Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

DOI Kapitel:
No. 61 - No. 70 (3. März - 12. März )
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42549#0257

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext






No. 63.






Speyer, 2 Lärz. Herr, Biſchof, van Heiſſel, bat in
einem unterm 28. Febr. an alle kathol. Geiſtlichen des dieſ—
ſeitigen Bisthums erlaſſenen Rundſchreiben, denſelben eröffnet:
Se. päbſtl. Heil. haben Ihn unterm 24. Sept. v. J. zum
Coadjutor des Hrn. Erzbiſchofs von Köln, mit dem Rechte
der Nachfolge, und zum apoſtoliſchen Adminiſtrator der Erz—
diöceſe erwählt, — Ihm aber auch zugleich den Auftrag und
die Vollmacht verliehen, bei Seinem Abgange aus der Diöceſe
Speher für deren unter Seiner Oberleitung zu führenden Ver—
waltung auf ſo lange Fürſorge zu treffen, bis anderweitige
Vorſehung gethan werde. Demgemäß verordne Er nun, daß


Oberhirte noch ſeyn werde, durch den Generalvicar, Hrn.
Domdechanten Dr. Weis, den Offieial, Hrn. Domprobſt Mil—


herigen Weiſe fortgeführt werde. Diefe einfache Mittheilung
wird genügen, um die Angaben zu berichtigen, welche verſchie—
dene öffentliche Blätter über eine neue Beſetzung des Biſchöf—
lichen Stuhles zu Speger aufgenommen haben. (Sp. 3.)

Frankfurt a. M., 28. Febr. Ein von einem Lehrer der
Vathemgtit, Schierek, bei unſerem Senat nachgeſuchtes Patent
für die Erfindung, mittelſt einer ganz neuen Wethode der An—
wendung thieriſcher Kräfte Laſten auf Land-und Waſſerſtraßen
fortzuſchaffen, iſt demſelben für einen Zeitraum von 5 Jahren
bewilligt worden. Ein anderes-Patent für den nämlichen Zeit—
raum wurde einem Hrn. Kayſer aus Mannheim für eine von
ihm erfundene neue Gattung Oellampen zugeſtanden, deren
von ihm hier in ſeiner Wohnung bewirkte Darſtellung wegen des
herrlichen Lichts, das ſie verbreilen, ſich großen Beifalls erfreute.

München, 28 Febr. Unferer derühmten Anſtalt für
Stasmalexei, welche die Fürſorge Sr. M. des Königs bei der
Porzellanfabrik gegründet und gebflegt hat, iſt nach Antrag des
Beheimenraths v. Klenze von Sr! M. dem Kaiſer von Rußland
die Beſtellung eines großen Glasfenſters gemacht worden, wel—
Des einen Theſl des prachtvollen Entwurfs bildet, den jener
Architekt für die innere Ausſchmückung der St. Iſaakskirche in
Petersburg gemacht hat. Dieſes Glasgemälde wird. die von
einer Glorie umgebene Geſtalt des auferſtehenden Heilands
darſtellen, welche eine Höhe von etwa 30 Fuß erreicht und
hierin alſo wohl alles übertrifft, was bis jetzk don der Hyalo⸗
graphik geleiſtet worden.

Bamberg, 2. März. S. £, H. der Großherzog von
Baden hat der Geſellſchaͤft für die Maindampfſchiffahrt die
Conceſſion bezuͤglich der badiſchen Flußſtrecke bereits ertheilt.
Von der freien Stadt Frankfurt, ſo wie den. andern Ufer—
ſtaaten dürfte ſie demnächſt erfolgen.

