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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 21 - No. 30 (22. Januar - 31. Januar)
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No. 26.

Kammerverhandlungen.

Karlsruhe 25. Jan. 39. Sitzung der zweiten Kammer.
Vorfitz des Praͤſidenten Bekk. Der Abg. Baxer ergreift
zuerſt das Wort, um der Kammer fuͤr ſeine Wahl zum erſten
Vizepräſidenten feinen Dank abzuſtatten; er werde ſich beſtre⸗
ben, das Vertrauen, welches man durch dieſe ehrenvolle Wahl
in ihn geſetzt habe, zu verdienen. Hierauf zeigte das Sekretariat
den Eintauf mehrerer Petitionen an. Der Abg. Welber übergibt
ſodann ſeinen Bericht über das Budget des Juſtizminiſteriums, von
deſſen Vorleſung er auf ſeine Bitte durch die Kammer dispen⸗
firt wird. Nach der Tagesordnung begründete der Abg. San—
der nun ſeine Motion in Betreff der Aufhebung einer
der zwei Landesuniverſitäten.
hafter Diskuſſion wurde die Verweiſung der Motion in die Ab—
theilungen abgelehnt und mit 34 Stimmen gegen 19 beſchloſſen,
zur Tahesorduung überzugehen. Der Diskuſſion hatte der Hr.
Kegierungskommifſär Staatsrath Frhr. v. Rudt die Exklä—
runig vorausgeſchickt, daß, unter den beſtehenden Verhältniſſen,
die Regierung auf keine Veränderung im dermaligen Beſtand
ver zwei Landesuniverſitäten eingehen werde. An der Diskuſ—
ſion nahmen Theil die Abg. Welcker, Trefurt, Mördes,
Zentner, Schinzinger, Poſſelt, Merk, Wagner,
Goll, Kegenauer v. Itzſtein, Weller, Bader,
EChriſt, Knapp, Kuenzer. Die Anſichten der Nedner
waren verſchieden; für die Motion in ihrem Hauptpunkte, der
Aufhebung einer der zwei Uniserſitäten, ſprach ſich keine Stimme
aus; dagegen waren mehrere für den zweiten Theil, d. h. für
eine Berathung in den Abtheilungen, über die Vervollkomm—
nung und Förderung der techniſchen Wiſſenſchaften. Mehrere
Redner, wie namentlich die Abg. v. Itzſtein, Weller,
Chriſt, Kuenzer erklärten ſich, ohne damit ein Urtheil
über die Sache ſelbſt ausſprechen zu wollen, dafür, daß die

Motion in den Abtheilungen berathen werde. (K. 3.)



Vom Taunus, 22. Jan. Mit der Ausführung des ſchon
vorlängſt angekündigten Vorhabens, Stückgüter auf unſerer Eiſen—
vahn zu befoͤrdern, iſt endlich in dieſer Woche auf der Strecke
zwiſchen Mainz und Frankfurt ein Anfang gemacht worden,
wenn ſchon die deßhalb von Direktions wegen zu erlaſſende
affentliche Bekanntimachung ſich noch erſt erwarten läßt. Die
Frachtpreiſe ſind einſtweilen auf 18 kr. für den Zentner be—
ſtimmt, ſofern die Güter in den Bahnhof geliefert und wieder
abgeholt werden. Geſchieht aber das Eine oder das Andere
durch die Verwaltung ſelbſt, ſo werden dafür noch je 3 kr. per
Zentner vergütet.

