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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

DOI Kapitel:
No. 131 - No. 140 (14. Mai - 24. Mai)
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No. 135.

— — —

Heidelberg, 16. Mai. Den wohlmeinenden Warner
vor künſilichen Relzmitteln bitten wir freundlichſt, ſich zu be—
ruhigen. Was hier für Hambuxg geſchieht, geſchieht mit gu—
iem, natürlichen und herzlichen Sinn; — ſo wird's geſammelt
und ſo wird's gegeben.

um die heilige Flamme der Menſchenliebe in Schranken zu
halten, bedarf's wahrlich auf dieſer Welt keiner moraliſirenden
Feuerſpritze.

Heidelberg, 12. Mai. Der Monat Mai, den ſonſt die
Natur als einen wahren Wonnemonat bezeichnet, ſcheint in
diſein Jahre Unglück auf Unglück zu häufen. Auch von
Auierika her bringt er uns folgende Trauerkunde: Im Hafen
von Baltimore ereignete ſich am 14. April ein trauriger,
wiewohl in Amerika nur allzu häufiger Unglücksfall. Ein
neues! Dampfboot, „Medora,“ das zum Verkehr zwiſchen
Baltimore und Notfolt beſtimimnt war, machte mit ungefähr
150 VPerfonen an Bord eine Probefahrt auf dem Fluß
(Patobſeo). Die Schaufelräder hatten ſich kaum einmal um⸗
gedreht, als der Dampfkeſſel mit einem ſurchtbaren Knall
jerſprang und Schiff und Paſſagiere nach allen Seiten zer⸗
(Hınettert in die Luft ſchleudertt Man faͤnd verſtümmelte
Leichen bis auf 100 Fuß vom Ufer. Der Anblick der Seene
war herzzerreißend. Die Mehrzahl der auf dem Schiffe befind—
lichen Wenſchen blieb auf der Stelle todt, von einigen dreißig
Verwundeten hoffte man einen Theil zu retten. Viele Leichen
hat der Fluß verſchlungen. Der Mahyor von Baltimore erließ
einen Aufruf an Arbeiter, die Trummer des Dampfboots und
die Leichen im Strom aufzuſuchen.

t Neckargemünd, 16. Mai. Auch in unſerer Stadt
ſpricht ſich eine lebhafte Theilnahme ſür die verunglückten Hain⸗
burger aus. Bis heute ſind 317 fl. 27 kr. zuſammengekom⸗
men und auch bercits an den Senat der freien Stadt Ham—
burg abgeſchickt worden.

Freiburg, 16. Mai. In dem Augenblick, als dieſen
Morhen ſich der große Bürgerausſchuß verſammelt hatte, um
äͤber einige ihm dom Gemeinderath vorgelegte Gegenſtände zu
berathen, wuͤrde dem Bürgermeiſter Wagnex vom Hrn. Geh.
Rath v. Reck folgendes Handbillet Sr. K. Hoheit des Groß—
herzogs zur Mittheilung an den Gemeinderath überſendet:
„Biein lieber Geheimer Rath und Regierungsdirektor von Reck.
Ich freue mich, Ihnen die abſchriftlich anliegende, heute von
Mir erlaſſene Ordre mittheilen zu kennen, worin Ich Meine
Abſicht ausſpreche, der Stadt Freiburg wieder eine Garniſon
zu verleihen. Das Kriegeminiſterium wird ſich wegen Aus—


Indem ich Sie beauftroge, den dortigen Gemeinderath hieven
vorläufig in Kenntniß zu ſetzen, verbleibe ich mit der erneuerten
Verſichekung meiner beſondern Achtung Karlsruhe den 14.
Mai 1842 Ihr wohlgeneigter (gez.) Leopold.“ Der Bürger»
meiſter beeilte ſich, dieſe freudige Nachricht ſogleich dem ver-
ſammelten großen Vürgerausſchuſſe bekannt zu machen, welcher





1842.

hierauf in ein jubelndes dreimaliges Lebehoch für unſern geliebten
Großherzog ausbrach. (F. 3.)
Konftanz, 15. Mai. Die zweite Wahl eines Abgeordne
ten fuͤr die hieſige Stadt iſt auf den 24 d. M. feſtgeſetzt. —
Vorgeſtern verließ uns nach einem etwa zehntägigen Aufent⸗
halte im Familienkreiſe ſeiner Verwandten, dex ehemalige Re⸗
bakteur des Zeitgeiſtes, der badiſchen Nationalztitung, ſo wie


Sicheru Vernehmen nach wird derſelbe als Candidat zur De—
putirtenſtelle für die Stadt Konſtanz auf den bevorſtehenden
Landtaz erſcheinen. Unerſchütterlicher Charakter, vielſeitige
Kenntniffe, mannichfaches Wirken im Intereſſe der Volksſache
und große Opfer, die er ſeiner Ueberzeugung brachte, gehen
ihm als Empfehlung voraus. ¶ Seebl.)
Koburg, is5 Mai. Geſtern Nachmittag halb 5 Uhe hielt
das hoͤhe neuverniählte Paar ſeinen feſtlichen Einzug.
Frankfurt a. M., 12. Moi Die Eiyſammlungen in
unferer Stadt für Hamburg nehmen den beſten Fortgang.


dabei, es freue ihn, daß man ihn als Frankfurter Bürger
betrachte.

Berlin, 13. Mai. Die Sammlungen für das ſo ſchwer


unglaublidhe Menge son Kleidungsſtücken, Betten, Oecken,
und Vorräthen aller Art iſt zuſammengekommen, und lagert
zum Theil noch hier, da die Dampf- und Schleppſchiffe ſit
nicht aile transportiren konnten. Etwas ſpärlicher flicßt das
Geid zuſammen; denn man findet ſich, durch einen Artikel der
erſten Nummer des Hamburger Korreſpondenten einigermaßen
verletzt, weil darin ziemlich deutlich geſagt wird, Hamburg
bedürfe nur ſeiner ſelbſt, um in kurzer Zeit blühender und
gtößer dazuſtehen, als vor dem Brande. Wan vbedenkt nicht,
daß dieſe Worte geſchrieben ſind, um den Muth der Nieder—
gebeugten aufzurichten, ſondern will darin ein ſtolzes Ablehnen
finden, was es ſicherlich nicht iſt. Im Gegentheil ſcheint es
uns eden ſo anerkennungswerth, mit welcher Kraft ſich der
Gemeinſinn von Hauiburg erhält, als es eifreulich iſt, den
Eifer zu ſehen, der von überall her hilfleiſtend der deutſchen
Bruderſtadt die Hand bietet. (Obd. 3.
Hamburg. Die Größe des Verluſtes an den Gebaͤuden
wird auf 45 Millionen, der Werth der verbrannten Colonial—
waaren auf 5 Millionen Mark berechnet. (Eine Mark Banke
i nad) unferm Gelde etwa 51 tr. Anm. d. R.) — Ein Vereiu
hieſiger Architecten und Maler, hat ſich vom Senate die Er—
iauvniß erwirkt, die Ruinen zu beſuchen, um dort nach Kräften,
die Ucverreſte, durch Kunſtwerth, oder geſchichtliches Intereſſe
ſich auszeichnender Gebaͤude, wenigſtens im Abbilde durch
Zeichnung zu erholten. Dieſelben haben einige mit altem Holz—
ſchnitzwert geſchmückte Valken des kekannten alteſten Hauͤfck,
des en der Ecke der Schmiedeſtraße, der Petrikircke gegenüder—
liegenden Paſtorathauſes gerettet. — Die' Gothaet Feuei—
 
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