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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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Landwirthschaftliche Berichte
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No. 1 - No. 10 (15. Januar - 31. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42549#0751

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*






Berichte.



— — —

Xo. 7.

1842.





Qreitag,



Landwirthſchaft be—
treiben.
(Auszug aus der in Sprengels Landw. Monatsſchriſt enthaltener Ueber⸗

fetzung von Rhams Bericht über dieſen Segenftand.) «

Das Clima der Niederlaͤnder iſt ſo beſchaffen, daß es
wohl im Sommer nicht viel weniger warm als bei uns,




defferg längerer Beftand die Arbeit im Frühling ſehr verzoͤgext.
Im Ganzen herrſcht gegen das unſrige Clima die Feuchtig⸗
Feit vor. Durdh dıe rdlichere Lage koͤmmt es, daß der
Sommer kuͤrzer iſt A5 hier zu Land.

Sie Guͤte des Bodens ift nicht uͤberall dieſelbe. In der
Gegend von Antwerpen ſo wie im noͤrdlichen Flandern und
in fuͤdlichen Holland hat man einen armſeligen loſen Sand,
der mehr oder weniger mit Schlamm verſetzt iſt. Je nachdem
die Quantirät des letzteren ſteigt, je beffer iſt der Bodeyh.




Naͤch der Bodenbeſchaffenheit ſtellen ſich auch die Wirth⸗
ſchaflen dar, doch ſtreben 'die ffleiſigen unermuͤdlichen Nieder—
laͤnder immer vorwaͤrts. /

Auf den unfrudtbarften Haiden findet man kleine Wirth—
ſchaften, welche wiſchen den Haideſtrecken die beſten Raͤume
einnehmen. Da iſt ein Fleck mit einem Graben umzogen


Rartoffeln, ein dritter auch mit magerem Klee bepflanzt. Aber
ein Dünger- und Compofthaufen, fehlt niht, eben fo wenig eine
in den Voden gegrabene Tonhe, in welcher der Urin der Kuͤhe
foͤrgfaͤltig aufgefammelt wird. Nach einigen Jahren iſt eine
ſolche Wirthfchaft ſchon in beſſerem Zuſtande.
n andern Orten iſt man damit ſchon weiter vorge—
ſchritten. Hier waren Ginſter (Pfriemen) und Tannen ge—
faͤet worden um ſolche nach einigen Jahren wieder abzuhauen.
Eine gefundene Lehmader ward ausgegraben uͤber den Sand—
boden gefuͤhrt und ausgeſtreut. Der Acker wird mit Pfuhl
geduͤngt, und dieſer mit Waſfer vermiſcht, auf die eben ge—
keunte junge Saat gebracht.
“ Den AUcfer ebnen und umgraben iſt hier immer das erſte
Geſchaͤft. Dies geſchieht mit einem hoͤlzernen, an der Spitze
mit Eiſen beſchlagenen Spaten. Mit einer, Leihten Spitzhacke
werden die Wurzeln der dornigten Hauhechel herausgebracht.


( Durch das Gelaͤnde zieht
man Graben von 2bis Fuͤß Breite, und der noͤthigen Tiefe,
um den Lehm 3 erreichen, der dann ausgeworfen und mit
dem Sand gemiſcht wird. Wo zu viel Erde liegt, wird ſie
mit dem Muldbrett, an welches Pferde geſpannt ſind, an die


äben abgeleitet werden, fonſt iſt gewoͤhnlich keine Entwälfe-



einzige, was auf den armen Boden geſaͤet werden kann *)
Diefer waͤchſt auf dem duͤrreſten Boden, kann in 5 Jahren
geſchnitten werden und liefert dann, wenn man ihn in Buͤndel
Baͤcker und Ziegler verkauft, auch einigen Ertras. Die
abgefallenen Blaͤtter haben dem Boden ſchon einige Nahrung,
die Wuͤrzeln etwas Feſtigkeit gegeben.

Nach dem Ginſter kann der Acker gepfluͤgt und mit Korn
oder Haidekorn beſaͤet werden., Jetzt kann der Bauer ſchon
Anigen Duͤnger erhalten, und ſobald Klee und Kartoffeln ge—
baut, und einigen Kuͤhe gehalten werden koͤnnen, geht die Ver—
beffekung auch raſcher voͤrwaͤrtz, der Voden veraͤndert ſich nach
einiigen Jahren, haͤlt Feuchtigkeit und iſt gegen fruͤher nicht
mehr zu erkennen.

Hat man Duͤnger ſo werden Klee, Kartoffel/ gelbe Ruͤben ꝛe.
fortgebaut. Iſt dieſer nicht vorhanden, ſo ſaͤet man in das
Korn Pfriem (Ginſter), der 2 Jahre lang ſtehn bleibt und
dann als Feueruͤng' benuͤtzt wird; doch kann er im gruͤnen
Zuſtand auch als Streu verwendet werder. Auch kann man
Du ais gruͤne Duͤngung untexpfluͤgen.?9

Man ſaͤet manchmal auch Ginſter, Hafer und Klee unter⸗
einander, wo der Hafer un erſten, der Klee mit jungem Ginſter
im zweiten und der Ginſter allein im 3. Jahre geſchnitten
wirdz Doch iſt der Erfolg nicht ſicher. Ses Ginſters be—
dient?man fich auch, um den hoͤchſt unfruchtbaren Haideboden
der holländifchen Armencolonien in Cultur zu bringen.

Der FHammäandifche Bauer weiß fehr gut, daß c6 ohne
Duͤnger kein Korn, ohne Rindvieh aber keinen Duͤnger gibt,
daß aber ohne Gruͤnfutter und Ruͤben kein Bieh gehalten
werden kann Daͤher berechnet er in jedem Jahr ſeinen
Dungerbedarf, und wenn er ihn nicht ankaufetz Fann, ſo ſuch
er ihn ſich vom Gute ſelbſt zu verſchaffen. Alsdann beſtellt
er nur die Haͤlfte des Gutes, und laͤßt das uͤbrige als Waide
liegen, indem er lieber etwas am Extrag des einen Theils ent⸗
behrt, nur um den andern um ſo kraͤftiger duͤngen zu konnen.
Bei gutem Stand des Ganzen darf aber nichts ruͤhig liegen
bleiben, und wird gleich naͤch der Erndte wieder mit etwas
anderem beſtellt. ; :

Daß bei einem fleißigen und Intelligenten Landbau der
Pfuhl gkoßen Wexrth hat, verſteht ſich. »on ſelbſt. Jeder Hof
hat unter den Ställen oder in der Naͤhe derſelben einen oder
einige Pfuhlbehälter; Die mit Backſteinen ausgemauert und
aufdem Boden gepflaſtert ſiad. Bei Brennereien wo zur
Confumirung der Schlempe viel Bfely gehakten wird, gibt es
groͤße Urinbehaͤlter, welche in verſchiedene Zellen unterſchieden
find, damit die Jauche, wenn ſie gebraucht werden ſoll, das
gehoͤrige Alter hahe, wozu, wie Einige behaupten, 6 Monate
erforderlich ſind. ***)



) Dieſer käme wahrſchainlich auch auf unſeren Fahlen Sandhügel
fort, und gaͤbe doch einigen Ertrag/ wo jetzt nichts wächſt.
) Als ſolcher könnteer bei uns zum Tüngen der Ruben verwendet werden.
—— Durch diefes lange Aufhalten zerſetzt fich ein großer Theil der
im Pfuhl enthaltenen Düngſtoffe und entgeht in die Luft; daher wäre dies
nicht anzurathen.
 
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