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eidelberger Tageblätter
für Verkündigung, Politik und Unterhaltung.
Lo. 75. Donuerstag, den 17 März 82
Karlsruhe, 14. März. Das Vaterland iſt wieder um
einen Ehrenmann ärmer geworden. Geſtern Ahend um z Uhr
ſtarb in Raſtatt der Medlzinalrath und Vedizinalreferent am
dortigen Hofgexichte und der Regierung des Mittelrheinkreiſes,
Dr. Bilhelm Sander. — Er waͤr geboͤren am 18. Jan. 1296.
Freiburg, 10. März. Die Studirenden der hieſigen
Univerſität haͤben geſtern Abend den Herrn Prorektor, Pro—
feſſor Dr. Leuckart, ein Ständchen gebraͤcht, uimn beim Schluſſe
des Semeſters dem ausgezeichneten Lehrer' und dem eben fo
humanen als gewiſſenhaften und unpartheiiſchen Vorſtand der
Univerſität ihre dankbare Liebe und Hochachtung zu erkennen
zu geben. . Tief gerührt von ſo herzlichen Beweifen der Zu⸗
neigung einer biedern, hoffnungsvollen Jugend richtete 8
Profeſſor Leuckart theils an die erwählte Deputation, theils
an die vor ſeiner Wohnung verſammeltẽn Studirenden folgende
Worte, die wir im Zufammenhang wieder geben: „Meine
geehrten Herren und Freunde! Sie haben mich durch den
ehreneollen und ſchaͤtzenswerthen Beweis Ihrer Zuneigung und
und Ihres Wohlwollens überraſcht, erfreut und bewegt. Es
— —
Prorektor ſtets treu,
uUnpartheiiſch ſowohl gegen Sie,
Pflichten erfüllt. Ich danke
gewiſſenhaft und
wie gegen die Uniderſität meine
Ihnen auf das Herzlichſte dafür.
_ und ' Bruderland, tie Schweiz.
Vaterlande ſtets treue Söhne)! Glauben Sie mir, daß ich
auch jetzt noch mit Leib und Seele ein alter Student bin und
Au Freund der Studenten ſtels feyn und bleiben werde. Die
Jahre meines akademiſchen Lebens liegen noch nicht ſo fern,
daß ich nicht fühlen müßte, ſie ſehen die ſchoͤnſten meines
Lebens geweſen und nie werde ich dieſe Jahre vergeſſen. Wie
ein fernex Stern werden diefelben fets ein hellglänzender Punkt
an dem Hoͤrizonte meines
in dieſer ſchönen, glücklichen Zeit, die auch hinter Ihnen einſt
liegen wird. Benutzen Sie dieſelbe in Ernſt und Luſt; denn
das akademiſche Leben bietet eine ernſte und eine heitere Seite
daxr. Die ernſte iſt für Sie Alle die, an Ihren künftigen Beruf
mit Freuden zu, denken und ſich zu tüchtigen Staatsbürgern
heranzubilden.' Die heitere Seite deſſelben iſt die, daß Sie
nach des Tages überſtaudener Mühe und Arbeit rührig und freudig
und in frohem Muthe Ihr junges Leben, die poetiſchen Jahre der
Jugend, genießen. Sie werden dann ſpäter wohlgefällig und in
wohlthuender Erinnerung auf die ſchoͤn verlebte Zeit zurückdlicken.
Und ſo rufen Sie gewiß auch
akademiſchen Jahre Ees lebè die geſetzliche akademiſche Freiheit!
Ihnen Allen nochmals meinen herzlichſten, innigſten Dank!
Ich verſichere Ihnen, daß ich dieſen Tag ſtets zu den belohnend⸗
) Der Sängerdhor der Akademiker hatte—
Lied von Arndt: „Was iſt des Teuͤtſchen
geſungen.
