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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

DOI Kapitel:
No. 131 - No. 140 (14. Mai - 24. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42549#0553

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No. 136.




1842.











*Heidelberg. Drit Recht erinnert der Hamburger
Correfpondent bei ſeinem erſten Wiedererſcheinen an die
im J. 1814 von Max. v. Schenkendorf in ſeinem ſchoͤnen
„Liede von den deutſchen Staͤdten“ ausgeſprochenen propheti—
ſchen Worte:

Laß Flammen dich verzehren,

S Hamburg reich und ſchön,

Ou wirſt zu neuen Ehren ;

Als Phönir auferſtehn. E $
Ja, dieſe Hoffnung läßt ſich mit Gewißheit ausſprechen: Hame
burg wird ſich aufs neue erheben und Deutſchland wird ſich
doͤrl einen auch den Kölner übertreffenden Dom deutſcher Mild-
thaͤtigkeit und menſchenfreundlicher Theilnahme an dem Unglücke
deutfcher Mitbrüder erbauen, denn überall fließen reichliche
Beiträge, die um ſo mehr freuen müſſen, als, ſie nicht nur
das Ergebniß eines in reiner Menſchenliebe begründeten Bohl—
thätigkeitsſinnes, ſondern auch ein ſchönes Zeichen des immer
mehr erwachenden deutſchen Natioualgefühls ſind. Frantfurt
hat aus ſeiner Staatskaſſe ſogleich 100,000 fl. votirt, und ein
unverzinsliches Anlehen von Leiner Million angeboten. Bremen
ſoll 140,000 Thaler in Gold beſtimmt und einen Credit von
2 Millionen. eröffnet. haben. Der Kenig von Preußen hat
5000 Louisdror nebſt anderen Gegenſtänden überſchickt, der
Koͤnig von Dänemark 100,000 Mark Banco angewieſen, der
Großherzog von Mecklenburg 30,000 Mark äͤberſandt, die han—
növerfchen Ständekammern 100,000 Thalex zur Verfügung ge—
ſtellt, und in ähnlicher Beiſe findet dies nationale Unglück
in Baden die edelſte Theilnahme. Wie reichlich wird in Karls—
ruhe, in Mannheim beigetraͤgen und auch Heidelbergs Bewoh—
ner bewähren ſich noch fortwaͤhrend aufs trefflichſte.! Ja Ein
Herz und Ein Sinn walte durch Deutſchland. Solche Waohr—
zeichen wie es die Gemüther des Volkes nach Einigkeit und
Einheit draͤngt, kräftigen die Entwickelung nationaler Macht,
es ſtärken ſich an ihnen die ſchwachen, die zaudernden, die
zweifelnden Herzen; ſie bringen das Ferne zuſammen, gewoͤh—
nen die Blicke an die Vereinigung in Einem Brennpunkt. So
wie dies bei dem Koͤlner Dombau geſchah, ſo geſchieht es bei
dem Hamburger Unglücke in noch höherm Grade, ſo daß eben
dieſes ungeheure Unglück wieder eine Quelle des Segens wer—
den kann, durch unſere Menſchenliebe, durch Einſicht und
vaterlaͤndiſche Geſinnung und Verbruderung. In Keln haben
ſich die Mitglieder des Dombauvereins zu einem Hülfscomité
für Hamburg vereinigt, und eine eindringliche Maͤhnung er—
laſſen, worin es unter anderm heißt: „Uns vor allen, die
wir die Ufer des geſegneten Kheinſtroms bewohnen, uns vor
allen, den Buͤrgern einer großen Stadt, die in der Geſchichte
wie in der Gegenwart ſo manche Beziehungen mit dem un—
glücklichen Hamburg theilt, welche die Gnade der Furſehang
vor ähnlichem Unglück bewahrt hat, uns, die wir die Seg—
nungen des Friedens, die Früchte des Gewerbfleißes ungetrüdt
genießen, uns vor allen ziemt es, unſerm Mitgejühl Worte,
unſern Worten durch die That Nachdruck zu geben.

