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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 171 - No. 177 (24. Juni - 30. Juni)
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Lo. 172.


1842.













2

Kammerverhandlungen.

Karlsruhe, 23. Juni. 14. offentl. Sitzung der 2. Kammer.
Vorläufiger Bericht. Der Abg. Baſſermann kündigte
eine Motion an uͤber eine Aenderung im Steuerſyſtem und
gleichere Vertheilung der Laſten durch Berechnung der Abga—
den nach dem Einkommen. Der größte Theil der Sitzung
wurde ausgefüllt durch die Diskuſſion über die Wahl des Abg.
Litſchgi in Weinheim-Ladenburg. Das Reſultat war, daß
ſie durch 25 Stimmen gegen 24 als ungültig erklärt wurde.
Es wurde namentlich abgeſtimmt. Für Verwerfung der
Wahl ſtimmten: die Abg. Baſſermann, Binz, Biſſing, Blen—
tenhorn⸗-Kraft, Bleidorn, Gerbel, Gottſchalk, Grether, Hel—
ding, Hofmann, Hundt, v. Itzſtein, Knapp, Lenz, Mathg,
Meher, Poſſelt, Reichenbach, Richter, Rindeſchwender, San—
der, Welcker, Weller, Welte, Züllig. Für die Gültigkeit
der Wahl: Bader, Bannwarth, Böhme, Fiſcher, Goll, Her—
mann, Jörger, Junghanns, Lang, Leiblein, Löffler, Martin,
Metzger, v. Neubronn, Platz, Regenauer, Schaaff, Schanz—
lin, Seltzam, v. Stockhorn, Treſurt, Vogelmann, Waag,
Wetzel. — Der Abg. Schmidt von Bruchſal hatte ſich vor
der Abſtimmung entfernt, nachdem er ſich für Gültigkeit der
Waͤhl erklärt haͤtte. K. 3)


vorgelegten Begründung des nachträglichen Budgets für 1842
und 1843 iſt folgender Paſſus für die hieſige Stadt und Uni—
derſität von Intereſſe: S. 28. Für das Klinikum in Heidelberg.
Die mediziniſche und chirurgiſche Klinik in Heidelberg ſoll in
das disponibel werdende Irrenhausgebäude verlegt werden, weil
letzteres eine geſundere Lage, ſowie angemeſſenere Umgebungen
hat und mehr Raum gewährt, als das gegenwärtige Lokale.
Ueber den einmaligen Aufwand in Folge dieſer Verlegung wird
das Geeignete bei dem außerordentlichen Budget bemerkt werden.
Hier handelt es ſich um eine ſtändige Erhöhung der Univerſi—
tätsdotation zu dem Zwecke, um den gewonnenen Raum auch
im Intereſſe des Unterrichts durch Aufnahme einer größeren
Zahl von Kranken benutzen zu können. Für jede der beiden
Kliniken werden zur Erreichung des genannten ſehr wichtigen
Zweckes 800 fl., im Ganzen alſo jährlich 1600 fl. angeſpro⸗
chen, welche hier aufgenommen worden ſind, weil die Univer—
ſitätskaſſe keine Ueberſchüſſe hat, und der Stadt Heidelberg,
welche bereits ſehr bedeutende Zuſchüſſe zu den Unterrichtsanſtal—
ten leiſtet, weitere Beiträge nicht wohl angefordert werden können.

Freiburg, 21. Juni. Nachdem durch hoöchſte Entſchlie—
ßung Sr. k. H. des Großherzogs einer der Veteranen der hieſi—
gen Hochſchule, der Geh. Hofrath und ordentliche oͤffentliche
Prof, der Phyſik, auch Ehrenbürger der Stadt Freiburg, Hr.
Dr. Guſtav Friedrich Wucherer vor Kurzem ſeinem
Wunſche gemäß wegen Kränklichkeit in den Nuheſtand verſetzt
wurde und derſelbe nun dieſer Tage Freiburg verläßt, ſo fand
ſich die Univerſität aufgefordert, heute durch eine beſondere
Deputation demſelben ihre Hochachtung und ihren Dank für ſeine
disherige verdienſtvolle Wirkſamkeit auszudrücken. ($. 3.)