Wien, 25. Febr. Ein galiziſcher Hebräer, der ſich ſelbſt
Proſeſſor Dänemaͤrk nennt, bildet hier durch ſein erſtaunliches
Fedächtniß das Tagsgeſpräch und beſchäftigt ſelbſt die Foͤr—
ſhungen der Gelehrten. Schon in ſeinem zwoͤlften Jahre wuͤßte

er den ganzen Talmud auswendig. Den in ſeiner nationalen
chniſchen Tracht in Nichts von einem gewoͤhnlichen polniſchen


ſich im Salon des Fürſten Wetternich zu produziren, wozu aͤuch
ausgezeichnete hieſige Naturforſcher und Sprachkundige beigezo—
gen waren. Neben Beweiſen ſeines ungemeinen Gedächtniffes
wußte er (wie man ſich erzaͤhlt) auch den Inhalt unaufge—
ſchloſſener hebräiſcher Briefe anzugeben; legte man ihm ein Fe—
bundenes Buch vor, ſo betaſtete er wit den Fingern den Deckel
und bezeichnete die Sprache, in welcher es geſchrieben. Ward
in einem ihm freinden Buche ein Blatt eingebogen, ſo wußte
er das Wort zu nennen, welches durch die Spitze jenes Ein—
buges berührt worden iſt. Der Hebräer wurde bei'dein Abſchied
Len dem Fürſten mit einer goldenen Tabaksdoſe, worein eine
Vanknote von 100 fl C.-M. gelegt war, beſchenkt. Auch Se.
kſ. H. der Erzherzog Franz ließ den Profeffor zu einer Pro—
duktion zu ſich beſcheiden, die eben ſo zur höchſien Zufrieden—
heit ausfiel und ihm ein anſehnliches Geſchenk brachie. Prof.
Dänemark machte allen Ernſtes den Vorſchiag, wenn man die
geſammte Beſatzung von Wien ausrücken laͤſſen wollte und ihm
jeder Soldat ſeinen Namen nennen würde, ſo ſeh er im Stande,
ſie alle wieder der Neihe nach herzuſagen. Auch im Hauſe
des Frhrn. v. Nothſchild fand eine derartige Produktion ſtatt,
wobei auch der hieſige Oberrabbine Dr. Manheimer anweſend
war und wo es ſich hauptſächlich um den Talmud drehte.
Bezeichnete man Seite und Zeile dieſes großen Werkes, fo
wußte der Profeſſor den Inhalt derfelben anzugeben und das
Weitere auf- oder abwärts gus dem Gedächtniffe.

Köln, 28. Fobr. Sichern Pribainachrichten zufolge hat
Se. Maj,, kaum nach Berlin zurückgekehrt, den trkuen Rhein—
läͤndern einen neuen Veweis der koͤriglichen Huld dadurch er—
kennen zu geben geruht, daß, den Bünſchen des Volkes und
ſeiner Repräſentanten willfahrend, die Gleichheit gor dem
Geſetze und dem Richter in Straffachen wiederhergeſtellt,
und die rheiniſche Strafprozeßordnung, ſo wie mil dieſer
die Oeffentlichkeit des Verfahrens, in ihre Rechte wleder ein—
geſetzt worden ſind, welche ſeit dem Jahr 1834 durch eine
theilweiſe Einführung der altlaͤndiſchen Geſetzgebung weſent—
liche Beſchränkungen ferlitten hatte. Bei der großen Vorliebe,
welche die Rheinprovinz bei jeder Gelegenheit für die Erhaltung
ihrer Rechtsinſtitute an den Tag gelegt hat, und worin ſie
den Schutz der heiligſten Güter des Lebens anerkennt, konnte
derſelben ein erfreulicheres Geſchenk, als dieſe Wiederherſtellung.
der rheiniſchen Geſetze, nicht gegeben werden. Die Stimme
des Volkes und die Anſicht der mit dem königlichen Verttautn
beehrten Staatsmänner haben demnach Anerkennung unſeres
vielgeliebten Königs erhalten, und bietet dieſer Akt der koͤnig⸗
lichen Huld zugleich eine eben ſo große als erfreuliche Ausſiche
für die Geſetzzebung der ührigen Provinzen dar, mit Leren:
Reviſion man gegenwärtig beſchäftigt iſt. (Köln. 3.)
 
Annotationen