— —
— S


gliedern des Dombauvereins, welche in einem zur Ehre Gottes
und des Vaterlandes zu gründenden Werke zuſammenſtehen,
welchen aus allen Theilen dieſes Vaterlandes und noch jüngſt
auch aus jener jetzt ſo unglücklichen Stadt der lauteſte Jubel,
die regſte Theilnahme entgegenſchallte, kann auch das Menſch—
liche nicht fremd bleiben. Es gilt ja auch hier der Ehre Gottes
in ſeinen Erſchaffenen, es gilt der Ehre des deutſchen Vaterlandes


liebe im eigenen Herzen einen Tempel zu erbauen.“ Die Weimarer
Zeitung ruft mit folgenden Worten auf: „Das Unglück Ham⸗
durgs trifft nicht blos die Stadt, es trifft die Welt, ganz be—
ſonders aber Deutſchland, und Sache des gemeinſamen Vater⸗
landes iſt es die Hand zur Rettung und Hülfe zu bieten. Als
in den Tagen vom 2. bis 6. September 1666 in London 89
Kirchen und 13,200 Häuſer in 400 Gaſſen vom Brand zer—
ſtoͤrt waren, wurde vom Parlament beſchloſſen alle öffentlichen
Gebaͤude der Stadt ſo wie auch die Brücken und Thore auf
Staatskoſten zu erbauen; aus allen Gegenden des Inſelſtaats,
aus den Paläſten und aus den Hütten floſſen bereitwillig und
ſchnell die Beiträge, um den Stolz des Reichs wieder aufzu—
richten. Sollte Deutſchland, das wieder erhobene, erkräftigte
Deurſchland die größte, ſtolzeſte Zierde ſeines Handels, das
Herz ſeines Verkehrs, aus welchem das Blut in alle Adern
ſeiner Lande ſtrömt, theilnahmlos in Trümmern hinzehren
laſſen? Lauter und dringender noch als der Dembau zu Coͤln
ruft die Aſche Hamburgs zu Hülfe, denn hier gilt es dem
Leben, der erſten, nothwendigſten Bedingung eines National—
aufſchwungs, es gilt unſerer Ehre und unſerm Glück. Seine
Feuerflamme ſey ein Signal zur thätigſten Vereinigung der
Kräfte Deutſchlands!“ ;

Ein heiteres Intermezzo in den Hamburger Schreckensnach—
richten bietet ein Brief von einem Engländer aus Hamburg,
geſchrieben mitten auf der Brandſtätte, in einem Hauſe, daͤs
Er ſchreibt:
„Welches Schauſpiel! welch' gräßliche Lage! Seit ſechsunddrei—
ßig Stunden nicht — raſirt! Seit vierundzwanzig Stunden
nichts gegeſſen!

**Heidelberg, 19. Mai. Der Artikel vem 16 Mai dır
No. 134 hat, inſofern man darin eine moraliſirende Feuer—


gefunden. Allein derſelbe iſt mißverſtanden worden. War er
eine Spritze, ſo wollte er nur das Unreine von dem Reinen
abſpülen helfen. Wer wollte einen edeln Eifer daͤmpfen, und
wenn er der wärmſte wäre, wo es gilt, ſo großer Noth abzu—
helfen! Dagegen war er keineswegs gerichtet, ſondern nur gegen
die gewiß oft mißverſtandene Rechtfertigung eines oder des an—
dern Unternehmens oder die verkehrte Art Einzelner, fein Ge—
deihen zu befoͤrdern, wohlverſtanden, nicht gegen das Unter—
nehmen ſelbſt. Einſender glaubte, daß Alles vermieden werden
ſollte, was das Zarigtfuyl derer beleidigen könnte, für welche
die Gabe beſtimmt iſt, wohlbeachtend, daß Geben ſeliger eſt,
 
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