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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 91 - No. 100 (4. April - 13. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42549#0369

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Heidelberger



ageblätter


— 9 2


1842.





Der Preis des vierteljährigen Abonnements


Heidelberg, im März 1842.



G. Reichard.



Lahr, 30. März. Unter den 32 hier gewählten Wahl—
männern, deren Wahl heute beendigt wurde, bemerkt man
keinen der 3 vormaligen Deputirten Fingado, Völker und
raumann.

Kaſſel, 31. März. Die ſechsten Oberbürgenmeiſterwahl—
fand geſtern ſtaͤtt. Es hatten ſich diesmal doch wieder 51
VWitglieder der Wahlcerporationen eingefunden. Die erſte Wahl
lieferte kein geſetzlich genügendes Nefultat, aber bereits in der
zweiten ward der Bibliothekar, Dr. Karl Bernhardi mit 33
Stimmen gewählt. Nachdem das Ergebniß dieſer Wahl ſich
herausgeſtellt hatte, übergab der Kaufmann Gundlach, Mitglied
des Stadtrathes, ein Schreiben des nunmehr zum Oberbürger—
meiſter Gewählten, worin derſelbe die Annahme der Wabl ab⸗
tehnte, da feine Stellung als Staatsdiener, wodurch er auf
Lebenszeit geſichert ſey, es ihm nicht geſtatte, dieſe mit der
precären eines Oberbürgermeiſters zu wechſeln. Die Wahl—
berſammlung beſchloß hierauf, künftigen Montag den 4. April
zu einer anderweitigen Wahl zu ſchreiten.

Wien, 26. März. Es iſt nunmehr feſtgeſtellt, daß ſich
der geſammte Hof im kommenden Juni nach Iſchl begeben
mird, Im April geht ein Hofbeamter dahin ab, um die
Vohnungen für Ihre Majeſtäſen und die Erzherzoge einrichten
zu laſſen. Man erwartet hohe Gäſte; namentlich ſcheint man
A5 ſicher anzunehmen, daß Se. Heil. der Pabſt eine Kur in
Iſchl gebrauchen wird.

Berlin, 26. März. Ein Streit der Akademie mit dem
Geheimen Staats-Archis hat im Schoße der gelehrten Ver—
ammlung ſelbſt lebhafte Auftritte veranlaßt.Das Staats—
Archis verweigert namlich der, mit einer neuen Herausgabe
der Werke Friedrichs II. beauftragten, Kommiſſion, beſtehend
aus Männern wie Bökh, Raumer, Nante, Humboldt, Olfers,
u. ſwe, die unbeſchrankte Einſicht aller' vorhandenen Atten—
ſtücke und will nur das geben, was es ſelbſt für paſſend er—
achtet. Da gütliche Vergieiche nichts fruchteten, vielulehr das
Diiniſterium den Archio-Beamten beiſtimmte, ſo erklaͤrte die
Zommiſſion dex Akademie, daß es ihrer Würde angemeffen fei,
die Urbeit fallen zu laffen und die Herausgabe der Weike
Friedrichs des Großen abzulehnen, welche fie nur unter der
Bedingung übernommen habe, die Archive unbeſchränkt benüzen
zu fönnen, Die Akademie ſtimmte in ihrer Mehrheit diefem
Intrage, vei, um ſo mehr, da auch eine Unierredung der
Kommiſſion mit dem Miniſter Eichhorn kein günſtiges Refultat.
rgab. So ſtehen die Sachen jetzt, und wenn ven dem Koͤnig
teine andere Entſcheidung erfolgt, ſo dürfte wohl die Atademie

a

— — —ꝛ:

auf ihrem Entſchluſſe beharren. Auf die Bekanntmachung die—
ſer Vorgänge in der Akademie hat übrigens dort ein Mitglied
nicht allein behauptet, daß die Veröffentlichung ſolcher Vor—
gänge unpaßlich ſey, ſondern auch verlangt, daß jeder Akade—
miker amtlich verpflichtet werde, künftig durchaus niemand etwas
über das, was geſchieht, mitzutheilen.! Dieſer Antrag iſt noch
nicht angenommen, jedoch ſollen mehrere Mitglieder erklärt haben
daß ſie ſich in keinem Falle hierin ſelbſt der Mehrheit der
Stimmen fügen werden.

Berlin, 29. März. Wohlunterrichtete verſichern uns, daß
für die preußiſche Monarchie in der hieſigen Hauptſtadt ein
ſelbſtändiges Oberzenſurkollegium bald gebildet werden wird,
an deſſen Spitze man wieder den Vizepräſidenten des Oberland—
gerichts zu Frankfurt a. d. O., Herrn v. Gerlach bezeichnet.
Ferner ſollen noch zwei Juriſten, welche ſich in der Schrift—
ſtellerwelt einen guten Namen erworben, dieſem neuen Kolle—
gium als Mitglieder beigegeben werden. ;

Berlin, 30. März. Der verſtorbene Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin ſoll noch auf ſeinem Krankenlaͤger, im
Gefuͤhle des herannahenden Todes, einen verſoͤhnenden Brieſ an
ſeine Stiefſchweſter, die Herzogin von Orleans, gegen deren Ver—
mählung er bekanntlich ſich ausgeſprochen, angefangen, aber,
durch Schwäche behindert, nicht beendet haben. Der Brief iſt jedoch,
ſowie er war, an die Herzogin von Orleans geſendet worden.

Trier, 29. März. Sicherem Vernehmen nach ſoll der
Papſt die Verzichtleiſtung des Hrn. Kanonikus Arnoldi auf ſeine
Wahl als Biſchof von Trier angenommen und die von der Re—
gierung ernannten neuen Domherren beſtätigt haben. Unſer
Bisthum dürfte alſo nun bald wieder beſetzt werden. Ob aber
der Hr. Arnoldi nunmehr als persona grafa wird in die Wahl
mit aufgenommen werden können, iſt nicht geſagt. (Rh. 3.

Breslau, 14. Maͤrz. Unſer Profeſſor und Dichter Hoff—
mann von Fallersleben hat ſich von allen öffentlichen Feten
und Geſellſchaften zurückgezogen, und erwartet ganz ruhig den
Ausganz der gegen ihn eingeleiteten Unterſuchung! An einer
Verurtheilung, wenn man die Sache buchſtablich nimmt und
nicht ven einem hoͤhern Geſichtspunkt auffaßt, koͤnnen unſere
Juriſten nicht zweifeln; allein eine mildere Anſicht dürfte in
Berlin die Oberhand gewinnen, wenn der Weg der Gnade—
betreten wird. Wir befinden uns nun einmal in feiner Periode
der hiſtoriſchen Metamorphoſen und Veraͤnderungen, die der—
gleichen Diſſonanzen immer mit ſich führen.

Von der Elbe, 28. Maäͤrz. Die Augen Aller, die am
Kirchlichen Antheil nehmen, und deren Zaͤhl iſt gegenwärtig
 
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