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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

DOI Kapitel:
No. 31 - No. 40 (1. Februar - 10. Februar)
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ageblätter




NO. 32.












»Heidelberg, den 30. Januar
Aus No. 15 d. Bl., voͤran, haben wir erfahren, daß vor
Kurzem in einer zahlreichen durch Hrn. Landfried zuſammen
berufenen Bürgerverſammlung berathen werden ſollte, was, für
die weitere Verſchönerung unſerer Umgebung und Spaziergaͤnge
zu thun fey, daß da don vielen Seiten auf einen ſtändigen
Verein zu dieſem Zweck angetragen worden, daß aber Andere


Der Artikel, der dies berichtet, will zwar den Abſichten der
Einladung zu dieſer Verſammlung und dem Eifer der Freunde
des beantrahten Vorſchlags alle Gerechtigkeit widerfahren laſſen,


oͤffentlich geltend zu machen.
Und welches ſind dieſe Gründe? Es werden deren zwei an—
geführt, erſtens das Unzureichende der Mittel, die man durch frei—


ſche Verwaltung, je nachdemdieſe beſtellt ware, üben koͤnnte.
Je mehr es zu loben iſt, wenn Dinge, die Alle angehen auch
von Allen beſprochen werden, um ſo mehr verdienen dieſe ver⸗


Alſo zuerſt das Unzureichende der aus freiwilligen Beiträ—
gen gewonnenen Mittel. Unzureichend iſt relatiy; um das
Wort zu verſtehen, müßte man wiſſen, wo zu dieſe Mittel un—
zureichend ſeyn ſollen. Alles reicht zu, wenn man nicht mehr
dafür verlangt, als man dafür haben kann. In jenem Auf—
ſatze heißt es! wir wiſſen, was nur der Thurm, der heut un—
ſern Koͤnigſtuhl ziert, gekoſtet hat. „Nur“ dieſer Thurm? Man
ſollte meinen, das ſey eine Sache, die nur Einmal vorkomme,
und zwar das Außerordentlichſte dieſer Art. An ſolche neue
Ausgaben denkt Niemand; wohl aber denkt man daran, daß
dort die Stadtkaſſe nicht ganz allein das Unzureichende der
Subſkription gedeckt hat; denn es wäre undankbar, zu vergeſſen,
was von hoher Hand zugefloſſen iſt. Und ſo, denken wir, wer—
den ſich immer wieder außerordentliche Quellen öffnen, wenn
je einmal wieder irgend eine großartige Schöpfung allgemein
verlangt würde Und woher uns das kommen ſoll, brauchen wir
nicht lang zu fragen, wenn wir erwägen, daß jetzt unſre Spa—
ziergänge auch die der Mannheimer ſind und kuͤnftig auch das
Ziel der Exkurſionen der Karlsruher, Darmſtädter, Frank—
furter ſeyn werden. — Unzureichend, wozu? Um einige Sitz—
bänke an lieblichen Punkten herzuſteilen, hat man nicht viel
Geld nöthig, und zu einem Rafenſitz oder Moosdivan vielleicht
gar keins, wenn nur Jemand da ift, an den die thatluſtige
Jugend ſich wenden und der ihr erlauben kann, da oder dort
Etwas zu ſchaffen, das unter ſtädtiſche Aufſicht geſtellt werden
ſoll. Das Geld thuts nicht allein. Wo Sinn für Verſchöne—
rung iſt und eine Anſtalt dafür biſteht, da kann oft mit un—


den. Und was oft mehr werth iſt, als Geldaufwand, das
find — Sdeen. Auch ohne alle Geldmittel hätte man ſchon
viel, wenn man einen Verein hätte, der einſtweilen Ideen an—
regte, Vorſchläge in Empfang nähme und ſie jener Zukunft
aufbewahrte, wo Etwas ausgeführt werden kann. Oft kemmt
die Abſicht einer Verbeſſerung zu ſpät, weil zufällig kurz zuvor
etwas Neues entſtanden iſt, das nun im Wege ſteht; in vielen
Fällen würde ſich ein ſolches Hinderniß leicht verhüten und
der Eigenthümer des betreffenden Lokals ſich gern beſtimmen
laſſen, ſich einem vorliegenden Plan anzuſchließen. So würde
umſonſt erlangt werden, was ſpäter nie mehr erlangt werden
kann, blos weil kein Plan da war. Man denke an die Bauten
und Raumverwendungen vor dem Mannheimer Thor, vergli—
chen mit dem neuen Bauplane. — Etwas Gutes das Nichts
koſtet wären auch gute Namen für neue Straßen, Wege, Plätze
und Plätzchen. Ein guter Name, wie der des Philiſophenwegs,
des Wolfsbrunnens, des Jettenbühls, des Burgweges verleiht
oft durch ſeinen romantiſchen oder hiſtoriſchen Klang den Orten,
die ihn tragen, einen eigenen Neiz. Führt da nicht der Ge—
ſchmack das Nuder, ſo führt es der rohe Volkswitz oder die
höfekude Schmeichekei, oder der kraſſe Unverſtand. 3, B. wie
wir, auf den Antrag des verlebten Hrn. Zollicoffer, der jedoch
etwas Anderes vorſchlug, zu dem Namen: Friedrichsſtraße ge—
kommen ſind, darüber ließe ſich Etwas erzählen. (Item: Kai—
ſerſtuhl ꝛc. ꝛc. Der Baumeiſter des Muſeums hatte es: Lud—
wigsluſt getauft.)

Aus der ſupponirten Unzulänglichkeit der Mittel wird denn
weiter die Beſorgniß abgeleitet, daß der Einfluß eines ſolchen
Vereins, die Gemeindebehörden, „je nachdem die Verwaltung
beſtellt wäre,“ möchte überwältigen und zu ungeeigneten Aus⸗
gaben beſtimmen können, und das iſt der andere Grund dieſer
Oppoſition. Einer ſtarken Verwaltung kann dieß alſo nicht be—
gegnen; denn unter derjenigen, die nicht ſo beſchaffen wäre, wie
ſie ſeyn ſollte, kann doch wohl nur eine ſchwache Verwaltung
gemeint ſehn. Je gewiſſer man aber glauben darf und auch
gerne glaubt, daß bei dieſem Worte nicht an die Beſchaffenheit
der jetzigen Verwaltung gedacht ſey, um ſo eher hätte man ſich
dieſer Beſorgniſſe fürerſt noch entſchlogen koͤnnen. Und zwad
dieß um ſo mehr, da in erheblichen Fällen doch wohl auch
der Bürgerausſchuß ein Wort mit zu reden hat; ſollte je die
Verwaltung eine Schwäche anwandeln, ſo könnte ja von dort
her Kräftigung kommen. Was aber die entferntere Zukunft
vetrifft, warum ſo große Bekümmerniß um ungelegte Eier?
Doch nein, derſelbe Aufſatz beruhigt uns ja ſelbſtmit dem
Gedanken: daß die neue Gemeindeordnung der Bürgerſchaft
den ihr gebührenden Einfluß auf die Wahlen geſichert hat, und
daß bei ihrem (dexen? verſtändigem Gebrauche ein gegen ihren
Sinn gerichtetes Regiment unmöglich geworden. Wir dürfen
daher auch hoffen, daß künftig eine ſchwache Verwaltung niee
vorkommen werde.
 
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