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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

DOI Kapitel:
No. 41 - No. 50 (11. Februar - 20. Februar)
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No. 49.


1842.





Heidelberg, 17. Febr. Heute wurde die ſterbliche Hülle
unſels außerordentlichen Profeſſors Dr. Probſt zur Erde be⸗
ſtattet. Wir können nur tief beklagen, daß ein ſo kenntniß—
reicher Mann, der-ſich nicht nur als akademiſcher Lehrer durch
ſeine anregenden Lehrvorträge, ſondern auch als Viſitator der
Apotheken des Landes durch große Sachkenntniß und einſichtsvolle
Amtethaͤtigkeit ſo rühmlich auszeichnete, in der vollen Blüthe
ſeiner Jahre (er hatte kaum das 30. Jahr erreicht; von einer
langwietrigen Krankheit ſeiner Lielverfprechenden Wirkfſamkeit
enttiſſen ward. Aber troͤſtlich iſt uns der Gedanke, daß er
feinen dittern Leiden überhoben iſt. Er ruhe im Seelenfrieden,
der ihm nun wohl ungeſtört bleiben wird!

Karlsruhe, 17. Febr. In der heutigen oberdeutſchen
Zeitung leſen wir einen Artikel über den dadiſchen Landtag,
dem wir in Betreff der Urlaubsfrage folgende Stelle ent—
nehinen: „Die Urlaubsfrage, vieldeſprochenen Andenkens, ſcheint
uͤber die jungfräulichen Zelten des erſten Enthuſiasmus hinüber
zu ſeyn. Waͤn hatte ihr prophezeit, daß ſie mit einer „papie—
tenen Schanze“ endigen werde: die Prophezeihung iſt in ge—
doppelter Weiſe in Erfüllung gegangen, und ſtatt einer Pa—
pierſchanze haben wir deren zwei aufrichten ſehen. Ob der
zweiten gegenüber ſich noch eine dritte erheben ſolle, das iſt
ein offengelaſſener Streitpunkt, deſſen Ausgang jedoch kaum
ein in das Leben eingreifender ſeyn möchte. Als eine bloſe
Epiſode des Urlaubsſtreites flicht ſich die Kenzinger Wahlfrage
ein, welche ſich um den Punkt dreht, ob eine Wählerſchaft
ihrem erwählten Abgeordneten den Abſchied geben, oder mit
andern Worien, ob eine neue Wahl angeordnet werden könne,
bevor durch Verzicht des Erſtgewählten die Stelle offen gewor—
den. Daß eine Verweigerung des Urlaubs die Deputtrteneigen—
ſchaft nicht aufhebt, ſondern bles deren Ausübung hindert, liegt
in der Natur der Verhältniſſe und iſt indirekt durch die Unter—
iegung eingeräumt worden, daß es immerhin dem Gewählten
frei (tehe, durch Aufgeben ſeines Dienſtes ſich die Unabhän—
gigkeit zu erwerden, welche keines Urlaubes bedarf, und ſodann
als freier Mann in die Kammer zu treten. Eine beſtimmte Zeit—
friſt, innerhalb deren eine ſolche Wahl zwiſchen Dienſt und Freiheit
zu treffen waͤre, iſt nirgends vorgeſchrieben, und kann auch nicht
wohl vorgeſchrieben werden. In dieſem Sinne ſehen wir das ent—


Erledigung der Stelle, d. h. vor dem Verzicht des Erſtgewählten,
für ungültig erklärt. Justitia regnorum fundamentum.
Frankfurt a. M. 14. Febr. Wie man hört, hätte die
Koͤlner Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft nunmehr wirklich ein zu
Paris erbautes ganz leichtes Dampfboot von geringem Tiefgang
angekauft, um mit demſelben die Stromſtrecke zwiſchen Mainz
und Frankfurt zu befahren. Es ſoll mit dieſen Fahrten, die
täglich zweimal ſtatthaben ſollen, zu Anfang Aprils begonnen
werden. — Die vom Bundestag für den Feſtungsbau von
Raſtadt ausgeſetzte Summe beträgt 600,000 fl., nicht 60, 000

2 2
fl. (wie früher durch einen Druckfehler geſagt wurte.) Es
ſollen an dieſer Summe jeden Monat 100,000 ſt. ausbezahlt
werden.

