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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 51 - No. 60 (21. Februar - 2. März)
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No. 58.


1842.





Berlin, 19. Febr. Die Königin von England hat in
einem Schreiben an unſere Königin in deutſcher Sprache der
letzteren ihre Freude und ihren Dank für den Beſuch des Kö—
nigs von Preußen ausgeſprochen. — Das Gefolge Sr. M.
rühmt ſehr, mit welcher Leichtigkeit der König die Anſtrengun⸗
gen der in England verlebten Tage ertragen hat, die ohne
Unterbrechung fo vielen erſchöpfenden Feſten, Vorſtellungen
und der Beſichtigung alles Sehenswerthen gewidmet waren.
von dem kön. Gefolge konnten die wenigſten ohne Unpaͤßlich⸗
keit davonkommen, zu welcher ſich überdieß die gewöhnliche
Beſchwerde einer Fahrt auf hochgehender See fügte. — Ob
auch die Geiſtlichkeit eines ihrer hochgeſtellten Mitglieder, den
Hrn. Bifchof Dräſeke, verlieren ſoll, wird ſich bald entſcheiden;
doch glaubt man, es werde die Entſcheidung Sr. M. noch ver⸗
mittelnd eintreten. — Das verbreitet geweſene Gerücht über
eine „nun wirklich einzuleitende“ Kriminalunterſuchung gegen
den Breslauer Profeſſor Hoffmann v. Fallersleben erweist ſich
als grundlos; man glaubt vielmehr, daß es bei der erſten
Vernehmung deffelben ſein Bewenden haben werde.

Berliu, 23. Februar. Die in einem Correſpondenz—
artikel dieſer Zeitung aus Köln enthaltene Nachricht, daß
der von Doetor Gutzkow redigirte Telegraph im ganzen Um—
fange der Monarchie verboten worden ſeh, könnte zu der Mei—
nung Verankaſſung geben, als ſey ein beſonderes Debitsverbot
gegen dieſes Journal, ſeines Inhalts halber, erlaſſen worden.
Dies iſt jedoch keineswegs der Fall; das Blatt kann vielmehr
nur deßhalb zum Debit in Preußen nicht zugelaſſen werden,
veil es von Hofmann und Campe in Hamburg verlegt wird,
ſäͤmmtliche Verlags- und Commiſſionsartikel dieſer Buͤchhand—
tung aber bekanntlich verboten ſind. Hiernach iſt jene Nach-
richt zu verichtigen.

Berlin, 23. Febr. Der Angabe ſonſt gut unterrichteter
Perſonen zufolge wird die auf den Juli zur Feier der 25jäh—
vigen Hochzeit des Kaiſerpaares früher beabſichtigte Reiſe des
Loͤnigs nach Petersburg unterbleiben, zumal auch die Kaiſerin
son Rußland die Heilquellen von Ems in dieſem Sommer
wieder beſuchen wird. — Ueber die am 12. Febr. erfolgte Er⸗
nenaung Liſzt's zum ordentlichen Mitgliede der muſikaliſchen
Sektion in der Kunſtakademie vernimmt man, daß ſie durch
Studirende der hieſigen Univerſität angeregt worden ſey. Eine—
ſolche Auszeichnung krönt die Reihe der ſelünen Bevorzugungen,
die dem durch Charakter und Wohlthun gleich Hervorragenden
Künſtler hier zu Theil geworden ſind. Unter andern ihm hier
gemachten Anträgen mag des auf ſehr unpaſſende Weiſe ihm
orgetragenen Wunſches, zum Beſten des in Jeruſalem fun—
dirten evangeliſchen Bisthums ein Coneert zu Jeben, gedacht
werden! — Eine unter der Maske der Heiligkeit hier verübte
Baunerei, wird gegenwärtig viel beſprochen.' Ein Mädchen,

