Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

DOI chapter:
No. 111 - No. 120 (24. April - 3. Mai)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42549#0469

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext



ageblätter










9. 116. Freita




1842.







»Abgeordnetenwahl Auch die letzte Wahl hat nun
ſtatt gefünden. Es wurde gewählt;
ö8) für den 14. Aemterwaͤhlbezirk (2. Landamt Freiburg mit
Waldkirch und Elzach) Pfarrer Zittel von Balingen.

Wit Haben im ganzen Lande 14 Städte- und 41 Aemter⸗
Wahlbezirke. In dieſen 55 Wahlbezirken werden, weil einige
Städte durch mehrere Abgeordnete vertreten ſind, 63 Deputirte
gewählt. Dieſe 63 Mahlen ſind nun vorgenommen. Da, aber
die Hrn. Biſſing, Kindefchwender, Sander, Welcker
zweimal und HrLv. Itzhein dreimal gewählt wurden, da
ferner die Hen. Mittermaier und Lauer die auf ſie ge—
fallene Wahl abgelehnt haben, ſo ſind 8 neue Wahlen noth—
wendig geworden, und 55 Wahlen als vollendet zu betrachten.

uuter den 55 Deputitten, auf welche dieſe Wahlen fielen,
bemetken wir 32, welche Mitglieder der aufgelösten Stände—
derſammlung waren, nämlich: 1. Bader, 2. Baſſermann,
z3. Biffing, 4. Helbing, 5. Hundt, 6, v.
·Knappts. Kuenzer, 9. Lenz, 10. MN AL -
Mördes; 12. Poffelt, 13 Nindeſchwender, 15. San⸗
der, 15. Welcker, 16. Weller;z — 17. Goll, 18, Ga⸗
ſtroph,to. Jörger, 20. Laug, 21 Leiblein, 2?.
Ylak, 23 Negenauer, 24. Schaaf, 25. Selham,
S0 Zrefurt, 27 Völker, 28. Wagnerz 29. Bekk,
30. Blankenhorn-Kraft, 31. Vogelmann, 32. Wetzel.
Die erſten 16/ alſo gerade die Hälftk, gehoͤrten bei dex Ab—
ſtimmung über den Itzſtein'ſchen Antrag der Majorität an,
welche für denſelben ſimmte; die folgenden 12 haben in der
Minoriiãt dagegen geſtimmt, und Die letzten 4 waren bei
der Abſtimmung nicht anweſend,

Es befinden ſich ferner unter den wiedergewählten frühern
Abgeordneten 9 active Staatsdiener und 1 activer Diener der
‚fatholifchen) Kirche (Euenzer). Auch darf nicht unbemerkt
bleiben, daß von mehreren der nicht wieder erwählten Abge—
ordneten, von der einen wie von der andern Seite, bekannt
iſt, daß ſie ſich ausdrücklich gegen ihre Wiedererwählung ausge—
ſprochen haben. Der Deputirten, welche der aufgelösten Stände—
verſammlung nicht angehörten, ſind es 23, nämlich: 1. Aann—
warth, 2. Binz, 3. Bleidorn, 4. Böhme 5. Dörr,
5. Fauth, 7. Fiſcher, 8. Gerdel, 9. Gottſchalk, 10.
Zunghens, T Löffler, .13 Meater,. 13 Kürtet,
11. Metzger, 15. v. Neubronn, 16. Rettig, 17. Rich—
ter, 18. Schänzlin, 19. Schulz, 20. v Stockhorn,
21. Waag, ?22. Zittel, 23. Züllig. Darunter befinden
ſich ebenfalls 9 active Staatsdiener, und 1 activer Diener der
(proteſtantiſchen) Kirche GZittel).