Darmſtadt, den 11. Februar. In der Großherzog—
lich Heſſiſchen Zeitung vom 7ten Juli 1841 wurde angezeigt,
daß eine Anzahl Kauf-, Fabrik- und Gewerbsmänner die
Gründung eines Vereins zu einer jährlichen Verſammlung,
gleich wie bei andern Ständen, beabſichtige, und hierzu einen
Aufruf erlaſſen habe. — Seit der Zeit wurde ein proviſeriſcher
Ausſchuß in der Perſon des Herrn Kaufmann Karl Gottfried
Franz in Berlin, Fabrikanten Heinzelmann d. ä. in
Kaufbeuern, Ernſt Emil Hoffmann in Darmſtadt und
Reuß Zäfferer in Köln erwählt. Von dieſen iſt an die
Induſtriellen und andere Stände aller Vereinsſtaaten ein Auf—
ruf zum Beitritt ergangen, damit ſchon dieſes Jahr eine Ver—
ſammlung gehalten werden koͤnne. Bereits haben ſehr achtungs⸗
werthe Perſonen aller Stände ihren Beitritt erklärt. — Gegen—
wärtig find die Zeichnungen der verſchiedenen Handwerkszeich—
nenſchulen des Landes in dem großh. Gewerbsbüreau zu Jeder—
manns Anſicht ausgeſtellt. Es befinden ſich darunter viele
ſchöne Arbeiten und man wird bei der Durchſicht derſelben
mit inniger Freude über die Fortſchritte und Heranbildung
unſerer jungen Gewerbleute durchdrungen. Der groß. Gewerb—
verein hat ſich bei Begründung der Handwerkszeichnenſchulen
eine ſchöne, in ihren Folgen höchſt wichtige Aufgabe geſtellt,
und der Erfolg wird ergeben, daß die Vervollkommnung der
Gewerbe hauptſaͤchlich durch eine begonnene ausgebreitete Aus-
bildung der ſich dem Gewerbsſtande widmenden Jugend be—
fördert wird. Dem Vernehmen nach werden die Zeichnungen
von einer Kommiſſion geprüft und den vorzüglichſten Schülern
Prämten zur Aufmunterung zuerkannt werden. (H. 3.)

München, 14. Febr. Dieſen Nachmittag 2 Uhr hatte
hier eine ernſte Feier ſtatt. Es ward das Herz der höchſtfeli—
gen Königin Karoline nach der Stiftskirche zum heil. Cajetan
übexbracht und in der dortigen k. Familiengruft auf dem Sar⸗
kophag beigeſetzt, der die irdiſchen Ueberreſte dieſer unvergeß—
lichen Fürſtin umſchließt. Der feierliche Zug ward in der
Kirche von ſämmtlichen Kanonikern empfangen und während
Pſalmen geſungen wurden, in die Gruft geleitet, indeſſen drau—
ßen die Glocken läuteten. — 39; —

Wien, 10. Febr. Die von einem Ihrer Pariſer Korre—
ſpondenten neulich gebrauchte Angabe, daß ein Geſuch des
Fürſten Miloſch, ſich nach Rußland zu begeben, vom ruſſiſchen
Kaiſerhof abgeſchlagen worden ſey, muß ich auf die verläßlichſte
Quelle geſtützt für unrichtig erklären. Der Fürſt hat an ein
ſolches Geſuch nicht gedacht. Auch die Nichtigkeit der weitern
Angabe des gedachten Korreſpondenten, daß der Herzog von
Bordeaux eine wiederholte Einladung nach Rußland zu kom—
men erhalten habe, wird von gut unterrichteter Quolls im
Abrede geſtellt. —
 
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