Bleiben Sie dem theuern
vorher das treffliche
Vaterland“ u. ſ. w
ſten meines Lebens rechnen werde. Stets werde ich Ihnen
ein eifriger Lehrer, ein wahrhafter Freund, ein treuer Raͤth—
geper ſeyn. Meine aufrichtigſten Gefühle und Wünſche für Sie
faſſe ich aber in den wenigen Worten zuſammen: Die Frei⸗
burger akademiſche Jugend lebe hoch!“ (F. 3.)
Freiburg, 12, März Der wohllöbliche Gemeinderath
hat den hochberdienten Männern, denen derſelbe in letzter Zeit
unter dem Beifalle der ganzen Bürgerſchaftdas Ehrenbürger—
recht der Stadt Freiburg ertheilte! einen Mannn beigeſellt,
deſſen Name, längſt gefeiert int In- und Auslonde, voͤn den
Bewohnern dieſer Stadt ſtets mit hoher Vexehrung genannt
wird. Dieſer neue Ehrenbürger, ſeit einer langen Keihe von
Jahren durch ſeine wohlwollende Anhänglichkeit an unſere Stadt
eigentlich der That nach längſt ein wahrer Bürger derſelben,
iſt Or. Domkapitular, Geheimerath und Profeſſor hr. Johann
Leonhard Hug, mehrerer hohen Oeden Inhaber u. ſ. w. Der—
maliger Senior der Univerſität Lat dieſer Mann der hohen
Schule in trüben und freudigen Tagen ſeit 55 Jahren mit ün—
erſchütterlicher Liebe gedient, und dient ihr auch jetzt noch in
wahrhaft jugendlicher Nüſtigkeit.
Stuttgart. Der Sturm, theilweiſe ſchon am 9., haupt-
fächlich aber in der NMacht vom 9. bis 10. und den ganzen 10.
Wärz über hat ſich in den oberen Landesgegenden noch viel
frärfer als bei uns gezeigt. In ganz Oberſchwaben war er
ſehr bedeutend und hat da und dort' in Wälder geſchadet. Oer
Vodenſee ging ſo hoch, wie nur felten. Auf der Alb und dem
Schwarzwalde brach am 10. Morgens ein Gewitter aus In
Treudenſtadt ſchlug frühes Uhr der Blitz in den untern, mit
Schindeln gedeckten, Kirchthurm, die dorhandenen Auffang⸗
und Ableitungsvorrichtungen verachtend, und zündete. Schnelle
Hülfe und das von, vorausgegangenem Regenwetter durchnäßte
Holzpwerk, retieten Kirche und Stadt.
Fraukfurt, 14. März. Dem. Lindner hat in dieſel
Zagen ihren Koͤntrakt erneuert und mwird unſerer Bühne ver—
bleiben, was den Theaterfreunden gewiß angenehm ſeyn wird.
Wien, S. März. Die neuerlich erwaͤhnte Erfindung des
Hrn. Negrelli, mäßige Bergrücken mittelſt Dampfwagen auf
Eiſenhahnen überfahren zu konnen, iſt nur in der Benützung,
nicht im Grundſatzé ſelbſt neu, indem dieſer vollkommen der
der Kunſtſtraßen iſt, wobei die Höhen durch ſanft ſteigende
ſchiefe Ebenen überwunden werdel Hr. Negrelli nimmt diefe
Steigung auf 1: 200 an, wie ſie mit Dampfwagen von 12
bis 13 Zoll Zhlinder mit einer mittlern Ladung von 1600
Zentnern und einer Geſchwindigkeit von vier Meilen für Per—
ſonen und drei Meilen für Waaren auf die Stunde bei be—
ſtehenden Eiſenbahnen ſchon regelmäßig überſchritten wird.
Aus Thüriugen, 8. März. Der geheime Juſtizrath
Pr. Martin in Jena, der hochgefeierte Lehrer bei der juriſti⸗
ſchen Fakultät der dortigen Hochſchule, und älteres Mitglied
des Geſammtoberapellationsgelichls allda, deſſen Verdienſte und