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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 31 - No. 40 (1. Februar - 10. Februar)
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Heidelber












1842.







2

Karlsruhe, 7. Febr. Geſtern Abend erſchien J. k. H.
die Großherzogin mit dem erlauchten Brautpaar und Js. HH.
dem Erbhroßherzog uͤnd dem Prinzen Friedrich im Hoftheater.
Ein raufcheuder Applaus erhob ſich zur Begrüßung der verehr—
ten Fürſtin, welche als glückliche Mutter den Mittelpunkt die⸗
ſes zukunftreichen Familienkreiſes bildete; es waren die Glück⸗
wünſche zu dieſer Zukunft und der Ausdruck der Freude über
ein ſo heiteres Wiederſehen — es war das erſte Mal, daß J.
t. H. ſeit der Rückkehr aus München und dem nachmals ein⸗
getretenen Unwohlſeyn, und die Prinzen ſeit dex Geneſung von
den Maſern im Theater erſchienen — welche ſich vereinigten,
um die Darlegung der öffentlichen Gefühle zur höchſten Leben—
digkeit zu ſteigern. Am Schluſſe der Vorſtellung brach der
Enthuſiasmus mit erneuertem Zuruf aus. Die Bewohner der
Reſidenzſtädte genießen in ſolchen Dingen des Vorzugs, in der
erſten Reihe der Maniſeſtationen zu ſtehen; die Sympathien
aber, welche zunächſt Karlsruhe ausſprach, ſind zugleich die
Shmpathien des Landes geweſen. (Obd. 3.)

München, 3. Febr. Ein dieſen Morgen erſchienenes
Negierungsblatt bringt eine „Bekanntmachung, den Anſchluß
des Fürſtenthumns Phrmont an das Zollſyſtem Preußens und
der übrigen Staaten des Zollvereins betreffend.“ — Die Ver—
maͤhlung Sr. Durchl. des Prinzen Eduard von Sachſen-Alten—
burg, Bruder J. M. der regierenden Königin, mit der Prin—
zeſſin Luiſe Karoline von Reuß-Greiz (geb. den 3. Dez. 1822)
wird, wie man vernimmt, am 12. März ſtatt finden. — Der
Perſonalſtand der hieſigen Univerſität im Winterſemeſter iſt fol—
gender: Theologen 172, Juriſten 391, Kameraliſten 12, Me—
dizin und Chirurgie 129, Philoſophie und Philologie 462,
Pharmazie 69, Forſtwiſſenſchaft 77, Architektur 8, Induſtrie 3,
Bergweſen 2, zuſammen 1325 Studirende.

WienTn, 1. Febr. Die vor einigen Tagen hier erfolgte
Ankunft des k. preußiſchen Oberſten v. Radowitz hat, wie man
zernimmt, den Zweck, in Hinſicht der zu bauenden Bundes—
feſtungen ſich definitiv zu verſtändigen, welcher Bau im kom—
menden Sommer jedenfalls mit Raſtadt begonnen werden ſoll.
In Bezug auf dieſe Sache beſtanden noch abweichende ſtrate—
giſche Anſichten. Da Raſtadt mit einer gewöhnlichen Feſtungs—
veſatzung nicht in der oͤrtlichen Lage iſt, jeder feindlichen Ueber—
ſetzung des Kheinſtromes, die, wie bekännt, oft auf anderen
Punkten erfolgt iſt, zu wehren, ſo hat ſich die eine Anſicht
dahin ausgeſprochen, ein befeſtigtes Lager damit in Verbindung
zu bringen, welches geeignet wäre, das 8. deutſche Armeekorps
aufzunehmen, um einen Theil deſſelben, mit dem ſteten Rück—
halt dieſer Stellung, quch auf andere Punkte enſfenden zu konnen.
Auf der andern Seite ſoll es im Plane liegen, die Feſtungs—
werke von Raſtadt in dem Umfange herzuflellen, daß fie vor—
zugéeweiſe zur Aufnahme des badiſchen Kontingents beſtimmt
ſehn möchten. So viel iſt jedenfalls gewiß, daͤß die Arbeiten
noch in dieſem Jahre begennen und zu erwarten, daß dieſe

