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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 21 - No. 30 (22. Januar - 31. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42549#0097

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Kammerverhandlungen.

Karlsruhe, 21. Jan. 38. Sitzung der zweiten Kammer.
Der Präſident eröffnet die Sitzung mit der Beeidigung des neu
eingeführten Abgeordneten Landfried von Heidelberg.
Der Präſident des Miniſteriums des Innern, Frhr. v. Rüdt,
eilieſt ein allerhöchſtes Neſkript, wornach Se. k. H. der Groß—
herzog unter den drei von der Kammer als Kandidaten zur
Präfidentenwürde Gewählten den Abg. Bekk als Präſidenten
der Kammer zu beſtätigen geruht hat. Da hierdurch die Wahl
eines erſten Vizepräſidenten nothwendig gemacht wurde, ſo wird
ſofort dieſelbe vorgenommen, und der Adg. Bader, der bisher
die Stelle eines zweiten Vizepräſidenten bekleidet hHatte, mit 47
Stimmen unter 52 Botanten zum erſten gewählt. Die 5 übri—


Vahl des Abg. Bader zum erſten Vizepraͤſidenten wurde eine
zweite Wahl nothwendig, um ihn in der bisher bekleideten
Stelle als zweiter Vizepraͤſident zu erſetzen. Sie wurde alsbald
vorgenommen, und das Ergebniß war, daß der Abg! Treſurt
mit 235 Stimmen die Majorität erhielt. Nur eine Stimme
weniger erhielt der Abg. v. Itzſtein. Der Präſident Bekk
trat fein Amt mit folgender Rede an: „Dem Vertrauen und
dem Wohlwollen, welches Sie durch Ihre Präſidentenwahl ge—
gen mich an den Tag legten, ſo wie die Huld Sr. k. H.,
höchſtwelche die auf mich gefallene Wahl beſiätigten, verdanke
ich die ausgezeichnete Ehre, der erſte Beamte einex Verſamm⸗
lung zu ſeyn, welche in ihrer hervorragenden Richtung ſeit
einer Keihe von Jahren — gleich weit entfernt von ſtarrem
Widerſpruchsgeiſt, wie von niedriger Hingebung, eine würdige
Selbſtſtändigkeit der Geſinnung und des Handelns mit weiſer
Berückfichtigung der Verhältniſſe vereinigte, hierdurch eine hohe
moraliſche Wirkſamkeit erlangte, und ſich die Achtung unſeres
Volkes, ſo wie unſerer deutſchen Bruderſtämme erwarb. Meine
Herren! Ich kenne die Groͤße der Pflichten, die Sie durch Ihre
Wahl mir auferlegten, und zugleich das geringe Maß meiner
Kraͤſte, dieſe Pflichten zu erfüllen. Blicke ich dabei noch hin
auf meine beiden letzten Vorgänger, deren vortreffliche Verwal—
tung und deren Verdienſte Ihnen Allen noch in friſchem An—
denken ſind — ſo müßte ich, an gleichen Folgen verzagend,
die mir zugedachte Ehre ſchlechthin ablehnen, wenn ich nicht in
Ihrem Eifer und in Ihrer eigenen Anhänglichkeit für einen ord—
nungsmäßigen Gang der Geſchäfte eine Erleichterung für mich
in der Verwaltung meines Amtes fände, wenn ich nicht dabei
zugleich auf Ihre wohlwollende Nachſicht rechnen könnte. Mit
der Bitte um ſolche Unterſtützung und Nachſicht übernehme ich
daher das ſchwere Amt, und indem ich Ihnen fur Ihr mir
dargelegtes Wohlwollen und Vertrauen meinen aufrichtigſten
Dank ausdrücke, verbinde ich damit zugleich die Verſicherung,
daß ich dieſes Ihr Vertrauen wenigſtens durch meinen redlichen
und feſten Willen, durch Unpartheilichkeit und Geradheit in
der Verwaltung meines Amtes, wie überhaupt durch die Reinheit

meiner Geſinnungen und Beſtrebungen zu rechtfertigen ſuchen werde.

