mai. Die anſehnlichen Geldüber—
machungen, die in Folge der in Süddeutſchland veranſtalteten
Sammlungen für Hamkurg dorthin bewirkt wurden und noch
täglich bewirkt werden, haben die Frage nach Hamburger
Wcchfeln ſo ſehr verſtärkt, daß deren Kurs ven 146%4 auf
1475% geſtiegen iſt. Auch der Diskonto iſt hier, wegen der
dadurch verurſachten Geld-Abflüſſe, um etwa Prezent in
die Höhe gegangen. — Die Leidenſchaft des Glücksſpiels hat
neuerdings wieder einen Akt die Verzweiflung erzeugt. Der
Unglückliche iſt ein junger Fronzeſe, der ſich geſtern zu Wies—
vaden, in der Nähe der Noulette-Tafel, erdoelchte, nachdem
er, wie geſagt wird, 21,000 fl. an derſelben verloren hatte.

Wien, 10. Mai. Man vernimmt, daß die bei der jüng—
ſten Vermählungsfeier in Turin ausgeſprochene Amneſtie eine
weit größere Ausdehnung erhalten ſoll Im Zuſammenhange
hiemil ſoll auch die zahlreiche italieniſche Kelenie oder Deten—
tionsanſtalt beim großen Zuchthauſe zu Szegedin in Nieder⸗
Ungarn, wo noch jüngſt gegen ſechshundert pelitiſche Verdäch—
tige ſich befanden und vor nicht lenger Zeit abermals Zuwachs
erhielten, gänzlich aufgelöſet und die Mitglieder zu ihren kum⸗
mervollen Familien entlaſſen werden. (N. H. 3.)

Wien 21. Mai. Wir haben nach den umlaufenden
glaubwürdigen Gerüchten die Ausſicht, daß der Verkehr im
Innern der erbländiſchen Provinzen, welcher disher durch Pro—


 
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