Stuttgart, 21. Juni. Prof. Fichte aus Bonn hat den
Ruf an die Univerſität Tübingen angenemmen. — Wie die
„Stuttgarter Allg. Zeitung“ erfahren haben will, iſt das fa—
möſe Sendſchreiben an den Miniſter des Innern in Schaffhau—
ſen gedruckt worden.

Frankfurt a. M., 20. Juni. Seit einigen Tagen hat
hier eine ſogenannte Sonnengascompagnie ihre Werkſtätte
aufgeſchlagen, von deren Leiſtungen Sachverſtändige viel Rüh—
mens machen. Dabei ſoll ſich das von ihr erzeugte Gaslicht
durch Billigkeit empfehlen, indem ſich der Unternehmer erbietet,
1000 Kubitfuß davon für 11 fl. 15 kr. zu ſtellen, während
ſich die hieſige Harzgasfabrik dafür 25 fl. zahlen läßt. Die
Stroßenbeleuchtung der Stadt, mit 500 Lampen, will dieſelde,
wie man hört, für 21, 000 fl. das Jahr übernehmen und dabei
noch eine Bürgſchaft von 50,000 fl. ſtellen. (Sollte nicht auch
hier in Heidelberg die Gasbeleuchtung, zumal, wenn ſie ſo
billigen Preiſes hergeſtellt wird, mit Nutzen in Anwendung
gebracht werden koͤnnen? Anm. d. Red.)

Vom Obermain, 21. Juni. Se. k. H. der Kronprinz
von Baiern wird, wie man nun beſtimmt weiß, nach ſeiner
Vermählung ſeine Reſidenz in dem freundlichen Bamberg
nehmen. (M. J.)

Berlin, 17. Juni. Der Bürgermeiſter Smidt aus
Bremen war vor einigen Tagen hier onweſend, um mit un—
ſern Behoörden über den Anſchluß der drei Hanſeſtädte:
Hamburg, Lübeck und Bremen an den deutſchen
Zollverein zu unterhandeln. Wenn dieſer Anſchluß zu
Stande kommt, ſollen die deuiſchen Fürſten ſich bereitwillig
erklärt haben, die Anleihe ven 30 Mill. Thlrn zu garantiren,
welche Hamburg zum Biederaufbau ſeiner niedergebrannten
Häuſer machen will. — Für die Leihbibliotheken ſind jetzt hier
folgende Schriften verboten worden: Gutzkow's Leben ven vorne,
Loͤnig's Waldenſer, Laube's politiſche Briefe, Norrmann's
Wemoiren eines Oeſtreichers, Rellſtab's empfindſame Reiſen,
Scävola's Adolar, Saphir's dumme Briefe und Storch's Kar—
rikaturiſt. OR

Berlin, 18. Juni. Die Eröffnung des Turnplatzes,
am 18. Juni, Nachmittags 6 Uhr — den rühmlichen Erinne—
rungstag preußiſcher Geſchichte der Schlacht ven Belle-Alliance
bezeichnend —, dildet ein fröhlich erhebendes Feſt fuͤr eine zahl—
reiche Jugend unſerer Stadt. Es hatten ſich etwa 300 jüngere
und ältere Knaben in der bekannten Turnkleidung eingefunden,
von denen zum groͤßeren Theil auch die Aeltern zugegen waren;
die Verſammelten gehoͤrten offenbar meiſt alle den gebildeten
Ztaͤnden an, wie man denn auch namentlich eine Anzehl heherer
Militarperſonen und die Direktoren ſämmtlicher hieſigen Gym—
naſien bemerkte. Der Gründer der Anſtalt, Hr. Dr. Eiſelen,
nahm das Wort zu einer einfach bündigen Rede. Er gab eine
kurze Geſchichte der Turnübungen in Deutſchland, wobei er ihrer
hoͤheren greßen Bedeutung für die Erziebung im Mittelalter
gedacht, und dann auf das Wiedererwachen derfelben vor eikichen
und dreißig Jahren, wo ſie tine ſo bedeutende Stelle in unſerm
 
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