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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 41 - No. 50 (11. Februar - 20. Februar)
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No. 47.




342.









Kamnierverhandlungen.

Karlsruhe, 12. Febr. 45. öffentt Sitzung der ? Kammer,
(Schluß) Sander ſtimmt dem Antrage Belcker's bei, weil
eine Berathung über das jetzige Militärſyſten, überflüſſig, und
zweckwidrig wäre, wenn ein ganz neues Militäxſoſten einge⸗
führt werden ſollte. Miniſter v. Blittersdorf. Dieſe An—
ſicht wäre richtig, wenn wirklich ſpäter ein völlig neues 2
eingeführt werden ſollte, allein dieß ſeh nicht der Fall, da die
Haltung von Linienmilitär eine beſtimmte Bundespflicht ſeh,
und daher auch fernerhin beibehalten werden müſſe. Was man
noch überdieß in den einzelnen Staaten neben dem Linienmili—
tär thun möge, mache das jetzige Budget alſo nicht überflaſſig,
daher eine Verſchiebung nicht begründet erſcheine. v. Itzſtein
ſucht auszuführen, daß die Höhe des Kriegsbudgets im Allge—
meinen ſo drückend auf die Staaten wirke, daß dieß in die
Länge fernerhin nicht mehr auszuhalten ſey. Daher denke
man in großen Staaten an eine Militärverringerung, um die
beſten Kräfte den Gewerben und der Landwirthſchaft zurückzu—
geben, und die Laſten zu vermindern. Merk macht auf die
Nothwendigkeit gleicher Bewaffnung in dem deutſchen Bundes—
heere, ſo wie auf eine gleiche Militärgeſetzgebung aufmerkſam,
worauf die Regierungskommiſſäre bemerken, daß bereits gleiches
Kaliber im achten Armeekorps eingeführt ſey, und daß man
die Nothwendigkeit einer gleichen Strafgeſetzgebung gleichfalls
anerkenne. Nachdem noch mehrere Abgeordnete, nämlich Merk,
Logelmann, Hoffmann, Baſſermann, Trefurt und
Schaaf für und wider den Antrag des Abg. Welcker geſpro—
chen hatten, wird dieſer Antrag mit großer Stimmenmehrheit
verworfen und die Berathung des Militärbudgets vorgenommen.
Bei der Poſition Brodlieferung bemerkt Biſfing: Die verge—
ſchriebene Miſchung müſſe ein beſſeres als das gewöhnliche Kun—
denbrod gebeu. Gleichwohl hade er ſchon bei den Garniſonen
Karlsruhe und Durlach über ſchlechtes Brod klagen hören.
Hauptm. v. Boͤckh erinnert an das, was 1831und 1838
darüber verhandelt worden. Eine Klage im Allgemeinen koͤnne
nicht begründet ſeyn; wenn Einzelne ſchlechtes Brod erhalten,
ſo iſt es ihre Schuld; denn ſie ſollen es zurückgeben. Der
Soldat ſoll gutes Brod erhalten, und die Militärverwaltung
trägt Sorge dafür, daß er es erhät Mohr hält eine ſtren?
gere Aufſicht für nothwendig. Er habe in Mannheim wenig⸗
ſtens ſechs Wochen hindurch Kemmisbrod erhalten, ſo ſchlecht,
daß es die Hunde nicht fraßen. Hauptm v. Boͤckh fordert
genaue Angabe der Zeit, wann dies geſchehen ſey. Schaaff
erwähnt, er habe über ſchlechtes Brod klagen hören, aber nicht
über Brod; welches den Soldaten gegeden, ſondern welches.
ausgeſchoſſen worden ſey, und die Kiahen ſegen nicht von den
Soldaten gekommen, ſondern von dẽn Lieferanten uͤber zu
große Aengſtlichkeit der Verwaltung. Hauptin. v. Böckh for.
dext den Avg. Mohr auf, zu ſagen, ob er das Brod von—
Väͤckern oder von Militärs exhalten habe. In letzterem Fall


