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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 91 - No. 100 (4. April - 13. April)
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No. 97.



Heidelberg, 9. April. So eben trifft das Staats—
und Kegierungsblatt vom 7, d. M. (No. XIII.) hier ein.
Wir entnehmen demſelben einſtweilen folgende Dienſtnachricht:
„Der ehemalige Oberamtmann Adolph Sander iſt durch
Beſchluß des Juſtizminiſteriums vom 1. April l. J. zum Ad—
vokaten und Prokurator bei dem Hofgericht des Mittelrhein—
kreiſes ernannt. — Die Stelle eines Amtsvorſtandes in Horn—
berg wird zur Bewerbung ausgeſchrieben.

Auch haben Se. k. H. der Großherzog geruht, die auf den
Geh. Nath Tiedemann gefallene Wahl zum Prorektor der
Uniherſitöt Heidelberg fuͤr das Studienjahr 184248 zu beſtätigen.

Durlach, s. April. Heute wurde hier die Wahl des Ab—
geordneten für unſere Stadt vorgenommen. Von 32 Stimmen
erhielt der hieſige Handelsmann Bleidorn 22, und der
frühere Abg. Amtmann Wa ag in Karlsruhe 9 Stimmen.

Nußloch, 8. April. Bei der heute dahier ſtattgehabten
Wahl der Wahlmänner wurden erwählt: 1) Bürgermeiſter
Gehrig; B Gemeinderath Elzerz 3) Loͤwenwirth Mich. Bauſt;
4) Konrad Mergel.

Mannheim, 8. April. Die großherzoglich heſſiſche Re—
gierung hatte ſchon vor einigen Monaten in Karlsruhe den
Antrag geſtellt, den frühern Staatsvertrag über den Bau der
Eiſenbahn nach Mannheim aufzuheben, was aber Baden bis
dahin ablehnte. — Nunmehr verlautet, daß Heſſen bei dem
vor drei Tagen ſtattgehabten Zuſammentritt mit dem badiſchen
Miniſterium entſchieden die Richtung nach Heidelberg proponirt
und für dieſen Fall die Uebernahine des ganzen Baukapitals
zugeſichert habe. — In Karlsruhe ſoll nun nächſter Tage ein
definitiver Beſchluß gefaßt werden. Was wird er bringen?

(M. II

Speyer, 2. April. Die Schritte, welche von Seiten der
proteſtantiſchen Diöceſangeiſtlichkeit des Bezirks Speger, des
dortigen Presbyteriums, des Stadtraths und endlich von etwa
400 Dder Angefehenften Dder proteftantifchen Bewohner Diefer
Gemeinde geſchehen waren, um den Dekan Wagner (bekanntlich
einer der Gegner des Dr. Ruſt) in ſeiner bisherigen Stellung
zu erhalten, Ind ſämmtlich vergeblich gewefen; ja es ſind
ewohl jenen Diöceſangeiſtlichen als auch dem Stadtrathe von
Speher Verweiſe ertheilt worden, weil ſie in der oben angege⸗
venen Apſicht Bittgeluche an den König gerichtet hatten, obwohl
gegen die Art der Abfaſſung dieſer Bitkſchriften zugeſtandener⸗
maßen nichts zu erinnern waͤr. Dekan Wagner mußte nun
geſtern wirklich nach Bergzabern abreifen. Die Bewohner von
Speyer (ſelbſt viele Katholiken unter denſelben, die Proteſtanten
aber ſo zu ſagen ohne Ausnahme) haben bei dieſer Gelegenheit
eine Theilnahme gezeigt, welche deutlich beweiſt, daß der viel
Lerſchriene Indifferentismus ſie nicht geleitet hat, ſondern daß
ſie es eben aufs ſchmerzlichſte empfinden (nachdem ihnen Dr.
Schulz nur erſt durch den Tod entriſſen worden), nunmehr den
letzten ihrer Geiſtlichen zu verlieren, der den Proteſtantismus


1842.