Namens M., hatte ſich durch gewiſſe angenommene feine Ma⸗
nieren und durch große Fertigteit in der. engliſchen Sprache

als eine Engländerin unter dem angenommenen Namen Niß
Heresford in die höhern Kreiſe und namentlich in ſolche,
wo der Pietismus, dem ſie anhing, Geltung hatte, einzuſchlei—
chen gewußt. Sie war auch ſchon zu einer Stelle bei einer
hohen Dame in Vorſchlag gebracht, als ſie mit einem Male
in einer Juwelenhandlung, wo ſie ſchon früher Diamanten
verkauft hatte, bei einem erneuerten Anerbieten von Juwelen,
die ſich bald als geſtohlen herausſtellten, angehalten und zun
Arreſt abgeliefert wurde.

Aus Sachſen. In öffentlichen Blättern leſen wir, daß
auch in andern Gegenden die Klagen über die Verarmung
eines großen Theils der gewerbtreibenden Klaſſe auf dieſelben
Urſachen zurückgeführt werden, wie bei uns. Der Senat der
Stadt Frankfurt führt als nächſte Urſache an: 1 die täg⸗
lichen neuen Erfindungen und Vervollkommnungen der Maͤ—
ſchinen; 2) Mangel an Verdienſt durch allzu große Konkurrenz;
3) Theuerung der nothwendigſten Lebensbedürfniſſe; 4) Hang
zum Curus; . 5) falfcher Stolz bei Wahl der Erwerbszweige,
6) zu frühe Selbſtſtändigkeit und Verheirathung, und dadurch
entſtehende große Kinderzabl; 7) Unglücksfälle durch Krank—
heiten; 8) Mangel an gehoͤrigen Geldmitteln bei Errichtung
des Geſchäfts; 9) Vangel an Zehoͤriger Induſrie und den cr-
forderlichen Kenntniſſen; 10) hohe Preiſe der Arbeiten; 11)
Mangel an Förderung der Arbeiten; 12) Sichverlaſſen auf die
Untexſtützung der öffentlichen Anſtaͤlten! Auch bei uns, wo
ſich beſonders in den kleinern Staͤdten die Klagen auf eine er—
ſtaunliche Weiſe mehren, werden als Urſachen angefuͤhrt! Scheu
vor Anſtrengung, und daher das Andrängen zu den die koͤr—
perlichen Krafte weniger in Anſpruch nehwenden Beſchäftigun—
gen; Vergnügungs-, Genuß?, Trunkſucht; Hang zum Luͤxus
auch unter der ärmeren Klaſſe; Mangel an gründlicher ge—
werblichee und ſittlicher Bildung; frühzeitiges Streben nach
Selbſtſtändigkeit und Verhetrathung ohne die nöthigen Mittel;
tie Richtung: der Gewerbthätigkeit auf Ummwandlung des feldft-
ſtändigen Gewerbebetriebes dẽs Einzelnen in den fabrikmäßi—
gen; dann an einzelnen Orten Nahtungsloſigkeit, Ueberbolke—
rung, beſonders aber die alle Graͤnzen überſchreitende Ueber—
ſetzung der Zahl der Handwerker. Bie meiſien diefer Urfachen
ſind allgemein in allen Staaten, und ihre unbefangene Wür—
digung iſt jetzt ein Hauptgegenſtand der geſetzgeberiſchen Re—
form in Preußen, wo die Gewerbfreiheit in engere Gränzen
zuruckgeführt werden ſoll. / (N. K.)

Hannover. Aus dem Hannoverſchen erhalten wir eine
briefliche Mittheilung, aus der hervorgeht, daß man ſich dorr
angelegentlich mit, dem deutſchen Zollderein befbäftigt. Vicle
ſiad gegen den Anſchluß geſtimmt, weil dadurch mehrere aus⸗
laͤndiſche, nomentlich Luxrusartikel, eine Preiserhöhung erfah—
ren, was man als eine Erhöhung der indirekten Steuern ta—
trachtet. Doch gibt ſich vielfach eine lobenswerthe Bereitwill ig
 
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