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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 41 - No. 50 (11. Februar - 20. Februar)
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No. 45.












Karlsruhe, 13. Febr. Se. k. H. der Großherzog ind
durch fortdauerndes Unwohlſeyn abgehalten, künſtigen Mitt—
woch, den 16 d. M., Audienz zu ertheilen, was andurch be—
kannt gemacht wird.

A Großherzogliches geheimes Kabinet.



Heidelberg, den 13. Febr. Heute fand im badiſchen Hofe
eine Verſammlung vieler hieſigen Einwohner ſtatt,, welche der
Vorſteher der Handlungsinnung über die ſeither mit den Heil⸗
bronnern in Betreff der Neckar dampfſchiffahrt gepflogenen
Unterhandlungen ausführlichen Bericht erſtattete, und wir freuen
uns, aus den gegebenen Aufſchlüſſen die Ueberzeugung gewonnen
zu haben, daß das Unternehmen neben den vielen Annehmlich—
keiten und entſchiedenen Vortheilen, die es darbieten wird, auch
durchaus nicht ohne Ausſicht iſt, ſich gut zu rentiren. Nach
der aufgeſtellten Berechnung, bei welcher die Ausgaben mit gro—
ßer Vorſicht bemeſſen ſind, dürfte es zur Fprozentigen Rente hin—
veichend ſehn, wenn von 250 Fahrten, welche jährlich hin und
her gemacht würden, jede Thalfahrt im Durchſchnitte etwa 40,
jide Bergfahrt etwa 28 Paſſagiere zählte, wenn nämlich die
Fahrt ſtromaufwaͤrts bis Heilbronn wie bisher mit 2fl. und die
Fahrt von Heilbronn hierher mit 3 ft. bezahlt wird. Und daß ſich
eine ſolche Annahme verwirklichen werde, dagegen möchte doch
wohl Niemand mit Grund einen Zweiſel erheben. Doch wir
glauben die detaillirtere Berechnung nicht vorenthalten zu dürfen.

Die bisherigen Verwendungen ſind folgende:
Anfhaffungskfoften zweier Schiffe . „ 2W68 fla 49 rı
Nothwendige Erſatzſtücke A O — —
KOOFSAM fr SteMmeohlen, . U R 100 - —
eba DB AI MS L L 623 - 24
643 Zentner verbraudue Kuhlen . . » 600 : —

ME A 4

Alle ſonſtige bisherige Koſten. 2— —
Summe 76030 = — -
ab die Einnahme aus vden. Probefahrten . — ——

Reſt 20601 4 ' — Ik

Der bisherige Kohleaverbrauch, der aus begreiflichen Gründen
den gewöhnlichen Bedarf zu den regelmäßigen Fahrten hoch über—
ſteigt! war 73 Centner per Fahrt von Heilbronn hierher und.
zurüd, Cr wird von dem Erbauer des Schiffes zu 12 Centner
abwärts und 33 Centner aufwärts, mithin nur zu 48 Centner
behauptet, dürfte aber, um ſicher zu gehen, auf 66 Centner an—
genommen werden.

Die Gehalte der Angeſtellten auf dem erſten Schiffe ſind berech—
net auf 3838 fl. 40 kr. jährlich, und zwar nur deshalb ſo hoch,
weil man, bis die nöthige Erfahrung“'geſammelt ſehn wird, ge—
noͤthigt war, beſſer bezahlte Fremde für die Maſchine an—
zuſtellen was beim zweiten Schiffe ſchon nicht mehr der Fall. ſeyn
wird Wir nehmen für daſſelbe einige hundert Gulden weniger
an, wenn wir die Gehalte mit Hinzuͤrechnung des bezahlten Ge—
neral⸗Agenten im Ganzen zu 8600'fl. jahrlich anſchlagen.

Ueber die Dauer eines Schiffes, ſowie über die Unterhaltskoſten,
fehlt jede Erfahrung. Wir glauben letztere außer Rechnung laf—
ſen zu dürfen, weil ſie füglich als einbegriffen angenommen wer⸗
den dürften, wenn wir den ganzen Schiffswerth in 5 Jahren als
abſorbirt in Rechnung bringen.

Auch darüber fehlt die Erfahrung, ob mit zwei Schiffen ein—
tägliche Fahrt von Heilbronn nach Heidelberg und zurück durch—
geführt werden kann. Wenn ſich dieß aber, wie wir hoffen, als
ausführbar erweiſt, ſo dürften jaͤhrlich 250 Fahrten hin und her
zu erreichen ſeyn, und die Koſten einer derſelben würden ſich
etwa wie folgt aufſtellen laſſen:

t. Kohlenverbrauch 60 Centner à 54 kr. . 354 fl.
2. Gehalte per Jahr 8000 fl. AA 2
3. Schiffsverbrauch und Unterhalt , . '
zuſammen 146 fl.
Zu den jetzigen Preiſen hin und zurück a 5 fl. mären zu voll-
ſtändiger Deckung daher erforderlich ungefähr 30 Paſſagiere für
die ganze Route berechnet. Das Schiff aber hat eine garantirte
Tragfähigkeit von 2000 Kilogrammes oder 140 Centner, und
ſell nach der Verſicherung der Deputation ſchon nahe an 100
Paſſagiere aufgenommen haben.

Inwiefern ein größerer Durchſchnittszuſpruch als wahrſcheinlich
angenommen werden mag, das zu beurtheilen kann nur Sache
des Einzelnen ſeyn, weil jede Erfahrung fehlt, die Verhältniſſe
aber uns Allen gleichmäßig bekannt ſind. Blicken wir aber auf
die Berührungspunkte bei der Fahrt von Heilbronn bis hierher,
und gewahren wir dort neben den bevölkerten Uferſtädten, den—
Salinen und Soolbädern, die Straßenmündungen, welche aus
dem Odenwalde, den Main- und Taubergegenden, und aus dem
Würtembergiſchen am Neckar ſich finden, ſo ſcheint uns für den
Anfang der Reiz der Neuheit und für die Folge das auftau⸗
Hende Bedürfniß, welches der fortgeſetzte Bau der Eiſenbahn nach
Norden und Süden noch erhöht, wohl geeignet, dem Unterneh—
men, wenn es, was Gott verhüte, von keinem Unglück betroffen.
wird, einen günſtigen Erfolg zu verſprechen. Die Zinſen zu 5.
pCi. aus einem Betriebskapital von 77000 fl. erhöhen die Koͤſten.
der einzelnen Fahrt nur um 15 fl. ober. 3 Vaffagierfrachten, unz
es werden denn auch ohne allen Zweifel wohl einige nicht uner-
hebliche Einnahmen aus Eilgütern gemacht werden können, wenn
die Paſſagiere die zur Deckung der Koſten erforderliche Zahtt
nicht erreichen ſollten, und wird außerdem mit Sicherheit an—
genommen werden dürfen, daß das Paͤffagiergeld, felbft ünt Falt
es noch ermäßigt werden müßte, immer noch einen Durchſchnitt⸗
von 5 fh abwirft, weil natürlich die hoͤhere Thalfahrt weit mehr—
als die billigere Bergfahrt benutzt werden dürfte

Mit Recht bemerkte übrigens der Vorſteher der Handlungs⸗
innung, daß für alle Diejenigen, welche zur Förderung des Un—
nehmens beizütragen im Stande ſeyen, der Aktiengewinn kein.
Maaßſtab ſeyn könne, wo es ſich darum handle, Lin Inſtitur
gründen zu helſen, welches zur weitern Belebung unſerer Stade


 
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