ſey es eine ſchwere Anklage gegen die Verwaltung, welche
näher unterſucht werden müſſe. Mohr. Er habe hier kein
Verhoͤr zu beſtehen, ſondern eine Anzeige zu machen über das,
was ihm ſelbſt vorgekommen ſey. Wolle man ſich näher ver—
läſſigen, ſo möge man ſeine Dienſtboten darüber vernehmen
laſſen. Ein Untexoffizier habe ihm das Brod jeden Tag ins
Haus gebracht. Geh. Kriegsrath Vogel fragt, ob der Abg.
Mohr eine Militärbehörde davon in Kenntniß geſetzt habe.
Es ſey zu bedauern, daß er in der Kammer ſolche Anklage er—
hebe, die ſicher nicht begründet ſeh. Mohr. Ich gebe keine
Antwort mehr. v. Itz ſtein, glaubt, daß die Regierüng einem
Abgeordneten danken ſolle, der im Gefühle ſeiner Pflicht einen
Mißbrauch anzeige, woran die obere Verwaltung gewiß keine
Schuld trage. Dagegen ſey es nicht Sitte in diefem Hauſe,
die Abgeordneten einer Art ven Examen zu unterwerfen. Geh.
Kriegsrath Vogel. Er kenne ebenfalls die Sitte dieſes Hau⸗
ſes, da er nicht ſeit geſtern hier ſey, ſondern ſchon ſeit langer
Zeit. Eine Art Examen ſeh nicht angeſtellt worden, denn da
Mohr. Wollen
Zie mich der Unwahrheit bezüchtigen? Geh. Kriegsr. Vogel.
Dies welle er nicht; allein er habe das NRecht ſich zu erkundi—
gen, auf was der Abgeordnete ſeine Angabe ſtütze. Der Prä—
ſident bemerkt, daß die Negierung das Recht habe, Srläu-
terungsfragen an Angeerdnete zu ſiellen. Vogelmann be—
merkt, daß keine Klagen über das Kommisbred vorkemmen,
welches allgemein als ſehr gut anerkannt ſeh. Aber manche
Hunde häͤtten ſo gute Herren, daß ſie verwoͤhnt werden und
am Ende nicht einmal mehr Weißbred freſſen. Bei der Po—
ſition Uniformen ſprechen ſich Sander, Welcker undSchaaff
lebhaft gegen das Unzweckmäßige der militäriſchen Kleidung—
aus, und namentlich gegen das feſte Zuſchnüren der Kleit
dung und gegen das Ausſtopfen an der Bruſt, indem 16
Loth Werg in den Frack eingenäht werde, woduͤrch bei al
ſtrengenden Bewegungen und im Sommer nothwendig Krank—
heiten entſtehen müßten. Bei der Poſition Landesvermeſſung,
velche im "%0,000 Maßſtabe vorgenemmen wird, beklagen
Chriſt, Sander, Hoffmann und Mördes, daß nlan—
keinen größeren Maßſtab angenommen habe, da die Karten
nach jenem Maßſtabe keinen allgemeinen Nutzen darkieten,
und namentlich nicht für Kataſter und Gemarkungsberweſfun?
gen. Damit werden die Verhandlungen geſchlefſen und fänmt—
liche Budgetsſätze angenommen.



Karlsruhe, 14. Febr. Bei noch fortdauernder Unpäßlich—
keit Sr. t. H. des Großherzogs haben heute Nachmittag J.
..H. die Großherzogin, im Beiſchn J. H. der Prinzeſſin
Alexandrine, Seitens der Städte Raſtett und Bruchfal zwei
Deputationen zu empfangen und deren ehrerbietigſte Beglück—
wuünſchung zu der Verlebuͤng Hechſtihrer Prinzeſſin Tochter kuld—
voll entgegenzunehmen geruht. —


 
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