Unter ſämmtlichen nun gewählten 55 Deputirten ſind alſo
48 active Staatsdiener und 2 active Diener der Kirche, welche
nach großherzogl. Staatsminiſterialverfügung um Urlaub nach—
duſuchen haben. Unter den übrigen 35 Deputirten ſind 4 penz
ſionirte Staatsdiener, 1 penſionirter Diener der Kirche, 6 Ad—




vokaten, nebſt weitern 24, welche größtentheils Fabrikanten,
Kaufleute und Oekonomen ſind. !

Wollten wir uns nun eine Vermuthung erlauben, wie die
nächſte Kammer zuſammengeſetzt ſehn wird, ſo möchten wir
nach dem allgemeinen Urtheile annehmen, daß ſich von den
neueintretenden Mitgliedern 12 den obengenannten 16 Mitz
gliedern der letzten Majorität, und 11 denen der letzten Mi—
norität anſchließen werden. Rechnen wir nun auch die 4 Mit—
glieder, welche zur letzten Ständeverſammlung gehörten, denen
zu, welche das Miniſterium unterſtützen werden, ſo ergäbe ſich
für die bereits gewählten Deputirten das Verhältniß von 27
miniſteriellgeſinnten, zu 28, welche ſich mehr oder weniger zur
Oppoſition neigen. Nun ſind aber 8 neue Wahlen vorzuneh—
men. Dabei dürfte mit großer Wahrſcheinlichkeit angenommen
werden können, daß 2 im Sinne der Regierung, aber 6 im
Sinne der Oppoſition ausfielen, ſo daß von den 63 zu erwar—
tenden Mitgliedern der Kammer in Prinzipienfragen ſich etwa
34 zur Oppoſition und 29 zu den Anſichten des Miniſteriums
neigen moͤchtenz; und — die Oppoſition hätte hiernach eine
kleine Majoritat.

Wir geſtehen übrigens gerne zu, daß bei dieſen Annahmen
manches ſchwankend iſt, und daß vielleicht mancher neueintre—
tende Deputirte Einſprache machen würde, wenn wir ihn ſchon
im Voraus der einen oder der andern Parthei zuzählen wollten.
Wir haben deßhalb um ſo mehr auch die Benennungen: liberal
und conſervativ oder gar ſervil, abhängig und unabhängig,
gemäßigt und radikal und dergleichen vermieden. In gewiſſem
Sinne werden gewiß alle liberal und eonſervativ, gemäßigt
und unabhängig, dagegen niemand illiberal, ſervil, abhängig,
(was die Ueberzeugung betrifft) oder ungemäßigt ſeyn wollen.
Wie ſehr kommt es immer bei ſolchen Attributen auf die klare
Feſtſtellung deſſen an, was man darunter verſtanden wiſſen
will. Indeſſen glaubten wir das, was unter den Partheien,
wie ſie eben doch jetzt hervorgetreten ſind, verſtanden wird, etwa
ſo bezeichnen zu können, daß wir dieſelben als entweder die
Anſichten des Miniſteriums in Prinzipienfragen unter—
ſtützend bezeichneten oder als denſelben abgeneigt. In andern
Fragen ſahen wir ja von jeher, daß von einer eigentlichen
Parthei, die der Regierung gegenüber ſtehe, bei uns niemals
die Rede ſeyn konnte und daß überhaupt bisher eine ſyſtema—
tiſche Oppoſition in Baden nie großen Anklang gefunden hat.
Auch möchten auf dem nächſten Landtage, wenn man die Prin⸗
zipienfragen vermeidet, gewiß die Aufgaben deſſelben wieder in
Frieden gelöst werden. Sollte dagegen Gelegnheit zum Par—
theikampfe gegeben werden, ſo wird es von der würdigen Hal—
tung und von der Art, wie man das wahre Intereſſe des Lan—
des zu foͤrdern ſuchen wird, abhängen, welche Seite in der
wahren Volksmeinung auf die Dauer den Sieg behalten wird.

Karlsruhe, 26 April. Die auf den 3. Mai feſtgeſtellte
Vermaͤhlung Ihrer Hoheit der Prinzeſſin Alepandrine wud
 
Annotationen