Kaſſel, 22. Jan. In dem diesjährigen Kalender für die
kurheſſiſchen Lande war von der Wiedervermählung Sr. k. H.
des Kurfürſten keine Notiz genommen, vielmehr derſelbe darin
alg Wittwer aufgeführt worden. Es enthält deßhalb jetzt



1842.



das hieſige Intelligenzblatt vom 19. Jan. einen Erlaß der
Oberhofbehörde, wonach jene Auslaſſung dahin berichtigt wird,
daß Se. k. H. der Kurfürſt am S. Juli 1841 mit dex Frau
Gräfin v. Neichenbach-Leſſonitz, geboren den 13. Mai 1791,
Allerhöchſtſich vermählt hat. — Der ven Dr. Schäfer in Dres—
den entworfene Plan zu einer Auswanderungsgeſellſchaft nach
Nordamerika findet auch in Kurheſſen Theilnahme. Von un—
ſerer Staatsbehörde werden den Auswanderungen nach den
vereinigten Staaten keine Hinderniſſe in den Weg gelegt, da—
gegen wird von derſelben landes väterlich gegen Solche gewarnt,
weiche die unwiſſenden Landbewohner zur Auswanderung nach
Ländern unter tropiſchen Himmelsſtrichen verführen wollen, in
welchen kein Fortkommen für deutſche Einwanderer iſt, da ſie
den nachtheiligen Einflüſſen der klimatiſchen Verhältniſſe unter—
liegen. z
Berlin, 18. Jan Als erfreuliche Nachricht kann mitge—
theilt werden, daß Hr. v. Radewitz im Auftrage unſerer Ne—
gierung nach Wien gereist iſt, um in Betreff des Baues der
Bundesfeſtung Naſtadt mit der dortigen Regierung fich nohet
zu beſprechen. Von Wien aus wird ſich Hr. v. Radowitz an
die andern deutſchen Höfe in derſelben Abſicht begeben. Die
vielfachen Beſorgniſſe, die in jüngſter Zeit laut wurden, daß
der Bau dieſer wichtigen Feſtung in Vergeſſenheit gerathen
ſeyn möchte, dürften dadurch vor der Hand beſchwichtigt wer—
den. Niemand verkennt hier, daß der deutſche Oberrhein neth—
wendig eines ſtarken Schutzes durch bedeutende Feſtungen be—
darf, um die dortigen offen liegenden deutſchen Gebiete vor
Handſtreichen, wie ſie namentlich unſere weſtlichen Nachbarn
lieben, für immer zu ſichern. — Es iſt erfreulich zu gewah—
ren, daß die deutſche Induſtrie ſich nach allen Richtungen hin
zu vervollkommnen ſtrebt. So werden nach der Aeußerung des
Virtuoſen Liszt in der Fabrik von Eck und Kemp. in Köln
Pianofortes gefertigt, welche den beſten franzoͤſiſchen in keiner
Beziehung nachſtehen. Liszt ſpielt hier vorzüglich auf Eck'ſchen
Inſtrumenten. Der Künſtler hat in dieſer rheiniſchen Fabrik
ein neues Inſtrument für ſich beſtellt, welches ein Meiſterſtück
in ſeiner Art werden ſoll. Auf dieſe Weiſe müſſen wir Deutſche
ſtreben, uns in jedem Zweige der Induſtrie vom Auslonde
immer unabhängiger zu machen. (Obd. 3)
Köln, 22. Jan. Der für unſere Stadt ſo begluͤckende
Beſuch Sr. Maj. unſeres allergnädigſten Königs auf Hoͤchflihrer
Reiſe nach London wird fortwährend in allen Kreiſen der Ge—
ſellſchaft mit der wärmſten Theilnahme beſprochen. Es knüpft
ſich daran inſonderheit die frehe Hoffnung des baldigen Wie—
derſehens des erhabenen Beſchützers der Rheinkande, welches,
von längerex Dauer ſeyn dürfte und ſodann Gelegenheit zu
einem Volksfeſte bieten würde, das ſeines Gleichen nicht gehadt
hätte. Von den Gerüchten, welche hier im Laufe dieſer Moche
eirkuliren, will ich Ihnen nur eines mittheiken, welches ven
wohlunterrichteten Perſonen verbürgt wird und ſich auf das
 
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