Der Abg. Bader war abveſend. Der Abgeordnete Tre—
furt richtetefolgende Worte an die Verſammlung: „Wenn,
wie ſolches bei unſerer Wahl des erſten Präſidenten der Fall
war, Alles ſich vereinigt, um den Tüchtigſten und Würdigſten
zu berufen, ſo iſt dieß ein in jeder Beziehung erfreuliches Ereigniß.
Meine Wahl verſetzt mich nicht in dieſelbe erfreuliche Lage, —
ich bin mir wohl bewußt, daß ich die zur Erfüllung der Pflich—
ten, zu denen Sie mich berufen, erforderten Eigenſchaften
del weitem nicht in dem Maß, wie meine Vorgänger beſitze;
ich bin mir bewußt, daß viele unter Ihnen dieſe Eigenſchaften
in hoͤherem Maße, als ich, beſitzen; Ihre Wahl bedarf daher,
wie ulir ſcheint, der Rechtfertigung, ich bedarf der Entſchul—
digung, wenn ich ſolche annehmé. Venn ich den Blick in
mein Inneres werfe, wenn ich mein öffentliches Leben ver mir
vorübergehen laſſe, ſo finde ich nur eine Eigenſchaft, welche
mich des Vertrauens und der Ehre, die Sie mir heute bezei—
gen, werth machen könnte, eine Eigenſchaft, in Hinſicht welcher
ich mich Jedem von Ihnen an dié Seite ſtellen darf. Es iſt
der Geiſt der Mäßigung, der Verſöhnung und Eintracht,
welchen ich bei jedem Anlaß zu beurkunden bemüht war; die—
ſem Geiſte, meine Herren, wollten Sie, wie ich glaube, Ihre
Anerkennung ſchenken, ihn wollten Sie ſelbſt ausdrücken, und
deßhalb danke ich Ihnen nicht allein in meinem Namen,
ſondern auch in dem des ganzen Vaterlandes!“ Garlsr. Zeit)



Speyer, 21. Jan. Da der Rheinſtrom von Eis wieder
ganz frei iſt, ſo wurde geſtern die hieſige fliegende Brücke wie—
der aufgeführt. Auch die Rheinbrücke bei Mannheim iſt wie—
der aufheführt worden. — In der hieſigen Zeitung leſen wir
einen Artikel vom Haardtgebirge, welcher nachzuweiſen ſucht,
wie unrecht gegen die Weinproduzenten gehandelt würde, wenn
von Seiten der deutſchen Zollvereinsſtaaten gegen Erleichterung
der Vieheinfuhr nach Frankreich der Zoll auf franzöfiſche Weine
ermäßigt würde, und wie der Nochtheil größer fegn würde,
als der dadurch zu erzielende Vortheil.

München, 18. Jan. Die Hinterbliebenen Jean Pauls
haben Sr. M. dem Koͤnig die eigenhändige Handſchrift vom
letzten Weke des Dichters, „Selina oder über die Unſterblich—
keit der Seele“ verehrt und Allerhöchſtderſelbe hat dieſe Gabe
huldvollſt anzunehmen und der hieſigen kön. Hof- und Staats—
bidliothek einzuverleiben geruht.

München, 19 Jan. Se M. der König hat geruht, den
kön. Kämmerer Grafen Eduard 8 Irſch, Hofmarſchall J. M.
der hoͤchſtſeligen Königin Karoline, zum Intendanten des kön.
Hoftheaters zu ernennen. Hr. v. Küſtner verläßt in den erſlen
Tagen Februars München, um ſich nach Italien zu begeben,
von wo er Ende April in Berlin eintreffen wird, um dort ſeine
Stelle als Generalintendant der koͤn. Schauſpiele und Cgpelle
anzutreten. —
 
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