auf einen gemeinſamen deutſchen Zweck hinlaufenden Beſpre⸗
chungen der Kabinete zur fördexlichſten Einigung kommen wer—
den. Was Ulm betrifft, worüber auch Verhandlungen ſtatt—
haben, ſo ſcheint man in taktiſcher Hinſicht noch zu erwägen,
ob nicht, und in welchem Umfange die nahen Anhöhen eren⸗
falls in den Kreis der Befeſtigungen gezogen werden ſollten.
Berlin, 29. Jan. Unſere Gränzverträge mit Rußland
laufen bekanntlich nächſtens zu Ende, man zweifelt allgemein,
daß ſie in der beſtehenden Art werden erneuert werden. Nan
legt in dieſer Hinſicht Gewicht auf die in unſern öffentlichen
Blaͤttern erfolgten Bekanntmachungen von Thatſachen, die zwar
nicht neu ſind, aber deſto lauter ſprechen. Auch muß es als
bezeichnend betrachtet werden, daß die erſte Angelegenheit, welche
in Foͤlge des neueren Neſtripts über die Behandlung der Zen—
ſur in Unſern hieſigen Zeitungen beſprochen wurde, unſer Ver—
hältniß zu Rußland beiraf und ſich in ſehr entſchiedener Weiſe
darüber ausdrückte. Zugleich macht ein anderer Fall in
derſelben Beziehung gegenwärtig Aufſehen. Ein preußiſcher
Beamter aus den oͤſtlichen Provinzen, gebürtig aus Nußland,
iſt nämlich vor einiger Zeit als ex um ſeine Anperwendten in
der Heimath zu beſuchen, eine Reiſe nach Rußland machte,
dort plötzlich arretirt worden, obgleich er mit den ausreichend—
ſten Legitimationspapieren verſehen war. Als Grund ſoll nur
vorliegen, daß er vor längern Jahren, ohne förmlich aus dem
jenſeitigen Unterthanenverhältniſſe entlaſſen zu ſehyn, ſeine Hei—
math verlaſſen und ſich nach Preußen übergeſiedelt hat. Er
ſoll jetzt nach Sibirien transportirt werden, und unſere Mini—
ſterien bemühen ſich vergebens ihn zu reklamiren. (A. 3.)
Berlin, 3. Febr. In Betreff der Staatsgeſchäfte, die
ihrer Erledigung durch den König entgegenſehen, dürfte unter
andern Angelegenheiten wohl die der Juden in der preußiſchen
Monarchie zuerſt zur Sprache kommen; wobei von dem tole—
ranten Geſichtspunkt ausgegangen werden ſoll, keinen Unter—
than in ſeiner Konfeſſion zu beeinträchtigen. Auf dieſe Baſis
mag ſich auch das hier allgemein verbreitete Gerücht ſtützen,
daß in Zukunſt die Juden zwar nicht mehr zum Soldatendienſte
gezwungen werden ſollen, jedoch es ihnen geſtatten bleiben als
Freiwillige in die Armee einzutreten. e. 3)
— Profeſſor v. Schelling wird im nächſten Sommerſe—
meſter Vorleſungen über Philoſophie der Mothologie halten.
Köln, 5. Feor. Eine uns zugehende Nachricht aus einem
Schreiben des preußiſchen Konſuls zu Oſtende meldet Folgen—
des: „So eben erhalte ich einen Kourier von London über Calcis
im hohen Auftrage Sr M. Der Kinig kemmt om 5. Mor—
gens in Oſtende an, fährt auf einem beſondern Wagenzug—
um 1 Uhr nach Laeken, um dort mit dem Könige der Belgier
zuſammen zu treffen. Von da begibt ſich Se. M. nach Ant—
werpen und verläßt dieſe Stadt gegen 3 Uhr, um über Breda
nach dem Haag zu reiſen; hier wird ſich der König einen Teg
aufhalten.“ (Rhn. 3)
 
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