— —

im Sinne der Vereinigungsurkunde, d. h. in der Weiſe auf—
faßte, daß auch der gedildete und delkende Menſch ohne
Heuchelei ſich dazu bekennen kann. (£&,2.3)
Stuttgart, 4. April. Es heißt allgemein, der Biſchof
von Rottenburg werde nicht wieder in die Kammer zurückkeh⸗
renz wenigſtens iſt ſeine Wohnung dahier aufgekündigt worden.
Zu erwarten ſtand wohl diefer Schritt, da naͤch den argerlichen
Auſtritten, welche man ihm bereitet hatte, die kirchliche Würde
ſeines Amtes paſſive Rückſichten verlangen muß. Da der erſten
Fammex mehrfache Petitionen vorliegen, ſe wird Diefelbe die
Kirchenfrage nicht ganz umgehen können. Die Mehrzahl der


verfaſſungsmäßigen Rechte ihrer Kilche eingenommen. Läßt
ſich nun darum für die Motion, ſollte ſie überhaupt zur Be—
rathung kommen, eben noch kein Erfolg denken, ſo werden
jedenfalls lebhaftere Erörterungen ſtattfinden, als unſere Pairs⸗
kammer irgend einmal zu haben die Gelegenheit hatte. (K. 3.)
; Derlin, 31. März. Der König hat in dieſen letzleu
Tagen die wichtige Frage über das dei unſerm Gefängnißweſen
zur Ausführung zu bringende Syſtem entſchieden. Das von
De. Julius vertheidigte, von faſt allen unſern Praktikern aber
angegriffene pennſolvaniſche Syſtem iſt zluͤcklicherweiſe verwor—
ſen worden. Im ganzen wird das gon unſerer Regierung bis⸗
her befolgte gemiſchte Syſtem beibehalten, das zugleich, ohne
ſtarr an einem einzigen theoretiſchen Satze feſtzuhalten, der
Beiſten praktiſchen Entwicklung und Ausbildung fähig iſt.
Nur in Betreff der baulichen Einrichtung der Strafanſtalten
ſind manche Modalitäten befohlen, welche der König bei ſeiner
neulichen Beſichtigung Dder Londoner Gefängniſſe, namentlich
des Muſtergefängniſſes, als zweckmäßig anerkannt hatte. Hier⸗
nach ſoll nun unverzüglich zum Neuban mehrerer Strafanſtaͤlten
geſchritten werden, insbeſondere zu Berlin, Königsberg in
Preußen, Ratibor und Muͤnſter. (A. 3.)
Verlin, 2. April. Der Koͤnig von Hannover, der die
Oſterfeiertage in dem benachbarten Strelitz bei ſeinem großher⸗
zeglichen Schwager zugebracht, iſt geſtern in Begleitung des
Erbgroßherzogs von Mecklenburg-Strelitz hier wieder eingetroffen.
Man ſpricht noch immer von bevorſtehenden Familienereigniſſen
im hannover'ſchen Königshauſe. Die Herzogin von Beſfau,
Couſine unfers Königs und Stieftochter des Königs von Hanz
noyer, weilt mit ihrer jugendlichen Tochter, der Prinzeſſin
Agnes, noch am Diefigen Hofe. Wenn die Prinzeſſin ihrer
Mutter gleicht, ſo wird ſie 'eine Zierde dieſes Thrones ſehn;
letztere wird in ihrem Lande mit wahrhaft kindlicher Liebe
verehrt. (A. 3.)
Von der Niederelbe, 5. April. In den erſten Woͤchen
des neuen Jahres tauchteuͤ zuerſt in der Augsburger „Allg.
Ztg.“ allerlel Gerüchte über eine bevorſtehende umheſtaltung
der bürgerlichen, namentlich aber der Militärverhäliniſſe der
preußiſchen Juden auf. Wir ſchenkten dieſen Mittheilungen
 
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