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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 81 - No. 90 (23. März - 3. April)
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Lo. SI.

Maunheim, 21. März. Bei der heute ſtattgehabten
Wahl der Wahlmänner im erſten Diſtrikt hieſiger Stadt wur—
den erwählt: 1. Lauet, Friedr., Gemeinderath.
Carl, Handelsmann. 3. Beck, Joh. Bapt., Oberhofgerichts⸗
Vizekanzler. 4. Jörger, Sebaſt., Handelsmann. 5. Schmuckert,
Friedr., Gemeinderath. 6. Brachettt, Jakob, Gemeinderath.
7. Gruber, Friedr., Handelsmann. (M. J.)

Stuttgart, 12. März. Heute ſind die Kammern auf
vierzehn Taͤge vertagt worden. Beim Wiedereintritt wird un—
verzüglich der Geſeßentwurf über Eiſenbahnen in Berathung
kommen. Die Geſinnung, welche in der dazu ernannten Kom—
miſſion vorherrſcht, — die Mitglieder ſind meiſtens Induſttielle
— läßt eher auf eine Ausdehnung, als Beſchränkung hoffen.
Die günſtige Aufnahme, welche der Entwurf in Augsburg
und München gefunden, ſtellt die Verbindungslinie nach Ulm
um ſo mehr in die vorderſte Linie, je weniger Baden Bereit—
willigkeit zeigt, die ihm gebotene Hand entgegenzunehmen.
Unter ſolchen Ausſichten wird mit Bahern zunächſt der Anſchluß
erfolgen. — Die Kirchenfrage, obgleich das neueſte Ereigniß,
wird) ſobald ſie in den öffentlichen Blättern durchſprochen iſt,


im Volke wurzelt Uebrigens wird allgemein bedauert, daß
die ſo würdige und taktvolle Verhandlung mit einer eben nicht
veiſöhnlichen Scene geſchleſſen hat Nach der Mittheilung des


kuſſion über die Motion des Biſchofs v. Rottenburg der
Miniſter v. Schlaher, er habe in der geſtrigen Sitzung die
Aeußerung des Biſchofs, daß derſelbe, falls künftig auf ver—
faſſungsmaßigem Wege ein Geiſtlicher von ſeinem Amte wegen
verweigecter Einſegnung einer gemiſchten Ehe entfernt würde,
bei deren Wiederbeſetzung die canoniſche Einſetzung verweigern
wärde, aus dem Grunde unerwiedert gelaſſen, weil ſie eigentlich
zu dem ſo eben durch Beſchluß der Kammer erledigten Gegen—
ſtand gehöre. In Beziehung auf dieſe nicht zurückgenommene
Aeußerung des Biſchofs ſehe er ſich zu erklären veranlaßt, daß,
wenn der Biſchef je einmal eine ſolche auf verfaſſungsmäßigem
Wege herbeigeführte Erledigung einer Pfarrſtelle nicht als zu

Vecht beſtehend anerkennen, und demnach dem neu ernannten


eine Renitenz gegen die Staatsgeſetze angeſehen und hienach
gehandelt werden würde. — Biſchof von Rottenburg: Dieſe


ſeinem biſchöflichen Nechte zu handeln, er werde ſich an die
Beſetze der Kirche halten und Gott mehr gehorchen, als den
Menſchen.

Berlin, 13. Maͤrz. Der Generallieutenant Graf Per—
poncher, außerordentlicher Geſandter des Königs der Nieder—
kande am hieſigen Hofe, iſt vorgeſtern Abend von dieſem Po—
ſten, dem er ſechsundzwanzig Jahre hintereinander vorgeſtan—
den hat, abberufen worden! Der Grund ſeiner Entiaſſung



1842.

iſt nicht, wie man hier allgemein erzählt, ſein Verhalten in
der luxemburgiſchen Angelegenheit, denn dieſe iſt durch den
luxemburgiſchen Geſandten am Bundestage, Baron v. Scherff,
der deßhalb faſt zwei Jahre in Berlin ſich aufgehalten hat,
verhandelt worden. Vielmehr iſt der Grund jener unerwarte—
ten Abberufung einzig und allein darin zu ſuchen, daß die
Generalſtaaten über den Eintritt der Söhne des Grafen Per—
poncher in preußiſche Dienſte ſich mißbilligend ausgeſprochen
haben. Der eine derſelben iſt nämlich preuß. Legationsſekretär,
der andere Offizier im Gardeküraſſierregiment. Der Graf Per—
poncher wird nicht nach Holland zurückkehren, ſondern theils


tern ſeinen Wohnſitz nehmen. 8& Z
Berlin, 15. Marz. Se. D. der Herzog von Naſſau kehrt,
ſicherm Vernehmen nach, in nächſter Woche von hier nach
Wiesbaden zurück. Das Gerücht von Höchſtdeſſen Neiſe nach
Petersburg war falſch; jenes bezüglich der Verlobung des Her—
zogs mit der Großfürſtin Olga von Rußland kaif. Hoh. iſt
voreilig. . } (K. 3

Berlin, 18. März. Se. M. der König, Ihre kön. Hoh.
der Prinz von Preußen, der Prinz Karl und der Prinz Albrecht
haben ſich nach Schwerin begeben.

Hannover, 18. März. Eine der wichtigſten Fragen,
welche der gegenwärtigen Ständeverſammlung voͤrliegen, viel—
leicht ſogar die wichtigſte (es handelt ſich um eine jährliche
Ausgabe von 300,000 Rthlrn., alſo um einen Kapitalwerth
von 8 Millionen Thalern) iſt erledigt, und zwar gegen die
Regierung, wie bisher, trotz der großen Schwaͤche beider Kam—
mern, faſt alle Fragen. Statt die von der Regierung bean—
tragte Vermehrung des Militäretats zu genehmigen, haben beide
Kammern beſchloſſen, von der Regierung ſofortige Reduktion
zu fordern. Ueber den Dieſes bezielenden Antrag der Militär—
kommiſſion iſt bereits berichtet worden, auch daß zweite Kam—
mer dieſen Antrag ſofort angenommen, erſte Kammer aber
beſchloſſen, vor Berathung deſfelben erſt den motivirten Bericht
der Militärkommiſſion anzuhören. Dieſer ward denn auch ab—
geſtattet und gedruckt vertheilt, begleitet von einem cebenfalls
gedruckten) ausführlichen Votum dissensus des einen Kom—
miſſionsmitgliedes, Generalmajors v. Linſingen (vom Koͤnig
zur Vertheidigung der Anträge auf Erhöhung des Militäretats
ernanntes Mitglied erſter Kammer). Am 15. kam denn der
Antrag der Militärkommiſſion wegen Reduktion der Kavallerie
in erſter Kammer zur Berothung und ward mit 24 gegen 45
Stimmen angenommen. Allein da drei Mitglieder 1der ge—
nannte Generalmajor v. Linſingen, Hr. v. Schele jun, und
Kriegsrath v. Hattorf) verlangten, daß über den Antrag eine
zweimalige Berathung ſtattfinden ſoll, ſo kam es geſtern, den
17., in erſter Kammer zur zweiten Berathung. Indeß auch in
dieſer ward der Antrag, und zwar in namentüicher Abſtimmung,
welche von Seiten der Regierungsparchei verlangt wurde, nlid
 
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