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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 141 - No. 150 (25. Mai - 3. Juni)
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No. 149.


1842.




Kammerverhandlungen.

Karlsruhe, 80 Mai. 3. offentl. Sihung der 2. Kammer.
vorfitz des Altekspräſidenten Wetzel Auf der Kegierunge⸗
bank befinden ſich Staatsrath Frhr. d. Rüdt und Geh. Re—
ferendar Eichrodt. Abg. Rettig erſtattet Bericht üver dit
in der dritten Abtheilung geprüften Wahlprotokolle, und es
mwurden Ddarauf die Wahlen folgender Abgeordneten für unbe—
anſtandet erkiärt: 1. Hundtz 2. Regenauerz 3 Platz;
LWaag, wobei ſich eine Dedatte über den Gebrauch der
Gendarmen bei der Wohl entſpann; 5. Martin; 6. Seltzamz
. Schanzlinz s. Helbingz 9. Jorger; 10. Bleidorn;
11. Lang.

Hierauf erſtattet Abg. Martin Namens der L. Abtheilung
Bericht über die derſelben zur Prüfung zugewieſenen Wahlak—
ten, und es wurden folgende Wahlen für unbeanſtandet er—
klaͤrt: 12. Bett; 13. Blankenhorn; 14. Knappz 15.
Richter; 16. Löffterz 12. Müller; 18. v. Stockhorn;
19. Wellerz 20. Gerbelz 2t. Baſſermannz 22. Zül—
lig; 23. Poſſeltz 24. Junghanns. Bei dieſer Wahl—
pruͤfung wurde getügt, daß die Beauiten von Sinsheim und
Neckargemuͤnd ihre Beamtenſtellung zur Einwirkung auf die
Wahl zuf eine gtelle Weiſe mißbraͤucht hätten. Dies führte
eine Debatte herbei, an welcher die Abg. Biſſing, Mördes,
Baſſermann, Sander, Welcker, Trefurt und Fauth Antheil
nahmen. Insbeſondere ſprach ſich Treſurt gegen die harten
Ausfaͤlle aus, welche ſich v. Itzſtein und Baſſermann gegen
die 29 Wahlmänner, die eine Vorſtellung an das Miniſterium
gerichtet, haͤtten zu Schulden kommen laſſen. Der Abg. 9.
Itzſtein behielt ſich vor, in der nächſten Sitzung auf die Rede
Trefurt's zu antworten.

Auf Interpellation v. Itzſtein's erklärte der Herr Mini—
ſterpraͤſident v. Rüdt, daß die Akten über die Wahl von Stadt—
pfarrer Kuenzer von Konſtanz der Kammer würden vorge—
legt werden, ſobald deſſen definitive Annahmserklärung er—
folgt ſey.

Nächſte Sitzung: Dinstag den 31. Mai.

Karlsruhe, 31. Nai. Die Kammer der Abgeordneten
iſt fortwährend mit Prüfung der Wahlen beſchäftigt. In der
heutigen 4. Sitzung wurde die Wahl des Oberamts Pforzheim
Hr. Hermann, Oekonomierath) wegen Beſchränkung der
Wahlfreiheit für beanſtandet erklärt (mit 34 gegen 22 Stim—
men), und es wird demnach nach Beendigung der Schluß—
nahmen über die unbeanſtandeten Wahlen, in der Reihe der be—
auſtandeten eine definitive Entſcheidung darüber erfolgen.

. (Dd. 3.)

*Abgordnetenwahl. Am 31. fand zu Weinheim eine
neue Wahl ſtatt:

8) für den 35. Aemterwahlbezirk (Ladenburg und Wein—

heim) wurde an die Stelle von Fabrikinhaber Lauer
m Mannheim, welcher die frühere Wahl ſowohl fuͤr

— —
dieſen Wahlbezirk als für die Siadt Mannheim ablehutt,
gewählt: Oberhofgerichtsrath Litſchgi von Mannheim,
der bei Der vorigen Kammer für den 17. MWahlbezirk
(Triberg, Hornberg, Haslach und Wolfach) gewählt
war und gegen den Itzſtein'ſchen Antrag geſtimmt hatte.

Nun fehlt alfo nur noch eine Wahl für die — —

Stuttgart. Im Neckar werden noch immer von Zeit zu
Zeit Taufen von den ſogenannten FTaufgefinnten vorgenommen
und damit die Polizei nicht einſchreiten ſoll, hat man unlängſt
eine mondhelle Nacht dazu gewählt, um eine ledige Bürgers⸗
iochter aus Stuttgart zu taufen.

-Vom Neckar, 1. Juni. Mit großen Lettern gedruckt
finden wir überall die Anzeige der Erberfelder Mobiliaraſſe—
curanz, daß ſie bei dem Hamburger Brande nichte verloren
habe. Es iſt ſonderbar, ſich damit Vertrauen erwerben zu
wollen. Denn es heißt entweder: die Hamburger haben nichts
von uns gewußt, oder ſie haben kein Vertrauen auf uns ge⸗
babt. Daà wuͤrde eine Erklarung der Gothaer Aſſecuram
n ganz entgegengeſetzter Weiſe weit geeigneter ſeyn, Vertrauen
zu erwecken, wenn ſie ſagte: Wir haben bei dem Hamburger
Brandungluͤck viel, ſehr diel verloren, denn wir genoſſen von


als zum größten Theile Kaufieute ihren Vortheil verſtehen, ein
überaus Froßes Vertrauen; aber trotz des großen Verluſtes M
Inſere Auſtaͤlt nicht zum Wanken gebracht. — Dies Muß
Jeden, auch den Kleingläubigſten, davon überzeugen, daß dieſe
auf Gegenfeitigfeit gegründete Anſtalt auf ſolide Grundlagen
gebaut iſt. Sie verdient nationales Vertrauen, und es wäre.
unrecht, wenn irgend Jemand, der ihr bis jetzt ſein Zutrauen
geſchenkt, darin wankend gemacht würde.

Frankfurt a. M, 28. Mai. Joh. Ph. Bagner hat
jetzt zwei fachdetſtändige Gehülfen angenommen, um ſeine
Verſuche, den Elektromagnetismus im Großen anzuwen⸗
den, mit deſto größerem Nachdrucke fortzuſetzen.

Berlin, 24 Mai. Ueber den Zeitpunkt der Abreiſe unſers
Königs nach St. Petersburg herrſcht neuerdings Ungewißheit;
derſeibe dürfte jedoch nicht um mehr als einige Tage hinans
geſchoben werden. — Die politiſchen Intereſſen ſchweigen jetzt
hier faſt ganz. Eine dritte Auftage des Bülow⸗ Cuwmerom ſchen
Werkes wird indeß faſt noch mehr geleſen als die erſte, da ſie
weſentliche Zuſätze und ſtarke Repliken enthält. Hr. v. Orlich,
bekanntlich deſignirt, um dem Zuge der Engländer nach Aſ—
ghaniſtan beizuwohnen, wird dieſer Tage ſeine Reiſe dahin on⸗
treten. (A. 3.)

Hamburg, 23. Mai. HOier herrſcht ſeit den Schrt—
fenstagen eine völlige Gleichgültigfeit gegen alles, was Pra
litik heißt und der kieine Raum, den unfere hieſigen Zeitungen
politifchen Angelegenheiten widmen, will uns faſt noch viel u
groß dünken; das Herz hat nur Kaum für den Gedanken au
 
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